Auf der Mitgliederversammlung der Zeugen Jehovas in Selters am 21. Oktober 2000 wurde auch auf die Verhandlung in Karlsruhe Bezug genommen.

Ansprache von Herrn Rudke über Neues aus dem Bethel:

Was auch in Interviews und Einzelgesprächen immer wieder aufkam, war die Frage: 'Warum wollt ihr denn überhaupt KdöR werden?', und es ist wahrscheinlich so, daß auch viele Brüder danach fragen. Wenn wir jetzt hier die Frage im Saal stellen würden, 'wer weiß warum wir Körperschaft werden und wer weiß es nicht?', -machen wir jetzt nicht-, glaub ich, daß auch die meisten von uns es nicht so richtig wissen. Das macht aber überhaupt nichts. Für uns ist viel wichtiger, daß wir Matt. 24 und 28 kennen, als zu wissen, warum wir Körperschaft werden wollen.

Ich will es aber trotzdem sagen, mit vier Gründen kurz erwähnen, daß wir auf jeden Fall nicht Körperschaft werden wollen um Kirchensteuer einzuziehen. Wir wollen auch nicht Körperschaft werden um in den Rundfunkrat eintreten zu können. Wir wollen auch nicht Körperschaft werden, um Militärseelsorge zu betreiben, oder Schulunterricht zu erteilen. Das sind die Schlagworte, mit denen man uns ablehnen will.

Aber wir sagen folgendes: Die KdöR ist die Rechtsform, die es uns am besten möglich macht unsere Religionsstruktur umzusetzen. Denn die ist ja nicht demokratisch, das wissen wir. Die Ernennungen kommen von der leitenden Körperschaft, die Struktur unserer Versammlung wird auch nicht durch Wahl bestätigt, sondern durch Ernennung, durch Berufung, durch Zuteilung. Während die Demokratie alles über Wahl macht, machen wir es durch Ernennung. Und deswegen läßt sich die Struktur, die wir haben, mit dem Vereinsrecht einfach nicht decken. Aber über eine Körperschaft, der dann gesagt wird, ihr habt ein eigenes Kirchenrecht, das ihr aufstellen dürft, da könnte man unsere Struktur problemlos nachvollziehen.

Ein zweiter Grund ist, daß wir sagen, die Rechtsform KdöR zu werden, steht allen großen Kirchen schon seit 1919 zu. Und wir sind eine große Kirche, nämlich die sechstgrößte in Deutschland.

Drittens könnten wir sagen, dieser Körperschaftsstatus ermöglicht die garantierte Religionsfreiheit am optimalsten. Religionsfreiheit ist im Gesetz verankert, Artikel 4. Religionsfreiheit wird auch im europäischen Gesetz sehr stark herausgestellt. Es heißt also, keine Religion darf behindert werden, sondern die Religionsfreiheit muß frei fließen können, dazu gehören auch Privilegien. Diese Privilegien haben wir als Körperschaft, aber nicht als Verein. Und deswegen möchten wir KdöR werden. Es ist die Rechtsform die uns zusteht. Wir können unsere Religion am besten ausüben, wir können Religionsfreiheit am positivsten praktizieren. Es ist auch so, daß wir unsere Kirchen, wie sie sagen, unsere Anbetungsstätten unsere Königreichssäle, durch die Körperschaftsrechte auf bessere Weise bauen können und einfacher zu Grundstücken kommen, wie es im Moment der Fall ist. Das sind so einige Gründe, warum wir sagen, wir wollen das.

Vielleicht noch ganz kurz zu dem anderen Thema. Wir haben zwei Vereine jetzt ja hier, das wißt ihr, wir haben die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in Deutschland und die Wachtturm-Bibel- und Traktat-Gesellschaft der Zeugen Jehovas und manchmal kann es sein, daß man sich fragt: Warum sind beide notwendig und sind beide auch in der Form auch aktiv wie es sein muß? Beides ist der Fall. Beide Vereinigungen sind religiös tätig, um das ganz kurz abzukürzen. Die Religionsgemeinschaft versorgt die Versammlungen und die Verkündiger und die Wachtturm-Gesellschaft versorgt die Vollzeitdiener, Sonderpioniere, Reisende Aufseher, Bethelmitarbeiter und die Kongresse. Beide haben also ihre religiöse Tätigkeit, beide sind berechtigt, beide sind eingetragene Vereine. Aber die Religionsgemeinschaft der ZeugenJehovas möchte eben KdöR werden, weil uns dieser Status zusteht, weil die Religionsfreiheit besser garantiert wird und weil wir unsere Religion besser in der Struktur umsetzen können.

Aber das alles ist noch im Werden, wir anbefehlen das Jehova, und sind sehr sehr tief davon überzeugt, daß nichts anderes in diesem Land geschehen wird, nichts anderes, als der Wille Jehovas. Aber wir wollen unser Teil dazu beitragen, den Willen Jehovas umzusetzen, fest im Willen Jehovas zu stehen, wie unser Jahrestext sagt und als Zeugen mutig vorangehen.