Dass die Zeugen Jehovas sich im sozialen Bereich engagieren, dürfte wohl selbst langjährigen Mitgliedern unbekannt sein. Schließlich hat man ihnen jahrzehntelang eingeimpft, dass diese Welt ein Teil von Satans System sei, bald vernichtet werde und es daher reine Zeitverschwendung sei, sich aktiv für dieses sterbende System einzusetzen.

So stellte zum Beispiel der Wachtturm vom 1.1.1993 die Frage: "Welche Verantwortung haben Christen, die Verschmutzung unserer Umwelt zu verringern?" und gab dann die jedem Zeugen Jehovas geläufige Antwort: "Deshalb setzen wir uns und unsere Mittel für die göttliche Lösung ein und versuchen nicht, die äußerlichen Symptome zu kurieren." Typisch auch die Aussage im Wachtturm vom 15.04.1993: "Als Jesus auf der Erde war, versuchte er nicht, all die sozialen Probleme seiner Zeit zu lösen. Wenn Jehova durch sein messianisches Königreich seine gerechten Grundsätze weltweit durchsetzen wird, werden Umweltprobleme ein für allemal gelöst sein." (WT 15.04.1993).

Umso erstaunlicher ist, was Werner Rudtke als Vertreter der Zeugen Jehovas anlässlich einer Anhörung vor der Enquete Kommission "Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements" am 11. Mai 2001 im Deutschen Bundestag von sich gab. Da wurde von einer Hilfe für Kranke und Alte berichtet, von einer seelsorgerischen Betreuung, von Hilfeleistungen in Katastrophenfällen und es wurde die Religionsgemeinschaft als ein Werk dargestellt, dass das freiwillige soziale Engagement des Einzelnen fördere. Aussagen, die geradezu absurd klingen, wenn man weiß, dass die Wachtturm-Gesellschaft nichts, aber auch absolut nichts tut, was man als soziales Engagement für die Öffentlichkeit bezeichnen könnte.


Stellungnahme von Jehovas Zeugen an die Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements"

Freiwilliges Engagement in Menschenbild und Selbstverständnis

Der Mensch als Schöpfung Gottes

Jehovas Zeugen sind in ihrem täglichen Handeln von ihrer biblischen Vorstellung geprägt, die den Menschen als direkte Schöpfung eines persönlichen Gottes versteht. Aus dem ersten Menschenpaar sollte eine Menschheitsfamilie entstehen, der die Erde anvertraut war, um sie für alle Menschen zu einer paradiesischen Wohnstätte zu gestalten (Bibelbuch Genesis 1,27.28; 2,15 1 ). Jeder Mensch ist Gott als seine Schöpfung wertvoll (Bibelbücher Johannes 3,16; 1. Timotheus 2,4); jedem begegnet Gott mit Liebe ungeachtet seiner Herkunft, Rasse oder Hautfarbe (Bibelbuch Apostelgeschichte 10,34.35), so daß alle ein enges persönliches Verhältnis zu ihm als Lebensgrundlage haben sollten (Bibelbuch Apostelgeschichte 17,26.27). Auf dieser Grundlage verdient jede Person als Schöpfung Gottes Achtung, Respekt und Liebe. Daraus ergibt sich eine Verantwortlichkeit der persönlichen Lebensführung gegenüber Gott (Bibelbücher Galater 6,4.5; Römer 14,12). Das persönliche Verhältnis zu Gott wird zur Motivation jedes einzelnen, Verantwortung gegenüber seinem Mitmenschen und der Umwelt zu übernehmen. Diesem Verständnis wohnt allerdings auch die Selbstverständlichkeit inne, daß jedes Engagement freiwillig erfolgt, so wie jeder einzelne Art und Umfang seines Tätigwerdens selbst bestimmt und verantwortet („Jeder gebe, wie er es sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht verdrossen und nicht unter Zwang; denn Gott liebt einen fröhlichen Geber", Bibelbuch 2. Korinther 9,7).

