Diese Frage wurde die letzten 6 Jahre von Medien, Missbrauchsopfern und Pressesprechern von Zeugen Jehovas erörtert. Die Medien gaben Zeugnis von ungezählten Opfern weltweit und daher ein überwältigendes „Ja“ als Antwort.

Andererseits sind dort Anwälte und glattzüngige Pressesprecher der Zeugen Jehovas, die in berechnender Art und Weise aussagen, es wäre eine absurde Unterstellung. Sie „verabscheuen“ Kinderschänder und würden niemals einen „bekannten“ Kinderschänder schützen oder die Zeugenaussage von „glaubwürdigen“ Augenzeugen ignorieren. Der Leser mag sich fragen: „Was ist die Wahrheit bezüglich dieser Angelegenheit?“

Die kürzlich aufgedeckte Meldung eines Mitglieds der Bethel-Familie, J. Manuel Cano, scheint ausschlaggebend in Richtung der Opfer zu sein.

„Bethel“ ist ein Ausdruck für „Hochkarätige Mitglieder“ in der Welt der Zeugen Jehovas. Nur mit besonderer Empfehlung wird man in deren Zentrale eingeladen, freiwillig seine Zeit und Arbeit in diesem Vollzeitdienst 5½ Tage die Woche zu geben. Sie geben ein Armutsgelübde und verzichten auf alle weltlichen Vermögen für diesen „Sonderdienst“ im Werke des Herrn, Literatur für Zeugen Jehovas zu veröffentlichen. J. Manuel Cano war ein 50-jähriger „Bethelit“. Üblicherweise ist die Grenze, ins Bethel eingeladen zu werden, bei 35 Jahren. Ausnahmen werden nur gemacht, wenn eine spezielle Fähigkeit gebraucht wird oder aber die Person bereits viele Jahre dort lebt. Pressemeldungen enthüllten, dass Cano ausgedehnte Reisen nach Südamerika und anderen Ländern unternahm und Zugang zu 4 Computern hatte. Berichten nach arbeitete Cano im Fahrzeugbereich und war bereits seit vielen Jahren im Bethel. Er hatte einen Zimmergenossen, mit dem er gut auskam, war sowohl Ältester als auch „Bethel-Ältester“ - eine Art „Super-Elite“ in speziellem Dienst für Zeugen Jehovas.

Es ergibt keinen Sinn, dass ein solches Mitglied des Bethel eine so große Anzahl Kinderpornos ansammeln konnte, Nacktbilder von sich herstellen konnte, Computer benutzen konnte, um Einladungen zum Kindersex herzustellen und heimlich Männer und Jungs auf öffentlichen Toiletten zu filmen.

Ist J.M.Cano lediglich ein „Bethel-Ältester“, der sich zum Schlimmen entwickelte? Bei Nachforschungen zum Thema Pädophilie erkennt man, dass Experten übereinstimmend erklären, Kinderschänder wachen nicht einfach eines morgens auf und versuchen sich daran Kinder zu belästigen. Es ist eine lebenslange Sucht, die geheimgehalten wird und bei sich bietender Gelegenheit zeigt. Cano scheint in der Situation „schaffe deine Gelegenheit“ gewesen zu sein. Die Dreistigkeit seiner Handlung zeigt, es war nicht das erste mal und er hatte zweifello seine Fähigkeit, sich Kindern zu nähern, zeitlebens beim Predigen für Zeugen Jehovas von Tür-zu-Tür verbessert. Denn auch im Bethel mit seinem Vollzeitdienst für die Kirche wird von Mitglieder gefordert, von Tür zu Tür zu gehen und die Bibel mit Anderen zu studieren. Von Cano in seiner Stellung als Mitglied im Bethel wurde monatlich 10 oder mehr Stunden dieser Tätigkeit erwartet. Wievielen Kindern näherte sich Cano dabei und verletzte sie, während er vorgab, ihnen geistliche Führung anzubieten? Wieviele Kinder von Zeugen Jehovas wurden verletzt, wenn Cano mit ihnen zusammen in diesem Werk tätig war? Doch die eigentliche zu beantwortende Frage ist: Wie wird die Kirche mit diesem Elite-Mitglied umgehen, dem diese Gräueltaten vorgeworfen werden?

