Eine Lehre, die Zeugen Jehovas von den meisten anderen Religionsgemeinschaften unterscheidet, ist die Überzeugung, dass der heilige Geist Gottes keine Person, sondern lediglich ein Begriff für die Kraft Gottes ist. E.K. hat sich mit dieser Frage auseinandergesetzt und bringt zum Ausdruck, dass die Bibel - wie so oft - für beide Ansichten genügend Argumente liefert.

Das Wort "Geist" hat sowohl in der griechischen wie auch in der hebräischen Sprache mehrere Bedeutungen mit ihren jeweiligen verschiedenen Interpretationen. So werden im Griechisch-Deutschen Schul- und Handwörterbuch von Wilhelm-Gemoll für das Wort pneumafolgende Übersetzungsmöglichkeiten angeboten: Hauch, Luftstrom, Fahrwind, Duft, Atem, Leben, Seele, Geist, Besessenheit, Verzückung, Mut, Feuer, Engel, heiliger Geist. Dies ist auch nichts Verwunderliches, denn in jedem Wörterbuch, sei es Englisch-Deutsch, Spanisch-Deutsch etc., sind für die meisten Wörter verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten angegeben. Für die richtige Übersetzung kommt es dabei immer auf den Zusammenhang an.

In der Bibel werden die Worte ruach (hebr.) und pneuma ebenfalls für verschiedenartige Dinge verwendet, z.B. für Atem, Wind, das Leben des Menschen, den Verstand und seine Fähigkeiten, die seelischen Phänomene etc. Alles was immateriell und außerhalb der menschlichen Sinne ist, könnte demnach Geist bzw. pneuma sein.

In diesem Artikel geht es jedoch um den heiligen Geist, in dessen Namen, zusammen mit dem Vater und dem Sohn, jeder Christ getauft werden sollte. Wobei immer im Sinn zu behalten ist, dass nicht überall in der Bibel, wo der Begriff "Geist" verwendet wird, dieser heilige Geist gemeint ist. Es stellt sich nun die Frage wer oder was ist dieser heilige Geist ist und was nicht.

Der Geist als Kraft Gottes

Ist dieser heilige Geist eine unpersönliche Kraft Gottes, ähnlich dem elektrischen Strom, wie es die Zeugen Jehovas behaupten? (Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, S.37).

Es gibt einige Stellen in der heiligen Schrift, die dagegen sprechen.

Im 2. Korintherbrief 6,4-8 wird vom Apostel Paulus aufgezählt , worin wir uns als Diener Gottes erweisen, u.a. "...in Freundlichkeit, im heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes,...". An dieser Stelle wird eindeutig zwischen dem heiligen Geist und der Kraft Gottes unterschieden, genauso wie z.B. die "ungefärbte Liebe" etwas anderes darstellt als die "Kraft Gottes", so ist auch der "heilige Geist" etwas anderes als die "Kraft Gottes". Wenn der heilige Geist und die Kraft Gottes ein und dasselbe wären, bräuchte sie doch der Apostel Paulus hier nicht gesondert aufzuführen.

Noch deutlicher wird dies im Römerbrief 15,19, wo geschrieben steht : "...in der Kraft von Zeichen und Wundern und in der Kraft des Geistes Gottes." Der Geist Gottes steht hier im Genitiv, im besitzanzeigenden Fall. Das bedeutet, dass der Geist die Kraft besitzt oder hat. Wenn der Geist die Kraft besitzt, kann er demnach nicht die Kraft selbst sein. Wenn ich sage "in der Wohnung des Nachbarn", dann ist damit jedem klar, dass der Nachbar die Wohnung besitzt bzw. hat, aber der Nachbar ist natürlich nicht selbst die Wohnung. (Siehe auch Lukas 4,14).

Aus dem bisher Gesagten lässt sich schließen, dass der heilige Geist nicht mit der Kraft Gottes gleichgestellt werden kann. Der heilige Geist ist demnach gemäß der Bibel nicht bloß eine Kraft. Es gibt auch keine Stelle in der heiligen Schrift, die das bezeugen könnte. Die Zeugen Jehovas bleiben die Antwort schuldig, wo in der heiligen Schrift geschrieben steht, dass der heilige Geist eine unpersönliche Kraft ist. Wenn der heilige Geist wirklich nur eine Kraft wäre, müsste das nicht irgendwo in der Bibel, dem inspirierten Wort Gottes, stehen?

Der heilige Geist als Person

Wenn der heilige Geist nun keine unpersönliche Kraft ist, was ist er denn dann? Als erstes sollte man nachprüfen , ob der heilige Geist eine Person ist, wie es die meisten christlichen Religionsgemeinschaften lehren. Danach wäre zu untersuchen, welche Stellung der heilige Geist in Beziehung zu Gott hat. Doch dieser zweite Punkt soll nicht Thema dieses Artikels sein.

