Bei der Untersuchung der allgemein anerkannten Lehre der Zeugen Jehovas, dass das Königreich Jesu Christi 1914 im Himmel aufgerichtet wurde, sind mir gewisse Zweifel gekommen.

Die folgende Abhandlung ist demzufolge insbesondere für diejenigen gedacht, die mit dieser Lehre vertraut sind und die Argumentation irgendwie nachvollziehen können. Außerdem wollte ich versuchen, an Hand der Bibel zum Nachdenken anzuregen und evtl. Widersprüche aufzuzeigen, die sich ergeben können, wenn wir etwas hineinlesen, was nicht ausdrücklich darin geschrieben steht. Auf sogenannte „weltliche" Gelehrte habe ich in diesem Zusammenhang bewusst verzichtet, auch habe ich das Jahr 607 v.u.Z. nicht zum Streitpunkt gemacht. Selbst wenn man von diesem Zeitpunkt ausgeht, und nicht 587 v.u.Z., lässt das noch lange keinen Schluss auf unsere Zeit zu. Wenn wir heute die Dreieinigkeitslehre u. a. mit dem Argument ablehnen, der Begriff stehe ja nicht einmal in der heiligen Schrift, dann muss dieselbe Konsequenz auch für das Jahr 1914 gelten.

Kurzfassung: Allgemeiner Überblick für Lesemuffel und Schnelldenker

Da das Königreich Jehovas Souveränität auf Erden repräsentieren soll und dazu gegründet wird, Frieden, Ordnung und letzten Endes paradiesische Verhältnisse herzustellen, hätte es wohl wenig Sinn, im Himmel etwas aufzurichten, das dann keine Auswirkungen auf die Erde hat. Wenn seit 1914 das Königreich der Welt das Königreich unseres Herrn und seines Christus ist (Offb. 11:15) dann könnten heute einige an der Macht des Herrn und seines Christus berechtigterweise zweifeln. Außerdem sind Jesu Feinde noch recht mobil und lassen nicht erkennen, dass sie sich als „Schemel seiner Füße” erweisen, wie dies seit 1914 angeblich der Fall sein soll (Apg. 2: 35, 36).

Auch der Ritt der apokalyptischen Reiter lässt wohl kaum den Schluss zu, dass der Reiter auf dem weißen Pferd, wenn er einmal siegend ausgezogen ist (soll 1914 sein) eine längere Ruhepause einlegt, in der vom angeblichen Sieg, nur im Himmel, auf Erden aber nichts zu spüren ist, um dann später „...seinen Sieg (vielleicht in Harmagedon) zu vollenden...”.

Selbst Jesu irdischer Dienst war begleitet von Machttaten und Wundern, die völlig berechtigt den Ausruf „...das Königreich hat sich genaht” bestätigten. So waren Jesus und seine Jünger während ihrer Predigttätigkeit durch ihre Machttaten in der Lage, den Menschen das Königreich im Ansatz begreiflich zu machen (Matt. 10: 7, 8).

Sollte folglich bei einer Regentschaft Jesu vom Himmel, bei der er die Macht über die gesamte Erde innehat, nicht noch mehr erwartet werden? Daniel 7: 13 und 14 zeigt deutlich, dass Christi Herrschaft und Königtum ganz konkrete irdische Auswirkungen haben: „...damit die Völker, Völkerschaften und Sprachen alle IHM dienen sollten...”. Auch der Stein aus Daniel 2: 44, 45, der ja das Königreich Gottes symbolisiert, wurde ausgehauen und trifft das Standbild an den Füßen. Er ist offenbar nicht lange unterwegs. Und wenn er trifft, wird das nicht ohne Folgen bleiben. (Daniel 2: 34, 35)

Das scheint alles anzudeuten, dass die Aufrichtung des Königreiches im Himmel in der Zeit des Endes zu einer späten, nicht bestimmbaren Zeit erfolgt. Dann würden auf Erden drastische Wirkungen spürbar sein. (Matt. 24: 30-36). Somit bekommt auch die Generationsfrage eine ganz neue Interpretation. Selbstverständlich sind Tag und Stunde nicht bestimmbar, was durch Apostelgeschichte 1:6 wiederum bestätigt wird.

