James Penton untersucht die Geschichte der Zeugen Jehovas unter dem Aspekt des Verhältnisses dieser Sekte zum Staat. Dabei wird deutlich, dass die heutigen Aussagen im krassen Gegensatz zu den Lehren stehen, die im Laufe der Jahrzehnte als die "Wahrheit" galten.

Jehovas Zeugen und der Staat:

Eine historische Analyse der Lehre

von M. James Penton

Im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts hat keine einzige religiöse Gruppe mit solcher Häufigkeit und Schwere und so weit verbreitet Verfolgung erlitten wie die Menschen, die man als Zeugen Jehovas (ZJ) kennt. Sie sind nicht nur Opfer des Nationalsozialismus, des Faschismus, des Kommunismus und von Diktatoren in Asien, Afrika und Lateinamerika geworden, Tausende von ihnen wurden auch Opfer von Pöbelrotten, sie wurden verhaftet, verfolgt, in Gefängnisse gesteckt und wegen ihres Glaubens in demokratischen Staaten wie Kanada, Großbritannien und den USA verboten.[1] Gemäß dem katholischen Autor William J. Whalen wurden nur die Juden schlimmerer Behandlung unterzogen als die Zeugen Jehovas[2], und die Verfolgung der Juden beschränkte sich weit mehr auf bestimmte Orte als die der Zeugen Jehovas.

Die Gründe für die Verfolgung der ZJ sind wohlbekannt. Man weiß, daß sie den Militärdienst verweigern, sich keinen politischen Parteien anschließen, nicht zur Wahl gehen, keine öffentlichen Wahlämter ausüben und nicht an patriotischen Übungen wie dem Flaggengruß teilnehmen. Wiederholt hat man sie als unpatriotische Feinde des Staates betrachtet. Und weil sie ständig sagen, andere Religionen stammten vom Teufel, weil sie äußerst kritisch gegenüber der Geschäftswelt eingestellt sind und weil sie umfangreiche Predigt- und Bekehrungskampagnen durch führen, wurden sie oft als Bedrohung der sozialen und politischen Ordnung in all den Ländern angesehen, in denen sie leben. [3] Doch trotz ihrer traurigen Berühmtheit und dem erstaunlichen Wachstum seit dem Zweiten Weltkrieg[4] gibt es nur wenige sorgfältige historische Untersuchungen der Haltung der ZJ gegenüber dem Staat auf der Grundlage ihrer Lehre, um die Gründe für ihre Einstellung zu verstehen, durch die sie mit Regierungen verschiedensten philosophischen Überbaus in Konflikt geraten sind.

Russells Vorstellung vom Staat

Die Vorstellung der ZJ vom Staat gründet sich bis heute auf ihre vormillenniale Eschatologie, die ursprünglich von Charles Taze Russell[5] (1852-1916) formuliert wurde, dem ersten Präsidenten der Wachtturm Bibel & Traktat-Gesellschaft (WTG) und dem Mann, um den sich die ZJ oder Internationalen Bibelforscher, wie sie bis 1931 hießen, in den 1870er Jahren scharte. Russell, von adventistischen Spekulationen über die Wiederkehr Christi beeinflußt, entdeckte früh, daß das griechische Wort parousia aus Matthäus 24:3 richtiger als „Gegenwart“ statt als „Kommen“ zu verstehen ist, wie es in der Authorized oder King James Version der Bibel übersetzt steht. Als Ergebnis dieser Entdeckung und anderer Berechnungen kam Russell zu dem Schluß, daß Christi unsichtbare geistige Gegenwart in himmlischer Herrlichkeit im Jahre 1874 begonnen habe.[6] Er legte auch fest, daß die „Heidenzeiten“, die Jesus in Lukas 21:24 erwähnt, 606 v.u.Z. begonnen hätten und 1914 u.Z. enden würden. Kurz darauf, so argumentierte er, würden die falsche Religion und die Königreiche und Republiken der Welt in Stücke zerschlagen und durch das tausendjährige Königreich Christi ersetzt werden.[7]

In frühen Ausgaben von Zion’s Watch Tower, den er ab 1. Juli 1879 herausgab, stellte Russell klar, daß er die Nationen der Welt wie wilde Tiere und nicht in Gottes Gunst stehend ansah. Doch erst in seinen berühmten Studies in the Scriptures [Schriftstudien], einer sechsbändigen Buchreihe, die er zwischen 1886 und 1904 verfaßte, beschrieb er sorgfältig seine Ansicht über den Staat und das Verhältnis, das Christen zu ihm haben sollten.

In Band 1, The Divine Plan of the Ages [Der göttliche Plan der Zeitalter], umriß er seine Vorstellung von der Geschichte als einer Kontroverse zwischen Jehova und Satan, die in Eden begonnen habe und zum Tausendjahrreich Christi ihren Abschluß fände. Nach dieser These hatte Gott dem vollkommenen Menschen ursprünglich die Herrschaft über die Erde anvertraut; dies war die Begründung des „Königreiches Gottes auf Erden“. Als Adam rebellierte, hörte dieses Königreich auf zu bestehen und wurde danach auch nicht mehr aufgerichtet, ’außer für eine kurze Zeit im Gegenbild in Israel’. Doch auch Regierungen außerhalb der in Israel aufgerichteten ’wurden von Gott für einen weisen Zweck zugelassen oder verordnet’. Demgemäß wurde dem Menschen erlaubt, über sich selbst die Herrschaft auszuüben, damit seine Unvollkommenheit und Mißherrschaft ’eine Lektion über die ausgesprochene Verwerflichkeit der Sünde bilde und die Unfähigkeit des gefallenen Menschen beweise, sich selbst auch nur zu seiner eigenen Zufriedenheit zu regieren’. Da also heidnische Regierungen ’bösartig, destruktiv, wilden Tieren gleich und selbstsüchtig’ seien, sollten sich Christen auf die völlige Aufrichtung des Königreiches Christi als Ersatz für sie alle freuen.[8]

Dessen ungeachtet sah Russell heidnische Regierungen von einem anderen Standpunkt. Er gab zu, daß selbst die ’wilden Tieren gleichen’ Regierungen der Welt besser seien als keine Regierungen, als Gesetzlosigkeit und Anarchie. Wenn Satan auch die Nationen beherrschte, so war seine Kontrolle doch begrenzt. Obwohl Korruption und Selbstsucht die Gerechtigkeit beiseite geschoben hatten, sei es doch ’die vorgebliche Absicht aller Regierungen, die je unter Menschen aufgerichtet worden seien, die Gerechtigkeit und das Wohlergehen des ganzen Volkes zu fördern’.[9] Während die Nachfolger Christi wie er selbst also die Wiedererrichtung des Königreiches Gottes auf Erden erwarteten, sollten sie den weltlichen Regierungen großenteils gehorchen:

