Die nachfolgenden Berichte und Erfahrungen sollen Aussteigern dabei helfen, ihre eigene Situation besser einzuordnen. Außerdem erlauben sie auch Außenstehenden und „Interessierten“ einen realistischen Einblick in die Denkwelt, die im Inneren der Sekte herrscht. Wer einen Beitrag für diese Rubrik hat, ist herzlich eingeladen, ihn uns zukommen zu lassen.
- Olive
Hallo,
ich wurde 1980, als älteste Tochter, in eine Zeugen Jehovas Familie geboren, außer mir gab es noch zwei Geschwister.
Meine Großeltern lebten im selben Ort wie wir. Mein Großvater ist Ende der 60er Jahre in ein Hilfe-Not Gebiet gezogen und war nun in dieser Versammlung Vorsitz führender Aufseher. Er hatte kurz vor 1975 sein gesamtes Hab und Gut verkauft, das Haus und seine Lebensversicherung, und hat alles der Organisation gespendet. Danach musste er bis zu seinem Tod in seinem eigenen Haus Miete zahlen.
- Marion
Meine Eltern waren Zeugen Jehovas, als ich geboren wurde - und sind es bis heute. Die Familie meiner Mutter, mit der wir am häufigsten zusammen waren, war das nicht. Und doch sorgte mein Vater mit strenger Hand dafür, dass wir uns an die Regeln hielten und wenn das bedeutete, uns mit Schlägen unter Omas Weihnachtsbaum weg zu holen, weil wir kein Weihnachten feierten.
- darcie
Man schrieb den 29. Dezember 1979. An diesem Tag erblickte ich zum ersten Mal das elektrische Licht der Welt.
Klein, blau, Nabelschnur dreimal um den Hals gedreht und ab heute eine kleine Mitbürgerin dieser schönen Welt. "Ist sie wirklich so schön?" Nun ja, das kleine Bündel würde sehen, was die Welt für es bereit hält.
- Alice
Als meine noch nicht volljährige Zwillingsschwester unsere Familie verließ um einen Bruder in einer anderen Stadt zu heiraten, war ich sehr unglücklich. Auf der Hochzeitsfeier gab es noch einen Bruder, der sehr traurig war. Markus, der beste Freund meines Schwagers.
Ich saß etwas Abseits der Hochzeitsgesellschaft und Markus setzte sich zu mir. Er meinte, er würde ein Lied kennen, was gerade passen würde und fing an zu singen: Tom Waits „Better off without a wife“. Es ist sehr sarkastisch und handelt davon, dass man ohne Frau doch besser dran sei. Das Markus mir das Lied vorsang, tröstete mich.