Einleitung zur ausführlichen Variante

Obwohl das Königreich eine der Hauptlehren Jesu war, erscheint in den Prophezeiungen über den Abschluß des Systems der Dinge dieser Begriff nur in Verbindung mit der vorausgesagten Predigttätigkeit (Matt. 24:14 hat das Königreich als Hauptlehre genau so zum Inhalt wie Matt. 10:7; in Mark 13:10 fehlt der Begriff Königreich ganz). Nur in Lukas 21:31 lesen wir „Ebenso auch ihr, wenn ihr diese Dinge geschehen seht, erkennt, daß das Königreich Gottes nahe [also noch nicht da] ist”. Offenbar ist das Königreich Christi nicht mit der Zeit des Abschlusses des Systems der Dinge gleichzusetzen sonst hätte unser Herr Jesus deutlicher darauf hingewiesen.

Erst später, bei seiner Himmelfahrt, stellten die Apostel die Frage: „Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Königreich wieder her?” Und Jesu Antwort: „Es ist nicht eure Sache über Zeiten oder Zeitabschnitte Kenntnis zu erlangen, die der Vater in seine eigene Rechtsgewalt gesetzt hat.” (Apg. 1: 6,7).

Aus diesem Grund hat wohl kein Mensch weder das Recht noch die Möglichkeit, irgendwelche zeitlichen Komponenten in bezug auf das Königreich Christi auszurechnen.

Die sieben Zeiten / Nebukadnezars Traum

Wenn Gott gewollt hätte, dass wir Kenntnis über so etwas wichtigem wie die Aufrichtung des Königreiches haben, hätte er dann ausgerechnet einen götzendienerischen, babylonischen König, der ja gerade erst sein irdisches, messianisches Königtum zerstört hat, benutzt, um seine eigene Herrschaftsform irgendwie vorzuschatten? Das scheint wenig glaubhaft.

Wenn Gott möchte, dass wir Kenntnis über chronologische Abläufe erhalten, dann geht er in der Regel auch genau und deutlich vor (Geschlechtsregister der Genesis, Aufenthalt der Israeliten in Ägypten 430 Jahre (1. Mo. 15: 13 vergl. 2. Mo. 12:40, 41), Regierungszeiten der Könige und nicht zuletzt das Erscheinen des Messias auf der Weltbühne gemäß Daniel 9: 24... diese Voraussage war übrigens so deutlich, dass selbst das Volk in Erwartung des Messias war (vergl. Luk. 3: 15). Hier scheint ein prinzipieller Unterschied zum Königreich Christi zu bestehen, dieses sollte laut seinen eigenen Aussagen immer an ZEICHEN erkannt werden - das zeigen u.a. auch die vielen „Königreichsgleichnisse” - ist also nicht durch Berechnungen zeitlich bestimmbar. Deshalb macht auch unser Herr Jesus keine Zeitangaben in seinen Prophezeiungen über den Abschluß des Systems der Dinge und mahnt statt dessen immer zur WACHSAMKEIT.

Außerdem scheint Daniel festzustellen, dass sich der Traum von dem Baum, der umgehauen werden soll, ausschließlich an Nebukadnezar erfüllen sollte und nicht an seinen Widersachern oder Feinden, zu denen zweifellos auch die letzten jüdischen Könige gehören dürften, die von Nebukadnezar gedemütigt bzw. gefangen wurden Dan. 4: 19 letzter Teil, 20, 2: „möge der Traum denen gelten die dich hassen, und seine Deutung deinen Widersachern, der Baum, den du erblicktest, ... [Vers 22] der bist du, o König” und niemand sonst - (kursiv Anmerkung vom Verfasser) Eine Anwendung des Traumes auf das Königreich Gottes ob in alter oder neuer Form wird damit von vornherein ausgeschlossen, da ja gerade die letzten Repräsentanten des messianisch-jüdischen Königreiches zu den Feinden Nebukadnezars gehörten.

