Was zu meinem Ausstieg von Jehovas Zeugen führte.
Ich, Prüter Klaus, bin Jahrgang 1934 und nach 29 Jahren Beteiligung am Leben der Zeugen Jehovas 1979 dort ausgestiegen weil ich mich nicht in deren Schablone pressen lassen wollte, denn ich habe selbständiges Denken nie ganz aufgegeben.
Die Versammlungsvorsteher tolerierten das nicht und versuchten mich durch dauernde kleine Repressalien doch dahin zu bringen. Das erzeugte in mir zunehmenden "Gegendruck" bis ich den "Spieß umdrehte" und eine schriftliche Auseinandersetzung zur Klarstellung meiner Rechte und deren Pflichten begann, die auf 40 Seiten anwuchs.
Ziel meiner kritischen Fragen.
Meine Auseinandersetzung sollte mir Gewißheit darüber verschaffen, ob die Z.J. ihre eigenen christlichen Grundsätze überhaupt ernst nehmen und was für sie Vorrang hat, der Gläubige oder ihr Goldenes Kalb: die Organisation. Dies war sozusagen die Vorbereitung für einen evtl. Ausstieg falls die "Organisation über Leichen geht".
Reaktion der Zeugen Führung auf meine kritischen Fragen.
Die Antworten waren genau das Gegenteil von versöhnlich oder christlich - freundlich - entgegenkommend, sondern raffiniert feindselig so gestaltet, daß Außenstehende (wie die Öffentlichkeit und die übergeordneten "Dienststellen") auf den ersten, oberflächlichen Blick, den Vorstehern zustimmen sollten, aber ich als Eingeweihter doch die versteckten "Faustschläge" deutlich spüren sollte. Statt Rede und Antwort zu stehen, reagierten sie äußerst primitiv und sogar haßerfüllt.
Um ihr Gesicht vor der Versammlung zu wahren und Unruhe darin vorzubeugen, kommt man einem offensichtlichen Ausstieg zuvor mit einem Gemeinschaftsentzug. So war’s denn auch. Schon meine kritischen Fragen genügten als Begründung.
Reaktion befreundeter Zeugen auf meine kritischen Fragen.
Auch mit guten Freunden unter J.Z. habe ich zu diskutieren versucht, aber diese sagten alsbald: "Du magst ja offensichtlich nicht verkehrt denken ... aber laß mich damit in Ruhe, ich will mich damit nicht belasten oder beunruhigen, "die da oben" werden es schon Beizeiten richtigstellen."
Wie meine gesamte Familie reagierte.
Unsere gesamte Familie war entsetzt über den Blick hinter die dünne "christliche" Maske der "Zeugen Jehovas" Organisation. Wir erlebten Taten, die alle ihre schönen Theorien als Lügen straften. Mit 2erlei Maß wurden wir gemessen. Quantität kam vor Qualität. Daß wir als 8-Personen-Hausstand den Führungskräften einen Dreck wert waren, bekamen wir deutlich zu spüren. Warum gehen diese dann überhaupt noch draußen an die Türen "missionieren", wenn sie vor ihrer eigenen Türe, im eigenen Haus nicht "kehren"? ... und man "hinten" herausfallen läßt, was "vorne" hereingeholt wird? Rechenschaft scheint man, wenn überhaupt, nur nach eigenem Gutdünken abzulegen.
Da meine Familie zu mir hielt und mit ausstieg, war es für uns schmerzlich, mit einem Schlag alle Brücken hinter uns abzubrechen. Mit einem "vorsorgenden" Gemeinschaftsentzug sollte vor allem jeder Kontakt und jede beunruhigende Diskussion mit den langjährigen Freunden in der Versammlung abgeblockt werden. (Sogar Gläubigen - Parkplätze werden gerade deswegen von Z.J. bewacht, damit "Abtrünnige" keine Zettel an die Autos verteilen oder mit Gläubigen diskutieren.) Außerhalb unserer Familie hatten wir niemand als Berater oder Beistand.
Unsere ganze Familie hält sich bis heute von religiösen Organisationen fern. Enkel sind nirgends "getauft". Schwiegerkinder erwägen Austritte aus Religionen. Wir glauben alle an einen liebenden Schöpfergott und an unsere Fähigkeit, ebenso Liebe (Agape, grich.) zu schenken, aber einen aufwendigen Kult machen wir nicht mit. Unsere Liebe soll ohne Umweg den Empfängern zukommen, ebenso der eingesparte "Wegezoll" den die Wegelagerer sonst abzocken.