Christliches Menschenbild

Die Notwendigkeit des Engagements für seine Mitmenschen wird durch das christliche Verständnis vertieft. Gottesdienst ist daher mit dem Dienst am Nächsten unmittelbar verknüpft („Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst", Bibelbuch Matthäus 22,39; „Deshalb wollen wir … allen Menschen Gutes tun, besonders aber denen, die mit uns im Glauben verbunden sind", Bibelbuch Galater 6,10; „Wenn jemand Vermögen hat und sein Herz vor dem Bruder verschließt, den er in Not sieht, wie kann die Gottesliebe in ihm bleiben?", Bibelbuch 1. Johannes 3,17; „Ein reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem Vater, besteht darin: für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind", Bibelbuch Jakobus 1,27).2 Erfüllung und Sinn im Leben liegen somit im freudigen Dienen gegenüber seinen Mitmenschen (Bibelbuch Apostelgeschichte 20,35). Christus betonte die Selbstlosigkeit des Gebens, die durch Verzicht auf jegliche Gegenleistung zum Ausdruck kommt (Bibelbuch Matthäus 10,8).

Aus ihrem Glaubensverständnis heraus ergreifen die einzelnen Zeugen Jehovas die Initiative, um anderen zu helfen. Da sich die Motivation in der Religiosität des einzelnen begründet, findet freiwilliges Engagement in der Regel spontan, individuell und auf persönlicher Ebene, von Mensch zu Mensch, statt. Jehovas Zeugen sehen es nicht als Aufgabe der Religionsgemeinschaft an, solches freiwilliges Engagement zu institutionalisieren. Gleichwohl wird für die Verwirklichung von Projekten, die eine Vielzahl Freiwilliger erfordern, von der Religionsgemeinschaft ein entsprechender organisatorischer Rahmen zur Verfügung gestellt.

Allerdings betreiben einzelne Zeugen Jehovas in eigener Initiative Institutionen wie z. B. Altenheime oder sind vielfach in dem Gemeinwohl dienlichen Berufen tätig (ca. 25-30% der berufstätigen Zeugen Jehovas).

Familie

Der wichtigste Dienst am Nächsten beginnt in der Familie als dem grundlegenden Baustein der menschlichen Gesellschaft. Viele den Staat und die Gesellschaft belastende Probleme beruhen darauf, daß in den Familien soziale Verantwortung und Fürsorge nicht mehr geleistet wird. Die Förderung starker Familienverbände und das Hochhalten damit verbundener Werte ist ein wichtiger Beitrag für die Stabilität in Staat und Gesellschaft. Verantwortung für die Familie und in der Familie zu tragen ist elementarer Bestandteil des christlichen Selbstverständnisses. („Wer aber für seine Verwandten, besonders für die eigenen Hausgenossen, nicht sorgt, der verleugnet damit den Glauben und ist schlimmer als ein Ungläubiger", Bibelbuch 1. Timotheus 5,8.) Deshalb ist es ein wichtiges Anliegen der Religionsgemeinschaft, die Familien zu stärken.

Die Religionsgemeinschaft stellt kostenfrei auf der Basis freiwilligen Engagements hergestellte Informationsmaterialien (Zeitschriften, Bücher, Audio- und Videokassetten) über zeitgemäße Themen zur Verfügung. Dabei werden Werte wie eheliche Treue und die Verantwortung der Eltern für die Förderung des Wohls der Kinder hervorgehoben.

