Etwa Oktober 1917 begann das jüdische Jahr 1918. Um jene Zeit gab es ein großes Schütteln unter dem Volke Gottes, das zu dem Tempelzustande eingesammelt war. Bezugnehmend auf das Kommen des Herrn zu seinem Tempel schrieb der Prophet: „Jehova ist in seinem heiligen Tempel, Jehovas Thron ist in den Himmeln; seine Augen schauen, seine Augenlider prüfen die Menschenkinder. Jehova prüft den Gerechten; und den Gesetzlosen und den, der Gewalttat liebt, haßt seine Seele.“ (Psalm 11:4,5) Und wiederum heißt es mit Bezug auf dieselbe Sache: „Höret, ihr Völker alle, merke auf, die Erde und ihr Fülle! [alles was auf ihr ist]. Und der Herr, Jehova, sei zum Zeugen wider euch, der Herr aus seinem heiligen Tempel.“ - Micha 1:2

Christus Jesus, das Haupt der Tempelklasse, spricht durch verschiedene Glieder seines Leibes oder durch Werkzeuge, die er gebrauchen mag. Diese Schriftstellen sind ein Hinweis auf den Beginn seiner über die Nationen der Erde kommenden Gerichte, die zu gleicher Zeit eine Prüfung für die gerechten Glieder der Tempelklasse auf dieser Seite des Vorhanges sind. Die Tatsachen zeigen, daß im Januar 1918 eine das Volk des Herrn vertretende Körperschaft zu einer Generalversammlung im nordamerikanischen Staat Pennsylvania zusammentrat und daselbst einen Beschluß annahm, der dem Präsidenten der Vereinigten Staaten und anderen Vertretern der babylonischen Systeme übersandt wurde, ein Beschluß, der auf das unheilige Bündnis zwischen der Namenkirche und den weltlichen Regierungen hinwies. Dies war im Grunde das letzte Werk der Eliasklasse, das ganz besonders in den Erfahrungen Johannes des Täufers bildlich zum Ausdruck gebracht wird.
Gewißlich hat es der Herr von jener Zeit an zugelassen, daß seine Heiligen geprüft und auf die Probe gestellt wurden. Durch das ganze Land Amerika und besonders Kanada, wie auch in Europa, wurden viele der Heiligen in Haft genommen und ins Gefängnis geworfen und viele verfolgt; und ein ganzes Jahr oder länger gab es große Not unter dem Volke Gottes, und ein Schrei stieg von der Tempelklasse empor, um Hilfe flehend. Dies scheint durch den Psalmendichter vorgeschattet zu sein, indem er ausruft: „In meiner Bedrängnis rief ich zu Jehova, und ich schrie zu meinem Gott; er hörte aus seinem Tempel meine Stimme, und mein Schrei vor ihm kam in seine Ohren.“ (Psalm 18:6) Des Herrn Volk war in Knechtschaft; es war der persönlichen Freiheit sowie der Freiheit, das Evangelium zu predigen, beraubt. Der Herr hörte seinen Schrei und errettete es.

Die Vision Jesajas

Jesaja, der Prophet Gottes, ein Vorbild des wahren Volkes des Herrn in dem Tempelzustande, hatte eine Vision. (Jesaja 6:1-11) In diesem Bilde wird er dargestellt, wie er den Herrn in dem Tempel anbetet. Aus dem ganzem Zusammenhang dieses Kapitels geht hervor, daß der Thron, von welchem dort die Rede ist, nicht der Milleniumsthron Christi sein kann, sondern daß der Thron des Herrn Jesus Christus gemeint ist, seine Stellung der Autorität als der Vertreter Jehovas nach Übernahme seiner großen Herrschermacht , wo er zu seinem Tempel kommt. Aus dieser und von der Bibel berichteten Vision Jesajas führte Jesus selbst eine besonders bezeichnende Stelle an, und seine Worte lassen es klar ersehen, daß hier nicht der Milleniumsthron gemeint ist. (Johannes 12:40) Es geht indessen daraus hervor, daß es sich um eine Zeit des Gerichtes gegen das Namenchristentum handelt, ähnlich jenem Gericht, welches Jesus gegen die Pharisäer aussprach, als er auf Erden war.

Der Prophet Jesaja sagt, daß es in dem Jahre des Todes des Königs Ussija geschah, daß ihm diese Vision gegeben wurde. Wir glauben, daß König Ussija ein Vorbild der Namenkirche war, welche sich dafür ausgegeben hat, den Herrn zu vertreten, die aber in Wahrheit und in der Tat in den letzten Zeiten von dem Herrn abgewichen ist. Ussija war mehr als fünfzig Jahre lang König über Israel. Eine lange Zeit tat er recht vor dem Angesicht Gottes. Er nahm zu an Macht und Wohlfahrt und wurde sehr reich an Gütern dieser Welt. Er focht viele erfolgreiche Schlachten. Er war ein großer Baumeister, der viele große Paläste erstehen ließ, Er wurde ein machtgebietender König. Eigendünkel. der zu einer selbstsüchtigen und sündvollen Tat führte, war die Ursache seines Sturzes. Er starb als ein Aussätziger.

