Nach Aussage eines früheren Kreisdieners der Zeugen Jehovas, der mittlerweile der Sekte den Rücken gekehrt hat, wurden bereits in den 70er Jahren die Ältesten aufgefordert, gegenüber den Ermittlungsbehörden keine Angaben zu machen, wenn es um Fälle von Kindesmissbrauch geht.

Sie sollten sich auf das Beichtgeheimnis berufen. Ein Fall in den USA bestätigt, dass diese Praxis auch heute noch gilt und für Zeugen Jehovas der Schutz des Täters weiterhin wichtiger ist als die Interessen seines Opfers.

Pädophiler Zeuge Jehovas beruft sich auf Beichtgeheimnis

NASHUA, New Hampshire, USA (AP) - Ein Mann, der wegen sexueller Belästigung von drei Mädchen angeklagt wurde, argumentierte, dass die Besprechungen, auf denen er diese Anschuldigung vor seinen Ältesten bei den Zeugen Jehovas angesprochen wurden, vertraulicher Art sind und daher nicht zur Beweisfindung herangezogen werden können.

Gregory Blackstone, 45, aus Hollis muss sich wegen acht Fällen von Vergewaltigung verantworten, auf die bis zu 20 Jahre Gefängnis stehen. Seine Verhandlung soll Ende Januar 2000 stattfinden. Vor der Verhandlung muss jedoch Richter Bernard Hampsey feststellen, ob die Kirchenältesten, mit denen Blackstone zusammen gekommen war, um die Anschuldigungen zu erörtern, von denen Glaubensschwestern betroffen waren, dazu verpflichtet werden können, über diese Unterredung Auskunft zu geben.

Nach bestehender Gesetzeslage können Kirchenamtsträger nicht gezwungen werden, über derartige Beichten Auskunft zu geben.

Der Staatsanwalt des Hillsborough County, Roger Chadwick, argumentiert jedoch, dass die Unterredungen zwischen Blackstock und den Ältesten nicht unter das Beichtprivileg fallen, da diese Ältesten die Aussagen Blackstocks auch mit der Mutter der Mädchen besprochen haben.

Blackstock und sein Rechtsanwalt, Richard Monteith, bestehen darauf, dass diese Unterredungen vertraulich waren und dass sein verfrassungsmäßiges Recht der freien Religionsausübung verletzt würde, sollte diese Vertraulichkeit nicht beachtet werden.

"Unsere Vorgehensweise ist ein biblisches Verfahren, das dazu dient, die Versammlung rein zu halten und den Übeltäter zur Reue zu verhelfen. Es gehört zu den Grundsätzen unseres Glaubens, dass alles streng vertraulich behandelt wird", erklärte dazu Joseph Fuoco, ein Ältester, der zur Aussage aufgefordert wurde.

Quelle: Associated Press