Der Negativtrend der Mitglieder-Entwicklung bei den Zeugen Jehovas setzt sich fort. Immer mehr Gläubige kehren der "Wahrheit" den Rücken.

Immer weniger lassen sich überzeugen, ein Zeuge Jehovas zu werden. Nicht nur in Deutschland, sondern fast in ganz Europa und mittlerweile sogar in den USA.

Wie in jedem Jahr, ist auch im ersten Jahr des neuen Jahrtausends der erste Wachtturm von besonderem Interesse: Wird darin doch eine sehr detaillierte Übersicht über das zurückliegende "Dienstjahr" gegeben. Aus jedem Land, in dem die Zeugen Jehovas tätig waren, finden sich Zahlenwerte, die dadurch zustandekommen, daß jeder Zeuge Jehovas über seine Tätigkeit detailliert Bericht erstattet.

In den letzten Jahren stagnierte der "Verkündigerdurchschnitt" in Deutschland mehr oder weniger. Also die Anzahl der Menschen, die einen Predigtdienstbericht abliefern. Erstmals in dem zurückliegenden Jahr 1999 ist nun ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Dazu muß man sich vergegenwärtigen, daß trotzdem, präzise festgehalten, nicht weniger als 24.455.539 Stunden "Predigtdienst" abgeleistet worden sind - fast 25 Millionen Stunden von noch 164.263 Verkündigern.

Betrachten wir nun einmal die Anzahl der Stunden, auf die ein durchschnittlicher Verkündiger jedes Jahr kommt. Dieser Wert ist im Bericht über das Dienstjahr nicht direkt angegeben. Er läßt sich aber leicht errechnen, indem man die Anzahl der abgeleisteten Stunden einfach durch die durchschnittliche Verkündigerzahl dividiert. Der Trend ist hier ziemlich frappierend: Die "Jahresleistung" der Verkündiger nimmt nahezu linear ab. Das kann mehrere Ursachen haben: Daß die Motivation für den Haustür- und Straßendienst unter den Zeugen Jehovas generell langsam schwindet und jeder weniger Stunden abgeleistet hat. Oder auch, daß ein Teil überdurchschnittlich nachgelassen hat. Die Anzahl der Verkündiger, auf die ein Bibelstudium entfällt, stagniert mit 35,6% auf einem dem Vorjahr vergleichbaren Wert. 1997 hatte sie noch bei 40% gelegen.

Nicht weniger deutlich ist die Entwicklung bei den Taufen. Hier setzt sich der schon im Vorjahr zu verzeichnende Abwärtstrend massiv fort. Über zwei Jahre, von 1997 auf 1999, ist die Anzahl der Taufen um nicht weniger als 35% zurückgegangen, von 5.807 auf 3.751 für das zurückliegende Dienstjahr. Betrachtet man, wieviele Stunden "Predigtdienst" einer Taufe entsprechen, so hat sich das Verhältnis abermals verschlechtert. Waren es 1998 noch 5.181 Stunden, so wären es für das Jahr 1999 schon 6.519 Stunden. Der durchschnittliche, deutsche Verkündiger braucht also bei Zugrundelegung dieser Werte fast ein ganzes Verkündigerleben, bis sich jemand bei den Zeugen Jehovas taufen läßt: Fast 44 Jahre. Das drängt die Frage nach der Wirksamkeit des Predigtdienstes zur Erreichung von Menschen geradezu auf.

Was ist mit den "Heimbibelstudien"? Darunter verstehen Jehovas Zeugen die Möglichkeit, "kostenfrei" mit ihnen zusammen in der Bibel zu studieren. Praktisch schaut dies jedoch eher so aus, daß die Bibel anhand von Literatur der Wachtturmgesellschaft studiert wird. Auch hier ist der Trend weiterhin rückläufig, obwohl sich der massive Einbruch vom Dienstjahr 1997 zum Dienstjahr 1998 nicht genauso fortgesetzt hat. Auch Bibelstudien führen offensichtlich nicht gerade häufig dazu, daß sich jemand bei den Zeugen Jehovas taufen läßt. Statistisch gesehen hatten nur 6,4% diesen Erfolg, das ist noch einmal deutlich weniger als die 8,3% des letzten Dienstjahres.

Wohin "verschwinden" die Zeugen Jehovas?

Der Wachtturm vom 15.07.1999 schreibt:

In einigen Ländern, wo sich viele neue Jünger taufen ließen, war allerdings keine entsprechende Zunahme an Königreichsverkündigern zu beobachten. Natürlich muß man berücksichtigen, daß einige gestorben sind, denn die jährliche Sterblichkeitsrate beträgt etwa 1 Prozent. In den letzten Jahren sind jedoch sehr viele aus irgendeinem Grund abgefallen." (S. 9)

Damit bestätigt sich die Vermutung, daß sich aus der trotz Zuwachs frisch getaufter Zeugen Jehovas stagnierenden und mittlerweile deutlich schrumpfenden Anzahl an aktiven Verkündigern ableiten läßt, daß sich jedes Jahr eine nicht unbeträchtliche Menge an Menschen aus dieser Gemeinschaft verabschiedet. Sei es durch Ausschluß, Distanzierung oder innerlich durch Untätigkeit.

Oder gar, weil sie in anderen christlichen Gemeinschaften eine Alternative finden?