Was ich nach dem Ausstieg unternahm.
Um mir "Luft zu machen" schaffte ich mir sofort Schreib- und Vervielfältigungsgerät an und verfaßte und verteilte eigene Flugblätter. Dabei stellte sich mir die große Frage: soll ich mir jetzt weiterhin Zeit und Kraft wegen den Zeugen Jehovas rauben lassen, nachdem das bereits 29 Jahre lang passiert ist? Nein! Keine zornige Abrechnung nichts! Schlußstrich!
Das bestimmte den Inhalt meiner Flugblätter seit Beginn. Bis heute habe ich technisch alles ein wenig modernisiert mit PC, Kopierer und Kleinoffsetdruckmaschine, die ich auch zum Lebensunterhalt einsetze für Akzidenzdruck. Mehrere Flugblätter habe ich in den Jahren verfaßt, zu Tausenden hergestellt und verteilt.
Das Ziel meiner Öffentlichkeitsarbeit, bevormunden??
1979 regte ich in meinen Flugblättern ein schriftliches Forum an für Diskussionen über die Würde des Menschen, die von so manchen Religionen mißachtet wird, obwohl auf ihren Fahnen das Gegenteil geheuchelt wird. Dieses Magazin wollte ich gern drucken und in die Briefkästen o. ä. verbreiten. Es ist natürlich im Vergleich zu Onlinenetzen ein träges Medium, das nur alle 14 Tage oder noch später aktualisiert wird. Deshalb wollte es nicht in Gang kommen.
Neue Medien kommen meinem Ziel entgegen.
Mittlerweile gibt es solche Diskussions-Foren mit schneller, sofortiger Aktualisierung von Themen und Kommentaren in den neuzeitlichen Online-Netz-Medien: Internet, T-Online, CompuServe, AOL, EOL, und wie die Datenautobahnen alle heißen. Diese Medien sind über Telefonanschluß zu erreichen mit neuzeitlichen Geräten (Modem, Computer, usw.) Die Beteiligung kostet u.U. weniger im Vergleich zu entsprechendem Briefporto, ist aber sekundenschnell und erreicht Menschen in ganz Deutschland in deutsch sowie die gesamte Welt in englisch. T-Online hat über 1.000.000 deutsche Teilnehmer und die anderen Netze haben 8-stellige Teilnehmerzahlen. In deutschen T-Online Foren werden täglich bis zu 15 Themen neu eröffnet und bis zu 30 Kommentare pro Thema dann am gleichen Tag dazu abgegeben. Alles live über Bildschirm und Tastatur. Klar, daß ich da jetzt mitmache.
Gehen Jehovas Zeugen diesen neuen Diskussionen aus dem Wege?
Das täten sie gern, so wie sie immer gern öffentliche Diskussionen meiden. Ein offizieller Vertreter der Organisation der Zeugen (WTG= Wachtturmgesellschaft) ist noch nicht aufgetaucht. Dafür findet man die "persönlichen" Kommentare einiger weniger Zeugen Jehovas, deren Mitschreiben in den Foren wohl geduldet wird um m.E. den Anschein der Präsenz der Zeugen zu erwecken und einer Blamage wg. Feigheit aus dem Wege zu gehen. Diese Zeugen versuchen einem Sperrfeuer allgemeiner Kritik tapfer standzuhalten indem sie "linientreue" Kommentare schreiben. Seit Anfang 1997 hat die WTG endlich eine "Homepage" im Internet. Dort bietet sie wie ein Verlag ihre Bücher an: http://www.watchtower.org
Jeder Aussteiger reagiert anders.
Einige pflegen Öffentlichkeitsarbeit allgemein zur Aufklärung. Einige werden ungläubig. Andere gehen zur nächsten Religionsgemeinschaft, die ihnen zusagt. Weitere widmen sich neutraler Arbeit für Selbsthilfe von Sektenaussteigern um diesen Beistand auch zur Überwindung der seelischen Belastung zu leisten. Hin und wieder bilden welche auch oppositionelle Gruppen oder sie werden scharfe Gegner. Die Palette ist bunt.
Aus- wie Einstieg können Probleme/Spaltungen in Familie und Ehe verursachen.