Da Jesus und die Apostel wußten, daß dies der Vorsatz Gottes sei, so haben sie sich den irdischen Machthabern in keiner Weise entgegengestellt. Vielmehr lehrten sie die Kirche, sich diesen Gewalten zu unterwerfen, obgleich sie unter dem Mißbrauch der Gewalt oft zu leiden hatten. Sie lehrten, die Kirche solle den Gesetzen gehorchen und die um ihres Amtes willen ehren, die dasselbe inne hatten selbst wenn sie persönlich keiner Achtung wert wären; sie sollten ihre bestimmten Abgaben zahlen, und, außer wo mit Gottes Gesetzen im Widerspruch stünden (Apg. 4, 19; 5, 29), den bestehenden Gesetzen keinen Widerstand leisten. (Röm. 13, 1-7; Matt. 22, 21.) Jesus, die Apostel und die erste Kirche waren dem Gesetze untertan, obwohl sie von den Regierungen dieser Welt sich fernhielten und keinen Teil daran nahmen.[10]

Es stimmt, daß Russell glaubte, die Vereinigten Staaten von Amerika seien gesegnet wie keine andere Heidennation. Darüber hinaus war er dem Zionismus gegenüber wohlwollend eingestellt. 1897 (engl.) schrieb er in Band IV, Die Schlacht von Harmagedon, über die Vereinigten Staaten: „In keinem anderen Lande konnte das Ernte-Evangelium, der Plan der Zeitalter, seine Zeiten, Zeitabschnitte und Vorzüge so ungehindert und frei verkündet und verbreitet werden.“[11] Er glaubte, Gott selbst sei dafür verantwortlich:

Das ist, soweit wir sehen, die besondere Mission Amerikas im göttlichen Plane. Es mußte etwas geschehen für sein Volk, das anderswo nicht so leicht geschehen konnte. Darum erweckte, als die Hand des Bedrückers den Geist der Freiheit zu erwürgen suchte, die Vorsehung einen Washington, der die zwar armen, aber freiheitsliebenden Bürger der dreizehn Kolonien zur nationalen Unabhängigkeit führte. Als die Zeit erfüllt war, daß vier Millionen Sklaven die Freiheit erhalten sollten, und als die Union auseinanderzufallen drohte, da erweckte Gott einen anderen wackeren und energischen Mann in der Person Abraham Lincolns, der die Ketten der Sklaven zerriß und den Staat zusammenzuhalten wußte.[12]

Russells herzliche Einstellung gegenüber dem Zionismus erwuchs aus seiner festen Überzeugung, während des tausendjährigen Reiches würden die fleischlichen Juden den Messias annehmen und eine besondere Segnung empfangen, indem sie wieder in das Land Israel einzögen.[13] Er sah in der Zionistenbewegung das frühe Wirken des Geistes Gottes.[14] Deshalb war er vorsichtig und ließ den Geist in seiner eigenen Weise wirken: er predigte den Juden taktvoll aus ihren eigenen Hebräischen Schriften statt aus dem Neuen Testament, an das er fest glaubte. So stand er bei vielen Angehörigen der jüdischen Gemeinde in hohem Ansehen und wurde am 9. Oktober 1910 im New Yorker Hippodrom von einer jüdischen Zuhörerschaft von etwa viertausend Personen begeistert gefeiert – darunter zahlreiche Rabbiner und Herausgeber von Zeitungen –, weil er vorhersagte, daß das jüdische Volk nach dem Jahre 1914 wieder in das Land Palästina zurückkehrte. Zum Schluß seiner Ansprache führte er das versammelte Auditorium beim Singen der zionistischen Hymne, der „Hatikva“, an.[15]

Doch man sollte aufgund Russells Einstellung gegenüber den Vereinigten Staaten oder dem Zionismus nicht zu dem Schluß kommen, er sei für einen religiösen Nationalismus eingetreten. Wenn er Amerika in solch einzigartiger Weise für gesegnet hielt, war das nicht, weil Jehova das Land aus allen anderen als heilige Nation erwählt hatte. Jehova hatte einfach in seine Geschichte eingegriffen, wie er es bei einigen Heidennationen getan hatte, um seine Absichten in bezug auf seine Diener zu verfolgen. Nach Russells Ansicht würden die Vereinigten Staaten weltweiter Revolution und Drangsal nicht entgehen:

Die Nation aber als solche hat nicht und hatte nie einen Anspruch auf die göttliche Vorsehung. Was die Vorsehung in diesen Ereignissen tat, geschah einzig im Interesse des Volkes Gottes. Die Nation als solche hat keinen Grund und keine Aussicht, auf immer fortzubestehen. Sie wird bleiben, bis Gott durch sie seine Vorsätze mit Bezug auf sein Volk durchgeführt, bis er seine Auserwählten ausgeschieden und beisammen haben wird. Dann werden die Stürme der großen Drangsal auch über sie dahinbrausen, da auch sie eines der Reiche dieser Welt ist, die dem Reiche des eingeborenen und geliebten Sohne Gottes werden Platz machen müssen.[16]

Russell betrachtete den Zionismus nicht einfach wie jede andere politische Bewegung. Er glaubte zwar nicht, daß die fleischlichen Juden in Bezug auf die Erwählung als Glieder der Kirche Christi eine Vorrangstellung vor den Heiden einnahmen, doch er war überzeugt, daß in Palästina als Teil des göttlichen Rettungsplanes schließlich eine jüdische Theokratie errichtet würde. Er schrieb:

Gott hat durch die Apostel während der Periode der Auswahl des geistigen Israel keine Gnaden für Israel nach dem Fleische verkündigt; aber er hat erklärt, daß, wenn die Schar des geistigen Israel vollendet ist, seine Gnade wieder zum fleischlichen Hause zurückkehren wird.[17]

Wenn also Russell den Zionismus lobend hervorhob und den natürlichen Juden mit Herzlichkeit begegnete, glaubte er nicht, daß er sich einer politischen Bewegung anschloß; er glaubte vielmehr, dies läge im Vorhaben Gottes.

Im Rahmen seiner eigenen Erkenntnis war Russell konsequent. Für ihn waren alle Nationen dämonisch, ohne Gott, und Christen sollten sie nicht aktiv unterstützen. Aber er hatte Probleme, festzulegen, wie weit die einzelnen Christen gehen und dem Staat gehorchen sollten, wenn sie zu Handlungen aufgefordert würden, die nach seiner Meinung normalerweise unrecht und unmoralisch wären. In The New Creation [Die Neue Schöpfung], dem Band VI der Schriftstudien, riet er den Bibelforschern sorgfältig, nicht zur Wahl zu gehen, keine öffentlichen Ämter zu bekleiden und nicht am Militärdienst teilzunehmen.

