Die Wachtturm-Gesellschaft plant in der unmittelbaren Umgebung ihres bisherigen Druckerei-Komplexes in Brooklyn, New York, den Bau von vier Wohn-Hochhäusern mit bis zu 20 Stockwerken.

Dort sollen angeblich 1.800 Mitarbeiter untergebracht werden, die bisher an mehreren Standorten verteilt wohnen. Offen ist jedoch die Frage, weshalb man Platz für so viele Mitarbeiter braucht, obwohl doch die gesamte Fertigung von Brooklyn nach Wallkill und Patterson verlagert werden soll.

Insider vermuten daher, dass die Wachtturm-Gesellschaft in Wirklichkeit plant, sich aus Brooklyn vollständig zurück zu ziehen. Die geplanten Wohngebäude sind daher vermutlich nicht für die eigenen Mitarbeiter gedacht, sondern sollen schlicht und einfach das Vermögen der Gesellschaft mehren. Denn wie es aussieht, entsteht hier am Fuße der Brooklyn Bridge ein attraktives Wohngebiet, was den Gedanken nahe legt, die seit vielen Jahren bestehenden und erst in neuerer Zeit erworbenen Immobilien gewinnbringend zu vermarkten.

Eine Vorgehensweise, die für die Wachtturm-Gesellschaft nichts Neues ist. So erwarb die Gesellschaft zum Beispiel 1987 ein 230.000 qm großes Areal in West Palm Beach, um dort neben einem Veranstaltungsort für Kongresse auch Wohnungen, Läden und Büros zu errichten. Die Zeugen Jehovas sollten also besser genau darauf achten, wofür ihre Spenden ausgegeben werden.

Zuschauen, wie die Türme wachsen

DUMBO-Nachbarn zerreißen Pläne der Zeugen für 4 Gebäude in der Luft

Evelyn Carr war glücklich, und warum auch nicht? Sie hatte gerade eine Anzahlung auf eine $375.000 Dachgeschoßwohnung gemacht – mit Blick auf das Hafenviertel – in Bridge Street in der als trendy geltenden DUMBO Nachbarschaft. Dann hörte sie die Nachricht: Die Sicht auf das Hafenviertel wird durch vier Wohntürme versperrt werden – der kleinste 14 Stockwerke; der höchste 20 – die für das freie 12.000 qm Feld auf der anderen Straßenseite vorgesehen sind. „Mein Herz sank“ sagte die 32-jährige Marketing-Assistentin. „Im Augenblick habe ich wirklich eine großartige Sicht auf die Manhattan Brücke und die weite Fläche Himmel, und all das wird komplett versperrt sein. Es macht mich wirklich traurig, nicht nur für mich und die anderen Bewohner in diesem Haus, sondern weil die Türme den Stil der ganzen Gegend dramatisch verändern würden.“

Carr ist nicht allein in ihrer Kritik an den Plänen von der Watchtower Bible and Tract Society – der rechtlichen Vertreterin der Religionsgruppe Zeugen Jehovas – einen Komplex von 1000 Wohnungen auf dem Grundstück an der 85 Jay Street zu bauen. Nancy Webster, Präsident der DUMBO Neighborhood Association erklärte, die vorgeschlagenen Türme seien zu hoch und wären „außerhalb des Kontexts und inkompatibel mit existierenden Gebäuden im Bereich DUMBO und Vinegar Hill.“

Während das höchste Gebäude in DUMBO 12 Stockwerke zählt, sollen laut dem Sprecher der Zeugen Jehovas Richard Devine weitere, noch höhere Gebäude ebenfalls in Planung sein. Die Türme „werden keinesfalls die höchsten Gebäude in der unmittelbaren Umgebung sein“, sagte er. Ursprünglich wollten die Zeugen Jehovas, als sie in den 80er Jahren die Grundstücke kauften, einen Druckereibetrieb in der Jay Street bauen, sagte Devine. Aber als sich die Nachbarschaft zu einer Enklave mit trendigen Restaurants und Lofts mit Panoramablick auf die Manhatten Skyline wurde, änderte die religiöse Gruppe ihre Ziele. Devine führte aus, das die Pläne jetzt einen großen Wohnkomplex für bis zu 1800 Zeugen Jehovas ausweisen, von denen viele im Moment in kleineren Gebäuden auf ganz Brooklyn Heights verteilt leben. Der Komplex, der wie Vertreter der Watchtower Society hoffen, bis 2006 fertig ist, würde aus 4 Türmen bestehen – bestehend aus 14, 16, 18 und 20 Stockwerken, ergänzt durch eine Tiefgarage für 700 Autos.

Die religiöse Gruppe reichte letzte Woche eine Beurteilung zur Umweltsituation ein, sagte Regina Myer, Direktorin der Brooklyn City Planungsbehörde. Diese Beurteilung ist der erste Schritt eines monatelangen Verfahrens zur Landnutzung, das letztendlich darüber entscheiden wird, ob 85 Jay Street – im Moment ein gemischtes Industriegebiet – zum Wohngebiet erklärt wird.

Quelle: New York Daily News vom 12.11.2003