Zu den Voraussetzung zur Erteilung der Körperschaftsrechte gehört auch, dass die antragstellende Religionsgemeinschaft eine gewisse Größe aufweist, um als gesellschaftlich relevante Gruppe gelten zu können.

Mit 195.000 Mitgliedern erfüllen die Zeugen Jehovas diese Voraussetzung (wobei die realistische Zahl wohl eher bei 165.000 liegt). Doch kann man wirklich sagen, dass jeder Zeuge Jehovas auch ein Mitglied der Zeugen Jehovas ist?

Michael Schlittenbauer bezweifelt das und erläutert die Praxis.

Wie die WTG ihre eigenen Anhänger und die Öffentlichkeit über die wahren Mitgliederzahlen täuscht

Wie bekannt, gibt es in jeder Stadt ein oder mehrere Versammlungen. Entsprechend sind diese auch beim Registergericht als eingetragener Verein (e.V) eingetragen. Bis zu diesem Punkt scheint alles logisch und in Ordnung. Nun kommt aber die Besonderheit die weder der Öffentlichkeit, noch den meisten Mitgliedern bekannt sind. Während pro Versammlung zwischen 70–100 Anhänger im Königreichssaal anwesend sind, werden beim Registergericht lediglich pro Verein 7–10 Vereinsmitglieder, die auch gleich Vorstand sind gemeldet. Die bedeutet nach dem BGB (Bürgerliches Gesetzbuch), dass nur 7–10 Personen rechtlich Mitglieder sind und nur als Mitglieder bezeichnet werden dürfen. Die restlichen 70–90 Personen sind lediglich Anhänger. Ihnen werden die Rechte eines Vereinsmitgliedes (Mitspracherecht beim Verein, freie und geheime Wahlen, Vorschlags-rechte für den Vorstand usw.) verweigert.

Wenn die Zeugen Jehovas von 192.000 Mitgliedern sprechen, so ist dies eine glatte Lüge. Mitglied ist nur der, der beim Registergericht auch als Vereinsmitglied geführt wird. In Kaufbeuren z.B. sind dies gerade um die 20 Mitglieder. Mitglied kann außerdem nur werden, wer seine Mitgliedschaft schriftlich als Willenserklärung abgibt. In diesem Sinne sind die meisten Anhänger der Zeugen Jehovas nach dem BGB gar keine Mitglieder, sondern Sympathisanten einer bestimmten Religion, ohne jegliche Rechte. Sie stehen auf gleicher Stufe wie Fans eines Schlagerstars, den sie zwar bejubeln dürfen, sich jedoch daraus keine Rechte ableiten lassen.

Die WTG hat dies Problem im Zuge der Anerkennung der Öffentlichen Körperschaft erkannt und versuchte nach der Niederlage vor dem Bundesverwaltungsgericht in Berlin nun die Mitgliederzahl künstlich zu erhöhen um sich vor dem Bundesverfassungsgericht bessere Chancen auszurechnen. Zu diesem Zweck wurden in den Versammlungen per Rundschreiben rückwirkend alle Sympathisanten zu Mitgliedern erklärt. Mit schwammigen Worten sollte hierzu eine Rechtfertigung gefunden werden. Dies ist jedoch unzulässig, da eine Mitgliedschaft nicht von Selters erklärt werden kann, sondern nach dem BGB erst eine schriftliche Beitritts – oder Willenserklärung von jeder einzelnen Person erfolgen muss um ein ordentliches Mitglied zu werden.

Ob das Rote Kreuz, oder der ADAC, jeder wird erst dann Mitglied, wenn er einen Mitgliedsantrag ausgefüllt hat und der Verein ihm diese Mitgliedschaft schriftlich bestätigt. Viele Vereine führen zu Absicherung der Rechte der Mitglieder auch Mitgliedsausweise ein um den Missbrauch von Manipulationen vorzubeugen.

Warum gibt es nach dem Registergericht nur 7–12 tatsächliche Mitglieder pro Versammlung, weshalb bekommen nicht alle Anhänger der Zeugen Jehovas die volle Mitgliedschaft? Die Antworten sind sehr einfach. Wären alle Anhänger auch ordentliche Mitglieder des Vereines der Zeugen Jehovas, müssten diesen nach dem BGB auch umfangreiche Rechte eingeräumt werden. Die WTG fürchtet jedoch Demokratie, freie Wahlen, Mitspracherecht, Mitbestimmung und alle Rechte die ein Demokratischer Staat seinen Mitgliedern in einer offenen Gesellschaft einräumt. So könnten die Ältesten, die meist eingetragene Mitglieder sind nicht mehr schalten und walten wie sie wollten. Alle Mitglieder und nicht ein kleiner Zirkel von 7–10 Personen. Eine Versammlung könnte einen Vorstand ihrer Wahl wählen. Die Mitglieder könnten Einsicht in die Finanzen des Vereines verlangen, sie könnten mit Mehrheiten Vorstände abwählen, Anträge stellen und Kritik an der Vereinsführung üben.

