In Hamburg hat sich eine Gruppe ehemaliger Zeugen Jehovas gebildet, die Aussteigern eine Plattform zum Erfahrungsaustausch bieten und Ausstiegswilligen helfen möchte, außerhalb der Gemeinschaft wieder Fuß zu fassen.

Willkommen sind auch Betroffene, die wissen möchten, was hinter der auffälligen Verhaltensänderung einer nahe stehenden Person steckt, die sich zu den Zeugen Jehovas bekennt. Ein Zeuge Jehovas, der sich entschließt, nicht mehr nach den Regeln der „Wachtturm-Gesellschaft“ zu leben, fällt häufig in ein tiefes Loch, da soziale Kontakte zu Menschen außerhalb der Gemeinschaft auf ein Minimum reduziert werden.

So heißt es in den Schriften der Gemeinschaft, die Verwandten eines Aussteigers sollten „jeden unnötigen Umgang mit dem Betreffenden vermeiden und selbst geschäftliche Kontakte auf ein Minimum beschränken“. (Der Wachtturm, 15.12.81) Dieses Verhalten wird als Druckmittel benutzt, um Mitglieder vom Ausstieg abzuhalten und den Kontakt von Zeugen Jehovas mit Kritikern zu unterbinden. So wurde den Zeugen in dem internen Mitteilungsblatt Unser Königreichsdienst (8/02) folgendes Paradebeispiel präsentiert: „Nachdem ein Bruder und seine leibliche Schwester auf einem Kreiskongress [der Zeugen Jehovas] einen Vortrag gehört hatten, wurde ihnen bewusst, dass sie sich gegenüber ihrer Mutter, die seit 6 Jahren ausgeschlossen war, anders verhalten mussten. Der Bruder rief sofort nach dem Kongress seine Mutter an, versicherte ihr, dass er sie liebe, und sagte ihr dann, dass er und seine Schwester nicht mehr mit ihr sprechen würden, es sei denn, wichtige Familienangelegenheiten würden das erfordern.“ Schätzungen zufolge gibt es in Hamburg ca. 3.000 ehemalige Zeugen Jehovas. Die Selbsthilfegruppe Hamburg trifft sich einmal monatlich.