Der folgende Auszug aus dem Wachtturm zeigt die rigide Handlungsweise einer Glaubensgemeinschaft mit Abweichlern, die es wagen, eigene Gedanken zu Glaubensdingen zu entwickeln und diese mit anderen zu teilen.


Warum haben Jehovas Zeugen einige Personen, die sich immer noch zum Glauben an Gott, die Bibel und Jesus Christus bekennen, wegen Abtrünnigkeit ausgeschlossen (exkommuniziert)?

In Verbindung mit dieser Frage wird häufig darauf hingewiesen, daß viele religiöse Organisationen, die sich als christlich bezeichnen, abweichende Ansichten zulassen ... Das Lehren abweichender Ansichten ist nicht mit dem wahren Christentum vereinbar, was Paulus gemäß 1.Korinther 1:10 deutlich machte: "Ich ermahne euch aber, Brüder, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn: Seid alle einmütig, und duldet keine Spaltungen unter euch; seid eines Sinnes und einer Meinung ... Eine anerkannte Mitverbundenheit mit Jehovas Zeugen erfordert, daß man die Gesamtheit der wahren Lehren der Bibel akzeptiert, einschließlich jener biblischen Glaubensinhalte, die nur Jehovas Zeugen vertreten. Um welche Glaubensinhalte handelt es sich dabei?

Daß sich die große Streitfrage, die die ganze Menschheit berührt, um die Rechtmäßigkeit der Souveränität Jehovas dreht und daß er deswegen schon so lange das Böse zuläßt (Hes. 25:17). Daß Jesus Christus ein vormenschliche Existenz hatte und seinem himmlischen Vater untergeordnet ist (Jh. 14:28). Daß es heute auf der Erde einen "treuen und verständigen Sklaven" gibt, der über alle irdischen Interessen Jesus Gesetz ist und mit der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas verbunden ist (Mt. 24:45-47).

Daß das Jahr 1914 durch das Ende der Zeiten der Nationen und die Aufrichtung des Königreiches Gottes im Himmel sowie durch die Zeit für Christis vorhergesagte Gegenwart gekennzeichnet ist (Lk. 21:7; Off 11:15-12:10).

Daß nur 144.000 Christen den himmlischen Lohn empfangen werden (Off. 14:1,3).

Daß Harmagedon, das sich auf die Schlacht des großen Tages Gottes, des Allmächtigen bezieht, nahe ist (Off. 16:14,16;19:11-21). Daß darauf Christi Tausendjahrherrschaft folgen wird, durch die weltweit das Paradies wiederhergestellt wird. Daß die ersten, die sich dessen erfreuen werden, die Glieder der heutigen "großen Volksmenge" Jesu "anderer Schafe" sind (Jh. 10,16;Offb 7:9- 17;21:3,4).

Haben wir ein Vorbild für einen derart strikten Standpunkt? Durchaus. Paulus schrieb über einige seiner Zeitgenossen: "Ihr Wort wird sich ausbreiten wie Gangrän. Hymenäus und Philetus gehören gehören zu diesen. Gerade diese Männer sind von der Wahrheit abgewichen, indem sie sagen, die Auferstehung sei bereits geschehen; und sie untergraben den Glauben einiger (2.Tim.2:17,18; siehe auch Mt. 18:6). Nichts deutet an, daß diese Männer nicht an Gott, an die Bibel und Jesu Opfer geglaubt hätten. Doch wegen eines grundlegenden Punktes, nämlich wegen ihrer Lehre über den Zeitpunkt der Auferstehung, brandmarkt Paulus sie rechtmäßigerweise als Abtrünnige, mit denen treue Christen keine Gemeinschaft haben sollten.

Der Apostel Johannes bezeichnet diejenigen, die nicht glaubten, daß Jesus im Fleisch gekommen war, als Antichristen. Sie mögen durchaus an Gott, an die hebräischen Schriften und an Jesus Christus als Gottes Sohn geglaubt haben. Aber über diesen Punkt, daß Jesus wirklich im Fleisch gekommen war, waren sie anderer Meinung, und daher wurden sie als "Antichrist" bezeichnet. Des weiteren sagt Johannes über solche Personen, die solche abweichenden Ansichten vertreten: "Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn niemals in euer Haus auf, noch entbietet ihm euren Gruß. Denn wer ihm einen Gruß entbietet, hat an seinen bösen Werken teil". (2.Jh. 7,10,11)

Wenn ein Christ (der sich zum Glauben an Gott, an die Bibel und an Jesus bekennt) in reueloser Weise falsche Lehren fördert, kann es gemäß dem biblischen Muster notwendig werden, ihn aus der Versammlung auszuschließen. (Siehe Titus 3:10,11). Hat natürlich jemand lediglich Zweifel oder ist in einer Sache nicht informiert, dann werden ihm befähigte Diener Gottes liebevoll beistehen...Daher kann die wahre Christenversammlung nicht berechtigterweise beschuldigt werden, streng dogmatisch zu sein, sondern sie setzt sich mit großer Wertschätzung für die Einheit ein, zu der in Gottes Wort ermuntert wird".

Der Wachtturm vom 1.4.1986, Leserfrage