Oder erkannten irdische Vorbildkönige als Gesamtheit, die ja eigentlich auf dem „Thron Jehovas” saßen und ständig über Gottes Verfahrensweise belehrt wurden (Abschriften des Gesetzes usw.) Gottes Souveränität etwa nicht an, so dass sie eine besondere Lektion nötig hätten? (Dan. 4: 25,26 „...bis du erkennst, dass der Höchste der Herrscher ist im Königreich der Menschheit ... [Vers 26] ... sobald du erkannt hast, dass die Himmel herrschen”.).

Diese Erkenntnis war den Königen in Juda sicher immer bekannt (dafür sorgte schon das Priesterwesen), ob sie sich auch davon leiten ließen, ist eine andere Frage. Und in Jesu speziellen Fall dürfte sich solch ein Problem erst gar nicht stellen.

Aber Nebukadnezar hatte sicherlich auf diesem Gebiet noch Nachholbedarf, und nur zu diesem Zweck sollte die Demütigung erfolgen.

Selbst er pries danach Jehova weil „seine Herrschaft auf unabsehbare Zeit ist, und sein (Jehovas) Königreich Generation um Generation währt” (Dan. 4: 34), also von Unterbrechung des Königreiches Gottes ist da keine Rede. Wir sollten doch bestimmt nicht über das hinausgehen, was geschrieben steht, ( 1. Kor. 4:6). Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auch andere Weltherrscher mit Bäumen verglichen werden wie zum Beispiel Pharao in Hesekiel 31, nur mit dem Unterschied, dass sein umhauen entgültig durch Fremde, die Tyrannen der Nationen erfolgen sollte. (vergl. Hes. 3 :12) So scheint das Bild von großen Bäumen, die angeblich bis in den Himmel wachsen eher auf Regierungssysteme zuzutreffen, die der göttlichen Gewalt Paroli bilden wollen, dieser also feindlich gegenüber stehen. Hat es Gott nötig, seine eigene Machtausübung (jetzt representiert durch Christi Königreich) ausgerechnet durch solche Feindbilder darzustellen? Auch was die Qualität der Herrschaft betrifft bestehen gewaltige Unterschiede. Nebukadnezar war vorher König und nach seiner Geisteskrankheit wurde er wieder in sein Königreich eingesetzt - es wurde nichts neues, größeres geschaffen -, ihm wurde zwar außergewöhnliche Größe hinzugefügt (Dan. 4:36) doch mit dem Quanten-Sprung von einem unvollkommenen sterblichen Mensch als König über zwei jüdische Stämme in der Vergangenheit zum zukünftigen König, der vom Himmel in vollkommener Weise über die ganze Erde herrscht, hat doch das Bild eines wiedereingesetzten Nebukadnezars nicht das geringste zu tun. Außerdem hatte Jerusalem oder das wofür es angeblich steht (rechtmäßige Souveränität Gottes) damals nie den Status einer Weltmacht und die herrschenden Könige dort waren von Anfang an nicht unbedingt Gottes Idee ( vergleiche 1. Sam. 8: 4-9.) Im Gegensatz dazu war aber das Kommen eines Samens, der die Welt retten soll, durchaus Jehovas Vorsatz (1.Mo. 3:15; 12:3; 22:17 u.18) außerdem hat Gott in der Vergangenheit des öfteren seine Macht und Souveränität auch ganz gut ohne irdische Stellvertreterkönige zum Ausdruck gebracht (z.B. Sintflut, Sodom und Gomorra, Auszug aus Ägypten und Rettung am roten Meer, Einnahme Jerichos und die Zeit der Richter sowieso). Dies zeigt deutlich, daß Gottes irdisches Königtum in der Vergangenheit nie die große Rolle spielte, es war immer nur von anderen mächtigeren Königreichen (also Bäume, die größer waren und Weltherrschaft beanspruchten) umgeben und zuweilen auch von diesen unterdrückt, bis Gott hin und wieder eingriff. Kein Vergleich mit Jesu zukünftiger Macht, dass wird auch durch folgenden Gedanken deutlich.