Ebenso schmerzlich wie ein Ausstieg für den Aussteiger ist, so schmerzlich kann auch der Aus-/Einstieg eines Familienmitglieds für den verbleibenden Teil der Familie sein. Familienzerrüttung, Scheidungen und Selbstmorde können die Folge davon sein! Hier ist Hilfe und Beistand äußerst schwierig aber am nötigsten. Sie zu finden ist sehr schwierig, da wenig Problemlösungen bekannt sind. Die Antwort der Zeugen auf solche Probleme.... "Alle in der Familie sollten Einsteiger werden". Ja, ja, so simpel ist das! Man versucht immer den, der "Draußen" ist, unter Druck zu setzen statt zu tolerieren. So war’s schon beim Sündenfall im Garten Eden. Durch Eva Druck auf Adam ausüben damit er nachgibt. Das hatte Erfolg. Leider.
Menschlichkeit und christliche Liebe verlangen Toleranz, auch von Einsteigern!
Vor dem Einsteiger stehen viele Personen, die ihn in die "Arme" schließen. Aber zu dem Rest der Familie, wer steht da? Manchmal Verwandte. Da können sich schnell dunkle "Gewitterfronten" bilden, die mit wenig Nachsicht, Einsicht, Rücksicht, Takt, Diplomatie und Toleranz aufeinanderprallen und das angeschlagene "Schifflein" total zerbersten lassen. Um den Scherbenhaufen kümmert sich dann keiner mehr. Alle flüchten mit schlechtem Gewissen; typisch Mensch.
Scherbenhaufen vorbeugen? Wo bleibt Hilfe?
Wer ahnt denn schon, was auf ihn alles zukommt, wenn in der Familie einer die Idee bekommt, religiöser Um- und Einsteiger zu werden? Schließlich erlebt man das ja nicht oft im Leben. Wie soll man da "vorbeugen" ohne jede Erfahrung? Den Beteiligten mag es hinterher Leid tun, wenn sie auf dem Scherbenhaufen sitzen. Reparieren ist dann, wie immer, schwerer als zerschlagen. Helfen wollen die allmählich entstehenden Selbsthilfegruppen von Aussteigern, verstreut und wenig bekannt. Familienberatungsstellen können oft Hinweise über Hilfe geben. Ebenso Beratungsstellen der Großkirchen, Wohlfahrt und Sozialeinrichtungen. Auch Psychologen, Pädagogen, Unis und Familienministerien sowie Seiten im Internet helfen weiter. Allgemein besinnt man sich allmählich auf eine Hilfe für solche Probleme.
Elastizität verhindert Bruch! Bewährungsprobe für "Familie" und "Ehe".
Mit kleinen Keilen kann man dicke, spröde Felsbrocken spalten! Aber sehr elastisches "Material" läßt sich gar nicht spalten! Einige Arten "spucken" Keile sogar aus, das kann man feststellen, wenn man z.B. ein Zäpfchen verkehrt herum einführt. Ein gutes "Miteinander" in einer Familie macht sehr elastisch! Gegenseitiges großes Interesse, Verständnis, Mitfühlen, Hineindenken in den Anderen aus Liebe zu ihm. Seine Motive zu verstehen, begreifen suchen statt verurteilen. Dazu sich selbst auch für den anderen öffnen, damit er besser sich hineindenken kann. Das hält eine Familie zusammen und macht sie hoch elastisch so, daß äußere Einwirkungen zurückfedern!
Alleinseligmachende, fundamentalistische Religionen reißen ihre Beute.
Wenn sie nicht das Ganze erbeuten können, reißen sie gnadenlos ihre Beutestücke heraus. Dabei hilft ihnen gern ihre "Wolfsmeute". Das kann tiefe Wunden erzeugen. Aber das kümmert sie nicht. Mensch und Familie stempeln sie als bedeutungslos ab. Damit wollen sie Druck auf den Rest einer Familie ausüben, damit er nachgibt und Überläufer wird. Theoretisch wird zwar schön geredet, aber die Praxis sieht anders aus. Allein schon, dem "Gläubigen" zu schmeicheln und den andersgläubigen Teil der Familie als "ungläubig" zu diffamieren, das beweist doch alles!! Alle Waffen ihres Gemeinschaftsentzuges wenden sie im Geheimen auf solche "Ungläubigen" an. Seltene Ausnahmen bestätigen die Regel. Sie bedenken nicht, daß sie mit "ihrem" Maßstab auch selbst einmal gemessen werden. Es wird ans Licht kommen, wenn sie mit 2erlei Maß messen, was Gott ein Greuel ist.
