Kaufbeuren/Allgäu - Wer hätte das gedacht? Der Bericht "Ein Blick hinter die Mauern des Wachtturms" in der vergangenen Kreisboten-Ausgabe löste eine wahre Lawine an Anrufen, Briefen, Bekenntnissen und vor allem auch Hinweisen aus.

Die Selbsthilfegruppe "Sektenausstieg Allgäu" bekam konkrete Hinweise auf Kindesmisshandlung und gab diese weiter. Die Kripo Kempten ermittelt bereits. Ebenfalls wurden wir mit Beschimpfungen, Drohungen und anonymen Anrufen konfrontiert.

Kreisbote sorgt mit Wachtturm-Artikel für regen Gesprächsstoff

KAUFBEUREN/OSTALLGÄU - Das exklusive Thema der Woche "Ein Blick hinter den Wachtturm" in der vergangenen Ausgabe des Kreisboten sorgte in den letzten Tagen im gesamten Allgäuer Verbreitungsgebiet für regen Gesprächsstoff.

Ihr Artikel im Kreisboten hat einen großen positiven Wirbel in der Öffentlichkeit und noch mehr in unserer Selbsthilfegruppe ausgelöst," schreibt uns Robert Schlittenbauer von der Selbsthilfegruppe "Sektenausstieg Allgäu". Schlittenbauer weiter: "Wir bekamen zahlreiche Anrufe von Bürgern, die sich zunächst sehr betroffen zeigten, was hinter den Mauern des Wachtturms alles bekannt wurde. Der überwiegende Teil (über 95 Prozent) der Anrufer beglückwünschte uns zu unserer Aktion und erklärte sich spontan dazu bereit, in unserer Gruppe mitzuhelfen. Ein weiterer Schwerpunkt waren Hinweise auf Misshandlungen und Prügel von Kindern. Viele bestätigten unsere Angaben, nach denen es nicht nur zu Prügeln, sondern auch zu Misshandlungen an Kindern kommt.

Dabei wurde uns auch ein konkreter Fall zugetragen, bei dem sich ein langjähriges ehemaliges Mitglied bei den Zeugen Jehovas im Allgäu über Jahre hinweg an den eigenen Töchtern vergangen haben soll. Nu soll dieser Mann auch noch die Enkelkinder angehen. Nachdem wir konkrete Hinweise erhielten, haben wir die zuständige Polizei informiert", so Schlittenbauer.

Weiteres großes Aufsehen erregte der Zusammenhang des Falles Dutroux in Belgien und die Verwicklung von über 40 Zeugen Jehovas daran", wie es Stephan Wolf vergangene Woche in Kaufbeuren formulierte. Karl Heinz Geis aus Ludwigshafen, der über 40 Jahre bei den Zeugen Jehovas war und es bis zum Kreisaufseher brachte, beschäftigte sich eingehend mit dem Fall und soll demnächst als Referent im Allgäu auftreten."

"Nachdem sowohl die Veranstaltung, als auch der Kreisboten-Artikel ein solch großes Interesse in der Bevölkerung geweckt haben, planen wir die nächste Veranstaltung in Kempten. Auch planen wir wegen der zahlreichen Anrufe ein erstes Treffen bereits in der 1. Februar-Woche", so die Selbsthilfegruppe abschließend.

Falls Sie zu diesem Thema weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an die Selbsthilfegruppe Sektenausstieg Allgäu, Kontakttelefon Wolfgang Mittner, Telefon 08341/64356, Fax 08341/69640, Robert Schlittenbauer, Telefon 08341/65320, Emmy Kriegsch, Telefon 08341/73199. bmk

Kreisbote Kaufbeuren vom 19. Januar 2000