Ein Zeuge aus einer deutschen Versammlung der Zeugen Jehovas nahm seinen Glauben ernst. Doch er entdeckte immer mehr, dass das, was die Zeugen Jehovas als „Wahrheit“ bezeichnen, so wahr wohl doch nicht sein kann. Sein Austrittsschreiben war der Anfang zu einem neuen Leben ohne das Diktat aus Brooklyn.


An die Ältestenschaft der Versammlung XXXX, 16.Juni 2005

Hiermit möchte ich, XXXX, der Ältestenschaft XXXX mitteilen, dass ich mit sofortiger Wirkung meine Zugehörigkeit zu den Zeugen Jehovas beende.

Diese Entscheidung ist endgültig, und ich wünsche auch keine Besuche oder Telefonate von den Ältesten dieser Gemeinschaft zum Zwecke, mich umzustimmen.

Was mich sehr schockiert hat und mich veranlasst hat, mich zurückzuziehen, sind neben noch anderen Dingen, die alle aufzuführen den Rahmen sprengen würde, folgende Tatsachen:

Nach sorgfältiger und gebetsvoller Untersuchung der Organisation habe ich beschlossen, daß ich nicht mit gutem Gewissen weiterhin Mitglied sein kann. Das würde mich zu einem Mittäter an der Handlungsweise der Organisation machen. Eine Organisation, die den Anspruch erhebt, Gottes allein wahrer Kanal auf Erden zu sein, muß über jeden Vorwurf erhaben sein. Und bestimmt sollte die Führung einer solchen Organisation immer den höchsten Grad an Integrität erreichen. Leider war und ist das mit Leuten in Führungspositionen innerhalb der Gesellschaft nicht der Fall.

Als die Bibelforscher in den 30er Jahren den Namen Jehovas annahmen, übernahmen sie auch die Verantwortung, entsprechend dieser Verantwortung zu leben (Jes.43:10-12).

Sowohl der Völkerbund als auch die UNO wurden von der Wachtturmgesellschaft stets als Verhöhnung des Königreiches Gottes angeprangert, und jeder, der diese Organisationen unterstützte, ob passiv oder aktiv, insbesondere die Kirchen der Christenheit, wurde schonungslos verurteilt.

Wie kommt es dann, dass Lloyd Barry, ein Mitglied der Leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas, 1991 einen Antrag auf Eintrag der Gesellschaft als NGO (nichtstaatl. Mitglied) der UNO unterzeichnete?

Am 8. Okt.2001 berichtete die britische Zeitung The Guardian, die ja auch in den Publikationen der Wachtturmgesellschaft gern zitiert wird, dass Jehovas Zeugen seit mehr als zehn Jahren den Status als NGO besitzen, angeblich um Zugang zu geheimen Teilen der UN-Bibliothek zu erhalten. Durch Zufall entdeckte ein ahnungsloser Zeuge den Eintrag im UN-Register, zusammen mit den Religionen, die schon seit Jahren von Jehovas Zeugen als religiöse Hure verurteilt werden.

Gelten in „Jehovas Organisation“ zweierlei Maßstäbe?

Als die Sache aufflog, weil Tausende besorgter Zeugen in der Weltzentrale anriefen, trat die Gesellschaft Hals über Kopf aus der UNO aus, genau einen Tag nach Erscheinen des Zeitungsartikels. Oder etwa doch nicht? Seht euch einmal das Bild und dessen Quellangabe im Erwachet! vom 22.Febr. 2005 auf S. 5 an!

Auf der UNO Homepage hatte ich zuvor die Anforderungen für NGO’s gelesen, und der Brief aus Selters ergab deshalb für mich keinen Sinn. Ich stieß auf mehrere Briefe, Rednerlisten und Faxe die von der UNO stammten. Diese Dokumente zeigten, dass der Brief aus Selters voller Unwahrheiten war, und den wahren Grund der Mitgliedschaft verheimlichte. Der eigentliche Grund war, das eine NGO die Möglichkeit hat die UNO auf Missstände in Ländern hinzuweisen und so Druck auszuüben. Im Falle der Zeugen Jehovas konnten Sie Druck auf Länder ausüben, die die Predigtätigkeit behindern oder die Religionsfreiheit beschneiden. Im Gegenzug muss eine NGO diverse Richtlinien erfüllen, wie z.B. Informationsprogramme für die UNO durchführen. Bei nicht erfüllen dieser Richtlinien wird die Zusammenarbeit mit den NGO’s seitens der UNO gekündigt. Eine passive Mitgliedschaft, wie der Brief vom 28. Januar 2002 aus Selters glauben machen will, ist überhaupt nicht möglich.

