Ein ehemaliges Glied des Schreibbüros in Brooklyn, Reinhard Lengtat, sagte mir im April 2008 zur Frage der Bildungsfeindlichkeit der Wachtturm-Organisation:

Als die Tür in Richtung vermehrter Bildung leicht geöffnet wurde, strebten hier in den USA (und ich nehme an, auch sonst wo) viele Kinder eine höhere Bildung an. Das Ergebnis war jedoch, dass eine bedeutende Anzahl dieser Jugendlichen nicht mehr mit der Organisation verbunden blieben, was wiederum Kreis- und Bezirksaufseher wie auch andere veranlasste, der Gesellschaft zu berichten, dass viele Jugendliche die Wahrheit verließen und den Pionierdienst nicht mehr als ihr Ziel anstrebten. Es wurde daher entschieden, dass es im Interesse der Organisation wäre, die höhere Bildung zu verteufeln, so wie es auch schon zuvor Brauch gewesen war.

Wie alle Systeme (religiöse, politische oder kommerzielle) hat auch dieses nur ein Ziel, seinen Fortbestand zu sichern und den Eindruck zu vermitteln, für andere wichtig zu sein.

Es gibt noch ein tiefer gehendes Problem. Die Anbetung einer „Mutter-Gottheit“ hat sich zu allen Zeiten großer Popularität erfreut.

Und man hat Systeme („die Mutter-Organisation“) in die Stellung einer solchen Gottheit erhoben, einer Art Gottheit, die sich mütterlich um ihre Anhänger sorgt. Daher muss alles angegriffen werden, was dazu führt, die Zahl ihrer Anhänger zu vermindern. Es muss daher notwendigerweise eine Reaktion geben wie die der Silberschmiede von Ephesus (Apostelgeschichte 19:23-35). Die offiziellen Veröffentlichungen einer solchen Organisation sind daher immer dazu bestimmt, ihre Interessen (nicht die Wahrheit) zu fördern, und ihre Sprecher sind oft professionelle Lügner, wenn es darum geht, über Angelegenheiten zu sprechen, die das System in ein abträgliches Licht setzen könnten.

In dieses System, das wir kennen, ist direkt oder indirekt alles dazu bestimmt, den freiwilligen Einsatz für das „Werk“ aufrechtzuerhalten oder zu vermehren. Was immer als „Wahrheit“ übermittelt oder verkündet wird (oftmals höchst fragwürdig wegen des Missbrauchs der Schrift), dient einer Absicht – die Organisation zu fördern. Die „wirkliche Wahrheit“ liegt in ihrem Namen: sie ist eine Korporation oder rechtliche Körperschaft. Das Christentum jedoch ist keine Körperschaft, die besteht, weil ihr von Regierungsseite ein Status gewährt worden wäre; Menschen, die in einer solchen Gemeinschaft dennoch Christen sind, sind dies nicht wegen des Systems, sondern trotz des Systems.