Glieder der Neuen Schöpfung, d.h. der Kirche, sollten sich als Fremde und Pilger auf Erden [betrachten], bis zu einem gewissen Grad als „Fremdlinge und Ausländer“.[18] Und doch glaubte Russell, wie bereits gesagt, fest, daß Gott den Nationen zeitweise das Recht eingeräumt hatte, zu herrschen, und daß die „obrigkeitlichen Gewalten“ aus Römer 13:1 – denen Christen „als von Gott angeordnet“ unterworfen waren – die weltlichen Regierungen waren. Wenn Regierungen forderten, daß Christen wählen gingen oder zum Militärdienst einberufen würden, sollten sie nach Russell gehorchen. Über Wahlen schrieb er: „Es ist ein Gesetz eingebracht worden, das alle zwingen würde, zur Wahl zu gehen. Sollte dieses Gesetz verabschiedet werden, sollten die Neuen Geschöpfe, die ihm unterworfen werden, ihm gehorchen, und zwar ohne Murren. Und wenn sie diesem Erfordernis nachkommen, sollten sie nach bestem Wissen diejenigen wählen, die sie als die besten Kandidaten ansehen.“[19] In bezug auf den Militärdienst argumentierte er:

Es stimmt, daß eine Regierung nicht immer diejenigen von der Teilnahme am Krieg ausnimmt, die gegen ihn eingestellt sind, obwohl eine großzügige Vorkehrung dieser Art in der Vergangenheit für einige geschaffen wurde, die wie wir selbst glauben, Krieg sei etwas Unrechtes; d.h. die Quäker sind unter besonders großzügigen Gesetzen von der Wehrpflicht ausgenommen. Wir mögen jedoch zum Wehrdienst verpflichtet sein, ob wir es wollen oder nicht; und wenn wir verpflichtet sind, sähen wir es als unsere Pflicht an, den bestehenden Mächten zu gehorchen, und wir würden es so ansehen, daß des Herrn Vorsehung die Erfassung zugelassen habe und er in der Lage war, es zu unserem Guten und dem anderer aufzuheben. Dabei würden wir es auch nicht als unangebracht ansehen, den zuständigen Beamten eine teilweise Erklärung zu geben und darum zu ersuchen, daß man uns in die medizinische Abteilung oder zum Sanitätsdienst einteilte, wo unsere Dienste mit der vollen Zustimmung unseres Gewissens in Anspruch genommen werden könnten; doch selbst wenn wir gezwungen wären, auf dem Felde zu dienen und zu schießen, würden wir uns nicht gedrängt sehen, auf Mitmenschen zu schießen.[20]

Es ist jedoch recht sicher, daß sich Russells Haltung gegenüber dem Staat während seiner letzten Lebensjahre verhärtete. Er uns seine engen Mitverbundenen waren entsetzt über das schreckliche Blutbad im Gefolge des Ersten Weltkriegs und vor allem über die Unterstützung der Wehrerfassung durch die Geistlichkeit, besonders in Kanada. Mit der Zeit hob er mehr die Grundsätze des Nonkombattantendienstes und der Verweigerung aus Gewissensgründen hervor. Der Wacht-Turm enthielt zunehmend erbitterte antimilitaristische, antiklerikale Artikel, in denen der Krieg und seine Unterstützer als Teufelswerk bezeichnet wurden.[21] Das Ergebnis war, daß man Russell die Einreise nach Kanada gerade einmal ein paar Monate vor seinem Tod im Herbst 1916 als unerwünschtem Ausländer verweigerte.[22]

Rutherfords Neuinterpretation von Römer 13:1-7 und die Verunglimpfung des Staates

Russells Nachfolger als Präsident der Watchtower Society, Joseph Franklin Rutherford (1869 bis 1942), früher Rechtsanwalt in Missouri und Hilfsrichter[23], setzte die Politik seiner Vorgängers fort und gab 1917 bis Anfang 1918 eine Reihe von in vielen Gebieten verteilten Traktaten und Büchern heraus, in denen die Abscheu der Bibelforscher gegenüber den Nationen, dem Ersten Weltkrieg und der Geistlichkeit zum Ausdruck kam. Die Veröffentlichungen – Bible Students Monthly und Das vollendete Geheimnis – brachten ihre Herausgeber und Verteiler bald in Schwierigkeiten. Im Januar 1918 wurden beide Publikationen in Kanada verboten[24], später im selben Jahr dann die gesamte Wachtturm-Literatur.[25] In den Vereinigten Staaten wurden Rutherford und sechs weitere Wachtturm-Funktionäre in Atlanta, Georgia, unter dem Antispionagegesetz wegen Verschwörung angeklagt, schuldig gesprochen und zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt. Ein achter wurde zu zehn Jahren verurteilt.[26] Einzelne amerikanische Bibelforscher wurden verhaftet, man fiel über sie her und teerte und federte sie, und sie wurden aus ihren Wohnorten vertrieben.[27] Bibelforscher, die sich weigerten, im Krieg zu kämpfen, wurden in den USA, in Kanada und Großbritannien brutal behandelt.[28]

Russells frühere Lehren und der Glaube der Bibelforscher, sie müßten den obrigkeitlichen Gewalten aus Römer 13:1 untertan sein, führte zu zusätzlichen Problemen. Viele einzelne Bibelforscher wußten nicht, wie sie sich in bezug auf das Verbot der Wachtturm-Literatur verhalten sollten. In Kanada versteckten einige die Publikationen, einige zerstörten sie und einige gaben sie freiwillig bei der Polizei ab.[29] Eine Minderheit von Bibelforschern übte starke Kritik an Rutherford und seinen Anhängern wegen ihrer militanten Antikriegshaltung.[30] Doch sogar die Wachtturm-Führung selbst unternahm einige Anstrengungen, sich „den bestehenden Gewalten“ unterzuordnen. Sie riß die Seiten 247-253 aus Das vollendete Geheimnis heraus, um „die zufriedenzustellen, die sich die Haltung eines Zensors angemaßt hatten“, und der Watch Tower vom 1. Juni 1918 unterstützte eine Kongreßresolution, nach der der 30. Mai in den USA ein Gebetstag werden sollte. Und sie drückte ihren Dank für den verheißenen alliierten Sieg über die europäischen Zentralmächte aus.[31]

Gemischte Reaktionen auf Seiten der einfachen Bibelforscher wie auch ihrer Direktoren verursachten Bestürzung und Unstimmigkeiten in ihren Reihen. Während der letzten Monate des Jahres 1918 bis Anfang 1919 schien die Bibelforscherbewegung praktisch tot zu sein. Seither sehen Jehovas Zeugen diese Zeit als Babylonische Gefangenschaft an, besonders in Hinsicht auf das Thema „obrigkeitliche Gewalten“.[32]

Doch als Rutherford und seine Anhänger im März 1919 aus der Haft in Atlanta entlassen wurden,[33] wiesen sie die Handlungsweise während des Krieges, Kompromisse mit dem Staat, bald als irregeleitet und moralisch falsch zurück.[34] Danach richteten Wachtturm-Publikationen, besonders die Zeitschrift Das Goldene Zeitalter, heftige Angriffe in einer Weise gegen die Behörden, wie es nicht einmal Russell getan hatte.[35] Doch das Thema „obrigkeitliche Gewalten“ verursachte anscheinend weiterhin Lehrprobleme bei den Bibelforschern – bis 1929, als die Watch Tower-Ausgaben vom 1. und 15. Juni eine völlig neue Haltung zu diesem Thema entwickelten.

