Wer sind die Zeugen Jehovas?

Unter Druck - Auf Zuwiderhandlung steht der Ausschluß

NÜRNBERG – Die 1879 in den USA gegründete Gemeinschaft der Zeugen Jehovas hat nach eigenen Angaben mehr als fünf Millionen Mitglieder, in Deutschland rund 190.000.

Typische Merkmale sind ihr Missionseifer und die weitgehend wörtliche Auslegung der Bibel. Daraus leiten sie unter anderen das Verbot von Bluttransfusionen, aber auch der politischen Teilhabe (Wahlen, Militär- und weitgehend Zivildienst) ab. Deswegen wurden sie von den Nazis verfolgt.

Was heute passiert, wenn gegen diese Regeln verstoßen wird, schilderte der Fürther Ex-Zeuge Norbert Papke mit den Worten, wer bei solchen weltlichen Organisationen mitmache, gelte als "Diener Satans" und werde aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Papke war 25 Jahre lang Mitglied, als er sich entschloß, Zivildienst zu leisten. Zuerst habe man versucht, ihn einzuschüchtern, dann sei sein Ausschluß verkündet worden.

Soziale Isolation

Darüber befindet zumeist ein Rechtskomitee, wie ehemalige Sektenmitglieder berichteten. Der Ausschluß sei zumeist die soziale Isolation, weil häufig der ganze Freundeskreis aus aktiven Zeugen bestehe. Auch deswegen sei es leicht, auf die Mitglieder Druck auszuüben oder ihnen ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn sie sich nicht fügen.

Uwe Langhals, Sprecher der Zeugen Jehovas, sieht das ganz anders: Wer sich für diese Religionsgemeinschaft entschieden habe, akzeptiere in einer "vorverlagerten Gewissensentscheidung" alle ihre Verhaltensregeln. Und wer unbedingt meint, politische Grundrechte wie das der aktiven und passiven Wahl wahrnehmen zu müssen, der habe es sich eben mit den Zeugen Jehovas verdorben und sich selbst ausgeschlossen.

Fürther Nachrichten vom 27.06.97