Eine beträchtliche Menge an Zeit wird täglich den Sektenritualen und Indoktrinations-aktivitäten gewidmet. Die Mitglieder bekommen meist auch bestimmte Ziele und Aufgaben zugewiesen, um ihre Freizeit zu beschränken und ihr Verhalten zu kontrollieren. In einer Sekte gibt es immer etwas zu tun. ... Gehorsam gegenüber Befehlen von oben ist die wichtigste Lektion, die es zu lernen gilt.

Gedankenkontrolle

Gedankenkontrolle, die zweite zentrale Komponente von Bewußtseinskontrolle, beinhaltet eine so gründliche Indoktrination der Mitglieder, daß diese die Dogmatik der Gruppe verinnerlichen, ein neues Sprachsystem annehmen und Gedankenstopp-Techniken anwenden, um ihren Geist zentriert zu halten.

Um ein gutes Mitglied zu sein, muß der einzelne lernen, seine eigenen Gedankenprozesse zu manipulieren. In totalitären Sekten wird die Ideologie als die Wahrheit, als das einzig gültige Abbild der Realität verinnerlicht. Die Doktrin dient nicht nur dazu, ankommende Informationen zu filtern, sondern auch zur Steuerung des Denkens über die Information. Gewöhnlich ist die Doktrin absolutistisch und trennt alles in 'Schwarz gegen Weiß', 'wir gegen sie'. Alles Gute ist im Sektenoberhaupt und in der Gruppe verkörpert, alles Schlechte in der Außenwelt. ... Die Gruppe hat den Anspruch, alle Antworten auf alle Probleme und Situationen bereitzuhalten. Ein Anhänger braucht nicht selbst zu denken; die Doktrin übernimmt das Denken für ihn. ...

Ein weiteres Schlüsselelement der Gedankenkontrolle besteht darin, die Anhänger darauf zu trainieren, jegliche kritische Information über die Gruppe abzublocken. Die erste Verteidigungslinie beinhaltet Leugnung ('Was Sie behaupten, geschieht gar nicht'), Rationalisierung ('Dies geschieht aus einem guten Grund'), Rechtfertigung ('Dies geschieht, weil es geschehen soll') und Wunschdenken im Sinne einer „selbsterfüllenden-Prophezeiung“ ('Ich möchte, daß es stimmt, also stimmt es').

Die Mitglieder werden darauf gedrillt, jede Kritik für unwahr zu halten. So werden kritische Worte zum Beispiel im voraus entkräftet, als die 'Lügen über uns, die von Satan stammen'.

Kommentar:

In der Tat, wenn jemand nur noch positiv über seine Zugehörigkeit zu der Gruppe denken kann, dann sitzt er mit Sicherheit fest.

Gefühlskontrolle

Die Gefühlskontrolle, die dritte Komponente von Bewußtseinskontrolle, zielt darauf ab, das Gefühlsspektrum einer Person zu manipulieren und einzuengen. Schuld und Angst sind essentielle Werkzeuge, um Menschen unter Kontrolle zu behalten. Schuld dürfte wohl das wichtigste emotionale Druckmittel sein, um Konformität und Gehorsam zu erzeugen.

In manchen Gruppen heißt Glück ganz einfach den Weisungen des Oberhauptes zu folgen, viele neue Mitglieder zu werben oder der Gruppe eine Menge Geld einzubringen. Glück wird definiert als das Gemeinschaftsgefühl, das die Sekte dem gibt, der einen guten Status genießt. Loyalität und Hingabe sind die am meisten geschätzten Gefühle. Die Mitglieder dürfen, außer gegenüber Außenstehenden, keine negativen Gefühle empfinden oder äußern. Sie dürfen niemals einen Führer kritisieren, immer nur sich selbst.

Informationskontrolle

Information ist der Treibstoff, den unser Geist braucht, um richtig zu funktionieren. Verweigert man jemandem die Information, die er benötigt, um sich ein Urteil über etwas zu bilden, so wird er dazu nicht in der Lage sein. Menschen in Sekten sitzen nicht nur deshalb fest, weil man ihnen den Zugang zu kritischen Informationen verweigert, sondern auch, weil ihnen die richtig funktionierenden inneren Mechanismen zu ihrer Verarbeitung fehlen. ...

Insbesondere sollen die Mitglieder jeden Kontakt mit Ehemaligen oder Kritikern meiden. Diejenigen, die am meisten Informationen liefern könnten, gilt es besonders zu meiden.