In Familien von Zeugen Jehovas wenden Eltern deshalb viel Zeit und Kraft auf – oft unter Verzicht auf Berufstätigkeit und Karrierechancen –, um ihre Kinder zu erziehen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Sorge für eine gute Schul- und Berufsausbildung der Kinder. Gemeinsame Aktivitäten der Familie fördern den Zusammenhalt. Den Kindern wird durch intensive Gespräche geholfen, ihre Verantwortung gegenüber ihren Mitmenschen zu erkennen und auch wahrzunehmen. Dies wird durch spezielle Veröffentlichungen unterstützt. Die Familienverantwortung betrifft dabei nicht nur die Eltern-Kind-Beziehung, sondern schließt auch die Sorge für Gebrechliche und Alte innerhalb der Familie ein. Notwendig werdende Betreuung von Familienmitgliedern wird deshalb in den Familien selbst geleistet. Das hat in der Vergangenheit auch zu öffentlicher Anerkennung geführt.

Eine Unterbringung in Alters- oder Pflegeheimen wird nur als letzter „Ausweg" betrachtet. Dieser Verantwortung innerhalb der Familie nachzukommen wird ein derart hoher Stellenwert beigemessen, daß hauptamtliche Geistliche der Zeugen Jehovas ihren Dienst aufgeben, um Eltern zu pflegen. Die hier dargestellten Verantwortlichkeiten in der Familie bestehen unabhängig davon, ob die anderen Familienglieder ebenfalls Zeugen Jehovas sind oder waren.

Dienst am Nächsten

Jehovas Zeugen sehen sich als Gemeinschaft in der Verantwortung, für ihre Glaubensangehörigen im Krankheitsfall, im Fall einer Behinderung oder im Alter zu sorgen. Dies drückt sich im häuslichen Bereich dadurch aus, daß Glieder der Gemeinde für die täglichen Bedürfnisse des Betroffenen sorgen wie z. B. Mahlzeiten, Einkäufe, Putzen der Wohnung und Fahrten zum Arzt. Diese Verantwortlichkeit wird auch im Verhältnis zu Nachbarn, Arbeitskollegen und sonstigen Bekannten gesehen.6 Um jemandem, der stationäre Krankenhausbehandlung benötigt, eine optimale medizinische Versorgung zu ermöglichen, haben Jehovas Zeugen ein weltweites Netz von Krankenhausverbindungskomitees aufgebaut (1.400 Komitees in über 150 Ländern; in Deutschland arbeiten 55 Komitees mit ca. 4.400 Ärzten zusammen). Diese Komitees setzen sich aus geschulten und erfahrenen – aufgrund freiwilligem Engagement tätigen – Zeugen Jehovas zusammen, die auf Wunsch des Patienten als Verbindungspersonen zwischen Arzt und Patient tätig werden. Darüber hinaus vermitteln sie dem interessierten Arzt medizinische Informationen über Behandlungsalternativen ohne Blut. Dadurch wird auch versucht, die Kompetenzkluft zwischen Arzt und Patient zu verkleinern.

Von der Religionsgemeinschaft eingerichtete Krankenhausbesuchsgruppen betreuen den Patienten in seelsorgerischer und praktischer Hinsicht. Das umfaßt die Erledigung von Besorgungen bis hin zur Betreuung auswärtiger Familienmitglieder, oftmals unter Bereitstellung unentgeltlicher Unterkünfte bei dafür sich zur Verfügung stellenden Glaubensangehörigen in der Nähe des Krankenhauses.