Religiös passiv / aktiv?
Wer religiös aktiv sein möchte, muß sich fragen, ob er als "Zugtier" vor dem Karren einer Religion nicht eher passiv ist. - Aktiv ist doch nur der, welcher die Zügel in der Hand hat! Welche Religion unterstützt denn großzügig geistige Aktivität, wie eigenes Denken, Richtung suchen, Diskussionen über Lehrpunkte und selbstverantwortliches Handeln? Selbst in höheren Positionen mußten das schon Menschen erleben, wie es in den Medien wiederholt berichtet wird (Bsp. Drewermann, Küng). Es genügt doch, Passiva wie Geld, Gut und Muskelkraft zu spenden!
Vorsicht, Religion!
Es ist immer ein Fehler, sein eigenes Licht nicht nur unter den Scheffel zu stellen, sondern es gar auszulöschen, nur weil ein anderes Licht gerade leuchtet. Wie leicht kann es ein Irrlicht sein um mich in eine Falle oder in die Ausbeutung zu führen. Wie leicht kann das fremde Licht ebenfalls erlöschen, wenn ich meines schon so leichtfertig lösche!! Wie will ich den Lichtschalter wiederfinden, wenn alles finster ist? Also, Vorsicht, Falle! Eine geistige Selbstentmündigung löscht mein geistiges Licht aus, und macht mich zur blinden Marionette anderer. Wie groß sind die Chancen, aus solcher Falle herauszukommen?...??
Opium für das Volk!
Es ist wirklich sehr schwer, aus einer Abhängigkeit wieder loszukommen, egal welche Sucht es ist. Es gibt auch Sucht, die von innen genährt wird. Süchtige verleugnen krampfhaft vor sich selbst und vor anderen ihre Abhängigkeit, was eine Heilung unmöglich macht. Süchtige versuchen sogar, andere da hineinzuziehen, um damit eine entschuldigende "Normalität" zu schaffen, welche die Mißstände leider ausweitet statt reduziert. Beihilfe zur Ausweitung leisten dazu noch die "Dealer" und Profitgeier.
Mein Gott, in was für einer Welt leben wir!
Warum hält Gott sich da so lange heraus aus solcher kaputten Welt? Ganz einfach. Er fragt uns, warum wir solch ein Elend zulassen! Gott weiß, daß jeder von uns das Zeug für eine bessere Welt in sich trägt!! Warum sollte er der Mehrheit eine bessere Welt aufzwingen? Wer aber in einer besseren Welt leben möchte, sollte nicht ins Jenseits flüchten wollen, weil es hier keine Aussichten gäbe.
Eine bessere Welt ist denkbar,
machbar und wir tragen alle Fähigkeiten zur Schaffung in uns. Diese Fähigkeiten sind leider durch eine vererbte "Fremdeinwirkung" über hunderte Generationen hinweg völlig zugedeckt worden, durch viele Nutznießern und Ausbeuter. Sieh an, eine Mehrheit läßt sich von einer Minderheit in die "Hölle" schicken, unter dem Motto: hast du im Leben schlechte Karten, mußt du aufs Nächste warten". Wir sollten mal unser Selbstbewußtsein im Spiegel betrachten, ob da nicht ein bißchen mehr als Symtom-Maniküre von Nöten ist! Wollenwir nur Marionetten und Hampelmänner im Spiegel sehen? Werfen wir auch einen prüfenden Blick in unser Inneres, wo viele gute Talente und Fähigkeiten zugedeckt den Dornröschenschlaf halten und durch ein Erwachen das Elend der Welt ausmisten wollen.
Muß erst ein nuklearer "Paukenschlag" uns wachrütteln?
Hatte ich "wachrütteln" geschrieben? Bittere Ironie! Solch ein Paukenschlag wäre unser AUS. Irgendwie muß uns doch die Erkenntnis dämmern, daß anonyme Mächte der Menschheit seit langer Zeit äußerst übel mitspielen wollen und unsere Naivität schamlos ausnutzen. Ab wann werden wir denn mündig und erwachsen? Es EILT!