Es gibt große Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen. So indoktrinieren manche ihre Mitglieder ganz offen in Richtung irrationaler Ängste; bei anderen wird das äußerst subtil gemacht. Was zählt, ist die Gesamtwirkung auf das Individuum. Hat der Betreffende seine Lebensentscheidungen wirklich noch selbst in der Hand? Dies läßt sich nur feststellen, indem man ihm Gelegenheit zum Nachdenken, freien Zugang zu allen Informationen und die Gewißheit verschafft, daß er die Umgebung jederzeit wieder velassen kann (ich füge hinzu unter Beibehaltung seiner Menschenwürde!).

Zeugen Jehovas - eine Sekte?

(Eine Analyse anhand der vorher aufgestellten Erkennungsmerkmale)

1. „Verhaltenskontrolle“

Gibt es unter Zeugen Jehovas 'Sektenrituale' und 'Indoktrinationsaktivitäten'? Eines ist sicher: Die Zeugen Jehovas sind ein super beschäftigtes Volk. Wie sieht der Ablauf eines durchschnittlichen Zeugen aus? Hier das Beispiel eines wöchentlichen Ablaufs:

  1. Montag Abend: Vorbereitung für das Buchstudium.
  2. Dienstag: Buchstudium.
  3. Mittwoch: Vorbereitung der Theokratischen Predigdienstschule und Dienstzusammenkunft.
  4. Freitag: Predigdienst.
  5. Samstag-Vormittag: Predigdienst. Samstag-Abend: Vorbereitung auf das Wachtturmstudium.
  6. Sonntag: Besuch des öffentlichen Vortrages und anschließendes Wachtturmstudiums. Nicht zu vergessen die 'Tagessonderkongresse', die 'Kreis- und Bezierkskongresse' die ganze Wochenenden in Anspruch nehmen. Mit anderen Worten: Wer nicht beschäftigt ist hat Gelegenheit nachzudenken – und das kann gefährlich sein.

Wie gesagt - die Zeugen Jehovas sind ein eingespanntes und sehr eifriges Volk. Und sollte jemand dagegen aufmüpfen, dann bekommt er knallhart von der Bühne herab eingehämmert sich gegenüber den Ältesten gefälligst als „unterwürfig“ zu verhalten (Heb.13:17). Mit anderen Worten – Gehorsam ist angesagt und jedes Dagegen-Argumentieren ist 'Rebellion'. Wird erbarmungslos im Keim erstickt.

Ja, die Zeugen Jehovas werden von den 'Hirten' fleißig in Trab und in Tätigkeit gehalten, damit sie nicht auf „dumme Gedanken kommen“; damit sie ja nicht auf die verwerfliche Idee kommen könnten, auch noch „über den Tellerrand gucken zu wollen“. Die „Verhaltenskontrolle“ funktioniert bei Jehovas Zeugen hervorragend!

2. „Gedankenkontrolle“

Auch Zeugen Jehovas haben Dogmen. Das sind Lehrsätze und Lehrpunkte, die von dem „Treuen und Verständigen Sklaven“ kommen – und die dürfen von niemandem in Frage gestellt werden. Wenn man sich mit Jehovas Zeugen unterhält, dann wird man feststellen, daß sie ein ureigenes 'Sprachmuster' oder 'Sprachsystem' haben. Es wird als die 'Theokratische Sprache' oder auch als 'Die reine Sprache' bezeichnet. Von der Wachtturmgesellschaft auch als „Das Muster gesunder Worte“ hochgelobt. Es ist ein Sprachmuster, das aus Wörtern gebildet ist, die nur den Zeugen geläufig sind. Es besteht aus Redewendungen, Sätzen und Textteile die immer wieder im Wachtturm vorkommen. Mit anderen Worten: Es ist die 'Wachtturmsprache'; und jeder Zeuge wird darum bemüht sein, seinen Geist so zentriert zu halten, daß er die Sprache der 'Weltmenschen' immer weniger und dafür nur noch die 'Reine Sprache' spricht. Die schnöden 'Weltmenschen' werden in Harmagedon sowieso alle vernichtet; da macht es Sinn, daß die Zeugen nur noch die 'Reine Sprache' untereinander sprechen.

Natürlich sind Zeugen Jehovas absolut überzeugt, daß sie im „alleinigen Vollbesitz der Wahrheit“ sind; schließlich sind sie mit dem „Mund Gottes“, dem „Kanal“, dem „Sklaven“ verbunden. Man hat gelernt durch einen „Filter“ zu denken. Das Denken wird so gesteuert, daß alle Informationen durch diesen 'Theokratischen Filter' gefiltert werden; und nur was der „Reinen Sprache“ entspricht, wird durchgelassen. Dementsprechend schief ist auch das Weltbild der Zeugen Jehovas.