Nach Anweisungen der Organisation ist Cano technisch gesehen der Pornographie von sich selbst und Kindern schuldig. Es wäre erforderlich, dass zwei Älteste Cano fragen, ob er Pornos erhielt oder verbreitete. Sollte Cano diese Anschuldigung leugnen, wären zwei „glaubhafte“ Augenzeugen nötig, seine Schuldigkeit zu begründen. (Ein glaubhafter Augenzeuge ist üblicherweise ein getaufter erwachsener Zeuge Jehovas.) In diesem Falle scheinen die Opfer 15-jährige Andersgläubige zu sein. Andersgläubige und Minderjährige können niemals als "glaubhafte" Augenzeugen gelten. Cano wäre somit ein „unbekannter“ Schänder und könnte jede Versammlung seiner Wahl besuchen und würde weiterhin als Ältester in der Versammlung dienen. Sollte Cano andererseits sein Verbrechen der Pornosucht mit gleichzeitiger Masturbation zugeben, würde ein Rechtskomitee geformt werden das ihn höchstwahrscheinlich aus der Organisation ausschließen würde. Wegen seinem schlechten Ruf würde er auf jeden Fall das Bethel verlassen müssen, ob schuldig oder nicht, da es Schande auf Jahovas Namen brächte. Sollte Cano tatsächlich ausgeschlossen werden, würden die Ältesten des Rechtskomitees der Dienstabteilung eine Bericht geben. Dieser Bericht enthielte alle Details seines Geständnisses, inklusive Uhrzeiten, Daten, Namen und Alter der Opfer sowie aller sonstigen Beteiligten. Dieser Bericht wäre teil einer von der Zentrale verwalteten „Datenbank“ von über 24.000 Kinderschändern, die entsprechend neuer Fälle gepflegt wird. Tatsächlich könnte Cano bereits dort erfaßt sein und der kürzliche Ausbruch würde einfach zu seinem bisherigen Bericht hizugefügt werden. Mittels dieser Berichte ermittelt die Organisation die Anzahl Jahre, in denen jemand nicht als Kinderschänder erwischt wurde. Nach 20 Jahren ohne weiterer Auffälligkeit ist jemand wieder für das Amt eines Ältesten geeignet und kann als geistlicher Führer benutzt werden. Cano würde also 20 Jahre warten müssen, um wieder als Ältester ernannt zu werden, sofern er als Kinderschänder „überführt“ würde. Sollte er eine Pornosucht gestehen, müsste entschieden werden, ob es „Softporno“ oder „Hardporno“ wäre. In beiden Fällen wäre er nach relitiv kurzer Zeit - in etwa 1-2 Jahre - wieder als Ältester geeignet. Dies würde natürlich auch für den Fall seiner Wiederaufnahme als Mitglied mit gutem Ruf gelten, sollte er ausgeschlossen werden.

Die Datenbank der Zeugen Jehovas über Pädophile bleibt vertraulich im Schutze religiöser Privilegien und über 80% der mehr als 24.000 wurden nie der Strafverfolgungsbehörde gemeldet. Zog Cano daraus die vielen Jahre einen Vorteil und schändete Kinder innerhalb der Organisation, bis er waghalsig genug und dadurch geschnappt wurde? Falls nicht wird es eine großangelegte Untersuchung in jeder Versammlung und von jedem Zeugen-Kind geben, mit denen Cano Kontakt hatte. Diese Informationen würden nicht der Polizei übergeben, sondern würden als „Kirchenrecht“ genannt und Teil der vertraulichen Datenbank werden. Eltern und Kinder von Zeugen Jehovas würden gewarnt, keine „Schmach auf Jehovas Namen“ zu bringen, indem sie mit solch negativen Informationen über einen ehemaligen Bethel-Ältesten an die Öffentlichkeit gingen.

Klingt dieses Szenario unwirklich? Stelle dir vor, du wärest ein Zeuge Jehovas und Missbrauchsopfer mit oben geschilderten Möglichkeiten? Die wirkliche Frage ist: „Schützen Zeugen Jehovas Kinderschänder?“ Sicherlich scheint es, dass Cano über Jahre geschützt und seine Opfer als „nicht-glaubhaft“ zum Schweigen gebracht wurden, bis er in einem Moment reinen Irrsinns pedophilen Selbstmord beging, indem er schließlich gefasst wurde. Vielleicht war es ein Hilfeschrei oder einfach ein Weg, damit andere endlich sein Problem erkennen. Ein Problem, das mit den gegenwärtigen Richtlinien der Leitung der Zeugen Jehovas nicht angegangen wurde.

Quelle: Do Jehovah’s Witnesses Protect Child Molesters?