Dies wäre für die WTG ein äußerst gefährlicher Weg. Mitglieder bekämen so wesentlich mehr Einblick, was sich hinter den Kulissen von Versammlungen und der WTG tut. Eine Organisation die in totalitärer Diktatur ohne Demokratie und Rechte des Einzelnen geführt wird sind aktive oder gar kritische Mitglieder unerwünscht. Die Macht der WTG müsste mit 195.000 Mitgliedern geteilt werden. Dies tut verdammt weh und ist daher in der Doktrin der WTG unvorstellbar. Hier fallen mir immer wieder Militärdiktaturen ein, die sich auch über Jahre vehement wehrten, ihre Macht mit der Demokratie und dem Volk zu teilen.

Da die Registergerichte und deren eingetragene Vereine öffentlich zugänglich sind, rate ich jedem, in seiner Stadt beim Amtsgericht – Registergericht Einblick in die Unterlagen des Vereines der Zeugen Jehovas zu nehmen. Hier werdet Ihr bestätigt bekommen, dass jede Versammlung mit nur 7–12 Mitgliedern eingetragen ist. Dies bedeutet nur 7–12 Personen sind tatsächlich Mitglieder des Vereines. Lasst Euch auch gleich vom Registergericht eine Bescheinigung über die Zahl der eingetragenen Mitglieder geben und gebt diese Zahl an die Presse, damit die Öffentlichkeit endlich einmal erfährt, wie hier mit Mitgliedern manipuliert wird, die gar keine Mitglieder sind.

Wir sammeln all diese Zahlen und werden sie auch dem Innenministerium wie dem Justizministerium zur Verfügung stellen. Eigentlich hätten die Behörden bei einer Abfrage aller Registergerichte sehr schnell erfahren, dass nur ein Bruchteil tatsächlich Mitglied bei den ZJ ist. Für das Verfahren vor dem BVG in Karlsruhe kann diese Information noch von entscheidender Bedeutung sein. Wichtig ist auch, ob die Personen, die jetzt nachträglich schnell zu Mitgliedern gemacht werden sollen auch beim Registergericht als Mitglieder gemeldet werden und ob diese auch die Rechte einer vollen Mitgliedschaft erhalten.

Dies würde bedeuten, dass jede Versammlung mindestens 1x im Jahr eine Mitgliederversammlung abhalten muss, weiter, dass ein Rechenschafts- und Kassenbericht vorgelegt werden muss, es müssen Kassenprüfer, Schriftführer, ein Versammlungsleiter von den Mitgliedern gewählt werden. Weiter muss ein Vorstand in geheimer und freier Wahl gewählt werden, es dürfen Anträge gestellt werden usw. Die Satzung muss von den Mitgliedern und nicht vom Vorstand erstellt werden. Der Vorstand kann lediglich Vorschläge unterbreiten, die Mitglieder können jedoch die Satzung demokratisch ändern. Das Minderheitenrecht einer Versammlung müsste gewahrt werden. So kann die Satzung auch dahingehend verändert werden, dass z.B. der Vorstand verpflichtet wird, umgehend die Staatsanwaltschaft einzuschalten, sollte ein Fall von Körperverletzung oder gar sexueller Missbrauch an Frauen und Kinder bekannt werden. Außerdem sollte jedes Mitglied verpflichtet werden nicht die Ältesten von solchen Vorkommnissen zu informieren sondern sofort das Jugendamt oder die Polizei.

Auch ein Ausschluss wegen einer anderen Meinung könnte so erschwert werden, wenn die Satzung dahingehend abgeändert wird, dass sogenannte „Komiteeverhandlungen" öffentlich sind, Anträge zur Verteidigung und Zeugen zugelassen werden und nicht die Ältesten gleichzeitig Richter und Kläger sind, sondern die Mitgliederversammlung entscheidet. Ich denke jedoch, es wird bei diesen Vorschlägen von mir und den Wünschen vieler bleiben, die endlich Reformen und Veränderungen wollen. Dies alles, sind die wahren Gründe, weshalb nur wenige linientreue Genossen wie zu DDR – Zeiten die Geschicke des Vereines führen. Die Spitzeldienste, der Informationsdienst werden bleiben, der Unterdrückungsmechanismus wird die Schäfchen schon in das gelobte Königreich führen.

Was hat diese Sekte eigentlich noch mit Demokratie, Freiheit des Geistes, Toleranz und Meinungsfreiheit zu tun. Alle Diktaturen, ob die DDR, Chile, Spanien, Argentinien, Griechenland sind durch den Freiheitswillen des Volkes hinweggefegt worden, - wann wachen eigentlich endlich die Mitläufer der ZJ auf. Viele Aussteiger erfahren erst jetzt, was Freiheit, freies denken und reden, freie Entscheidungen, Freunde mit denen man über alles reden kann bedeutet. Sie schätzen das hohe Gut der Freiheit, der Demokratie, der Meinungsfreiheit und möchten es nicht mehr missen. Solchen Menschen müssen wir Respekt und Mut bezeugen, sie hatten einen langen und schweren Weg hinter sich, stärken wir sie alle und machen ihnen Mut, nur so können wir auch weiteren Aussteigern helfen. Es lohnt sich!

Michael Robert Schlittenbauer, Sektenausstieg Allgäu