"Wir erhielten euren Brief vom 17. Dezember, in dem ihr anfragt, wie eine Sache mit einem Bruder zu behandeln sei, der sich in der Vergangenheit schwerer Gesetzesverstöße schuldig gemacht hat.

Ihr habt erklärt, ihr hättet Informationen erhalten, dieser Bruder habe vor seiner Taufe "mehrere Morde und andere Verbrechen" begangen. Ihr fragt an: 'Verpflichtet euch das Gesetz von Florida, etwas zu unternehmen? Die Justizbehörden in Florida haben keine Kenntnis der Sache.' Als Älteste habt ihr nicht die Verpflichtung, solche Informationen an die Behörden zu übergeben. Jede Information, die in Erfüllung eurer Pflicht als Älteste zu eurer Kenntnis gelangt ist, ist streng vertraulich. Was er unternimmt, um seine Schuld vor der Gesellschaft zu zahlen, liegt großenteils bei ihm und seinem Gewissen. Da er offensichtlich vor dem Gesetz geflohen ist, würde er offensichtlich nicht für besondere Vorrechte oder Dienste in der Versammlung in Frage kommen. ... Wir glauben, dass ihr versteht, dass es unabdingbar ist, dass die Ältesten strenge Vertraulichkeit über seine Vergangenheit wahren. Sollten die Ältesten unabsichtlich sein Fehlverhalten in der Vergangenheit aufdecken, so wird das zweifellos zu großen Repressalien für ihn und seine Frau führen. Hier sind also gutes Urteils- und Unterscheidungsvermögen gefordert. Wir glauben, dass ihr die Angelegenheit richtig behandeln werdet. Schreibt uns noch einmal, wenn ihr weitere Anweisungen benötigt."

Zitate aus einem offiziellen Brief der Watchtower Bible and Tract Society an Älteste vom 24. Dezember 1992

"...Gott verlangt von Versammlungsältesten nicht, die Befolgung der Gesetze und Vorschriften des Cäsars durchzusetzen. Daher fühlte sich Paulus nicht gezwungen, Onesimus, der nach römischem Recht ein flüchtiger Rechtsbrecher war, den römischen Behörden zu übergeben (Philemon 10, 15). Natürlich wäre jemand, der auf schamlose Weise weltliche Gesetze übertritt und in den Ruf eines Gesetzesbrechers gerät, kein gutes Vorbild und müßte eventuell sogar ausgeschlossen werden (1. Timotheus 3:2, 7, 10). Wenn durch eine gesetzwidrige Handlung der Tod eines anderen mitverursacht wird, kann es sich um einen Fall von Blutschuld handeln, der Nachforschungen von seiten der Versammlung erfordert."

Der Wachtturm, 1. Oktober 1986, Seite 31

"Gottes Wort erlegt der Christenversammlung jedoch nicht die Verpflichtung auf, sich durch ihre Aufseher mit allen Einzelheiten des bürgerlichen Rechts und des Strafrechts vertraut zu machen, um diese Gesetze durchsetzen zu können. Das ist aus der Art und Weise zu erkennen, wie Paulus im Fall des Onesimus handelte. ... In Rom kam Onesimus als ein entlaufener Sklave (lateinisch: fugitivus) mit Paulus in Berührung, wurde ein Christ und diente Paulus. ... Man beachte, daß der Apostel Paulus, während sich Onesimus in Rom aufhielt, ihn nicht den römischen Behörden übergab, damit er als ein entlaufener Sklave und möglicherweise als ein Dieb bestraft wurde. Aus den Schriften des Paulus wissen wir, daß er den Standpunkt vertrat, ein Christ solle dem Gesetz des Landes gehorchen, doch hielt er es offensichtlich nicht für die Pflicht der Versammlung, als Arm des Staates zu dienen und Einzelpersonen zu überwachen. Außerdem sehen wir, daß die Lage, in der sich Onesimus befand, nicht als ein Hindernis dafür angesehen wurde, getauft zu werden. ... Die Christenversammlung hält sich heute an dieses biblische Vorbild. ... Die Beachtung der staatlichen Gesetze ist die Sache jedes einzelnen, ob er ein Gott hingegebener Christ ist oder nicht."

Der Wachtturm, 1. August 1977, Seiten 479-480

"...Und die Christlichen Griechischen Schriften deuten nicht an, daß Gott von jemandem verlangt, die Sünden und strafbaren Handlungen, die er begangen hat, wiedergutzumachen, bevor er sich taufen lassen kann. Das wird durch den Fall des Onesimus veranschaulicht, der im Brief an Philemon erwähnt wird. Onesimus hatte in Kolossä als Sklave gedient. Er war jedoch geflohen, was eine strafbare Handlung war. Einige vertreten die Ansicht, Onesimus habe seinen Herrn vielleicht sogar beraubt, um bis nach Italien fliehen zu können. In Rom kam er mit dem Apostel Paulus in Berührung und ließ sich als Christ taufen. Paulus forderte Onesimus nicht auf, sich den Behörden zu stellen, bevor er sich taufen lassen konnte ... In gleicher Weise mag jemand, der heute die Botschaft der Bibel annimmt, früher eine strafbare Handlung begangen haben und deswegen sogar gesucht werden. Die Bibel zeigt, daß er ‘bereuen und umkehren sollte, damit seine Sünden ausgelöscht werden’ (Apg. 3:19). Das bedeutet offensichtlich, daß er seine frühere sündige, strafbare Handlungsweise völlig aufgeben muß. ... Oder bei seinem Vergehen mag es sich um etwas handeln, was er nicht mehr gutmachen kann. Vielleicht hat er jemandes Tod verschuldet. Wie sehr ihn sein Gewissen auch plagen mag, kann er die betreffende Person nicht ins Leben zurückrufen; das kann nur Jehova (Joh. 5:28, 29). Doch wiewohl er etwas Geschehenes nicht ungeschehen machen kann, sollte er auf Gottes Barmherzigkeit vertrauen und, gestützt auf Jesu Opfer, um Vergebung bitten. ... Jeder aufrichtige denkende Mensch kann sehen, daß sich Jehovas christliche Zeugen an hohe Sittenmaßstäbe halten."

Der Wachtturm, 15. November 1978, Seiten 479-480