Das Internet spielte eine wichtige Rolle auf der letzten Etappe meiner Reise von den Zeugen weg. Ich sage deshalb "Reise", weil es fast 27 Jahre von der Zeit an brauchte, als ich die ersten schweren Zweifel hatte, bis zu dem Punkt, wo ich "Genug" sagte.
Während dieser Jahre fand ich regelmäßig Bereiche, in denen die Lehre der Wachtturm-Gesellschaft nicht mit der Realität in Einklang stand. Dies führte dazu, daß ich 1984 "untätig" wurde. Danach versuchte ich, Antworten von Angehörigen und von Zeugen Jehovas am Orte zu erhalten. Da das nichts fruchtete, begann ich 1990 mit einer ernsthaften Untersuchung der Fehlschläge der Versuche der Wachtturm-Gesellschaft, über Wissenschaft zu lehren, insbesondere im Hinblick auf die Flut der Tage Noahs und die Kontroverse Evolution/Schöpfung. Innerhalb von sechs Monaten wußte ich, daß vieles von dem, was die Gesellschaft über Wissenschaft zu lehren hatte, Unsinn war. Anfang 1992 begann ich, in Bücher und anderes Material, das sich kritisch mit den Zeugen auseinandersetzte, hineinzuschauen. Vorher hatte ich kaum von deren Existenz gewußt und auch nie so etwas gelesen.
Im Sommer 1992 wurde ich auf das Internet aufmerksam und fand sofort eine heiße Diskussion über das Wachtturm-Buch Das Leben - Wie ist es entstanden? Durch Evolution oder durch Schöpfung? in den Usenet-Gruppen talk.origins, sci.skeptic und talk.religion.misc. Natürlich steuerte ich, nachdem ich selbst gerade eine 200-seitige Kritik geschrieben hatte, meine Kommentare zu den Diskussionen der Newsgruppen bei, von denen einige zu FAQs [Zusammenstellung häufig gestellter Fragen] wurden. Ich begann, in t.r.m. viel Material über die Geschichte der Zeugen Jehovas, besonders aus Russells Zeit, zu plazieren. Schließlich fand ich die religiösen Newsgruppen soc.religion.christian und soc.religion.christian.bible-study und plazierte dort viel Material. Manchmal verteidigte ich gewisse Vorstellungen der Zeugen Jehovas, aber meistens plazierte ich gut recherchierte Kritik.
Ich traf während dieser Zeit auf viele Leute, die an den Zeugen interessiert waren - Zeugen, Exzeugen, Anti-Zeugen und Neutrale. Die meisten der Zeugen hörten mit dem Plazieren schließlich auf, aber einige änderten ihren Sinn und gehören nun zur Philia-Familie, die, wie ich vermute, eine Menge Zeugen dahingehend beeinflußt hat, ihre Religion näher zu untersuchen. Ich traf auch auf viele Exzeugen, die gute Freunde von mir geworden sind. Meine engste ist natürlich Amanda, die ich bei der allernächsten Gelegenheit heiraten will. Wir trafen aufeinander, als sie mir 1993 zu einigen meiner t.r.m-Mails schrieb.
Die vielen Diskussionen, die ich mit Menschen in verschiedenen Foren hatte - die Internet- Newsgruppe, Philia, Jesus-Witnesses, America Online und private E-Mail -, haben mir schlüssig gezeigt, daß die Zeugen, wie viele andere Kontrolle ausübende Religionen, Menschen ganz gewaltig verletzen können. Ich habe bis jetzt die Lebensgeschichten Dutzender Exzeugen gelesen, und sie alle haben als gemeinsames Thema die Verletzung durch diese manchmal wohlmeinenden, aber gründlich Orwellschen religiösen Leute.
Das Gefühl, zu einer Gemeinschaft zu gehören, ist für die meisten Menschen wichtig, und die Exzeugen bilden da keine Ausnahme. Wir sind vielleicht in vielerlei Weise nicht "eines Sinnes", aber bestimmt freuen wir uns darüber, daß wir nicht mehr einer selbstsüchtigen, selbstgefälligen und oftmals despotischen religiösen "Autorität" verantwortlich sind, die behauptet, für Gott zu sprechen.