Neben der oben dargestellten praktischen Hilfe wird auch intensive seelsorgerische Betreuung geleistet. Dabei werden alle geistlichen Ämter unentgeltlich wahrgenommen. Die Bandbreite des freiwilligen Engagements in der Seelsorge reicht vom Einsatz weniger Stunden über die Reduzierung der Berufstätigkeit bis hin zur hauptamtlichen Tätigkeit. Seelsorgerische Betreuung wird insbesondere folgenden Personengruppen zuteil: Familien, Einelternfamilien, psychisch Kranken (neben professioneller Hilfe), Blinden, Gehörlosen, Witwen und Waisen, Inhaftierten (Gefängnisseelsorge). Auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Publikationen wie die Hörbibel, Literatur in Großdruck und in Blindenschrift, Videos in der Gebärdensprache sowie die Synchronübersetzung gottesdienstlicher Zusammenkünfte in die Gebärdensprache ergänzen diese Dienste am Nächsten. Jedem steht die Möglichkeit offen, zur Bewältigung von Sorgen und Problemen kostenfreie individuelle seelsorgerische Betreuung zu erhalten. Ebenso kostenfrei erfolgen geistliche Dienste bei Taufe, Hochzeitsfeiern, Todesfällen/Beerdigungen. Großes Engagement innerhalb der Religionsgemeinschaft wird auch im Hinblick auf Hilfeleistungen im Alltag erbracht wie z.B. bei Arbeitslosigkeit, Umzug, Kinderbetreuung, Behördengängen, Renovierungs- und Gartenarbeiten einschließlich finanzieller Zuwendungen an Bedürftige.

Daneben erbringen Jehovas Zeugen auch freiwilliges Engagement im Rahmen von Hilfeleistungen in Katastrophenfällen und für andere dem Gemeinwohl dienlichen Projekte. Dazu gehört auch der Bau von Königreichssälen (Anbetungsstätten der Zeugen Jehovas), die durch freiwilliges Engagement errichtet werden (allein in den neuen Bundesländern in den vergangenen Jahren 126 Säle).

Dem menschlichen Bedürfnis auf Anerkennung, Geborgenheit, persönliche Zuwendung wird durch den engen Zusammenhalt in der Glaubensgemeinschaft entsprochen. Dabei wird besonders auf die Bedürfnisse von sozial Schwächeren wie z.B. Ältere, Gebrechliche, Alleinerziehende, Alleinstehende, Witwen sowie Ausländer Rücksicht genommen. Es wird darauf geachtet, daß sie in religiöse und gesellschaftliche Aktivitäten eingebunden werden. Viele Familien von Zeugen Jehovas beziehen Betroffene in die eigene Familie mit ein und übernehmen auf diese Weise soziale Verantwortung. Jehovas Zeugen sind der Ansicht, daß dieser persönliche und individuell angepaßte Beistand den Bedürfnissen der Betreffenden besser gerecht wird als eher unpersönliche institutionalisierte Hilfeleistung. Diese intakte Sozialgemeinschaft ermöglicht nicht nur den Dialog zwischen den Generationen und damit das Vermitteln traditioneller Werte, sondern wirkt auch der Zersplitterung der Gesellschaft in Interessengruppen (z. B. Jugend, Senioren, Ausländer) und der damit verbundenen Ausgrenzung entgegen. Dies dient zudem der Bekämpfung von in der Gesellschaft auftretenden Problemen wie Vereinsamung, Ausländerdiskriminierung und Suchtproblematiken.

Ein asiatisches Sprichwort besagt: „Wenn du für ein Jahr planst, säe Samen; wenn du für zehn Jahre planst, pflanze Bäume; planst du für hundert Jahre, belehre Menschen." Viele heutige soziale Probleme sind darauf zurückzuführen, daß geistige Werte fehlen. Sozialverträgliches und sozialverantwortliches Handeln wird nur dort zu finden sein, wo das Denken des Menschen auf entsprechenden Wertvorstellungen beruht. Demgemäß legen Jehovas Zeugen im Rahmen ihres freiwilligen Engagements großen Wert auf die Vermittlung von Werten, die die soziale Verantwortung als Lebensaufgabe eines Christen betont sowie ethische Werte wie Ehrlichkeit, Rücksichtnahme, Achtung des öffentlichen Eigentums und des Eigentums anderer sowie Gewaltfreiheit und Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Damit tragen Zeugen Jehovas zur Lösung von gesellschaftlichen Problemen, wie Kriminalität, Ausländerfeindlichkeit, Suchtprävention (Drogensucht, Alkoholismus, Rauchen) und Vandalismus, bei. Darüber hinaus werden wichtige Tugenden vermittelt u. a. Fleiß, durch eigene Arbeit für eigene Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer zu sorgen. Für diese Werte treten Jehovas Zeugen gegenüber allen Mitbürgern dadurch ein, daß sie Bibeln und bibelerklärenden Publikationen verbreiten und persönliche Gespräche im Rahmen ihres christlichen Missionswerkes führen.