In zwei unsignierten Artikeln mit den Titeln „The Higher Powers“ und „The Higher Powers (Part 2)“ argumentierte der Watch Tower, die Anweisung aus Römer, Kapitel 13, sei lange Zeit falsch angewendet worden und sei die Grundlage gewesen für die falsche Lehre der Herrschaft von Königen oder Herrschern von Gottes Gnaden, die das Volk bedrückten. Daraufhin argumentierte man, Römer 13 meinte die Gewalten in der Kirche und nicht die heidnischen Regierungen.[36]

Die neue Lehre trug der praktischen Schwierigkeit Rechnung, vor der die Bibelforscher in Hinblick auf die Gesetze verschiedener Nationen oder Bundesstaaten standen. In einigen wenigen Staaten sahen sie sich einer Wehrpflicht gegenüber, wohingegen sie in den USA, in Kanada und in Deutschland häufig verfolgt wurden, weil sie von Tür zu Tür predigten und damit örtliche Vorschriften gegen das Hausieren oder die Sonntagsruhe verletzten.[37] Doch 1929 waren sie zu dem Schluß gelangt, die Bibel verbiete eindeutig die Teilnahme an Kriegen, und sie glaubten fest, daß sie ungeachtet von Verfolgung die gute Botschaft vom Königreich in göttlichem Auftrag predigten.

Daher fragte der Watch Tower im Hinblick auf den Wehrdienst: Hat Gott dem Staat die Gewalt übertragen, gegenseitiges Töten zu gebieten, und sind die gesalbten „Söhne Gottes“ verpflichtet, den Ländergesetzen zu gehorchen, die dies gebieten, wenn Gottes eigenes Gebot gleichzeitig fordert, sie [sic] sollten nicht töten? Die Antwort auf diese Frage lautete: „Wenn ein Kind Gottes am Krieg teilnimmt und vorsätzlich tötet, schließt er sich selbst davon aus, in Gottes Königreich [den Himmel] zu gelangen.“[38]

Was das Predigen angeht, so stellte der Watch Tower die Frage, wie Bibelforscher nationale Gesetze als von Gott geboten ansehen konnten. Das Grundgesetz der USA erklärte, jeder könne seine Religion nach eigenem Gutdünken ausüben; in Rußland konnte man das Evangelium ohne Erlaubnis der Regierung nicht „predigen“. Zusätzlich hatten einige Bundesstaaten der USA eigene Gesetze aufgestellt, die verlangten, daß das Evangelium nicht an gewissen Orten und unter gewissen Bedingungen „gepredigt werden dürfe“. Daher hatten Behörden Bibelforscher inhaftiert und bestraft, die versucht hatten zu predigen. Die Bibelforscherzeitschrift fragte: „Ist es möglich, daß Gott den Nationen das Recht und die Gewalt übertragen hat, Gesetze zu erlassen und durchzusetzen, die im Widerspruch zu seinem ausdrücklichen Willen stehen und ihm schaden?“[39]

Solche Fragen führten zu einer radikal neuen Exegese. Der Watch Tower stellte fest, die Macht Gottes stände über allen anderen, doch nach Matthäus 28:18 sei dem Christus alle Gewalt gegeben worden. Auf der Grundlage von Markus 13:34 wurde jedoch auch betont, daß Jesus einiges an Macht weiterverleihen könne. Dann wurde argumentiert: Das Wort Gewalt ist eine Übersetzung des griechischen exousia; und das Argument des Paulus in Text und Kontext [von Römer 13] zeige, daß die dort erwähnten Gewalten sich auf die Gewalten in Gottes Organisation bezögen.[40]

Nachdem andere Beweistexte für diese Annahme herangezogen wurden, erörterte die Bibelforscherzeitschrift die Rolle der Kirche, die Stellung des einzelnen Christen in Gottes Anordnung innerhalb seiner Organisation. Dann begann eine Vers-für-Vers-Untersuchung von Römer 13 und anderer Bibelabschnitte, die man lange benutzt hatte, um die Behauptung zu stützen, Christen sollten dem Staat gegenüber gehorsam sein.

Von diesen Textstellen war aus der Sicht der neuen Exegese die vielleicht schwierigste die aus 1. Petrus 2:13, 14: „Unterwerft euch um des Herrn willen jeder menschlichen Schöpfung: es sei einem König als einem Höherstehenden, es sei Statthaltern ...“ Aber man nahm an, der Hinweis des Petrus auf die Anordnung eines „jeden“ meinte jede Anordnung von Menschen innerhalb der Kirche. Unter „König“ verstand man den Menschen Jesus, und die „Statthalter“ waren die Apostel. Denn, so argumentierte man, 1. Petrus 2:14 mache auch geltend, die vom König gesandten Statthalter sollten „Übeltäter [...] strafen, aber die [...] loben, welche Gutes tun.“ Und, stellte der Watch Tower die rhetorische Frage: „Wer hat je gehört, daß ein Statthalter oder Herrscher einer heidnischen Nation die lobt [die Gutes tun], weil sie völlig und absolut Gott dem Herrn und dem Herrn Jesus Christus gehorcht haben?“[41]

Römer 13:6 – „Denn darum zahlt ihr auch Steuern; denn sie sind Gottes öffentliche Diener, die ebenfalls für diesen Zweck beständig dienen“ – schien auch ein problematischer Text zu sein. Der Watch Tower räumte die Tatsache ein, daß die Apostel vom Bezahlen von Steuern sprechen, sei ein starkes Argument und spräche dafür, daß das ganze Kapitel vom Staat handle. Doch um dann Römer 13 auf die Gewalten in der Kirche statt im Staat anzuwenden, hieß es: „Die Worte des Textes, ’denn darum zahlt ihr auch Steuern’, scheinen in Klammern zu stehen und sollen nur das Argument der Apostel betonen. Warum zahlt man Steuern? Um des Gewissens willen; weil es recht ist, für einen geleisteten Dienst zu bezahlen.“[42]

Die Folgen der neuen Lehre über die obrigkeitlichen Gewalten bei den Bibelforschern [Jehovas Zeugen] waren groß. Auf der Grundlage der Lehren Russells hatten sie geglaubt, sie hätten dem Staat gegenüber eine Verpflichtung, und sahen sich daher oft in einer moralischen Zwickmühle, wenn sie bestimmen wollten, was dem Cäsar und was Gott gehörte. Nun, 1929, nach der Herausgabe der Artikel „The Higher Powers“ sahen sie außer dem Bezahlen von Steuern für „geleistete Dienste“ keinerlei Verpflichtung gegenüber dem Staat. Sie verurteilten daher Regierungen aller Art und bezeichneten jedes Gesetz, daß sich ihrer Meinung nach nicht im biblischen Rahmen hielt, als grundsätzlich satanisch. Selbst der 18. Zusatz zur USVerfassung – die (Alkohol-)Prohibition – wurde als unrechte Beschränkung der christlichen Freiheit angesehen.[43]

Doch weit wichtiger: Als direktes Ergebnis der Lehre von den obrigkeitlichen Gewalten nahmen Jehovas Zeugen eine militante Haltung gegenüber dem Nationalismus und patriotischen Übungen ein. Im Dritten Reich verweigerten sie den Hitlergruß [„Heil Hitler“] und wurden schnell Ziel einer schrecklichen Verfolgung durch die Nazis.[44] In den USA gab es in der Zeit von 1940 bis 1943 Hunderte von Fällen von Gewalt durch Pöbelrotten, weil sie den Fahnengruß verweigerten.[45] Im Zweiten Weltkrieg waren sie in einer Anzahl alliierter Staaten, darunter Kanada, verboten.[46] Doch ihre Glaubenshingabe angesichts von Verhaftungen, Gewalt, Folter und Tod war bemerkenswert. Als Ergebnis der Lehre über die obrigkeitlichen Gewalten aus dem Jahre 1929 waren sie entschlossen, gottlosen Gewalten unrechten Gehorsam unter allen Umständen zu verweigern.

