Brief der Dienstabteilung der Wachtturm-Gesellschaft in den USA über die sexuelle Belästigung der Stieftochter von Daniel Fitzwater.
In Dateline wurde die Korrespondenz eines Kreisaufsehers gezeigt, nach der Daniel Fitzwater 17 Zeugen-Jehovas-Kinder belästigt hatte, die aber für die Vorfälle keine Augenzeugen hatten. "Bruder Fitzwater" ging also ins Gefängnis und blieb dort ein Zeuge Jehovas „in gutem Ansehen“.
Lieber Bruder,
Bitte nimm unsere Entschuldigung dafür an, dass wir so ungewöhnlich lang gebraucht haben, Deinen Brief vom 7. Mai 1999, in dem Du Dich über die Situation mit Deinem Vater, Daniel Fitzwater, erkundigst, zu beantworten. Wir haben Deine Fragen erwogen und freuen uns, die folgenden Beobachtungen mitzuteilen.
Wir freuen uns über Deine Erklärung, dass Du an Jehova glaubst. Deine Sorge, die Du zum Ausdruck gebracht hast, wie er uns ansieht, ist höchst passend. In einigen Situationen sind Menschen nicht in der Lage, eine Sache genau festzustellen, aber wir wissen, dass Jehova alles sieht Uns ist diese Zusicherung in Hebräer 4:13 gegeben, wo es heißt: „Und es gibt keine Schöpfung, die vor seinen Augen nicht offenbar ist, sondern alle Dinge sind nackt und bloßgelegt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft zu geben haben.“ Diese Rechenschaft vor Gott ist etwas, das wir alle, auch Dein Vater, zu geben haben werden.
Da es notwendig ist, in Dingen wie diesen die Vertraulichkeit zu wahren, sind wir sicher, dass Du verstehst, dass wir bei keinem Fall, auch nicht bei dem Deines Vaters, zu Einzelheiten Stellung nehmen können. Wir freuen uns jedoch, versuchen zu können, einige Deiner Fragen ansprechen zu können, die von den allgemeinen Vorschriften handeln, wie Fälle gehandhabt werden, in denen jemand eines Vergehens beschuldigt wird. Zuerst möchten wir Dir versichern, dass Du Dich bei dem Punkt im dritten Absatz Deines Briefes irrst. Die Gesellschaft meint nämlich sehr wohl, dass Deine Sorgen von Interesse sind, und wir haben Deinem Schreiben sorgfältige Aufmerksamkeit gewidmet.
Uns fiel auf, dass Du im vorletzten Absatz Deines Briefes sagst: „Dass ich keine der Anschuldigungen aus erster Hand kenne, mindert nicht die Tatsache, dass ich glaube, dass mein Vater meine Stiefschwester Dawn missbraucht hat.“ Wir schätzen es sicher, dass Dein Glaube daran aufrichtig und sehr stark ist. Dennoch kann eine Versammlung nach den biblischen Vorschriften nur dann etwas in rechtlicher Hinsicht unternehmen, wenn es für eine Tat zwei oder mehr Augenzeugen oder ein Geständnis gibt. Wir mögen also von einer Sache sehr stark überzeugt sein, aber ohne diese bibelgemäßen Beweise können die Ältesten in rechtlicher Hinsicht nichts unternehmen. Damit wird in keiner Weise unterstellt, dass wir dem Überbringer einer Information nicht glauben, aber wie Du in Deinem Brief feststellst: Wichtig ist, wie Jehova die Dinge sieht. Da dies Gottes Anweisung an die ist, die Vergehen untersuchen, müssen die Ältesten sich an die Bibel halten. – 5. Mose 17:6; 19:15; 1. Timotheus 5:19.
Einige Dinge stehen aufgrund von hinreichenden Beweisen oder einem Geständnis, oder beidem, fest. Wie sieht die Situation aber aus, wenn jemand vor den Ältesten, die den Fall behandeln, erscheint und aufrichtige Reue zeigt? In diesem Fall würden die Ältesten einen solchen Mann zurechtweisen, „mit Strenge“, wie es in Titus heißt. (Titus 1:13) Die Entscheidung, jemanden zurechtzuweisen oder ihm die Gemeinschaft zu entziehen, ist den Ältesten einer jeden Versammlung überlassen. Es liegt an ihnen, alle Anschuldigungen und alle Behauptungen, man empfinde Reue, abzuwägen. Im Falle von Titus wirst Du den Grund erkennen, warum der Apostel Paulus ihn in Kreta zurückließ: „ ... damit d die Dinge berichtigen mögest, die mangelhaft waren, und von Stadt zu Stadt Ernennungen älterer Männer vornehmest, wie ich dir Weisung gab.“ (Titus 1:5) Diese älteren Männer hatten die Verantwortung, die Dinge in der Versammlung zu behandeln, wie auch die „älteren Männer“ im alten Israel sich dieser Dinge angenommen hätten.
Während wir, Brother Fitzwater, also erkennen, dass wir mit unvollkommenen Menschen zu tun haben, können wir darauf vertrauen, dass Jehova alle Dinge sieht. Wenn jemand durch Schläue oder Verstellung in der Lage ist, Menschen zum Narren zu halten, selbst ernannte Männer in der Versammlung, so kann er doch nicht Jehova zum Narren halten. Am Schluss müssen wir ihm alle Rechenschaft geben. Der Apostel Paulus sagt in Römer 14:10: „Denn wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen.”
Wenn Du Jehova um Kraft bittest, die sehr mühsame „Zeit des Endes“ zu ertragen, handle bitte in Übereinstimmung mit Deinen Gebeten. Vernachlässige Deine geistige Gesundheit nicht, indem Du nicht zu den Zusammenkünften gehst oder Dein persönliches Bibelstudium und –lesen vernachlässigst. Sei dessen versichert, dass uns allen Dein geistiges Wohl am Herzen liegt, und dass, was weit wichtiger ist, sich Jehova um Dich sorgt.
Mit diesem Brief empfange bitte unsere herzlichen Grüße in christlicher Liebe und die besten Wünsche.
Deine Brüder,
Watchtower Bible and Tract Societ of New York Inc.