Eine der Aufnahmekriterien als NGO hat man jedenfalls mit Bravour erfüllt - mit der UNO zusammenzuarbeiten und ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit zu empfehlen: Seit 1991 erschienen regelmäßig Artikel in den Zeitschriften, in denen die UNO überschwänglich gelobt wurde (EW 8. Sept.91 / EW 8. Febr.92 / WT.1. Okt.95 / EW 22. Sept.93 / EW 22. Juli + 22. Sept.99 / EW 8. Jan.99 / EW 8. Dez.2000).

Ich war und bin zutiefst erschüttert, dass die WTG auf dem geritten ist, was sie bis heute verteufelt, und nach bekannt werden ihres Fehlers nicht offen und ehrlich dazu steht, sondern falsche Ausflüchte vorbringt, um ihre Taten zu rechtfertigen. Es gibt und gab keinen Unterschied im Status und den Richtlinien die erfüllt worden sind im Hinblick zu den anderen Religionsgemeinschaften, die ebenfalls als NGOs mit der UNO assoziiert sind. Bitter ist dies, wenn man den Wachturm vom 1.6.1991 S.16-17 liest! Dort wird über die Religionsgemeinschaften hergezogen, die mit der UNO als NGO verbunden sind. 1991 war übrigens das Jahr in dem der Antrag bei der UNO eingereicht wurde. Ein Bruder verglich diese Situation passend mit der Situation, wenn man feststellt, dass einen die Ehefrau oder der Ehemann betrogen hat. Und das mehrmals. Das tiefe Vertrauen das einmal bestanden hat, zerbricht. Wie baut man dieses Vertrauen wieder auf? Kommt das Vertrauen wieder wenn man die Taten einfach zudeckt, und versucht zu vergessen? Nein, denn es wird immer im Hinterkopf ein Verdacht zurück bleiben.

Ich will betonen, dass ich immer der Meinung war, dass sich alle Lehren der WTG durch die Bibel stützen lassen. Und mit dieser Einstellung bin ich auch an alle weitere Punkte heran gegangen.

Bei all diesen Punkten hatte ich immer eins im Hinterkopf. Es war die Frage, ob all dies nicht eine Prüfung für mich ist. Immer wurden wir davor gewarnt, dass wir uns vor Prüfungen in Acht nehmen sollen, damit wir nicht im Glauben wanken. Diese Frage wurde zu einer dunklen Wolke die mich stets begleitete. Deshalb entschied ich mich, in der Bibel zu lesen, und zwar das Neue Testament. Dies habe ich möglichst frei und unbeeinflusst getan. Deshalb benutzte ich die Neue Welt Übersetzung, eine Jerusalemer Bibel, die Gute - Nachricht in heutigem Deutsch und eine Interlinear Übersetzungen (Griechisch – Deutsch) Ich sehe dies immer noch als einen Weg an die Bibel möglichst frei von Auslegungen anderer Menschen auf mich wirken zu lassen. So wollte ich feststellen, ob all dies trotz der Fakten eine Prüfung war. Es waren oft kleine Details, die mir beim Lesen auffielen. Entweder ein Wort, eine gewisse Redensart, eine Redewendung oder sogar ein paar Worte, mit denen sich die NWÜ von den anderen Bibeln oder sogar vom Urtext unterschied. Eigentlich Kleinigkeiten, aber ein gewisses System war und ist dahinter zu erkennen. Durch diese Abänderungen, wird ein spezieller Sinn impliziert oder eine Aussage besonders betont.

Ein Beispiel aus Matthäus 7:7-8:

Bittet fortwährend, und es wird euch gegeben werden; sucht unablässig, und ihr werdet finden; klopft immer wieder an, und es wird euch geöffnet werden. (Neue Welt Übersetzung)

Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird geöffnet. (Jerusalemer Bibel)

Fortwährend, unablässig und immer wieder kommt nicht einmal im Urtext vor! Jedem Zeuge ist klar, das diese Worte gerne und oft betont werde. Daher wurden sie auch hier eingefügt.

Ein absolut entscheidender Punkt für mich ist, das im Neuen Testament durch das Einfügen des Namens Jehovas in der NWÜ der Sinn und die Aussage nachhaltig verändert werden kann. Dies wurde getan, ohne dass im griechischen Urtext der Name vorkommt. Geht man, wie die Zeugen, davon aus, dass Jehova es einfach zugelassen hat das sein Name einfach so durch HERR (Kyros) oder nur Gott ersetzt worden ist, sollte man sich auch folgende Frage stellen: Wo hat er (Jehova) dann noch Abänderungen des Urtextes zugelassen, wenn er selbst bei seinem Heiligen Namen nichts unternommen hat? Dies kann kein Zufall gewesen sein! Beim Lesen des Neuen Testaments ohne das Ersetzen von HERR durch Jehova erkennt man auch wieso. Der Grund ist sein Sohn, Jesus Christus. Denn er übernimmt mit dem Neuen Testament eine Schlüsselrolle. Durch das Ersetzen von HERR (wo Jesus gemeint ist) durch Jehova wird nicht nur der Sinn verfälscht, sondern die Rolle unseres Herrn Jesus Christus geschmälert. Ein Beispiel hierzu:

