Die Zahl der Kreisdiener wird reduziert. Die Besuche in den Versammlungen sollen seltener stattfinden. Gleichzeitig werden gezielt linientreue, junge Zeugen Jehovas zu einer neuen Art Königreichsdienst-Schule nach Selters eingeladen.

Das Besondere daran: Sie müssen männlich sein, sich für einige Jahre zur Ehelosigkeit verpflichten und die Bereitschaft mitbringen, in jeder Versammlung Deutschlands eingesetzt zu werden.

Aus immer mehr Versammlungen gehen Hinweise ein, die erkennen lassen, was das Ganze soll: Die jungen Leute fühlen sich offensichtlich als eine Art Elite-Truppe der Wachtturm-Gesellschaft. Sie werden gezielt in Versammlungen eingesetzt, in denen es anhaltende Probleme gibt, verdrängen dort innerhalb von Wochen bestehende Älteste und übernehmen die Führungsrolle. Dabei scheinen sie eine Art Sonderstatus zu besitzen und stehen im ständigen direkten Kontakt mit Selters.

Es deutet also viel darauf hin, dass die WTG ihre Strategie ändert und die einzelnen Versammlungen gezielt mit Führungskräften besetzt, die speziell für ihre Aufgabe geschult wurden und eng mit der Zentrale in Selters zusammen arbeiten. Mit derartigen Wachtturm-hörigen V-Männern in den einzelnen Versammlungen kann die WTG künftig auf die Mittlerrolle der Kreisdiener verzichten. Man spart die Kosten für das reisende Personal und weiß jederzeit, was in den Versammlungen vor sich geht.

Dazu kommt, dass ein ständig in der Versammlung aktiver V-Mann natürlich besser über das Geschehen informiert ist, als ein KD, der nur alle paar Monate auftaucht und darauf angewiesen ist, was ihm die örtlichen Ältesten erzählen. Schließlich hat man auch in Selters erkannt, dass viele Ältesten in den Versammlungen ein Informationsmonopol aufbauen, das vom fernen Selters aus nur schwer zu durchdringen ist.

Damit bestätigt sich, dass es bei den Zeugen Jehovas zunehmend einen zentral ausgebildeten Klerus gibt, der mit dem gemeinen Verkündiger nicht mehr viel gemeinsam hat.