Die stetig steigende Anzahl von "lieben Brüdern" und geneigten WT-Lesern, die sich ihr selbständiges Denken und "Nachforschen" nicht haben verbieten lassen und deshalb weltweit an die Zweigbüros und die "leidende Körperschaft" schreiben, hat offenbar gefährliche Ausmaße angenommen.
Seit 1981 ("Königreichs"-Buch) ist keine WT-Veröffentlichung mehr erschienen, die detailliert und konkret auf klaren geschichtlichen und bibl. Beweise für die falsche Chronologie der WTG (20-Jahres-Differnz) eingeht. Dies hat sich nun geändert:
WT 01.10.2011 ab S. 26 http://www.jw.org/de/publikationen/zeitschriften/wp20111001
Unter dem Titel "Wann wurde Jerusalem in alter Zeit zerstört?" wird sogar eine 2teilige Abhandlung gestartet, die allerdings der Methodik aus dem "Königreichs"-Buch nicht nur übertrifft, sondern die ganze Heuchelei der WTG offenbart.
Man versucht mit allen Tricks, Widersprüche und angebliche "Differenzen" der "Geschichtsschreiber" so hervorzuheben, dass sie als unglaubwürdig da stehen. Besonders die Darstellungen auf der Seite 29 und 30 (Kasten) zeigen, dass die WTG nicht an ehrlicher Wahrheitsfindung sondern an Ideologie-Stützung interessiert ist. Bspw. wird auf S. 29 (unten) versucht Berrosos und Ptolomäus als zuverlässige Quelle zu diskreditieren. Das Problem ist für die WTG, dass diese beiden in der zeitlichen Abfolge der Könige nur um 9 Monate differieren, was bei einem Zeitraum von 70 Jahren unerheblich ist. Ansonsten stimmen die Reihenfolge und Namen der Könige überein.
Auf S. 30 wird so getan als sei Ptolomäus ein professioneller Betrüger gewesen, der bewusst Könige weg lässt. Doch in der fraglichen Zeit besteht zw. ihm und der "Uruk-Königsliste" nur die bekannte Auslassung mit dem "Kurzzeitkönig" (3-9 Monate) Labisch-Marduk, der ohne Bedeutung für dieses Thema ist.
Die WTG greift auch weiter zum Mittel der "bewussten Irreführung". Es werden z.B. in die Tabelle 2 Geschichtsschreiber eingefügt, die für die Identifizierung der Könige des alten Babylons keine Rolle spielen, aber dafür eine hohe Differenz zu den Angaben von Berossos und Ptolomäus zu bieten haben. Und siehe da! - Fertig ist die falsche Fährte, die da lautet:
Darf man angesichts dessen die Berechnungen von Berossos wirklich als durchweg genau ansehen? ... Der Kanon von Ptolemäus wird im Allgemeinen als genau eingestuft. Doch darf man ihn angesichts der Auslassungen wirklich als Grundlage für eine verbindliche historische Chronologie heranziehen?" (S. 29)
Die alte Methode "weglassen-was-stört" darf natürlich auch nicht fehlen, deshalb wird eingangs zu der Frage der bibl. Aussagen der "70-Jahre" Sacharj. 1:12 + 7:1-5 überhaupt nicht erwähnt, wo deutlich gezeigt wird, dass die "Verödung" Jerusalems und das "Fasten" wegen dessen Zerstörung, im Jahre 518 v. Chr. noch nicht zu Ende waren und somit die 70 Jahre auch noch nicht ganz vorbei waren.
Sehr aufschlussreich ist die Tatsache, dass das Jahr 539 v. Chr. als "Schlüsseldatum" bezeichnet wird und dies mit "historischen Quellen" und "Keilschrifttafeln" belegt wird. Dies kommt einer de facto-Anerkennung dieser historischen Beweise gleich. Man darf gespannt sein, wie im 2. Teil der Abhandlung die Tatsache wegdiskutiert werden wird, dass alle ca. 50.000 Keilschrifttafeln ein überzeugendes und eindeutiges Bild des neubabylonischen Reiches liefern. Nicht zuletzt durch die genaue Aufzeichnung von astronomischen Beobachtungen, die sich nicht widerlegen lassen und das Jahr 587 bestätigen (z.B. VAT 4956).
Doch vielleicht lässt sich der "untreue und unverständige Sklave" auch noch ein Hintertürchen offen, denn zum Schluss heißt es:
Viele Indizien sprechen dafür und die meisten Gelehrten stimmen damit überein, dass die Juden nach dem Exil im Jahr 537 v.u.Z. wieder in ihrer Heimat waren. Rechnet man von diesem Jahr zurück, fiele die Zerstörung Jerusalems in das Jahr 607 v.u. Z. (S. 31)
"Indizien sprechen dafür" (nicht wie sonst "Beweise" oder "ohne jeden Zweifel")..."Gelehrte stimmen darin überein" (annonyme Gelehrte! Welche denn? Die eigenen selbsternannten?) ..."fiele" (konjunktiv) auf das Jahr 607 v.u.Z.
Es sind wirklich spannende Zeiten angebrochen, aber sehr harte für die WT-Ideologie.