Wenn wir die Existenz der Nation Israel unter göttlichen Einfluss von 1513 v.u.Z. bis zum Jahr 70 u.Z. annehmen, dann beträgt die Zeit aller von Gott eingesetzten Könige in Israel und Juda gerade mal 32% - von Saul- oder 29% von David aus gerechnet. Das heißt mehr als 2/3 seiner Existenz kam Gottes Vorbildvolk ganz gut ohne messianisches Königtum zurecht. Alle Ehre und Macht gehörten von Anfang an immer Jehova, daß gaben selbst auch gute Regenten zu ( vergl. Psalm 24 und 47). Eine Gleichstellung dieser damaligen territorial sehr begrenzten israelitischen Königsdynastie ohne großen Einfluß mit dem mächtigen, himmlischen König Jesus über die ganze Welt (Dan. 2: 44 Ps. 72: 8), wie sie vom Bild eines umgehauenen und wieder neu sprießenden Baumes oder eines wiedereingesetzten Nebukadnezars impliziert werden soll, scheint zu inneren Widersprüchen zu führen. Bleiben wir besser dabei, was die Bibel selbst über das Königreich zu sagen hat (Apg. 1:7) und lesen wir nicht etwas hinein was, nicht deutlich gesagt wird.

Es wäre auch nicht vorteilhaft irgendwelche Gelehrte zu zitieren wie im „Einsichten Band 1” Seite 396, damit wird verhindert, daß sich Gottes Wort quasi selbst auslegt. Es gibt sicherlich auch viele Altertumsforscher, die für die Zerstörung Jerusalems das Jahr 587 v.u.Z. angeben und entsprechend begründen können. Wann der Sturz des Königshauses erfolgte kann sowieso nicht so genau festgelegt werden. Ist es zum Beispiel vernünftig zu behaupten, daß Jehovas Souveränität durch ein irdisches Königreich repräsentiert wird, wenn es einem weltlichen Herrscher, nämlich gerade Nebukadnezar, möglich ist, dort nach Gutdünken Könige ab- und einzusetzen wie er will? Es ist sicherlich eine Sache, von der Zerstörung Jerusalems zu sprechen und eine ganz andere, vom Ende des Königreiches.

Übersicht über die letzten Könige in Juda

Jojakim (regierte 11 Jahre) durch Nebukadnezar gefesselt und nach Babylon gebracht einschließlich einiger Geräte des Hauses Jehovas (2.Chr.36:6 u.7)

Jojachin (regierte 3 Monate,10 Tage) durch Nebukadnezar festgenommen und Babylon gebracht, Tempel- und Königsschätze geplündert Goldgeräte des Tempels zerschlagen (2. Chr 36: 9 u.10 2. Kön. 24: 12, 13, 15) 10000 fähige Israeliten (Fürstengen, Handwerker, Starke) mit ins Exil genommen

Zedekia (regierte 11 Jahre) Onkel Jojachins, wurde von Nebukadnezar eingesetzt, rebellierte später gegen ihn, das führte zur endgültigen Zerstörung Jerusalems einschließlich der Mauer und des Tempels (2. Chr. 36:11-19)

Spätestens durch den Vasallen Zedekia dürfte das messianische Vorbildkönigreich doch schon eher zu Ende gegangen sein.

In Hesekiel 21:20 heißt es sinngemäß das Schwert gegen Rabba und gegen Juda, gegen das befestigte Jerusalem hereinkommt. In Vers 22 werden dann für „Jerusalem Sturmböcke aufgestellt” Warum macht auf einmal der Prophet im Vers 25 den kleinen Unterschied und erwähnt hier den bösen Vorsteher Israels dessen Zeit der Vergeltung gekommen ist, und der die Krone und den Turban entfernen soll? Könnten diese Verse nicht ebensogut auf das Nordreich Israel Anwendung finden, dessen Könige aber schon vor 607 v.u.Z. verschwunden waren. Und wenn dieser Text den letzten König aus der Linie Davids betreffen sollte, dann fehlt immer noch der zeitliche Bezug.

Auch kein Hinweis auf die bestimmten Zeiten der Nationen, die im folgenden beschrieben werden.

