Es ist immer wieder das Gleiche. Da schwängert ein 78jähriger Zeuge Jehovas seine Tochter und bringt anschließend das Baby um und die Versammlung tut alles, damit die Sache nicht an die Öffentlichkeit kommt.

Ein Fall, der viele Parallelen zu ähnlichen Missbrauchsfällen hat. Geschehen im Jahre 1977 im dänischen Nordjütland und bis heute noch nicht aufgeklärt.

Jehovas Zeugen behindern Morduntersuchung

HIMMERLAND: Der Hintergrund der betroffenen Familie als Zeugen Jehovas behindert Polizeiuntersuchung in einem Mordfall im Polizeidistrikt Løgstør, wo ein 78 Jahre alter Mann beschuldigt wird, ein Kleinkind getötet zu haben, das er im Jahre 1977 von seiner eigenen Tochter erhielt.

"Es handelt sich hier um eine völlig geschlossene Gesellschaft, und das kompliziert die Polizeiuntersuchung", sagt die Anklägerin, Vizepolizeichefin Lise-Lotte Bell. Die Untersuchung der Polizei geht schon seit vier Monaten vor sich und kommt schlecht voran, und es ist, so die Anklägerin, noch zu früh zu sagen, ob der Fall gegen das verheiratete Paar zur Anklage kommt.

Der Leiter der Information bei den Zeugen Jehovas, Erik Jørgensen, steht in enger Verbindung mit der örtlichen Gruppe von Ältesten im Bezirk Himmerland, wo der Fall sich zutrug. "Ich stimme nicht zu, dass die Polizei mit einer geschlossenen Gesellschaft zu tun hat. Die Ältesten der Ortsversammlung haben den Fall angezeigt und arbeiten während der Untersuchung eng mit der Polizei zusammen", sagt er.

Die Vizepolizeichefin stimmt dieser Erklärung nicht zu. "Es ist richtig, dass sie den Fall angezeigt haben. Aber abgesehen davon waren sie nicht sehr kooperativ", sagt Lise-Lotte Bell.

Was die Anklägerin Widerstreben nennt, bezeichnet Erik Jørgensen als Vorsicht. "Wer die Eltern kennt, hat Schwierigkeiten, der Beschuldigung zu glauben, daher mögen sie Vorbehalte haben", sagt er.

Knud Jesperson aus Skive, seit 30 Jahren Zeuge Jehovas, berichtet uns, dass die Zeugen nicht automatisch zur Polizei gehen, wenn sie Kenntnis von einem Verbrechen haben. Sie gehen zu "den Ältesten", den Führern der Organisation, die wiederum entscheiden, ob die Information der Polizei überbracht werden soll. "Jehovas Zeugen sind eine geschlossene Gesellschaft. Ein Staat im Staat. Gleichzeitig ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Zeugen nicht in der Gesellschaft in Misskredit gebracht werden. Deshalb werden sie zweifellos alles tun, um einen Fall wie diesen zu unterdrücken, wenn sie Kenntnis darüber erlangen", sagt Knud Jesperson.

Quelle: NORDJYSKE Stiftstidende (Dänemark), 13.05.2001
Autor: Lars Teilmamm