"Die Zeugen Jehovas meines Vaters taten nichts, um den Alptraum meines sexuellen Missbrauchs zu beenden."
Eine Teenagerin berichtet, wie sich Älteste der Zeugen Jehovas weigerten, ihren perversen Vater hinter Gitter zu bringen.
Alison Cousins wandte sich an die Ältesten der Kirche ihres Vaters, nachdem sie ihr gläubiger Vater Ian drei Jahre lang missbraucht hatte. Die Ältesten wussten, dass es Cousins schon bei einem anderen Mädchen versucht hatte. Dies hatte er ihnen schon vor zwei Jahren gebeichtet, aber sie hatten daraufhin nicht die Polizei informiert.
Alison erklärte, dass sie keinerlei Hilfe oder Unterstützung erhalten hatte, um Gerechtigkeit zu erfahren. Gestern erinnerte sie sich: "Ich war völlig verwirrt und hatte Angst. Was ich brauchte, war die Ermunterung, zur Polizei zu gehen, und hatte mich mit der Hoffung an die Ältesten gewandt, sie würden mich unterstützen. Statt dessen kehrten sie alles unter den Teppich. Sie ermunterten mich nicht, zur Polizei zu gehen, obwohl sie von meinem Daddy wussten, was er mit dem anderen Mädchen getan hatte. Ich werde nie wieder irgenetwas glauben, was zeugen Jehovas sagen."
Alisons Missbrauch begann als sie erst 13 wahr und setzte sich fort bis sie 16 war. Im November 1999 wandte sie sich an die Ältesten des Königreichssaals in Stevenson, Ayrshire.
Erst später fand die heute 18jährige Alison die Kraft, ihren Vater anzuzeigen. Vergangenen Freitag wurde Cousins, 43, für unzüchtige Handlungen mit Alison und zwei weiteren Mädchen zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
Einer der Ältesten gab gestern zu, dass Cousins ihm von seiner perversen Neigung bereits 1997 berichtet hatte. Colin McCreadie erklärte: "Wir waren von Ian Cousins darüber informiert worden, was er mit dem ersten getan hatte. Aber er versicherte mir, dass es danach nie wieder vorgekommen sei. Wir haben die Beschuldigungen Alisons besprochen, entschieden aber, dass wir uns zurückhalten würden. Wir waren uns nicht sicher. Schließlich kennt man nicht das Herz eines Menschen und weiß nicht, was darin verborgen ist. Was war wirklich die Wahrheit? Ichglaube, Alison wurde von den Ältesten informiert, sie solle zur Polizei gehen. Ich kann mich aber nicht mehr daran erinnern, wer es gesagt hat."
Ein früheres Mitglied der Versammlung, Paul Wynn, erklärte, die Ältesten hätten versucht, den Fall "rein zu waschen". Und er sagte, dass er mit Abscheu mit der Versammlung brach, nachdem man ihn aufgefordert hatte, Ian Cousins zu vergeben. Mr. Wynn, 38, sagte: "Ian Cousins erzählte den Ältesten 1997, dass er das erste Mädchen missbraucht hatte. Aber keiner von ihnen hat etwas dagegen getan. Deshalb wurde der Missbrauch auch mit Alison fortgesetzt. Man sagte mir, ich sei im Königreichssaal nicht mehr willkommen, wenn ich Ian Cusins nicht als meinen Bruder in die Arme nehmen könnte. Ich konnte ihm jedoch nach den abscheulichen Dingen, die er getan hatte, noch nicht einmal in die Augen sehen, geschweige denn ihn in die Arme zu nehmen. Die Ältesten Alex Stewart und Colin McCreadie waren über die beiden letzten Opfer informiert, haben aber nichts dagegen getan. Das Einzige, was geschah, war, dass Cousins von seinem Amt als Dienstamtsgehilfe entfernt wurde, was so eine Art Vorstufe zum Ältesten ist."
Alison wurde ihr Recht auf Anonymität zugestanden, um damit vielleicht weitere Mädchen vor Missbrauch zu schützen. Über ihren Fall befragt, erklärte der Älteste Alex Stewart: "Ich kenne das Urteil des Gerichts nicht und kann daher darüber nichts aussagen."
Nachdem die Polizei im Februar 2000 über Ian Cousins informiert worden war, wurde in Stevenston ein neuer Ältester als vorsitzführender Aufseher eingesetzt. Man sagt, Jonathan Briggs sei als "Troubleshooter" eingesetzt worden, um wieder Ruhe in die Versammlung zu bringen. Mr. Briggs erklärte dem Record: "Es ist unfair, die einzelnen Ältesten zu befragen. In diesem Fall ist eine Reaktion der Kirche als solches erforderlich."
Paul Gilles, Sprecher an der Hauptniederlassung der Wachtturm-Gesellschaft der Zeugen Jehovas in Großbritannien, erklärte dazu: "Wir haben strenge Vorgehensweisen und Richtlinien, nach denen Fälle wie diese direkt an die Behörden zu melden sind. Es ist Aufgabe der Polizei, solche Fälle zu untersuchen. Unser Grundsatz ist, als Erstes die Bedürfnisse des Opfers zu berücksichtigen. In Stevenston wurde bereits ein neuer vorsitzführender Aufseher eingesetzt. Wenn sich herausstellen sollte, dass die Ältesten weitere Hilfestellung benötigen, wird dies geschehen. Die Opfer benötigen Liebe und Verständnis und genau das wollen wir ihnen bieten."
Nach Aussagen der Polizei ist der Königreichssaal in Stevenston nicht Gegenstand irgendwelcher Untersuchungen.
Quelle: Scottish Daily Record, Großbritannien, 15.1.2002, Autor: Keith McLeod