Die bestimmten Zeiten der Nationen

Interessanterweise ist dieser Ausdruck nicht in Jesaja, Jeremia, Hesekiel oder Daniel sondern in Lukas 21:24 zu finden, wo Jesus hauptsächlich von der Zeit des Endes bezüglich des jüdischen und im übertragenen Sinne auch des unsrigen Systems der Dinge spricht. Der Kontext dieser Schriftstelle läßt außerdem erkennen, daß diese Entwicklungen noch in der Zukunft liegen „...und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und als Gefangene zu allen Nationen geführt werden, bis die bestimmten Zeiten der Nationen erfüllt sind.” Offenbar bezieht sich Jesu Aussage auch auf das gesamte Volk und nicht auf eine bestimmte Königselite (Vers 23: „Wehe den schwangeren Frauen und denen die ein Kleinkind stillen in jenen Tagen”).

Eine Erweiterung dieser Vorhersage auf die Zeit nach der ersten Zerstörung im Jahr 607 v.u.Z., also in die Vergangenheit, birgt viele Widersprüche. Wurden doch damals die Israeliten hauptsächlich nach Babylon geführt und nicht zu allen Nationen wie oben beschrieben (Jer. 52: 28-30). Auch die vielen Wiederherstellungsprophezeiungen über Jerusalem und den zerstörten Tempel würden dem widersprechen (vergl. Jes. 43:14, 15 u. 44: 26-28).

Den zurückgekehrten Juden wurde außerdem Frieden und Sicherheit in Jerusalem verheißen. Vor allem sollte die wahre Anbetung einschließlich Tempel wieder aufgebaut werden. Anschauliche Beschreibung dieser Entwicklung siehe Jesaja Kap. 60. Interessanterweise wird die geistige Wohlfahrt des zurückgekehrten Überrestes der Israeliten und das neue Erblühen des Landes nach 70 jähriger Verödung mit der heutigen Entwicklung eines geistigen Paradieses verglichen wie im Wachturm vom 15.Oktober 2004 Seite 8-11 zu lesen ist. Wie passt dies alles zu dem jämmerlichen Bild eines von den Nationen zertretenen Jerusalem, dass angeblich schon 607 v.u.Z. anfing?

Damals wie heute ist doch nur von Interesse, daß die wahre Anbetung aufgerichtet wird und genau diese Entwicklung konnte auch von Außenstehenden beobachtet werden. Zweifelsfrei steht über alle Zeitperioden immer fest, daß der eigentliche Retter Jehova ist (Jes. 60: 16). Wenn z.B. In Jesaja 45:14 (siehe Jesaja - Buch, Bd. 2, S. 86) erklärt wird, daß sich sogar Ausländer [also Nationen] vor den Juden niederbeugen werden, fällt es schwer, an ein Zertreten Jerusalems durch eben diese Nationen zu glauben.

Erst nach 70 u.Z. konnte man die wahre Erfüllung von Lukas 21: 24 beobachten (Tempel wurde nie wieder aufgebaut, Juden wurden zerstreut und von vielen Völkern befeindet).

Erstaunlicherweise erkannte auch Jesus zu seinen Lebzeiten Jerusalem immer noch als Stadt des „großen Königs” an (Matt. 5: 35 Bestätigung von Jes.43:15). Der eigentliche König über sein Volk war und ist immer noch Jehova, unabhängig von menschlichen Repräsentanten. Dieser Gedanke geht auch aus Matt. 21: 43 hervor „das Königreich wird von euch genommen”. Dies ist aber nur möglich, wenn es in irgendeiner Form damals noch vorhanden war - sicher im übertragenen Sinn, Gott wurde noch als König gesehen - später konnten dann Jesu Jünger das Königreich erben, wenn sie sich als ein „Volk erweisen, dass dessen Früchte hervorbringt” Doch der Einzug Jesu auf einem Esel in Jerusalem deutet an, daß mit dem Königreich in Jerusalem noch gewisse Hoffnungen verbunden waren, die sich auch in der Reaktion der Volksmengen zeigten (Matt. 21: 4, 9 u. 10) und bei der Geburt Jesu bereits angekündigt wurden sind. (Matt. 2: 6, Luk. 1: 32, 33). Diese positive Erwartungshaltung eines künftigen Königs über Israel passt doch eigentlich nicht in das hoffnungslose Bild vom zertretenen Jerusalem im Sinne von Luk. 21: 24, daß Jesus später, am Ende seiner irdischen Laufbahn ankündigte, und auf die Zeit nach der zweiten Zerstörung im Jahre 70 anwandte.

