Gibt es eine Verbindung zwischen Sekten wie Moon, Zeugen Jehovas und Scientology? Was jedem Zeugen Jehovas und selbst manchem ex-Zeugen völlig absurd vorkommen mag, ist für informierte Kreise längst in den Bereich des Wahrscheinlichen gerückt.

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Wie die Sekten gegen ihre "Feinde" zusammenarbeiten


Im Laufe der vergangenen Jahre sind bei uns in Wellspring zunehmend alarmierende Anhaltspunkte bekannt geworden, aus denen hervorgeht, daß bestimmte Kulte und Kirchen zumindest vorübergehend ihre Differenzen beiseite gelegt haben, um mit vereinten Anstrengungen diejenigen zu bekämpfen und letztendlich finanziell zu zerstören, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die destruktiven Lehren und Praktiken derartiger Kulte offenzulegen und dagegen vorzugehen.

Eine umfangreiche Kette an Verbindungen zwischen den Sekten wurden vom französischen Magazin "Le Point" in einer Dokumentation aufgezeigt, die in der Ausgabe vom 27. Februar 1993 erschien. Darin beschreibt der Autor Jérôme Dupuis ein Treffen zwischen Repräsentanten verschiedener in Frankreich und anderen Ländern aktiver Sekten. Gegenstand dieses Treffens war die Gründung einer Dachorganisation zur Verteidigung der "Menschenrechte" dieser Gruppen vor dem Europäischen Parlament in Straßburg.

Dupuis schreibt: "Niemand bemerkte wie am Nachmittag einige der Führer der sogenannten Raelian-Bewegung abreisten, um sich an einem diskreten Ort im 16. Bezirk in Paris zu treffen. Was sie dort taten? Sie trafen sich zu einem ganz besonderen ökumenischen Versammlung. Am selben Tisch mit den Raelians saßen ein hoher Würdenträger des Reverend Moon, eine führende Persönlichkeit der Scientology Kirche von Paris, sowie eine ganze Reihe von Repräsentanten von gemäßigteren Sekten. Das Ziel dieser Versammlung: Die Errichtung einer gemeinsamen leistungsstarken und offensiven Struktur, mit deren Hilfe man sich endgültig auf französischem Boden etablieren wollte. Die Sekten entschieden, Gruppen für den Gegenangriff zu bilden. Im Oktober 1992 wurde das dafür eingesetzte Organ gegründet: Es trägt den Namen Firephim, die französische Abkürzung für Föderation religiöser und philosophischer Minderheiten. Mit anderen Worten: ein Kartell der Sekten.

Dupius nennt auch eine Reihe der Sekten, die an diesem Sektenkartell beteiligt sind: Scientology, die Vereinigungskirche, die Raelians (ein UFO/Sexkult), keltische Druiden, Satanisten, Transzendentale Meditation, Anhänger von Sri Chinmoy, die Memphis- und Misraim-Riten der Freimaurer, sowie die französischen Sekten Le Chateau du Magnet und Le Patriarche (wobei letztere Lyndon LaRouche nahesteht).

In einem weiteren Bericht nennt Emmanuele Kaufmann weitere Gruppen, die ebenfalls mit diesen Aktivitäten in Verbindung stehen: Wicca Occidental, Zeugen Jehovas, Bgaha'i und "frühere Kinder Gottes" (womit vermutlich Mitglieder von "Die Familie" gemeint sind, die sich früher Kinder Gottes nannte). Präsident von Firephim ist übrigens Frau Gounord von der Scientoloty Kirche, Schatzumeister ist der französische Führer der Moon-Sekte, Bernard Mitjaville, und Generalsekretär ist der Raelier Jaques Aizac.

Kaufmann ergänzte: "Diese Sekten-Koalition ist im Grunde genommen nicht neu. Ihre Rechtsanwälte arbeiten schon seit Jahren zusammen und informieren sich als Kollegen über Rechtsstreitigkeiten, in denen Sekten verwickelt sind. Aber jetzt ist es offensichtlich. Es erscheint vielleicht seltsam, daß die Moonies und die Kinder Gottes zusammenarbeiten, besonders da die einen die anderen für ihre Sexualpraktiken verurteilen. Doch vermutlich sagen sie, daß sie ihre Lehren zurückgesteckt haben, um "religiöse Verfolgung" zu bekämpfen.

In einem vertraulichen "Mo Brief" mit dem Titel "Kampf oder Flucht" schreibt "Moses" David Berg, Führer von Die Familie: Wir müssen aufwachen, in Aktion treten und angreifen! Ich will Leute, die bereit sind, zu kämpfen. Laßt uns ihnen den Krieg erklären. Wir Danken Gott für die Scientologen, die Church Universal and Triumphant und andere christliche Gruppen wie wir, die allmählich wach werden. Dazu gehören solche, die früher ebenfalls verfolgt wurden, wie die Sieben-Tages-Adventisten und die Mormonen. Auch die Zeugen Jehovas sollten mit uns sympathisieren. Wir alle müssen uns zusammenschließen, aufstehen und kämpfen..."

Auszug aus einem Artikel im "Wellspring Messenger", Ausgabe Juli/August 1994, übersetzt mit freundlicher Genehmigung von Wellspring Retreat and Resource Center for post-cult rehabilitation


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Ergänzender Hinweis:


Interessant in diesem Zusammenhang ist auch ein Schreiben der WTG "an alle Ältestenschaften", in dem es heißt: Das Zweigkomitee hat... einen Informationsdienst im Bethel Selters eingerichtet, mit dem Ziel, die Öffentlichkeitsarbeit noch wirkungsvoller zu gestalten." Weiter hinten heißt es: "Wir wären auch an der Mitarbeit solcher Brüder und Schwestern interessiert, die beruflich oder privat Kontakte mit Personen des öffentlichen Lebens haben... Gedacht ist zum Beispiel an Selbständige, leitende Angestellte, Akademiker usw. Außerdem... sind wir an Brüdern und Schwestern interessiert, die Verbindung zum Pressewesen oder Fernsehen haben, sei es als Journalisten oder sonstige Mitarbeiter. Außerdem bitten wir euch, uns zwei befähigte Älteste aus eurer Versammlung zu benennen, die in der Lage sind, in Zusammenarbeit mit dem Informationsdienst in Selters als Repräsentanten der Gesellschaft gegenüber Medienvertretern und anderen Vertretern des öffentlichen Lebens zu dienen.

Zum Schluß soll noch eine Pressemitteilung der WTG vom 14.12.1995 erwähnt werden, die mit den Worten schließt: "im Land Berlin sind derzeit ... über 30 Religionsgemeinschaften als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt, wie zum Beispiel die Mormonen, die Neuapostolische Kirche, die Heilsarmee, die Sieben-Tages-Adventisten, die Menoniten, Christian Science."

Man beachte die Auswahl.