Wird Zeugen Jehovas vorgegeben, welche Sexualpraktiken in der Ehe statthaft sind? Wie ist die Lehrmeinung zu Oral- und Analverkehr?

Deshalb übergab Gott sie schändlichen sexuellen Gelüsten, denn sowohl ihre weiblichen Personen vertauschten den natürlichen Gebrauch von sich selbst mit dem widernatürlichen; und desgleichen verließen auch die männlichen Personen den natürlichen Gebrauch der weiblichen Person... (Römer 1:26,27) 

  • 1978 - „widernatürlich“
  • 1978 - Gewissensentscheidung
  • 1983 - „widernatürlich“

Seit 1983 ist auf die Praktiken bei verheirateten Personen nicht mehr explizit eingegangen worden. Es gibt allerdings mehrfach Bezugnahmen auf die Erklärung im Wachtturm vom 15.6.1983, die nahelegen, daß sich die Lehre nicht geändert hat:

  • 15.04.1984, Seite 29: Wenn ein Ehepartner untreu ist
  • 01.11.1988, Seite 21: Wenn der Ehefrieden in Gefahr ist
  • 15.12.1989, Seite 19: Jehova ist mein Helfer
  • 01.09.1990, Seite 24: Bist du befähigt zu dienen?
  • 08.02.1993, Seite 14: Ein Ende der Gewalt in der Familie
  • 08.10.1993, Seite 10: Zu Hause sexuellem Missbrauch vorbeugen
  • 15.02.1993, Seite 13: „Die Ehe sei ehrbar unter allen“
  • 01.11.2000, Seite 8: Eine gottgemäße Ansicht über sittliche Reinheit
  • 15.10.2007, Seite 27: Auf das Gewissen hören

Auch sagte der Pressesprecher der WTG in einem Interview:

Brown said Witnesses believe that sexual activity between men and women should „follow the normal course“ of things. „We feel that oral or anal intercourse would go beyond that.“

Brown sagte, Zeugen Jehovas glauben, daß Sexualpraktiken zwischen Männern und Frauen den „natürlichen Weg folgen“ sollen. „Wir meinen oraler und analer Geschlechtsverkehr würde darüber hinausgehen.“

eigene Übersetzung, © St. Petersburg Times, published August 22, 2002, St. Petersburg Times Online: Floridian

Selbst wenn sich entgegen genannter Indizien die Lehre geändert haben sollte, wäre dies ein weiterer FlipFlop zurück zur Aussage von 1978.

Wir glauben, die meisten Personen — außer denen, die gelehrt worden sind, in der Ehe sei alles erlaubt — würden normalerweise den oralen und auch den analen Geschlechtsverkehr verabscheuen. Wenn diese Arten der geschlechtlichen Vereinigung nicht „widernatürlich“ sind, was ist dann „widernatürlich“? Diese Handlungen sind auch „widernatürlich“ oder „unzüchtig“, wenn sie von Verheirateten in gegenseitigem Einvernehmen vorgenommen werden.

Der Wachtturm 15. Februar 1973, Seite 127

Dr. Elmar G. Lutz ... „Cunnilingus und Fellation [Formen des Mundverkehrs] können gefährliche Bettgenossen sein, ... während eine gute Moral der Gesundheit zuträglich ist.“

Das bestätigt erneut die Wahrheit der Worte aus Römer 1:26, 27, daß Personen, die sich dem „widernatürlichen“ Geschlechtsverkehr hingeben, schließlich ‘die volle Vergeltung empfangen, die ihnen für ihre Verirrung gebührt’.

Der Wachtturm 15. Oktober 1974, Seite 616

Perverse Handlungen, die sonst von Homosexuellen, die keinen normalen Geschlechtsverkehr miteinander haben, begangen werden, sind auch von manchen Ehepaaren übernommen worden — besonders der orale und anale Geschlechtsverkehr —, um einen größeren „Genuß“ zu haben. Als der inspirierte Apostel Paulus über die damaligen Zustände schrieb, erwähnte er, daß Homosexuelle ‘ihre Leiber untereinander entehrten durch schändliche sexuelle Gelüste, indem sie den natürlichen Gebrauch von sich selbst mit dem widernatürlichen vertauschten, daß sie unzüchtige Dinge trieben und für ihre Verirrung die volle Vergeltung empfingen’ (Röm. 1:24-27). Ehepaare, die sich homosexuelle Methoden aneignen, halten ihre Ehegemeinschaft bestimmt nicht in Ehren, sondern entehren sie, indem sie ihrer sinnlichen Leidenschaft frönen und so ihr Ehebett verunreinigen.

Der Wachtturm 15. Juni 1977, Seite 368

Nach sorgfältiger weiterer Erwägung dieser Frage gelangen wir jedoch aufgrund des Fehlens deutlicher biblischer Anweisungen zu der Überzeugung, daß es sich dabei um etwas handelt, wofür ein Ehepaar selbst die Verantwortung vor Gott übernehmen muß, und daß es nicht die Aufgabe der Versammlungsältesten ist, das Verhalten in solchen ehelichen Intimbeziehungen zu bestimmen oder jemandem lediglich aufgrund derartiger Handlungen die Gemeinschaft zu entziehen.

Der Wachtturm 15. Mai 1978, Seite 30

Was ist nun zur sexuellen Verhaltensweise von Verheirateten innerhalb der Ehe zu sagen? Es ist nicht die Aufgabe der Ältesten, in die Intimsphäre verheirateter Christen einzudringen. Doch die Bibel sollte ihr Leben bestimmt beeinflussen. Alle, die ‘beständig durch den Geist wandeln’, dürfen die biblischen Hinweise auf Gottes Gedanken nicht außer acht lassen. Sie tun auch gut, alles zu hassen, was in den Augen Jehovas unrein ist. Dazu gehören alle offensichtlich perversen sexuellen Praktiken. Ehepaare sollten so handeln, daß sie ein reines Gewissen haben und dem Hervorbringen der „Frucht des Geistes“ ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken können. (Galater 5:16, 22, 23; Epheser 5:3-5)

Der Wachtturm 15. Juni 1983, Seite 30f