125 Opfer sexuellen Missbrauchs aus 22 Staaten überreichten der Weltzentrale der Zeugen Jehovas Hunderte von Lämmern.

Weltweit erste Demonstration von Zeugen Jehovas, die Opfer sexueller Gewalt wurden

William H. Bowen aus Benton, Kentucky, reiste nach New York, um am Freitag, dem 27. September 2002 an einer Protestdemonstration vor der Zentrale der Zeugen Jehovas teilzunehmen. Dabei überreichten 125 Missbrauchsopfer Hunderte von Plüschtieren in Form eines Lammes im Namen der Opfer aus aller Welt. Der Demonstrationszug begann am Pierrepont Place und führt bis zum Hauptportal der Weltzentrale der Zeugen Jehovas in den Columbia Heights 25. Dort erhoben Erwachsene, die als Kinder durch Zeugen Jehovas missbraucht worden waren, ihre Stimme und verlangten eine kircheninterne Untersuchung der möglicherweise kriminellen Vertuschungen durch die leitende Körperschaft, der Führung der Zeugen Jehovas.

Doch am Hauptquartier verschloss man die Türen und ignorierte die Demonstration von Zeugen Jehovas aus allen Teilen des Landes. Auf die Forderung nach einer Stellungahme wurde lediglich die ebenfalls anwesenden Medienvertreter hereingelassen, wo ihnen hinter verschlossenen Türen mitgeteilt wurde, dass die Demonstranten Lügner seien und das Problem überhaupt nicht bestehen würde.

In einem Schreiben vom 7. Juni 2002 hatte William H. Bowen von silentlambs um ein Gespräch mit der leitenden Körperschaft gebeten, um seine Beweise für die Ausmaße des Problems vorzulegen. Auf seinen Versuch hin, über die Sprechanlage Kontakt mit der Wachtturm-Zentrale aufzunehmen, wurde diese abgeschaltet und jedes Gespräch verweigert. Die anwesenden Opfer sexueller Gewalt versuchten, Plüschtiere in Form eines Lammes im Namen der Missbrauchsopfer aus aller Welt zu übergeben. Die Annahme wurde jedoch verweigert. Außerdem wurde die Polizei gerufen und aufgefordert, jeden, der ein solches Lamm am Haupteingang der Zentrale zurückließ, wegen ungesetzlichen Wegwerfens von Abfall anzuzeigen. Die Demonstranten befestigten daraufhin Lämmer an einem die Straße überspannenden Absperrzaun, vergleichbar mit den Erinnerungsstücken, die am Ground Zero in Erinnerung an das Desaster am 11. September hinterlassen worden waren.

William H. Bowen übergab die erste „silentlambs courage“-Auszeichnung für diejenigen, die über ihre rechtliche Verpflichtung hinaus den Mut aufgebracht hatten, im Interesse der Kinder zu handeln. Es wurden zwölf dieser Auszeichnungen überreicht. Die erste ging an Corey Pandelon/Holloway als erstem Missbrauchsopfer, das sich wegen ihres Missbrauchs an die Medien gewandt hatte. Auch ihre Eltern Barbara und Carl erhielten eine Auszeichnungen, da sie ihren Ausschluss hingenommen hatten, um sich für ihre Tochter einzusetzen. Victoria Boer aus Ontario erhielt die Auszeichnung für ihre gerichtliche Auseinandersetzung mit der Wachtturm-Gesellschaft von Kanada wegen des falschen Umgangs mit ihrem Missbrauch als Kind. Bei der dortigen Gerichtsverhandlung waren tagtäglich über 100 Zeugen Jehovas anwesend, um die Wachtturm-Gesellschaft gegen sie zu unterstützen.

Einige der Anwesenden äußerten sich zu der Situation. Unter anderem wurde Ted Jaracz, derzeit Mitglied der leitenden Körperschaft von einem der Missbrauchsopfer beschuldigt, sie als Kind belästigt zu haben. Kimberley Norris, Anwältin aus Fort Worth, Texas, gab eine weitere Anklage bekannt, die in Oregon eingereicht worden war und mit der sich die Zahl der Prozesse in den letzten zwei Jahren auf sieben erhöhte. Außerdem waren fünf Selbsthilfegruppen für Missbrauchsopfer aus dem Raum New York anwesend, u.a. SNAP (Netzwerk von Menschen, die von Priestern missbraucht wurden) und Child Protection Advocates.

Dies war der erste öffentliche Auftritt von Opfern des sexuellen Kindesmissbrauchs durch Zeugen Jehovas. William H. Bowen, Gründer von silentlambs, erklärte dazu: „Älteste überall im Land haben versucht, Missbrauchsopfer, die sich offen über ihren Missbrauch äußerten, einzuschüchtern. Heute hat sich die Führung der Zeugen Jehovas als feige erwiesen und null Anzeichen christlichen Verhaltens gezeigt, als sie sich mit den Missbrauchsopfern unter Zeugen Jehovas konfrontiert sahen.“

Kontakt: www.silentlambs.org