Wie wertvoll die 1929er Lehre auch war, Jehovas Zeugen unerschrocken gegenüber Verfolgung werden zu lassen, erwuchs daraus doch ein sowohl praktisches als auch lehrmäßiges Problem. Es setzte sie erstens der Anklage des Aufruhrs aus, selbst in Demokratien wie Australien, Kanada und den USA. Zweitens: Als die Zeugen sich wegen Wiedergutmachung an Gerichte wandten, brachten sie sich in die aus Sicht ihrer Lehre etwas peinliche Lage, sich an die Vertretungen satanischer Regierungen zu wenden, um ihre bürgerlichen Freiheiten zu schützen.

Im zweiten Punkt waren Jehovas Zeugen etwas gespalten. Sie verurteilten zwar ihre Verfolger, doch sie schätzten weiterhin viele Aspekte weltlicher Macht. Als Anwalt – und manchmal Richter – verlor Rutherford nie die Achtung vor dem gesetzgeberischen Prozeß. Er und die Zeugen insgesamt waren bereit, die amerikanische und die britische Fahne als Symbole der Freiheit zu respektieren, so lange man nicht von ihnen verlangte, vor ihnen zu salutieren.[47] Die Zeitschriften der Wachtturm-Gesellschaft veröffentlichten oft Artikel, die die U.S. Bill of Rights und die liberalen Freiheiten priesen.[48] Wie der Apostel Paulus, der ihnen als Beispiel diente, wandten sich Jehovas Zeugen wo und wann immer an den Cäsar der modernen Welt, „um [das Predigen der] guten Botschaft zu verteidigen und gesetzmäßig zu verankern.“[49]

Natürlich konnten Jehovas Zeugen argumentieren – und taten es –, daß ihr öffentliches Evangelisieren auf eine lange Reihe von Präzedenzfällen in der christlichen Welt zurückblicken konnte. Überdies: Sie sahen sich nicht verpflichtet, sich an Gesetze zu halten, die dem göttlichen Gesetz widersprachen, aber sie waren keine Revolutionäre. Sie glaubten, wenn möglich sollten sie mit allen Menschen Frieden halten und Feinden Gutes tun. Als Taktik, um ihr Ziel zu erreichen, konnten sie rechtmäßigerweise argumentieren, und taten es, daß sie allen menschlichen Gesetzen gehorchen würden, wenn sie nicht Gottes Willen widersprachen - ein subtiler, aber wichtiger Punkt.[50]

In Gerichtsprozessen in den USA waren die Zeugen bemerkenswert erfolgreich. Ende 1939 und sogar im Zweiten Weltkrieg erkannte der U.S. Supreme Court immer wieder ihr verfaßtes Recht auf Religionsfreiheit an. Beispielsweise beschied dieses Gericht am 3. Mai 1943 zwölf von dreizehn Fällen zu ihren Gunsten.[51] Im Fall Murdock gegen Pennsylvania[52] revidierte es die eigene Position aus dem Fall Jones gegen City of Opelika und stellte fest, daß die Zeugen nicht mehr wegen der Verteilung religiöser Literatur auf den Straßen, ohne Steuern dafür zu entrichten, verklagt werden konnten. Noch wichtiger: Am 14. Juni 1943 revidierte es sich wieder im Fall West Virginia Board of Education gegen Barnette[53] und entschied, daß Zeugenkinder nicht von öffentlichen Schulen verwiesen werden konnten, weil sie sich weigerten, die US-Fahne zu grüßen. Gleichzeitig entschied es im Fall Taylor gegen Mississippi[54], daß die Vorstellungen und die Tätigkeit der Zeugen Jehovas nicht aufrührerisch seien.

In anderen demokratischen Ländern trugen sie auch juristische Siege davon. Am selben Tag, als der U.S. Supreme Court sein Urteil im Fall Barnette und Taylor verkündete, urteilte der Supreme Court of Australia, ein Verbot der Zeugen Jehovas in diesem Land sei ungesetzlich.[55] Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen kanadische Zeugen eine lange Kampagne für die bürgerlichen Freiheiten in der Provinz Quebec. Sie gewannen nicht nur eine Reihe Fälle vor dem Supreme Court of Canada, sondern wirkten auch in der Öffentlichkeit in Hinsicht auf Änderungen der Gesetzgebung, die für Berufungsverfahren an diesem Gericht maßgebend sind, und führten wichtige Petitionen für den Erlaß eines kanadischen Grundgesetzes durch.[56]

Da die Zeugen in ihrem Bestreben, für sich selbst und ihre Botschaft die Freiheit zu erlangen, zahlreiche juristische Siege davontrugen, wurde der Widerspruch in ihrer Haltung, die sich auf die Lehre von den obrigkeitlichen Gewalten aus dem Jahre 1929 stützte, auffallend deutlich. Wenn weltliche Obrigkeiten völlig außerhalb der Gunst Gottes standen, wie war es dann möglich, daß zumindest einige von ihnen die Zeugen Jehovas als Personen und in ihrer Handlungsweise anerkannten und sogar schützten?

Die Wiedereinsetzung und Weiter-Entwicklung der Lehre Russells im Wachtturm im Jahre 1962

Als Ergebnis dieses Lehrproblems aufgrund der recht erstaunlichen Erfolge vor Gericht in den demokratischen Ländern untersuchten die Zeugen noch einmal ihre Auffassung bezüglich des Wesens weltlicher Obrigkeit und des Verhältnisses von Christen zu ihr. Im Jahre 1962 veröffentlichte der Watchtower eine Reihe von Artikeln, in denen Jehovas Zeugen offiziell zu einer Lehrauffassung zurückkehrten, wie sie ganz ähnlich Russell dargelegt hatte.

