Ich war fünf Jahre lang Jehovas Zeugin, und in etwa vier davon versuchte ich, unabhängig zu denken. Es war ein Prozeß, und als ich zuerst erkannte, daß die Wachtturm-Gesellschaft einige biblische Manipulationen versteckte, heulte ich eimerweise und hatte Angst, darüber zu sprechen (selbst mit meinem Mann).
Dann entwickelten sich die Dinge und eine andere Schwester und ich forschten privat gemeinsam eine ganze Menge nach, woraus wir langsam ein Muster für die Täuschung der Wachtturm-Gesellschaft enträtselten. Ich habe nur Nachschlagewerke der Zeugen Jehovas und ein paar Bibeln zusammen mit einigen Konkordanzen usw. benutzt, und herausgearbeitet, daß das "gegenwärtige Königreich" und ihre großspurige "Offenbarung" ein großer Schwindel waren.
Aufgrund unserer ereignisreichen Reise in den Wachtturm wußten wir eine ganze Menge über Leute, die "Verantwortung" trugen. Als ich in dem, was ich für mich herausfand, immer sicherer wurde, begann ich Briefe zu schreiben, dem Bethel Fragen zu stellen -- an das Schreibbüro usw. So wie ich weiterkam, wurden drei Angriffslinien auf mich zurückgeworfen. Die erste war: "Zerbrich dir darüber nicht deinen kleinen Kopf, Schwester." Das machte mich noch entschlossener.
Dann griff man zu "Angsttaktiken", um zu sehen, ob mich ein Rechtskomitee oder so etwas ruhig halten würde, und schließlich die aalglatte Option, wie man mich "überzeugen" könne, wie ich die Dinge sehen sollte. Meine Schallmauer war letzten Juni (1995) erreicht, als ich nicht mehr weiter konnte und von mir aus die Gemeinschaft verließ (glücklicherweise auch mein Mann).
Meine Zeit in der Wachtturm-Gesellschaft war qualvoll, weil ich mir so viele Sorgen über alle jene machte, die irregeführt wurden, und ich fühlte mich so klein, so winzig, um das Wachtturm-Monster zu bekämpfen - obwohl ich gelegentlich ein großes Mundwerk habe. Ich hatte keinerlei Material gelesen, das gegnerisch zur Wachtturm-Gesellschaft eingestellt war; ich wußte nicht, daß es so etwas gibt. Alles, worauf es mir ankam, war, daß ich ein reines Gewissen behielt und hinausging. Mein Mann und ich hatten außer einer Schwester, die mir nahe stand und die gerade ausgeschlossen worden war, keinerlei Unterstützung.
Wie wurde ich dann zum Internet geführt? Eigentlich hat es der Wachtturm für mich getan. Einige Älteste in der Versammlung, zu der ich gehörte, kamen mit den wildesten Geschichten über mich heraus, und ein "wichtiger" Mensch aus unserem Bethel beschuldigte mich, eine Organisation gegen die Wachtturm-Gesellschaft im Internet zu betreiben. Das war eine völlige Überraschung für mich! Ich hatte nie Zugang zum Internet gehabt, so beschlossen mein Mann und ich, es zu Hause einzurichten und sich dort einmal umzusehen. Nach etwa sechs Wochen des Studiums von Artikeln von JesWits usw. empfand ich große Erleichterung, daß es draußen mehr Leute gab, die ihr eigenes Denkvermögen benutzten, und es schien mir, daß einige eigentlich eher um die "Wahrheit" kämpften, statt die Lügen bedeckt zu halten.
Ich nahm Kontakt mit Kent über seine Website auf und fragte ihn, ob er einen Artikel haben wollte, der in die Rubrik "Neues Licht" paßte, da ich bemerkt hatte, daß über einige der Punkte, die ich gesammelt hatte, noch niemand etwas geschrieben hatte. Das war eine Hilfe für mich, denn ich empfand, daß ich zumindest etwas herausbringen konnte, daß anderen vielleicht eine Hilfe sein konnte, aus dem Wachtturm-Loch herauszukommen.
Kent fragte uns, ob wir mit irgendwelchen Mail-Gruppen usw. zu tun hatten. Um ehrlich zu sein, ich hatte ursprünglich keinerlei Hilfe gewünscht (oder die Notwendigkeit empfunden), so habe ich ein bischen gezögert ... aber ihr wißt ja, wie Kent einen überzeugen kann.
Wie hat mir das Internet dann wirklich geholfen? Nun, mit einem immer größer werdenden Umfang an gut recherchiertem Material, das ich viele Male kopieren konnte, um anderen besser zu helfen. Und das Hauptproblem, das mir immer wieder von anderen Zeugen Jehovas vorgetragen wurde, war: "Aber ihr seid alleine; wohin sollen wir gehen, wenn wir den Wachtturm verlassen?" Es hat sie ermutigt, herauszukommen, wenn ihnen gezeigt werden konnte, daß draußen viele weitere Menschen sind, die sich nicht davor fürchten, die Stimme gegen die Lügen der Wachtturm-Gesellschaft zu erheben. Für mich selbst war das der beste Teil, mich von den Wunden des Wachtturms zu erholen - anderen wirkungsvoller zu helfen, als nur mit meinen eigenen Untersuchungen.