Resümee

Das Wirken von Jehovas Zeugen setzt die Bereitschaft des einzelnen zu freiwilligem Engagement voraus. Sämtliche Tätigkeiten der Religionsgemeinschaft beruht auf diesem freiwilligen und unentgeltlichen Engagement. Erst das freiwillige Engagement ermöglicht das Entstehen einer engen christlichen Gemeinschaft, die sich als Solidargemeinschaft versteht, deren Aufgabe in der gegenseitigen Fürsorge besteht und in der Hilfeleistung gegenüber anderen. Dadurch daß diese Verantwortung wahrgenommen wird, wird eine Vielzahl von Diensten erbracht, deren Wahrnehmung sonst dem staatlichen Sozialsystem abverlangt würde.

Möglichkeiten der Förderung freiwilligen Engagements durch die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas

Das ausschließlich durch Spenden finanzierte Werk der Zeugen Jehovas fördert das freiwillige Engagement des einzelnen, indem es organisatorische Rahmenbedingungen schafft, die dem einzelnen helfen, seine Bereitschaft zu freiwilligem Engagement einzubringen. Im religiösen und seelsorgerischen Bereich erfolgt dies durch die Einrichtung geistlicher Ämter, die von Gläubigen bekleidet werden können. Damit verbunden sind Schulungen durch die Religionsgemeinschaft, um die Betreffenden für die damit verbundenen Aufgaben auszurüsten, insbesondere für die seelsorgerische Betreuung. Für andere Aktivitäten existieren organisatorische Vorkehrungen, die entsprechende Schulungen einschließen, wie oben bereits beschrieben wurde.

Wer von den Glaubensangehörigen den Wunsch hat, sich auf Grund seiner religiösen Motivation ausschließlich und ohne berufliche Tätigkeit in der Religionsgemeinschaft zu engagieren, hat die Möglichkeit, in die ordensähnliche Gemeinschaft der Sondervollzeitdiener der Zeugen Jehovas einzutreten. Für diese ist der wirtschaftliche Unterhalt und lebenslange Versorgung nach den Regeln der ordensähnlichen Gemeinschaft gewährleistet.

Weitere Förderungen sind nicht vorgesehen und nach Ansicht der Religionsgemeinschaft auch nicht erforderlich, da die wichtigste Voraussetzung für freiwilliges Engagement die Motivation des einzelnen ist mit dem tiefen Wunsch, durch freiwilliges Engagement seiner von ihm erkannten Verantwortung vor Gott und gegenüber seinen Mitmenschen nachkommen zu wollen. Eine derartige Motivation wird von der Religionsgemeinschaft dadurch gefördert, daß sie christliche Werte vermittelt. Hierzu stellt die Religionsgemeinschaft Glaubensangehörigen und der Allgemeinheit Bibeln und bibelerklärende Publikationen unentgeltlich zur Verfügung, deren Herstellung mit erheblichem Aufwand und großen Anstrengungen verbunden Ist.