Der erste dieser Artikel, „’Be in Subjection’ - To Whom?“57 behandelte Titus 3:1. Die Stelle lautet nach der Zeugen-eigenen Neuen-Welt-Übersetzung (NWÜ): „Erinnere sie weiterhin daran, Regierungen und Gewalten als Herrschern untertan und gehorsam zu sein, bereit zu sein für jedes gute Werk.“ Der Artikel erwähnte zuerst kurz mehrere neuzeitliche Revolutionen und die erfolglosen revolutionären Bemühungen von Juden im ersten Jahrhundert, die römische Staatsgewalt abzuschütteln. Dann wurde argumentiert, der Text erfordere, daß Christen weltlichen Herrschern gehorsam sein müßten. Und dann wurde gefragt: „Ist es denn aber nicht gefährlich für die Lehren der Versammlung, für die Moral, die Anbetung und die Handlungsweisen, wenn wahre Christen sich weltlichen Regierungen dieser Welt unterordnen, deren unsichtbarer Herrscher und ’Gott’ Satan, der Teufel, ist.“ Der Watchtower beantwortete diese Frage und stellte fest, daß man das Verhältnis wahrer Christen zu weltlichen Regierungen verstehen kann, wenn man sich vergleichbare Situationen anschaut. Er wies darauf hin, daß gemäß dem Apostel Paulus Frauen ihren Ehemännern gehorchen sollten und Sklaven im ersten Jahrhundert ihren Herren. Aber ihre Unterordnung war eher relativ als absolut, denn niemand sollte den menschlichen Herren gehorchen, wenn er dabei ein Gesetz Gottes verletzen mußte. Entsprechend galt derselbe Grundsatz für das Verhalten eines Christen in Hinsicht auf den Staat.

In späteren Artikeln[58] verwarf der Watchtower die Auslegung von 1. Petrus 2:11-17 und Römer 13:1-7 aus dem Jahre 1929. Der in 1. Petrus 2:13, 17 erwähnte Begriff „König“, so wurde erklärt, meine den römischen Kaiser und nicht Christus; der Begriff „Herrscher“, in Vers 14 erwähnt, sollte im Hinblick auf die weltlichen Behörden statt auf die Aufseher in der Christenversammlung verstanden werden. In Übereinstimmung mit solchen Auslegungen glaubte man nun, die „obrigkeitlichen Gewalten“ aus Römer 13:1 seien die Herrscher dieser Welt.

Die etwas verworrene Begründung im Watchtower's von 1962, die obrigkeitlichen Gewalten aus Römer 13:1 seien tatsächlich die Herrscher dieser Welt, kann man in drei grundsätzliche Argumente aufteilen. Zuerst glaubte man aufgrund einer Analyse des Kontextes, die zwölf Verse, die Römer 12:17-13:7 bildeten, handelten von einem Thema: der angemessenen Art und Weise, in der Christen Beziehungen zu Menschen und Mächten außerhalb der Christenversammlung haben sollten. Zweitens wurde angenommen, das griechische Wort exousia bezeichne Macht im generellen Sinne, wie sie in der Septuaginta in bestimmten Versen des Buches Daniel auf heidnische Herrscher oder Führer angewandt worden war. Da also sowohl der Schreiber des Römerbriefes als auch seine Leser im ersten Jahrhundert mit diesem Wortgebrauch durch und durch vertraut waren, hätten sie die obrigkeitlichen Gewalten (exousiais hyperexousais) aus Römer 13:1 als menschliche, weltliche Herrscher verstanden. Schließlich erklärte die Zeugenzeitschrift, die Probleme bereitende Aussage im zweiten Teil von Römer 13:1, „die bestehenden Gewalten stehen in ihren relativen Stellungen als von Gott angeordnet“ (NWÜ), bedeute, daß Jehova für eine allgemeine Ordnung oder für Regierungen gesorgt habe, durch die alle Menschen beherrscht werden müßten, er habe aber keine bestimmten Regierungen geschaffen oder organisiert.[59] So können die Nationen, aufgrund der ihnen von Gott verliehenen Macht handelnd, wenn auch nur in einem teilweisen und zeitlichen Sinne bestimmte Dinge tun, die in Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen sind. So ist es also für Christen angemessen und erforderlich, allen menschlichen Gesetzen zu gehorchen – außer denen, die ausdrücklich biblische Gebote verletzen, wie das Gewissen eines Christen dies versteht.

Wie schon gesagt, ist die Watchtower-Auslegung aus dem Jahre 1962 grundsätzlich eine Wiederaufnahme der Lehre Russells, wie das angemessene Verhältnis eines Christen zum Staat auszusehen habe, wenn sie jetzt auch konsistenter und verfeinerter ist. Aus der Aufnahme oder Wiederaufnahme ergeben sich jedoch mehrere Fragen. Wie hat sie insbesondere das Verhalten und die Einstellung der Zeugen Jehovas beeinflußt? Welchen Einfluß hatte das auf das Verhalten des Staates ihnen gegenüber? Wie erklären die Zeugen das, was der britische Soziologe James Beckford einen Salto rückwärts genannt hat?[60]

Die Antwort auf die erste Frage ist, daß die Auslegung von 1962 Jehovas Zeugen geholfen hat, bessere Staatsbürger zu werden. Während der Jahre seither wurde ihnen in ihrer religiösen Literatur ständig der Rat erteilt, tiefe Achtung vor den Regierungsbehörden und der öffentlichen Ordnung zu zeigen, die im Gesetz geforderten Steuern zu zahlen und den Behörden in jeder Sache zu gehorchen, die nicht ausdrücklich den Geboten Gottes widerspricht. Sollte gegenwärtig ein Zeuge Jehovas menschliche Gesetze brechen, außer wo

es um Fragen des Gewissens geht, kann er sowohl in seiner eigenen Versammlung als auch von den weltlichen Behörden zur Rechenschaft gezogen werden.[61] Das Ergebnis ist, daß Jehovas Zeugen wahrscheinlich peinlich genauer die Gesetze achten als viele ihrer Mitbürger, selbst dann, wenn sie ungerecht oder unvernünftig zu sein scheinen. Aus diesem Grunde haben außenstehende Beobachter auf den hohen Maßstab für ihre allgemeine Moral und ihr Verhalten hingewiesen. Sie werden oft als rein, moralisch aufrecht und erstaunlich ordentlich bezeichnet.[62]

Doch die Einstellung vieler Regierungen ihnen gegenüber hat sich nicht gemildert. Obwohl eine Reihe europäischer Staaten ihnen in den letzten Jahren Freiheiten verbürgt haben, die ihnen zuvor verweigert worden waren,[63] haben andere Staaten sie weiter unterdrückt, ihnen weitere Verbote auferlegt oder sie direkter Verfolgung ausgesetzt. In allen kommunistischen Ländern waren sie Verhaftungen ausgesetzt.[64]

Dies hat sich erst mit dem Zusammenbruch des Sowjetreiches geändert. Die Soviet Historical Encyclopedia beschrieb sie als Feinde des Sozialismus und wies darauf hin, daß die russischen Behörden ihr Bestes getan hatten, sie als Bewegung zu vernichten.[65] In den meisten arabischen Staaten bleiben sie verboten, wie auch in vielen neuerlich unabhängigen Staaten Afrikas südlich der Sahara und in Asien.[66] Malawi hat sie einem direkten Programm unterworfen, viele erwachsene Zeugen und ihre Kinder wurden vernichtet und andere wurden geschlagen und vergewaltigt. Die gesamte Zeugengemeinde in Malawi von mehr als dreißigtausend Menschen ist bei mehreren Gelegenheiten über die Staatsgrenzen getrieben worden.[67] Auch in Argentinien waren sie lange Zeit verboten.[68]

