Erschreckend, wie Historiker auf die verfälschende Darstellung der Geschichte der Zeugen in der NS-Zeit hereinfallen, und sich vor den Karren der WTG spannen lassen.

Die Zeitzeugen im „Standhaft..." Video kenne ich zum größten Teil persönlich noch aus der Nachkriegszeit. Ihr Schicksal war hart genug, aber so verklärend, wie sie ihre Erlebnisse darstellen, gibt es nicht nur ein falsches Bild, sondern dies führt zu einer Legendenbildung. Ich habe diese meine Anmerkungen am 4. Oktober 1997 dem Leiter des USA-WTG Informationsdienstes, Herrn Pellecia, und Herrn Johannes Wrobel anläßlich der Wewelsburger Tagung persönlich unter Zeugen gesagt und dort auch öffentlich angemerkt. Die Antwort war, man würde ohnehin korrigieren. Bis heute nicht geschehen.

Ich bin Zeitzeuge und habe mich schon unmittelbar nach 1945 mit der KZ-Geschichte befaßt, denn meine Mutter war in Ravensbrück und mein Vater in der Lichtenburg, Buchenwald, Wewelsburg 1941 bis April 1943 und dann in Sachsenhausen inhaftiert. Er kam dort am 10. April 1945 um. Im Wachtturm wurde er namentlich als Vorbild geehrt (WT 15. 11. 1980 S.7). Die Verhältnisse unter Schwestern und Brüdern in den KZ waren anders, als es im Video suggeriert wird. Von Einheit kann nicht die Rede sein. In Ravensbrück waren vier verschiedene, oft sich bekämpfende Gruppen. Ebenso in Buchenwald. Ja es wurde davon geschrieben und gesprochen, daß der böse Knecht unter den Brüdern wüte. Auch in Wewelsburg waren die Verhältnisse anders, als dargestellt. Zeugenbrüder als Kapo prügelten ihre Brüder. Die Wewelsburger wurden, als sie 1943 z.B. z.T. nach Ravensbrück kamen, nicht gerade freudig empfangen. Sie waren mit der Wahrheit nicht gerade gesegnet. Auch die Darstellung über das Lager Wewelsburg ist nicht korrekt. Wewelsburg war keines der üblichen KZ. Es war ein von Himmler eingerichtetes Arbeitslager zum Bau eines SS-Kultmittelpunktes der Welt. Die ZJ haben daran mitgebaut, einschließlich der SS-Symbole die in Stein gelegt oder gehauen wurden. Bestimmt kein Ruhmesblatt.

Weder die Situation des Restkommandos, mit elektrisch geladenen Stacheldraht noch das Ende des KZ entsprechen dem tatsächlichem Geschehen. Die WTG sollte das Video zurückziehen, korrigieren und weniger auf Propagandaeffekte sehen, sondern das Schicksal der Inhaftierten Brüder und Schwestern in all der menschlichen Tragik ehrlich schildern.