Anerkennungskultur

Die Anerkennung für freiwilliges Engagement besteht in der Gewißheit, Gott zu gefallen, da die Liebe zu Gott und dem Nächsten auch die Basis für die Motivation des einzelnen ist. Sich freiwillig für andere zu engagieren vermittelt Sinn und Erfüllung im Leben. Auch die entgegengebrachte Dankbarkeit sowie die Anerkennung als aktiver Gläubiger von seiten anderer Glieder der Religionsgemeinschaft wirkt motivierend. Das Wissen, einer weltweit vereinten, sich aus Menschen aller Nationalitäten und Rassen zusammensetzenden christlichen Religionsgemeinschaft anzugehören, führt zu tiefer Befriedigung. Im Gegensatz dazu fehlt vielfach die Anerkennung durch die Gesellschaft. Zu unterschiedlichen Zeiten und aus verschiedenen Gründen waren Jehovas Zeugen sogar Gegenstand von Widerstand und Verfolgung. Eine tendenziöse „Sektendiskussion" findet ihren Ausdruck in negativer Berichterstattung in der Presse, im Rundfunk und Fernsehen. Freiwilliges Engagement wird nicht nur abqualifiziert, indem es lediglich als Werbung für den eigenen Glauben bezeichnet wird, sondern oft werden dem einzelnen oder der Religionsgemeinschaft weitergehende niedere Absichten unterstellt. Die verunsicherte Öffentlichkeit lehnt deshalb oftmals freiwilliges Engagement unterschiedlichster Art ab oder behindert es. Sogar staatliche Stellen haben plötzlich Bedenken, die Fortsetzung des jahrelangen freiwilligen Engagements einer Pflegemutter weiter zuzulassen. Dadurch wird der Betroffenen nicht nur die für ihre jahrelange aufopferungsvolle Tätigkeit gebührende Anerkennung versagt, sondern es wird jegliches weiteres Engagement verhindert. Auch die Aufarbeitung der Vergangenheit der Religionsgemeinschaft im „Dritten Reich" wird mittels Unterstellung falscher Beweggründe massiv behindert. Nicht verschwiegen werden soll der im Gegensatz dazu stehende Zuspruch und die Anerkennung von einzelnen Bürgern, die sich vorurteilslos mit dem geleisteten freiwilligen Engagement beschäftigen und ihre Wertschätzung zum Ausdruck Bringen.

Neue Formen und Projekte

Eine sich stetig verändernde Gesellschaft und damit einhergehende Bedürfnisse und Probleme erfordern angepaßte Schwerpunkte bei der Vermittlung der christlichen Werte. Mehr denn je stellt sich die Frage, wie die der Bibel entstammenden christlichen Werte in unserer heutigen Gesellschaft noch ausgelebt werden können. Da die Grundlage für das freiwillige Engagement die Motivation des einzelnen betrifft sowie seine Liebe zu Gott und dem Nächsten und von gesellschaftlichen Veränderungen unabhängig ist, ergibt sich keine Notwendigkeit für Veränderungen des grundsätzlichen Wirkens infolge eines sich vollziehenden gesellschaftlichen Wandels.

Eines der größeren Projekte der letzten Jahre war die historische Aufarbeitung der Geschichte der Zeugen Jehovas im „Dritten Reich" durch die Wanderausstellung „Standhaft trotz Verfolgung – Jehovas Zeugen unter dem NS-Regime", begleitet von Themenabenden mit Zeitzeugen und Videovorführungen. Viele Personen des öffentlichen Lebens äußerten sich anerkennend darüber, daß diese Aufarbeitung einen wertvollen Beitrag zum Wachhalten des Bewußtseins an dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte leistet und daß dadurch Gefahren und Mechanismen deutlich gemacht werden, die eine solche Diktatur ermöglichten, und gleichzeitig mit Hilfe der Zeitzeugen für junge Menschen Geschichte durch Lerninhalte lebendig wird.

Möglichkeiten der rechtlichen und politischen Förderung

Freiwilliges Engagement wird im dargestellten Sinn nur dann möglich sein, wenn ein breiter Gestaltungsspielraum die unterschiedlichsten Formen des Engagements zuläßt. Vielfach erfordert das Engagement Spontaneität und pragmatische Vorgehensweisen, weshalb freiwilliges Engagement rechtlich unbelastet bleiben muß. Regulierung oder Reglementierung erstickt die Eigeninitiative vieler. Freiwilliges Engagement im dargestellten Sinn muß weiterhin unentgeltlich möglich sein.