Wie klar passen diese Tatsachen auf die Geschichte der Namenkirche! Als dies System zuerst ins Leben gerufen wurde, war es für einen gerechten Zweck geweiht. Die Stimme der Braut und des Bräutigams wurde darin gehört, und viele Jahre hindurch hat das System die Botschaft des Königreiches Gottes verkündet. Es baute viele Kirchenhäuser und Schulen zur Aufrichtung und Ausbildung des Volkes. Es wirkte viel in der sittlichen Hebung des Volkes mit. Es wurde aber von Eigendünkel erfaßt und fiel aus demselben Grunde, der zum Sturz des Königs Ussijas führte. Der Apostel Paulus warnte ausdrücklich vor solchem Eigendünkel, damit klar andeutend, daß dies die Ursache des Ruins des Namenchristentums sein würde. (Römer 11:25)

Als König hatte Ussija keine Autorität, priesterliche Funktionen auszuüben. Es war das besondere Vorrecht des Priesters, Weihrauch auf dem goldenen Altar in dem Tempel darzubringen. Ussija war indessen so von seiner Machtstellung durchdrungen, daß er sich hoch erhaben über die Tempelvorschriften dünkte und in den Tempel hineinging, um das Weihrauchopfer darzubringen. Der in aller Form eingesetzte Priester widerstand ihm, um ihn an der Darbringung des Weihrauchopfers zu hindern. Ussija aber wurde zornig und bestand darauf, das Opfer darzubringen, und auf der Stelle ward er vom Aussatz betroffen, wurde ein Ausgestoßener und starb als Aussätziger.

In der Zeit vor 1878 war die Namenkirche mächtig auf der Erde geworden. Zur Zeit des Jahres 1878 wurde Gottes Gunst den nominellen Systemen entzogen. Von jener Zeit an gingen Bruder Russell und die Brüder, die zu ihm hielten, durch das Land und verrichteten das Eliaswerk, in dem Bemühen, die Herzen der Christenheit zu einem demütigen, kindlichen Glauben an Gott zurückzubringen. (Band 2, S.241) Die Namenkirche aber hörte nicht darauf. Zur Zeit des Jahres 1914 prahlten diese Systeme mit ihrer Macht und ihren Einfluß und sagten: „Wir sind reich und haben nichts nötig.“ Als der Weltkrieg 1914 ausbrach, erhob die Namenchristenheit ihre Stimme zugunsten des Krieges. Ihre Prediger predigten die jungen Männer in die Schützengräben hinein und riefen ihnen zu, wenn sie ihr Leben auf dem Schlachtfelde niederlegen würden, daß sie dann ein Teil des für die Menschheit dargebrachten Sühneopfers Jesu Christi sein würden. Der blutige Krieg nahm seinen Fortgang, und die Namenchristenheit fuhr fort, das Kriegsfieber zu schüren und den Krieg zu fördern, unterließ es aber, darauf zu achten, was der Krieg nach den Worten des damals gegenwärtigen Königs in Wirklichkeit bedeutet.

Wir bemerken wiederum die Worte des Propheten: „Jehova ist in seinem heiligen Tempel – schweige vor ihm, ganze Erde!“ (Habakuk 2:20) Der große Sturm des Weltkrieges tobte sich aus, und eine Zeitlang hörte das Kämpfen auf, und dien Nationen versammelten sich in der Stille, mit dem Bemühen, einen neuen Kriegsausbruch zu verhüten. Möchten jetzt nicht die Namenchristenheit, ihre Edlen, ihre Prediger, ihre Großen und Mächtigen eine Lektion aus dem Kriege ziehen und zu erkennen suchen, was die Folge des Weltkrieges war, gemäß der jetzt erfüllten biblischen Prophezeiung, welche zeigt, daß der Herr gegenwärtig ist und daß sein Königreich nahe gekommen ist? Sie haben es daran fehlen lassen, solche Lektionen zu lernen. Sie waren trunken von Macht und Reichtümern, die während des Krieges gewonnen wurden. Ihr engerer Anschluß an die anderen Elemente des „Tieres“, Großkapital und Weltpolitik, hat ihre Köpfe völlig verdreht.

Die Finanzfürsten und die mächtigen Herrscher der Erde traten in Paris zu einer Friedenskonferenz zusammen, die Geistlichkeit des Namenchristentums machte gemeinsame Sache mit ihnen, und das Ergebnis dieses Kongresses war der so genannte Völkerbund, der von dem Teufel an die Stelle des Königreiches des Messias gesetzt wurde. Die Namenchristenheit stand jetzt nicht nur in einem engeren Bündnis mit der hohen Finanz und der Weltpolitik, sondern brüstete sich auch noch damit; und die Namenkirche (jetzt ein Teil der Organisation des Teufels, ohne jede Autorität, des priesterlichen Amtes zu walten) kam hervor, um Weihrauch als Opfer darzubringen. Und welche Form nahm es an?

Im Januar 1919, ehe der Völkerbund völlig geboren wurde, erließ der verbündete Kirchenrat mit dreister Stirne folgende gotteslästerliche Erklärung:

„Die Zeit ist gekommen, um die Welt zu organisieren im Interesse von Recht und Wahrheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Zu diesem Zweck raten wir als Christen auf das dringlichste zur Gründung eines „Bundes Freier Nationen“ auf der kommenden Friedenskonferenz. Ein solcher Bund ist nicht nur ein starkes Hilfsmittel zur Erhaltung des Friedens; er ist vielmehr die politische Willenserklärung des Königreiches Gottes auf Erden. Der Völkerbund ist in dem Evangelium gewurzelt. Wie beim Evangelium, so ist auch sein Endzweck: „Friede auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen“ („guter Wille gegen die Menschen“). Wie das Evangelium, so wendet sich auch der Völkerbund an die große Allgemeinheit, die ganze Menschenwelt.