Erstaunlicherweise finden wir in den 10 Geboten keinen Hinweis auf irgendein Blutverbot aber um so mehr Erklärungen über den Sabbat (2. Mose 20:8-11). Das sogenannte 4. Gebot erstreckt sich nämlich gleich über die Verse 8-11 des 20. Kapitel aus 2. Mose, das scheint die Wichtigkeit des Sabbatgesetzes deutlich zu machen. Hinweise auf ein Blutverbot finden wir erst später im Kontext des mosaischen Gesetzes. In 3. Mose 17:12-14 wird zum Beispiel auszugsweise erklärt: "keine Seele von euch, auch kein ansässiger Fremdling der als Fremdling in eurer Mitte weilt, soll Blut essen (Vers 12). Denn die Seele von jeder Art Fleisch ist sein Blut... Jeder der es ist, wird vom [Leben] (hier Einfügung der Übersetzer) abgeschnitten werden." (Vers 14)

Andererseits durfte man dann laut 5. Mose 14:21"dem ansässigen Fremdling, der innerhalb deiner Tore ist, oder dem Ausländer" tote oder erstickte (also nicht ausgeblutete) Tiere schon mal verkaufen. Das scheint eine gewisse Relativierung des sonst so streng dargestellten Blutverbotes anzudeuten. Vor allem wenn man noch einmal zu 3. Mose 17: 15 zurückgeht, dann sehen wir, dass jemand nur noch als Unreiner gilt, wenn er etwas "von einem wilden Tier Zerrissenes" isst. Diese Unreinheit wäre dann durch diverse Reinigungszeremonien (wie z.B. Baden und waschen der Kleider) zu beseitigen.

Weiterhin bestätigt 1. Samuel 14:32-35 diesen Gedanken, denn nachdem das Volk sündigte, indem es nichtausgeblutetes Fleisch aß, genügte offenbar eine Zurechtweisung von König Saul, danach das Schlachten in der richtigen Art und Weise und der Bau eines Altars - sicherlich zur Sühne- und die Sache war bei Gott erledigt.

All dieses hin und her können wir beim Sabbatgesetz (deutlich zum wiederholten mal dargelegt in 2. Mose 31:14 und 35:2) nicht finden, im Gegenteil, da wurde schon mal jemand wegen Holzsammeln am Sabbattag von Gott zum Tode verurteilt und von der Gemeinde Israel gesteinigt- nachzulesen in 4. Mose 15: 32-36.

Ausgerechnet dieses strenge und deutlich formulierte Sabbatgesetz scheint Jesus nun auszuhebeln, in dem er zum Beispiel mit seinen Jüngern an diesem heiligen Ruhetag durch die Getreidefelder pilgert und nichts dabei findet, als diese ihren Hunger durch das abpflücken der Ähren stillten oder später sogar selbst eine Person mit einer verdorrten Hand und danach noch mehr Menschen heilte(Matthäus 12:1-15). Wohlbemerkt, das Sabbatgesetz war damals noch in Kraft!

Einige wichtige Kernaussagen in diesem Kapitel scheinen gut mit der heutigen Blutverbotsproblematik vergleichbar zu sein. Das soll folgende Übersicht deutlich machen.

>Aus Matthäus 12
Jesu Frage und Antwort: "10 Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?"
Heutiger Fragesteller oder Frage von Jesus an die WTG?: "Ist es erlaubt, mit Blut jemandem das Leben zu retten?"

Jesu Frage und Antwort: 11 Welcher Mensch unter euch, der ein einziges Schaf hat wird dieses, wenn es am Sabbat in eine Grube fällt nicht ergreifen und herausheben?
Heutiger Fragesteller oder Frage von Jesus an die WTG?: Welcher Mensch unter euch, der einen einzigen Sohn hat, wird diesen, wenn er einen schweren Unfall hat, nicht in eine Klinik geben, damit ihm die bestmögliche Hilfe zuteil wird, und wenn unbedingt nötig auch mit Blutübertragung?

Jesu Frage und Antwort: 12 a Wenn man alles in Betracht zieht: Wie viel wertvoller ist doch ein Mensch als ein Schaf!
Heutiger Fragesteller oder Frage von Jesus an die WTG?: Wenn man alles in Betracht zieht: Was ist wertvoller als ein Menschenleben?

Jesu Frage und Antwort: 12 b Somit ist es erlaubt, am Sabbat etwas Vortreffliches zu tun.
Heutiger Fragesteller oder Frage von Jesus an die WTG?: Somit müsste es erlaubt sein, mit Blut etwas Vortreffliches zu tun.

Außerdem bezog sich das Verbot, Blut zu sich zu nehmen, in allen Gesetzen Gottes nur auf den Ernährungsbereich (angefangen von dem Gebot an Noah in 1. Mose 9:4 bis zu den ersten Christen in Apostelgeschichte 15) Wenn zu den "Dingen, die Götzen geopfert wurden" auch Fleisch gehört - und das war meist der Fall - dann erfährt doch gerade dieses Gebot (Apg. 15:29) durch Römer 14:1-4 und noch mehr durch 1. Korinther 8:1-8 eine starke Abschwächung, denn dort wird auf einmal erklärt: "Was nun das essen von Speisen betrifft, die Götzen dargebracht wurden sind, so wissen wir, dass ein Götze nichts ist in der Welt... (Vers 4) ... Aber Speise wird uns bei Gott nicht empfehlen; wenn wir nicht essen, haben wir keinen Nachteil und wenn wir essen, ist dies für uns kein Verdienst." (Vers 8).Wer wollte nun ernsthaft behaupten, dass ausgerechnet der zweite Teil der christlichen Ernährungsvorschrift "sich des Blutes zu enthalten" aus Apg. 15 unbedingt absolut und auf jede Art Blutaufnahme anzuwenden ist, auch wenn das Leben auf dem Spiel steht? Wenn eine Einschränkung im Falle des Opferfleisches, also "den Dingen die Götzen geopfert wurden" gemacht wurde, dann ist es durchaus vernünftig, auch einen Unterschied zwischen Blutaufnahme zu Nahrungszwecken und Bluttransfusion zur Lebensrettung zu machen, natürlich war die medizinische Verwendung von Blut damals noch nicht bekannt, sonst hätten die Apostel sicher auch eine entsprechende Erklärung abgegeben. Wenn Gott der Lebengeber ist, und ihm somit das Blut als Symbol des Lebens zurückgegeben werden soll (symbolisch auf die Erde gießen) dann kann man sich schwer vorstellen, was dieser liebevolle Gott ausgerechnet gegen diese höchst erhabene Verwendung dieses Lebenssaftes einwenden sollte, was ist Gott wichtiger, das Leben oder dessen Symbol?Ist überhaupt Jehova Gott als Geist (Johannes 4:24) irgendwie auf eine organische Substanz wie das Blut angewiesen? Aus der Bibel erfahren wir, das Jehova keine Menschenopfer will und ihm das Leben sehr wichtig, ja sogar heilig ist. Ein Todesfall aufgrund von falsch verstandenem Gehorsam gegenüber Geboten, die nicht von Gott, sondern Menschen ausgelegt werden, käme solchen Menschenopfern gleich.Den richtigen Respekt bringen dem Blut heute in der Weise zum Ausdruck, dass wir es nur so verwenden wie Gott bestimmt hat, also nicht als Nahrung missbrauchen und selbstverständlich nicht leichtfertig vergießen.Aber wenn es zur Lebenserhaltung dient, dann erfüllt das Blut gerade den Zweck, zu dem es von unserem himmlischen Vater geschaffen worden ist, weil eben das Leben und damit das Blut heilig ist.