Die letzte Frage über den Wechsel der Bibelforscher/Jehovas Zeugen von den Grundsätzen der Russellschen Lehre über die obrigkeitlichen Gewalten im Jahre 1929 und die Wiederaufnahme seiner Lehre im Jahre 1962 scheint von der Lehre her keine schweren Probleme in den Reihen der Zeugen zu verursachen. Wenn sie auch glauben, daß Jehova sie ganz allgemein zu einem besseren Verständnis seines Willens führen würde, glauben sie doch nicht, daß ihre eigenen Bibelauslegungen unfehlbar sind. In der Tat ist es wichtig, anzumerken, daß der Watch Tower, als er 1929 die neue Lehre von den obrigkeitlichen Gewalten einführte, dies auch ganz eindeutig feststellte:

Jesus Christus ist das Haupt in Zion, und er leitet das Werk [das Predigen des Evangeliums] auf Erden, und er macht keine Fehler. Aber was ist mit denen, die in der „Gesellschaft“ [den Internationalen Bibelforschern] verantwortliche Stellungen einnehmen, und denen die Leitung des Werkes auf Erden übertragen worden ist? Macht jemand von ihnen Fehler? Natürlich, weil sie alle unvollkommen sind.[69]

Es wurde auch betont, daß zukünftig neues Licht auf die Lehre fallen könnte, das alle Fehler beseitigen würde, die die Bibelforscher, die bald den Namen „Jehovas Zeugen“ annehmen sollten, in gutem Glauben begangen haben:

Wenn wir daher jemanden finden, der dem Herrn hingegeben ist und sich dem widmet, was sein Herr ihm aufgetragen hat, und er ist dem Herrn gegenüber treu und wahrhaftig und schließt keine Kompromisse mit dem Feind, und den der Herr wegen seiner Arbeit segnet, dann werden seine Früchte augenscheinlich, und dies ist der Beweis dafür, daß er dem Herrn gefällt und den rechten Weg geht. (Joh. 15:8) Wenn jemand vom Herrn in Übereinstimmung mit seinem Wort gebraucht wird, dann ist das der Beweis, daß sein Lebenswandel dem Herrn gefällt. Er ist unvollkommen und wird daher Fehler begehen … Dieselbe Regel, weil es die Regel des Herrn ist, muß auf alle zutreffen, die in der „Gesellschaft“ sind. Wenn die „Gesellschaft“ einen falschen Weg einschlägt, müssen sich alle aus Gottes Volk auf den Herrn verlassen, daß er diese falsche Vorgehensweise ändern und korrigieren wird.[70]

Als die Wachtturm-Gesellschaft daher ihre Haltung in bezug auf weltliche Gewalten im Jahre 1962 änderte, fühlte sie sich nicht bemüßigt zu erklären, was für einen Nichtzeugen ein merkwürdiges Schwanken in der Lehre zu sein schien. Was für eine Logik das im Watch Tower von vor 1929 zu sein schien, sie wird heute praktisch von allen Zeugen ohne Widerrede akzeptiert. Daher hat die Wachtturm-Gesellschaft in der Ansicht der Zeugen in ihrer Bibelauslegung zu den obrigkeitlichen Gewalten nur den Versuch unternommen, genauer zu definieren, was ein Christ dem Cäsar schuldet und noch wichtiger, was er Gott schuldet. Soweit sie die Trennung von der politischen Welt als einen der deutlichen Beweise ansehen, daß sie in Gottes Gunst stehen,[71] gibt es keinen Grund zu glauben, daß sie allzu bald die Lehre der Gesellschaft zu diesem Thema anzweifeln werden. Auch wenn sie dem Staat gegenüber nun weniger feindlich eingestellt sind als früher, fühlen sie sich immer noch getrennt von ihm. Man kann daher zu recht annehmen, daß Jehovas Zeugen weiterhin deutliche Beiträge zur andauernden Dialektik des Verhältnisses von Staat und Kirche beitragen werden.


1 Berichte über Verfolgungen in: Marley Cole, Jehovah's Witnesses: The New World Society(New York: Vantage Press, 1955), Seiten 109-123; Watch Tower Bible & Tract Society, Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben (WTG, Wiesbaden, 1960), Seiten 74-90, 134-211, und John S. Conway, The Nazi Persecution of the Churches (Toronto: Ryerson Press, 1968), Seiten 195-199; siehe auch M. James Penton, Jehovah's Witnesses in Canada: Champions of Freedom of Speech and Worship (Toronto: Macmillan Company of Canada, Ltd., 1976) und Apocalypse Delayed: The Story of Jehovah's Witnesses (Toronto: University of Toronto Press, 1985); Victor V. Blackwell, O'er the Ramperts They Watched (New York: Carlton Press, 1976); und Christine Elizabeth King, The Nazi State and the New Religions: Five Case Studies in Non-conformity (New York and Toronto: Edwin Mellon, 1982).

2 William J. Whalen, Armageddon around the Corner: A Report on Jehovah's Witnesses (New Yrok: John Day Company, 1962), Seite 18.

3 Dieser Vorwurf ist wiederholt von verschiedener Seite erhoben worden. Siehe z.B., Conway, The Nazi Persecution of the Churches, Seiten 195-199; Damien Jasmin, Les Témoins de Jéhovah: Fauteurs de séditions, ennemis acharnés de la religion (Montreal: Éditions Lumen, 1946); und Sovetskaia istoricheskaia entsiklopediia, unter „Svideteli Iegovi“.

4 Nach der WTG-eigenen, zurückhaltenden Statistik ist die Zahl der aktiven Zeugen Jehovas (ZJ) auf der Welt von 141.606 im Jahr 1945 auf 2.248.390 im Jahre 1976 angewachsen. Daß viel mehr sich als ZJ betrachten, ist offiziellen Quellen zu entnehmen. Die Wachtturm-Gesellschaft (WTG) nannte zwar nur 49.204 „Verkündiger“ oder aktive ZJ-Prediger in Kanada für das Jahr 1971, doch im selben Jahr führte die alle zehn Jahre stattfindende Volkszählung in Kanada insgesamt 174.810 Personen im ganzen Staatsgebiet auf, die sich als ZJ betrachteten.

5 Leider gibt es keine umfassende Biographie über Russell, obwohl über ihn in verschiedenen Werken Günstiges wie Nachteiliges geschrieben wurde.

6 Russell gab zu, daß die Berechnungen ursprünglich nicht von ihm stammten. Sie gingen großenteils auf Nelson H. Barbour zurück, einen früheren Anhänger Millers und unabhängigen Adventisten, mit dem Russell zwischen den Jahren 1876 und 1879 verbunden war. Siehe The Watch Tower and Herald of Christ's Presence (1906), Seiten 230, 231, und Nelson H. Barbour und Charles T. Russell, Three Worlds and the Harvest of This World(Rochester, N.Y.: Office of Herald of the Morning, 1877).

7 Charles T. Russell, “Gentile Times: When Do They End?” The Bible Examiner, Oktober 1876, Seiten 27, 28.

8 Charles T. Russell, Der göttliche Plan der Zeitalter (Barmen/Zürich: Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher, 1920), Seiten 237-262.