Eine Bestätigung dafür, dass der heilige Geist eine Person sein muss, liegt darin, dass er mehrmals in bestimmten Situationen zu bestimmten Personen geredet hat.

Während aber Petrus nachsann über die Erscheinung, sprach der Geist zu ihm: Siehe drei Männer suchen dich; so steh auf, steig hinab und geh mit ihnen und zweifle nicht, denn ich habe sie gesandt." (Apostelgeschichte 10, 19-20)

Der heilige Geist redet hier zu Petrus und erzählt ihm, dass er, also der Geist, drei Personen nach ihm gesandt hat. Dies bezeugt Petrus später nochmals in Apg.11,12: "Der Geist aber sprach zu mir, ich solle mit ihnen gehen und nicht zweifeln."

Als sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe." (Apostelgeschichte 13,2)

Hier verwendet der heilige Geist in seiner Rede sogar das persönliche Fürwort "mir" (griech. moi). Das bedeutet, dass der heilige Geist sich seiner selbst bewusst ist, denn nur eine Person, die sich ihrer selbst bewusst ist, wäre in der Lage für sich ein persönliches Fürwort oder Personalpronomen in Anspruch zu nehmen. Eine unpersönliche Kraft könnte sicherlich nicht so über sich sprechen. Wenn der heilige Geist die Kraft Gottes wäre, müsste es nicht heißen, "sondert ihm (=Gott) aus"?

Nachdem Philippus von einem Engel auf eine bestimmte Straße von Jerusalem nach Gaza geschickt wurde, wendet sich der Geist persönlich an Philippus, wie Apg. 8,29 bezeugt: " Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen!" Genauso wie der Engel zuerst zu Philippus gesprochen hatte ( Vers 26), so sprach auch der Geist zu ihm.

Genauso wie der Engel eine Person ist, so muss auch der Geist eine Person sein.

Die Zeugen Jehovas behaupten, bei all diesen Stellen, wo der heilige Geist als Person auftritt, würde es sich bloß um eine Personifizierung handeln. Dabei ist aber zu beachten, dass das Stilmittel der Personifizierung überall, wo es verwendet wird, einen bestimmten Zweck zu erfüllen hat. Durch die Personifizierung soll etwas über den Gegenstand oder die Eigenschaft, die personifiziert wird, ausgesagt oder verdeutlicht werden. Zum Beispiel wird die Gerechtigkeit (Justitia) als blinde Frau personifiziert, um darzustellen, dass sie unparteiisch ist.

Auch wenn von bestimmten Eigenschaften erwähnt wird, sie würden etwas sagen, z.B. "die Gerechtigkeit mahnt uns diese Lasten gleichmäßig aufzuteilen" oder "die Liebe gebietet uns dieser Person zu helfen", so hat das Gesagte immer eine Beziehung zu der Eigenschaft, die personifiziert wird. Es verdeutlicht das Wesen dieser Eigenschaft.

Eine Personifizierung muss also einen Sinn haben, sie wird nicht nur so "zum Spaß" verwendet. Die Zeugen Jehovas müssten also für alle diese Schriftstellen nachweisen, welchen Sinn dort eine Personifizierung hätte.

Welchen Sinn hätte es z.B, eine Kraft als Tröster zu personifizieren, kann eine unpersönliche Kraft trösten? Im Johannesevangelium nennt Jesus den heiligen Geist den Tröster: "Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit..." ( Kap.14, Verse 16,17). In Joh. 16,7 heißt es: "Es ist gut für euch, daß ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden." (Siehe auch die Verse 13,14). Jesus Christus betrachtet sich hierbei selbst als Tröster, weil er immer für seine Jünger da war, sie beschützt hat und sich um sie gekümmert hat. mit Jesus haben sie sich stark und sicher gefühlt. Als die Zeit gekommen war, sie zu verlassen, hat er ihnen gesagt, dass sie nicht beunruhigt sein sollen, denn er würde ihnen einen anderen Tröster senden, ( auch Jesus vermag den hl. Geist zu senden), um mit ihnen zu sein in Ewigkeit. Die Stelle von Jesus Christus würde der heilige Geist einnehmen. Und was Jesus für die Jünger war, würde nun der heilige Geist für sie sein. Jesus Christus war eine Person mit einer bestimmten Sendung und einer Aufgabe, genauso ist auch der heilige Geist eine Person mit einer Sendung und Aufgabe.