Natürlich haben sie eine Antwort auf alle Fragen parat. „Zack, hier steht es im Wachtturm“, lautet die prommte Antwort, wie aus der Pistole geschossen – und nicht so sehr: „Das sagt die Bibel“. Die Wachtturmgesellschaft und die Bibel waren schon immer zwei grundverschiedene Dinge. Die 'Wachtturm-Ideologie' übernimmt das Denken. Selber denken oder gar nachforschen ist unerwünscht. Deshalb gibt es unter Jehovas Zeugen weder „Denk- noch Redefreiheit“. Wer die Wachtturmlehren annimmt, hat sich gefälligst „gleichschalten zu lassen“. Weltliche Literatur ist vom Teufel und muß unbedingt gemieden werden. Mit Hilfe der Gedankenkontrolle werden Jehovas Zeugen dahin gebracht nur noch „Stromlinienförmig“ (Theokratisch) zu denken. Wenn sich ein neues Mitglied taufen läß, dann endet auch das Bibelstudium mit ihm. Die Fremdmanipulation ist zwar beendet, aber dafür setzt jetzt eine Selbstmanipulation ein (persönliches Studium ausschließlich mit Veröffentlichungen der Wachtturmgesellschaft). Es ist also nicht von der Hand zu leugnen: Die „Gedankenkontrolle“ funktioniert auch bei Jehovas Zeugen.

3. „Gefühlskontrolle“

Schuld und Angst, die bei den Zeugen zum Einsatz kommen, sind bewußt gewollt. Auf allen Kongressen wurde und wird immer wieder massiv darauf hingewiesen, daß sie in der „Endzeit“ leben und daß die Tage „Verkürzt seien“. Zu allen Zeiten, war es das Ziel der 'Organisation' gewesen in den Verkündigern ein Gefühl der Dringlichkeit hervorzurufen, sich noch mehr anzustrengen, noch mehr in den Predigdienst zu gehen. Auch vermehrt Gelegenheitszeugnis zu geben; zu versuchen mehr Menschen anzusprechen und dadurch noch mehr Jünger zu machen, noch mehr Literatur abzugeben, um so gewissermaßen alle Menschen zu „warnen“. Was war der Grund? Das Ende der Welt - in Harmagedon.

In manchen Versammlungen wurde dreimal in der Woche, bei den ‘Treffpunkten’ eindringlich Hesekiel Kapitel drei hervorgehoben, daß jeder einzelne für den unmittelbar bevorstehenden Tod der Menschen in seinem Gebiet verantwortlich sei. Selbstverständlich sitzt die in Hesekiel beschriebene „Wächterklasse“ in Brooklyn, New York; aber die Verkündiger haben sich dieser ‘Wächterklasse’, „Treuer und Verständiger Sklave“, an der Spitze die Leitende Körperschaft (Altherren Riege) angeschlossen. Da der „Sklave“ aber nicht auf der ganzen Welt persönlich predigen könne, haben die Mitverbundenen der ‘Großen Volksmenge’ diese Aufgabe mitzutätigen. Und sie tat und tut es, mit großem Mut und ausharren. Heißt es doch in Hesekiel 3:17: Du bist der Wächter, du mußt deine Mitmenschen warnen. Und im Vers 18 heißt es: „Warnst du ihn (den Bösen) nicht, so wird er zwar sterben; aber dich ziehe ich dafür zur Rechenschaft wie für einen Mord.“ (Gute Nachricht). Und im Vers 20 heißt es zusammenfassend: „hast du ihn gewarnt und er bessert sich nicht, dann kommt er um; hast du ihn aber nicht gewarnt und er kommt um, dann bist du des Mordes schuldig.“ Dieses Szenario wurde in den Buchstudien bis zum Exzeß ausgemalt; und immer wieder die suggestive Frage in den Raum gestellt: „Kann einer der Anwesenden überhaupt noch ruhig schlafen, angesichts der biblisch fundierten Tatsache, daß in Harmagedon, im Jahre 1975, die Leichen der Menschen, die Jehova hinrichten wird, meterhoch in den Straßen liegen würden?“ Angesichts solch einer Bedrohung, gegen die die Sintflut eine Lappalie sei, konnten die meisten Verkündiger unmöglich ruhig zu Hause sitzen. Bei jeder Gelegenheit, bei jedem Wetter, waren sie unermüdlich im ‘lebensrettenden Dienst’ unterwegs. Die Angst, so viele Menschen auf dem Gewissen zu haben, diese Schuld, am Tode Unschuldiger, ließ den meisten keine Ruhe. Manche sagten den Leuten frei heraus, daß sie nur noch so und so viele Tage zu leben hätten. Die einzige Chance, dieser „Göttlichen Hinrichtung“ zu entgehen und ewig in einem Paradies, hier auf Erden, zu leben, wäre mit Jehovas Zeugen unverzüglich die Bibel zu studieren und somit unter den Schutz Jehovas zu gelangen. Schließlich gäbe es eine sinnbildliche Arche Noah, die ‘Organisation der Zeugen Jehovas’, ihr sichtbarer Teil - die Versammlung. Diejenigen Verkündiger, die sich durch ihre auserordentliche Loyalität und Hingabe hervortaten, konnten sich eines umfassenden 'Gemeinschaftsgefühls' erfreuen. Meist waren es angepaßte und gleichgeschaltete Oportunisten, die durch ihren besonderen Eifer beweisen wollten, daß sie sich ausschließlich „am Pulsschlag der 'Organisation'“ orientierten. Denn nur wer sich am „Pulsschlag der Organisation“ ausrichtet, der darf auch mit gutem Grund darauf hoffen beim nächsten Besuch des Kreis- oder Bezierksaufsehers zum Dienstamtsgehilfen oder gar zum Ältesten 'aufzusteigen'. Alles wurde kritisiert: Die falsche Religion der Christenheit und ihr 'Hurenverhältnis' mit den Politikern einschließlich der UN.