Erst dann wurde spürbar, daß Gottes besonderer Schutz und sein Bundesverhältnis mit der Nation Israel zu bestehen aufgehört haben.

Schreite zur Unterwerfung inmitten deiner Feinde (NW) / Herrsche inmitten deiner Feinde (andere Bibeln)

Wenn seit 1914 das Königreich der Welt das Königreich unseres Herrn und seines Christus ist (Offb. 11: 15), warum merken wir dann von der Macht dieses Königreiches so wenig? Außerdem sind Jesu Feinde noch recht mobil und lassen nicht erkennen daß sie sich als Schemel seiner Füße erweisen (Psalm 110: 1, Apg. 2: 34,35) In Dan. 7:14 wird ein ähnliches Bild vermittelt „Und ihm wurde Herrschaft und Würde und Königtum gegeben, damit die Völker, Völkerschaften und Sprachen alle ihm dienen sollten.” Die heutige Weltlage läßt daß leider nicht erkennen.

Die Aussage in Psalm 110:2 „Schreite zur Unterwerfung inmitten deiner Feinde” erhärtet durchaus den Gedanken an eine fortlaufende Handlung (fort-schreitende Unterwerfung...). Ähnliches geht auch aus 1. Kor. 15: 25 u. 26 hervor: „Christus muß als König regieren, bis Gott alle Feinde unter seine Füße gelegt hat” - bedeutet untertan gemacht vergl. Apg 2: 35 -, und bekanntlich ist der letzte Feind erst am Ende der 1000 Jahre besiegt, wenn der adamische Tod beseitigt und letztlich auch der Widersacher ausgeschaltet ist. Auch hier eine fortlaufende Handlung ohne größere Unterbrechung, regieren oder herrschen im wahrsten Sinn des Wortes, Machtausübung um bestimmte Ziele zu erreichen. Feinde Gottes werden Stück für Stück zurück gedrängt. Letztlich unterwirft sich dann auch der Sohn dem, der ihn alle Dinge unterworfen hat, so daß Gott allen alles sei. (1. Kor. 15:28)

Der Stein aus Daniel 2 und der Reiter auf dem Weißen Pferd in Offenbarung 6 vermitteln ein ähnliches Bild „siegend wird ausgezogen um den Sieg zu vollenden” oder der Stein wird ausgehauen und trifft das Standbild. Ist also nach dem aushauen aus dem Berg offenbar nicht lange unterwegs - wo auch? Kein Anzeichen einer längeren Machtpause, einer Zeit der Untätigkeit in der die Feinde Gottes schalten und walten können, wie sie wollen. Eine ähnlich kurze Zeitspanne wird auch durch Offenbarung 14: 6 u.7 angedeutet, dazu heißt es in der Broschüre „Wachsamkeit dringend nötig” auf Seite 12: „Diese Stunde des Gerichts schließt sowohl das Ankündigen als auch das Vollstrecken des göttlichen Urteils ein. Eine Stunde ist eine verhältnismäßig kurze Zeitspanne.” Wenn die Ankündigung des Strafgerichtes Gottes schon 1914 oder 1919 angefangen haben soll (wann denn sonst? - vergl. hierzu Jes. 61:2 seit wann wird in der Neuzeit gepredigt? )- dauert diese Stunde bis heute relativ lange an, sicher ein Umstand der durch Offb. 14:7 nicht gestützt wird.

Wie hätten wohl einige Israeliten gedacht, denen gesagt wird, es herrsche ein von Gott eingesetzter König mit Machtbefugnis, wenn sie beobachten, wie einige korrupte möchte gern Regenten ihr Land in Grund und Boden wirtschaften?