Solange der Staat sich zur Religionsfreiheit bekennt, was sich auch in religiöser Neutralität ausdrückt, fördert er auch das Engagement der Freiwilligen, die einer Minderheitenreligion angehören. Die Anerkennung dieses freiwilligen Engagements, wird zu einem Abbau gesellschaftlicher Ressentiments führen, die gegenwärtig das Ausmaß des Engagements einengen. Dann könnten Erfahrungen, die Jehovas Zeugen im erfolgreichen Überwinden gesellschaftlicher Probleme gesammelt haben wie das Überwinden von Diskriminierung jeglicher Art, Ausländerfeindlichkeit, Bekämpfen von Suchtproblematiken, Erlernen von Toleranz und Achtung gegenüber allen Menschen als positiver Beitrag in der gesellschaftlichen Diskussion Eingang finden, indem diese in Form von Vorträgen o. a. im Rahmen staatlicher bzw. Schulischer Veranstaltungen oder Projekte dargestellt oder eingebracht werden.


Kommentar:

Nur ein Beispiel dafür, dass es die Zeugen Jehovas mit der Wahrheit nicht so genau nehmen.

Um jemandem, der stationäre Krankenhausbehandlung benötigt, eine optimale medizinische Versorgung zu ermöglichen, haben Jehovas Zeugen ein weltweites Netz von Krankenhausverbindungskomitees aufgebaut (1.400 Komitees in über 150 Ländern; in Deutschland arbeiten 55 Komitees mit ca. 4.400 Ärzten zusammen). Diese Komitees setzen sich aus geschulten und erfahrenen – aufgrund freiwilligem Engagement tätigen – Zeugen Jehovas zusammen, die auf Wunsch des Patienten als Verbindungspersonen zwischen Arzt und Patient tätig werden.

Diese Aussage entspricht nicht den Fakten.

Der Zweck der KVK´s dient ausschließlich der Abwehr von drohenden Bluttransfusionen.

Siehe folgende Aussagen im Leitbuch für Älteste (Gemeindevorsteher der Zeugen Jehovas) “Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde” Seite 21 ff.:

Personen, die aufgrund gesundheitlicher Probleme mit der Blutfrage konfrontiert werden, brauchen besonderen Beistand.

Einige benötigen vielleicht schon vor ihrer Einlieferung ins Krankenhaus Hilfe, damit sichergestellt wird, daß die medizinisch-rechtlichen Formulare angemessen ausgefüllt sind und mit den behandelnden Ärzten gesprochen wurde, um eine Transfusion zu vermeiden (g91 8.3. S.3-8; km 12/90 S.3-6).

Das Krankenhausverbindungskomitee sollte nur angerufen werden, wenn der Patient einen Arzt benötigt, der zur Zusammenarbeit bereit ist, wenn sich eine Konfrontation anbahnt oder wenn weiterhin die Gefahr besteht, daß dem Patienten Blut aufgezwungen wird.

Die Ältesten sind auf der Königreichsdienst-Schule angewiesen worden, das KVK nur für Verkündiger und nur im Zusammenhang mit der Blutfrage anzurufen. Außerdem sind den einzelnen Zeugen Jehovas die Glieder des KVK in der Regel nicht bekannt (mit Ausnahme der Ältesten) und die Ältesten treffen die Vorentscheidung, ob das KVK überhaupt angerufen wird. Interessant ist auch noch ein Nachsatz in Bezug auf humanitäre Hilfe, der die wahre Haltung der Wachtturm-Gesellschaft in dieser Angelegenheit noch unterstreicht:

Bei der Beurteilung, ob, und wenn ja, welche humanitäre Hilfe Personen gewährt werden kann, die in der Versammlung keinen guten Ruf haben, ist Unterscheidungsvermögen notwendig.