Netzwerk Sektenausstieg e.V.

Die nachfolgenden Berichte und Erfahrungen sollen Aussteigern dabei helfen, ihre eigene Situation besser einzuordnen. Außerdem erlauben sie auch Außenstehenden und „Interessierten“ einen realistischen Einblick in die Denkwelt, die im Inneren der Sekte herrscht. Wer einen Beitrag für diese Rubrik hat, ist herzlich eingeladen, ihn uns zukommen zu lassen.

Persönliche Gedanken zu seinem Leben eines ehemaligen Zeugen Jehovas der dritten Generation

Am 24. Dezember 1992 wurde in der New York Times vom Tode des Frederick William Franz (1893-1992) berichtet, dem vierten Präsidenten der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft.

Wir schreiben den Neujahrstag 2006. In den letzten Wochen habe ich viel über mein bisheriges Leben nachdenken müssen. Und zu diesem Leben gehören auch ca. 6 Jahre bei den ZJ.

Es war ein kalter Tag im Oktober 1982. Ich stand am Straßenrand und wartete - nicht etwa auf den Bus oder die Straßenbahn, sondern auf den 311er Wartburg Oldsmobile, der mich zum größten Ereignis in meinem Leben als Jugendlicher fahren sollte - meine Taufe als Zeuge Jehovas.

Die Umstände, die dazu führten, dass ich dieser - heute sage ich: Sekte - beitrat, hatten schon etwas Seltsames, eher Untypisches. Ich weiß nicht einmal, ob meine Eltern zum Zeitpunkt meiner Taufe Zeugen Jehovas waren. Das hat Gründe, die ich an dieser Stelle nur ansatzweise erklären kann.

Jetzt, obwohl ich schon einige Jahre kein Zeuge Jehovas mehr bin, schreibe ich zum ersten Mal die ganze Geschichte auf.

Ich bin in "die Wahrheit" hineingeboren worden. Meine Vorschulkindheit habe ich eigentlich gar nicht in so schlechter Erinnerung, nur dass mir manchmal in den Versammlungen langweilig war.