Erst 1997 hat die Wachtturm-Gesellschaft in Frankreich ganz feierlich eine neue Niederlassung mit Verwaltungsgebäude und Druckerei eingeweiht. Wieder einmal hatten unzählige freiwillige Helfer in ihrer Freizeit zugepackt, um den Immobilienbesitz des Weltkonzerns um eine weitere Liegenschaft zu bereichern.

Und wieder war vor allem vom "Segen Jehovas" die Rede, dem dies alles zu verdanken sei. Nach den Worten der zahlreichen Festredner sollte die neue Druckerei dazu dienen, dem Volk Gottes die "geistige Speise zur rechten Zeit" zu liefern und allen "wahrheitsliebenden Menschen" mit dem "Wasser des ewigen Lebens" zu versorgen.

Mit anderen Worten, es ging darum, Literatur aus dem Wachtturm-Verlag zu drucken und dafür Lizenzzahlungen an die Zentrale in Brooklyn abzuliefern.

Doch irgendwie scheint das mit dem Segen Jehovas nicht so richtig zu klappen. Oder es gibt Gründe, die wichtiger sind als das gedruckte "Wasser des Lebens". Auf jeden Fall ist jetzt aus internen Wachtturm-Kreisen zu hören, daß zumindest die Druckerei in Frankreich schon wieder geschlossen werden soll. Der Grund: der französische Staat besteht darauf, daß alle in im Hause Wachtturm beschäftigten Menschen sozialversichert werden. Eine Sache, die für jeden "weltlichen" Arbeitgeber zur Selbstverständlichkeit gehört, die aber von der WTG offensichtlich als unnötig angesehen wird. Die Produktion soll daher ins benachbarte Großbritannien verlagert werden, wo man die Gläubigen offensichtlich noch beschäftigen kann, ohne sich über ihre Lebensgrundlage im Alter Gedanken machen zu müssen.

Es ist zu hoffen, daß das Beispiel Frankreich Schule macht und auch die deutschen Behörden bald ein Auge auf den mit Abstand größten europäischen Fertigungskomplex der WTG werfen. Denn auch in Selters arbeiten Menschen, für die es weder Kranken- nach Sozialversicherung gibt.