9 Ibid., Seiten 262, 263.

10 Charles T. Russell, Der göttliche Plan der Zeitalter (Barmen/Zürich: Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher, 1920), Seite 257

11 Charles T. Russell, Der Krieg von Harmagdon (Magdeburg/Bern: Internationale Bibelforscher-Vereinigung, 1926), Seite 130.

12 Ibid., Seiten 130, 131.

13 Charles T. Russell, Dein Königreich komme (Barmen: Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher, 1914), Seiten 233-292.

14 The Laodicean Messenger, Seiten 113-118.

15 The Laodicean Messenger, Seiten 113-118.

16 Russell, Der Krieg von Harmagedon, Seite 131

17 Russell, Dein Königreich komme, Seite 290.

18 Charles T. Russell, The New Creation (Brooklyn, N.Y.: Watch Tower Bible & Tract Society, 1925), Seite 594.

19 Charles T. Russell, The New Creation (Brooklyn, N.Y.: Watch Tower Bible & Tract Society, 1925), Seite 593

20 Ibid., Seite 594,595

21 Siehe beispielsweise “Christian Duty and the War", The Watch Tower and Herald of Christ's Presence, 1. September 1915, Seiten 259, 260, 276

22 Penton, Jehovah's Witnesses in Canada, Seite 44

23 Genauere Einzelheiten über Rutherford siehe in Timothy White, A People for His Name, und Penton, Apocalypse Delayed. Wie bei Russell gibt es keine erschöpfende Biographie über ihn.

24 Penton, Jehovah's Witnesses in Canada, Seiten 54, 55

25 Ibid., Seite 75

26 Ibid., Seiten 70, 71

27 Siehe The Golden Age, Sonderausgabe für Großbritannien und Kanada, 29. September 1920

28 Ibid. Siehe auch Penton, Jehovah's Witnesses in Canada, Seiten 56-62

29 Penton, Jehovah's Witnesses in Canada, Seiten 63, 64

30 Ibid

31 WTG, Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, Seiten. 92, 93

32 Ibid., Seiten. 74-83

33 Die Wachtturm-Funktionäre wurden im Berufungsverfahren freigesprochen und völlig von jeder Schuld befreit. Rutherford gegen Vereinigte Staaten, 258 F. 855, 863

34 WTG, Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, Seiten. 91-93

35 Siehe z.B., The Golden Age, verschiedene Ausgaben im Sommer 1932

36 ”The Higher Powers", Watch Tower, 1. Juni 1929, Seiten 163-169

37 Ibid

38 ”The Higher Powers", Watch Tower, 1. Juni 1929, Seiten 163-169

39 Ibid

40 Ibid

41 Ibid

42 "The Higher Powers" (Teil 2), Watch Tower, 15. Juni 1929, Seiten 181, 182

43 "The Higher Powers", Watch Tower, 1. Juni 1929, Seite 164

44 Wachtturm Bibel & Traktat-Gesellschaft, Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, Seite 141-144

45 Zur Diskussion des Flaggengrußes in den Vereinigten Staaten siehe David R. Manwaring, Render unto Caesar: The Flag Salute Controversy (Chicago: University of Chicago Press, 1962)

46 Penton, Jehovah's Witnesses in Canada, Seite 129-155

47 Siehe z.B. “The Flag Case", Consolation, 29. Mai 1940, Seite. 3-24

48 Ibid.; vergleiche “Truth about Jehovah's Witnesses", Consolation, 7. Juli 1943, Seite 17-22

49 Die Wachtturm-Gesellschaft gab eine Broschüre mit dem Titel Defending and Legally Establishing the Good News (Brooklyn, N.YU.: WTBTS, 1950) heraus, in der 129 Fälle angeführt werden, in denen Zeugen Jehovas vor 1959 um Religionsfreiheit prozessierten.

50 Defending and Legally Establishing the Good News, Seite 4.

51 Wachtturm Bibel & Traktat-Gesellschaft, Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, Seite 208.

52 319 U.S. 105 (1943).

53 319 U.S. 624 (1943)

54 319 U.S. 583 (1943)

55 Adelaide Company of Jehovah's Witnesses, Inc. gegen Commonwealth of Australia, 67 C.L.R. 116 (1943)

56 Penton, Jehovah's Witnesses in Canada, Seite 182-223

57 "’Be in Subjection'-To whom?" Watchtower, 1. November 1962, Seite 649-658

58 Vergleiche “Subjecting Ourselves to 'Every Human Creation’", “Subjection to 'Superior Authorities'- Why?" und “The Benefits of Subjection to Authorities", Watchtower, 1. November 1962, Seiten 658-666, 681-695

59 "Nach dem Gedanken der Zulassung durch Gott fährt Römer 13:1 fort: 'Die bestehenden Gewalten stehen in ihren relativen Stellungen als von Gott angeordnet.' Das griechische Verb, das Paulus hier gebrauchte, nämlich tasso, bedeutet 'anordnen, in gewisse Ordnung setzen' wie in Lukas 7:8, wo es die Bedeutung unter eines anderen Befehlsgewalt stehen hat. Es meint also die Anordnung von Dingen. (Matth. 28:16; Apostelgeschichte 28:23; 15:2) Man darf nicht vergessen, daß Römer 13:1 nicht besagt, daß die bestehenden Gewalten von Gott erschaffen seien. Er ist nicht ihr Schöpfer." Ibid., Seite 687.

60 James A. Beckford, The Trumpet of Prophecy: A Sociological Study of Jehovah's Witnesses (New York: John Wiley & Sons, 1975), Seite 114.

61 WTG, Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes (deutsch 1967), Seite 198-199

62 Bemerkungen zu diesen Aspekten des Verhaltens der Zeugen finden sich in: St. Louis Post-Dispatch, 31. Juli 1970; Cleveland Press, 30. Juni 1975; und Times (London), 31. Juli 1975

63 Darunter Schweden, Spanien, Frankreich, Portuagal und Griechenland.

64 Watch Tower Bible & Tract Society, Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1976 (Brooklyn, M.Y.: Watch Tower Bible & Tract Society, 1975), Seite 22-32.

65 Sowjetskaja istoritscheskaja entsiklopedija, s.v. “Swideteli Iegovi"

66 Watch Tower Bible & Tract Society, Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1977 (Brooklyn, N.Y.: Watch Tower Bible & Tract Society, 1976), Seiten 6, 15-19.

67 Jehovas Zeugen in anderen Ländern haben während dieser Jahre an die westliche Presse verschiedene Berichte, die die Verfolgung ihrer Brüder in Malawi beschreiben, weitergeleitet. Am 31. Mai 1976 schrieb der Generalsekretär des Weltkirchenrates einen offenen Brief an Dr. H. Kamuzu Banda, den Präsidenten von Malawi, in dem die Verfolgung kritisiert und er gebeten wird, die Haltung und Vorgehensweise der [Malawi-]Kongreßpartei gegenüber Jehovas Zeugen zu überdenken."

68 Watch Tower Bible & Tract Society, Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1977, Seite 18

69 "The Higher Powers," Watch Tower, Seite 166

70 Ibid., Seite 167

71 Wahrer Friede und Sicherheit - Woher zu erwarten? (Wiesbaden: Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft), Seite 124-131