Im Wachtturm vom 1. April 2006 werden noch einmal die beiden Tauffragen aufgegriffen, die den Taufbewerbern auf Kreis- oder Bezirkskongressen gestellt werden.

Diese Fragen wurden vor einiger Zeit geändert und lauten nun:

Hast du auf der Grundlage des Opfers Jesu Christi deine Sünden bereut und dich Jehova hingegeben, um seinen Willen zu tun? Bist du dir darüber im Klaren, dass du dich durch deine Hingabe und Taufe als ein Zeuge Jehovas zu erkennen gibst, der mit der vom Geist geleiteten Organisation verbunden ist?

Der Wachttum, 1. April 2006, Seite 22

In dem Artikel wird auf die beiden Fragen näher eingegangen und erläutert, was sie für den Täufling bedeuten sollten. Dabei wird viele interessieren, wie der Satzteil „der mit der vom Geist geleiteten Organisation verbunden ist“ zu verstehen ist. Auf der Seite 24 wird schließlich darauf eingegangen:

Die zweite Frage erinnert den Taufbewerber auch an seine Verantwortung, mit der vom Geist geleiteten Organisation Jehovas zusammenzuarbeiten. Wir können Jehova nicht allein dienen, sondern benötigen die Hilfe, die Unterstützung und die Ermunterung der „ganzen Bruderschaft“ (1. Petrus 2:17; 1. Korinther 12.12, 13). Gottes Organisation spielt eine wichtige Rolle für unser geistiges Wachstum […] Wie sich eine Mutter darum kümmert, dass ihr Kind genügend zu essen bekommt und gut versorgt ist, so sorgt der „treue und verständige Sklave“ großzügig für zeitgemäße geistige Speise, damit wir in geistiger Hinsicht Fortschritte machen können (Matthäus 24:45-47; 1. Thessalonicher 2:7, 8 ).

Der Wachttum, 1. April 2006, Seite 24

Die zweite Frage beinhaltet damit eine Verpflichtungserklärung gegenüber einer Organisation, denn „wir können Jehova nicht allein dienen“. „Gottes Organisation spielt eine wichtige Rolle“. Warum sonst sollte mit einem derartigen Gewicht und einer solchen Akzentuierung in diesem Teil der Tauffrage die vom Täufling durch seine Taufe zu anerkennende Verbundenheit mit einer Organisation zum Ausdruck gebracht werden! Damit weicht die Taufformel im Wachtturm von der Jesu Christi ab. ‚Eine Organisation bringt sich als unverzichtbare Partei in das geheiligte Bild unter’, wie es Raymond Franz in Auf der Suche nach christlicher Freiheit einmal ausdrückte, in dem er u.a. die Tauffragen näher untersucht.

Zwischen Jesus Christus und Gott steht eine Organisation, die gewissermaßen als Mittler zwischen Gott und dem Täufling fungiert. Im ersten Teil der Tauffrage wird Jesus Christus nur marginal ins Spiel gebracht. Durch ihn bereut der Täufling lediglich seine Sünden. Weiter wird auf die Rolle Jesu nicht eingegangen, und Jesus wird nicht einmal als Mittler zwischen dem Taufbewerber und Gott erwähnt. Vielmehr wird die Aufmerksamkeit danach sofort auf Jehova gelenkt und es wird betont, dass der Täufling sich ihm hingibt und sich verpflichtet, seinen Willen zu tun.

Da Jesus nur eine untergeordnete Rolle spielt, sollte man eigentlich erwarten, dass nun „wenigstens“ Jehova für den Täufling in den Mittelpunkt rückt. Aber die Tauffrage beinhaltet nicht einmal eine Formel, die zu erkennen gibt, wie Gottes Geist auf den einzelnen Täufling wirkt. Vielmehr ist nur die Organisation von Gottes Geist geleitet, und offenbar kann der Täufling wohl auch nur mit dem heiligen Geist in Verbindung kommen, wenn er auch mit der Organisation verbunden ist. Jesu liturgische Taufformel, „im („auf den“, Einheitsübersetzung) Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes“ (Matthäus 28:19) zu taufen lässt nicht darauf schließen, dass er auch im Sinn hatte, auch im Namen einer menschlichen Organisation zu taufen. Nichts anderes bedeutet aber dieser „Einschub“ dieses Satzteils in der Tauffrage. Und überhaupt besteht nicht einmal eine Analogie zwischen Jesu Taufformel und die von Zeugen Jehovas. Es wäre nicht einmal ein synoptischer Vergleich möglich, weil man keine Ähnlichkeit finden würde.

Wie sehr aber Jesus im Mittelpunkt steht, erkennt man an Apostelgeschichte 2:38, wo z. B. das Haus Israel aufgefordert wird, sich auf den Namen Christi taufen zu lassen. Hier wird nicht einmal der Name Jehova oder der heilige Geist genannt. Das verdeutlicht, dass die Taufe in Wahrheit ein Bekenntnis des Glaubens an Christus ist. Die Taufe bewirkt, dass Christus vom Täufling, der ihm von jetzt an geweiht ist, Besitz ergreift, wobei natürlich in Matthäus 28:19 die Verbindung des Getauften zu den drei göttlichen Personen näher verdeutlicht wird. Diese Ausdrucksweise des Taufritus wird in der Taufformel von Zeugen Jehovas vollends vermisst und verrät, welcher Geist in Wahrheit in den beiden Tauffragen herrscht.

Die Tauffragen lassen also insgesamt erkennen, dass es wohl nicht gewünscht ist, dass der Taufbewerber ein enges Verhältnis zu Jesus Christus aufbaut. Ja selbst das Verhältnis zur Organisation wird mehr betont als das persönliche Verhältnis zu Jehova. Es wird zwar immer wieder hervorgehoben, dass sich der Täufling keiner Sache und auch keinem Werk hingibt, sondern Jehova persönlich (Absatz 17), dies ist jedoch nicht möglich, ohne mit der Organisation verbunden zu sein.