Römer 10:13-14

Denn jeder, der den Namen Jehovas anruft, wird gerettet werden“. Doch wie werden sie den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie aber werden sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören, ohne dass jemand predigt?... (Neue Welt Übersetzung)

Denn jeder der den Namen des Herrn anruft wird gerettet werden. (Jerusalemer Bibel)

Hier wurde Herrn mit Jehova ersetzt. Wer den Vers im Kontext liest, erkennt, dass es um Jesus geht. Die Fragesätze in Vers 14 zeigen dies klar. Denn die Juden kannten und glaubten an Jehova. Nur an den Christus, der gekommen war, glaubten sie nicht. Bei dem Predigtwerk ging es ja auch genau darum: das der Christus, unser Herr Jesus gekommen ist! Und eben nur dann, wenn sie davon hörten, konnten sie an Jesus glauben und schlussendlich ihn anrufen, um gerettet zu werden. Interessant ist auch Lukas 10:17: „Dann kehrten die Siebzig mit Freuden zurück und sagten: „Herr, selbst die Dämonen werden uns durch die Benutzung deines Namens unterworfen.““ Ich kenne keinen Zeugen Jehovas der bei einer Belästigung durch Dämonen, den Namen Jesus rufen und ihn um Hilfen bitten würde. Dies taten jedoch die Apostel. Dies sind nur zwei von vielen Punkten, deren Unterstützung, mein Gewissen nicht mehr länger zulässt!

Mein Gewissen veranlasst mich dazu, diesen Brief zu schreiben. Nicht um zu richten, sondern um den Menschen, die mich kennen gelernt haben, zu erklären, wieso sich mein Leben im letzen Jahr nachhaltig geändert hat. Dies liegt mir sehr am Herzen. Denn mein Innerstes hat eine Entscheidung getroffen! Eine Entscheidung anhand von Fakten, Erfahrungen und meinem Bibelstudium. Die Zeugen Jehovas halten sich eng an die Bibel! Eng und hier will ich betonen, eng an das ALTE TESTAMENT. Dies zieht sich schon fast wie ein roter Faden durch die Lehren, Gesetze, Wachturm Artikel, und Vorträge der Zeugen. Ich habe in der letzten Zeit erfahren, das die leitende Körperschaft weiß, das Reformen seit vielen Jahren in Gebieten wie z.B. Blutverbot, 607 v. Chr. - der Prophezeiungen auf 1914 - Zeit des Endes usw. nötig sind! (siehe Buch: Der Gewissenskonflikt von Raymond Franz ISBN: 3-532-62074-x = von der WTG verboten/moderne Bücherverbrennung) Das Wissen ist seit langem vorhanden. Doch nur aus organisationspolitischen Gründen wird an alten Lehren festgehalten, da bei solch gravierenden Änderungen der Lehren Massenaustritte zu erwarten sind. Menschen sterben jedoch weiterhin für falsche Lehren oder verplanen ihr Leben aufgrund falscher Hoffnungen. Es werden Auszüge und Zitate beschnitten, Fakten zurückgehalten, Unwahrheiten weltweit verbreitet, Ängste vor Dämonen und der Endzeit geschürt und offene Gespräche innerhalb der Versammlungen über diverse Ansichten zu Lehrmeinungen unterbunden, obwohl die Bibel weiterhin zum Prüfen auffordert! Ich sehe nicht, dass sich Matthäus 11:29+30 bei den Zeugen Jehovas erfüllt. Denn sie tragen ein schweres Joch; voller Ängste, Anforderungen und menschlicher Gesetze.

Ich habe mich zu einer Organisation bekannt, die ich für Gottes Kanal auf Erden, der einzig wahren Religion gehalten habe. Diese Ansicht teile ich heute nicht mehr. Wie es in 1. Korinther 13:8 heißt: „sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden.“ (NWÜ)

Daher erkläre ich, XXXX, nochmals öffentlich, dass ich nicht mehr mit der WTG in Verbindung gebracht werden will! - Apostelgeschichte 11:26 - „daß die Jünger durch göttliche Vorsehung Christen genannt wurden“ (Neue Welt Übersetzung) Mein Glaube an Jehova und Jesus und die Bibel ist nie ins Wanken geraten! Der Glaube an die Wachturm Gesellschaft jedoch ist zerbrochen. Die Bibel und besonders Jesus werden mich weiterhin durch mein Leben begleiten.

Mir ist bewusst, dass Ihr aufgrund falscher Lehren der WTG den Kontakt zu mir abbrechen werdet, doch dies liegt nicht in meiner Hand.

Es grüßt Euch XXXX

geschrieben am 16. Juni 2005 und abgegeben am 17. Juni 2005!