Wenn der heilige Geist keine Person wäre, könnte Jesus nicht sagen: "Es ist gut für euch, daß ich weggehe." Es wäre schlecht möglich, zu sagen, daß das Weggehen Jesu gut für die Jünger sei, wenn der heilige Geist eine unpersönliche Kraft wäre und nicht eine Person wie Jesus. Es wäre dann überhaupt kein Vergleich zwischen den beiden möglich. Zu erwarten ist, dass der heilige Geist Jesus Christus ersetzt bei seinen Jüngern, als Tröster und als Person, als Geist der Wahrheit.

Außerdem verabschiedet sich im 2. Korintherbrief 13, 13 der Apostel Paulus mit den Worten: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes, sei mit euch allen!" Ist es möglich Gemeinschaft (griech. koinonia) zu haben mit einer unpersönlichen Kraft wie dem elektrischen Strom? Sicherlich nicht!

Es gibt jedoch auch andere Stellen in der heiligen Schrift, wo der heilige Geist als Person auftritt:

1. Kor. 2,10-11: "...denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit....So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes." (Eine unpersönliche Kraft kann bestimmt nicht wissen, was in Gott ist, nur ein denkendes Wesen ist in der Lage,zu erforschen und etwas zu wissen.)

1. Kor. 12,11: "Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeden das Seine zu, wie er will." (Der Geist besitzt einen eigenen Willen.)

Apg. 15,28: "Denn es gefällt dem heiligen Geist und uns, euch weiter keine Last aufzuerlegen...". (Mit "uns" sind Personen gemeint, die Apostel; der heilige Geist sollte demnach auch eine Person sein).

Römer 8,26: "...sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen." (Eine Kraft kann nicht seufzen, warum sollte sie als seufzendes Wesen personifiziert werden?).

Epheser 4,30: "Und betrübt nicht den heiligen Geist Gottes...". (Kann man eine Kraft wie den elektrischen Strom betrüben? Kann der elektrische Strom oder irgendeine andere Kraft jemals betrübt oder traurig sein? Welchen Zweck hätte hier eine Personifizierung?)

Apg. 5,3: "Petrus aber sprach: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du den heiligen Geist belogen..hast?" (Eine unpersönliche Kraft kann man nicht belügen, nur eine denkende Person).

2. Kor. 3,17: "Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit." (Gemäß der Bibel gibt es aber nur einen Herrn und einen Gott, dann müsste der heilige Geist also Gott sein! Siehe auch Epheser 4,4-6, 5. Mose 6,4).)

Nun möchte ich auf einige Einwände der Zeugen Jehovas eingehen. Es wird behauptet (Du kannst für immer..., S.41), dass eine Person nicht gleichzeitig 120 Personen erfüllen kann, wie es zu Pfingsten geschehen ist (Apg. 2,4).

Dabei wird von den Zeugen Jehovas übersehen, dass der heilige Geist nicht irgendeine Person mit einem materiellen Leib ist, sondern wie Gott immateriell und allgegenwärtig. Auch der Vater und der Sohn sind allgegenwärtig und können zur gleichen Zeit überall auf der Welt in einem jeden, der sie liebt, wohnen.

Joh. 14,23: "Wer mich liebt, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen."

Matth. 18,20: "Denn wo zwei oder drei versammmelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen."

Niemand würde, weil der Vater und der Sohn bei den Gläubigen "Wohnung nehmen", behaupten, sie wären keine Person, sondern nur unpersönliche Kräfte. Vom heiligen Geist heißt es übrigens auch, dass er in den Gläubigen wohnt (1.Kor. 3,16).

Auch die Tatsache, dass der heilige Geist die Gläubigen erfüllt, bedeutet nicht, dass er eine Kraft sein muss und keine Person. Er erfüllt sie, indem er Wohnung in ihnen nimmt und sie auf Gottes Wege leitet. Jemand könnte beispielsweise sagen, er sei von Jesus Christus erfüllt. Das heißt nicht, dass Jesus keine Person ist, es bedeutet bloß, dass Jesus eine herausragende Rolle im Leben dieses Menschen spielt.

Auch das Argument, dass der Geist im griechischen grammatikalisch als Neutrum auftritt (to pneuma) hat weder Hand noch Fuß. Das Kind ist im griechischen auch ein Neutrum (to teknon), ein Kind ist aber ohne Zweifel auch eine Person mit Bewusstsein.

Zu guter Letzt müssen sich Zeugen Jehovas fragen lassen, warum sie das Gebot Jesu Christi, "auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes" zu taufen, missachten und eine eigene Taufformel erfunden haben? Jemand müsste sehr anmaßend sein, um zu behaupten, er hätte seit dem "helleres Licht" empfangen, wo doch mit Jesus Christus das wahre Licht in die Welt gekommen ist: "Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, den ihre Werke waren böse."( Joh. 3,19).