Als dann das Jahr 1975 vorüber war, und man von dem angekündigten Paradies immer noch nichts sehen konnte – da machten sie lange Gesichter und durften sich gegenseitig kritisieren, aber bitte – nur gegenseitig, nur nicht ihre Führungsriege: den „Treuen und verständigen Sklaven“ mit seiner Leitenden Körperschaft an der Spitze.

Schuld und Angst wurden und werden bei den Zeugen Jehovas bewußt eingesetzt, um ihre Mitglieder unterwürfig und gefügig zu halten.

4. „Informationskontrolle“

An welchen Informationsquellen dürfen sich die Zeugen bedienen? Aus dem Internet schon gar nicht. Dort tummeln sich doch nur Ausgeschlossene, Abgefallene und Abtrünnige, so die offizielle Meinung der 'Organisation'. Es ist unter den Zeugen Jehovas eine weitverbreitete Überzeugung, daß man generell nicht 'Forschen' soll, weil damit gewisse Gefahren verbunden sind. Man solle lediglich fleißig die Publikationen der Wachtturmgesellschaft studieren, denn der „Sklave“ würde ja für alle Mitglieder forschen – und seine Forschungsergebnisse würde er allen zur Verfügung stellen. Und so würde ein Zeuge Jehova immer die „Speise zur rechten Zeit“ erhalten. Und so braucht er sich nicht der Gefahr auszusetzen, daß er eventuell in eine „falche Richtung“ forscht. In Wirklichkeit mißtraut die 'Organisation' jedem Mitglied, das auf eigene Faust Nachforschungen betreibt.

Vor allem aber wird streng geahndet, wer mit Kritikern oder 'Ehemaligen' Kontakt pflegt. Kontakt per E-Mail mit Ausgeschlossenen kann, wenn es herauskommt, zum Ausschluß führen. Diejenigen die einmal 'dabei waren' und die 'fundiertesten Informationen' liefern könnten, gilt es daher besonders zu meiden. Wer nachdenkt und freien Zugang zu Informationen verlangt, macht sich verdächtig; wird als „bezeichnet“ betrachtet und steht unter Beobachtung. Wer versuchen sollte sich „leise“ von der 'Organisation' zurückzuziehen, sich davonzustehlen, der wird garantiert vor ein Rechtskommitee gezerrt, ins Kreuzverhör genommen - und sollte er nicht „zukreuze-kriechen“, wird er erbarmungslos ausgestoßen. Nein, die 'Organisation' kann man nicht unter Wahrung der Menschenwürde verlassen – die Menschenwürde bleibt in jedem Fall auf der Strecke. Die „Informationskontrolle“ funktioniert bei Jehovas Zeugen ausgezeichnet.