Watchtower Bible and Tract Society of New York, inc.
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3. Februar 1993

An alle Ältestenschaften in den Vereinigten Staaten

Liebe Brüder,

Im Brief vom 23. März 1992 an alle Ältestenschaften wurden einige wertvolle Anregungen und Leitlinien geboten, um Opfern von Kindesmissbrauch beizustehen. Doch ein Aspekt dieses Problems, der in dem Brief nicht angesprochen wird, ist, wie man denen beisteht, die erst jetzt von Erinnerungen an Missbrauch in jungen Jahren berichten.

Einige Christen mögen mit Erinnerungen und Gefühlen Probleme haben, in denen es um sexuellen Missbrauch in der Vergangenheit geht. Sie mögen sogar behaupten, als Kinder seien sie von Erwachsenen missbraucht worden, die sich offenbar mit dämonischen Praktiken oder Anbetungsformen abgaben. Wenn Personen auf einen Ältesten zugehen, die besorgt oder verzweifelt wegen solcher Erinnerungen sind, dann sollte der Älteste ihnen ‚tröstend zureden’. (1. Thess. 5:14) Älteste sollten eine einfühlsame, mitfühlende und hilfreiche Reaktion gegenüber denen zeigen, die wegen solcher Erinnerungen auf sie zukommen. Älteste sollten dem Opfer geduldig zuhören. Ungeachtet des eigenen Standpunktes oder wie anscheinend merkwürdig und sogar bizarr diese Erinnerungen sind, ist es weise, wenn Älteste nicht zu verstehen geben, dass solche ‚Erinnerungen’ unglaubwürdig seien. – Sprüche 18:13.

Älteste werden sehr genau den hilfreichen Anregungen im Brief vom 23. März 1992 an alle Ältestenschaften folgen. Dieser Brief sollte immer wieder betrachtet werden, wenn die Notwendigkeit besteht, Personen beizustehen, die berichten, sie seien als Kind missbraucht worden. Insbesondere ist es nötig, gefühllose Bemerkungen zu vermeiden wie „Vergiss es einfach!“ oder „Hast du dir das ausgedacht?“ Der Brief erklärte auch: „Jemand, der schwerwiegend seelisch oder psychisch krank ist, braucht vielleicht professionelle Hilfe.“ Solange solche Hilfe nicht mit biblischen Grundsätzen im Widerspruch steht, ist es eine persönliche Entscheidung, solche Hilfe zu suchen. (Siehe Watchtower 15. April 1975, Seite 255-256 [nicht in Deutsch] und Awake!, 22. April 1975, Seite 3-21 [deutsch: Erwachet!, 8. Oktober 1975, Seite 3- 21]) Daher sollten die Ältesten keine herabsetzenden Bemerkungen über die Entscheidung eines Christen machen, professionelle Hilfe zu suchen. Es ist auch eine persönliche Entscheidung, wenn das vermutliche Opfer diese Beschuldigungen bei weltlichen Behörden vorbringt.

Ältesten sollten das Opfer dazu ermuntern, Unterscheidungsvermögen zu gebrauchen, wenn es sich einem/einer reifen Freund/Freundin anvertraut. Sie können ihm erkennen helfen, dass die Angelegenheit nicht wahllos in der Versammlung besprochen werden sollte. Doch in ausgeglichener Weise und ohne andere geistige Verpflichtungen zu vernachlässigen, sollten Älteste einfühlsame und mitfühlende Zuhörer sein. Ihr werdet Gottes Wort geschickt gebrauchen wollen, Mut zuzusprechen und zu erbauen. (Röm. 15:4; Eph. 4:29; Siehe den Absatz „Ausgeglichen in unseren Verpflichtungen“ in unserem Brief vom 23. März 1992, Seite 2.) Wenn irgendwelche Behauptungen über einen solchen Missbrauch Anklagen gegen aktive oder untätige Mitglieder der Versammlung einschließen, werdet ihr angewiesen, euch mit der Gesellschaft in Verbindung zu setzen, ehe ihr beginnt, die Sache zu untersuchen. Bei dieser Gelegenheit möchten wir euch eure Brüder für eure sorgfältigen Bemühungen anempfehlen, die Herde zu hüten.—l. Petr. 5:2.

Eure Brüder, WTBS.

P.S. an den vorsitzführenden Aufseher: Nachdem du diesen Brief innerhalb einer Woche nach Erhalt allen Ältesten vorgelesen hast, hefte ihn bitte an den Brief vom 23. März 1992.