Ebenfalls kommt der Gedanke in Offb. 11:17 zum Ausdruck wenn doch Gott schon immer König ist - was außer Frage steht - und jetzt auf einmal seine große Macht an sich genommen und als König zu regieren begonnen hat, dann kann das nur etwas Zusätzliches, Größeres bedeuten, sicherlich Aktivitäten, die auf der Erde Auswirkungen haben. Als fortschreitende Handlung kommt dann Gottes Macht und Zorn in der Vernichtung all derer zum Höhepunkt, „die die Erde verderben”.(Offb. 11:18)

Schon damals konnten Jesu und seine Jünger während ihrer Predigttätigkeit durch Wunder und Machttaten den Menschen das Königreich im Vorbild schmackhaft machen, so daß der Aufruf „das Königreich der Himmel hat sich genaht” völlig berechtigt war (Matt. 10: 7, 8), sollte folglich bei der Machtübernahme Jesu im Himmel nicht noch mehr erwartet werden? Was ist von einem König der Könige und Herr der Herren zu halten, der als Mensch einen Sturm beruhigen konnte damit das Boot nicht kentert (Luk. 8: 22-25) aber als mächtiger himmlicher Herrscher bei großen Flutkatastrophen nichts unternimmt, wenn dort tausende Menschen sterben? Ähnliche Vergleiche ließen sich auch bei der Bekämpfung des Hungers und anderer menschlichen Probleme anwenden.

Warum sollten sich eigentlich die Könige der Erde zurechtweisen lassen, Jehova mit Furcht dienen und den Sohn küssen, dass er nicht in Zorn gerät wie in Psalm 2:10-12 empfohlen wird, wenn sie nicht erkennen können „dass die Nationen zu deinem (also Jesu) Erbe und die Enden der Erde zu deinem eigenen Besitz” geworden sind wie Psalm 2:8 vorhersagt? Eine einfache Bekehrung der Könige zum Christentum kann damit nicht gemeint sein, denn dann dürfte ein König wohl kein König mehr sein. Erst wenn Jesu Macht spürbar Wirkung zeigt würde wohl ein ehrlicher Regent eingestehen das es jetzt einen gibt der es offenbar besser macht und er wäre gut beraten, Zuflucht zu ihm zu nehmen (Ps. 2:12). All diejenigen die sich trotz offenkundiger Beweise hartnäckig weigern Jesu Macht anzuerkennen, würden dann zu recht „in der Glut seines Missfallens in Bestürzung versetzt” (Psalm 2:5). Aber solange Jesus noch nicht regiert, stehen eben die obrigkeitlichen Gewalten als von Gott angeordnet (siehe Röm. 13:1-4)

Unterscheidet sich denn das zwanzigste und einundzwanzigste Jahrhundert unsere Zeit so sehr von den Jahrhunderten davor? Hat es im Laufe der Menschheitsgeschichte nicht schon immer viel Gewalt, Ausbeutung Blutvergießen, Unmoral, Krankheiten usw. gegeben.

Jeder ist angehalten die Geschichte daraufhin genauer zu untersuchen, z.B. Christenverfolgung in Rom, Kreuzzüge, Rechtlosigkeit im Mittelalter und während der Inquisition, siehe auch Erwachet vom 22.05.2004. Auch gehen im Gefolge eines Krieges meist immer Seuchen, Hunger und Gewaltbereitschaft einher (Komplexes Zeichen). Das war nicht nur im ersten Weltkrieg sondern z.B. auch im dreißigjährigen Krieg der Fall (Wachturm vom 15.3.2004).

Schließlich ist Satan schon seit Menschengedenken „der Herrscher dieser Welt”, der schon damals, zu Jesu Zeiten, bereits „hinaus geworfen werden sollte" (Joh. 12:31; 16:11 vergl. Luk. 10:18). Der in Offb.12 erneut angedeutete Hinauswurf aus dem Himmel hätte sicherlich solch katastrophale Auswirkungen auf der Erde, das die heutigen schlimmen Verhältnisse noch bei weitem übertroffen werden. Dann kann wirklich von einem „Wehe der Erde und dem Meer” gesprochen werden (Offb. 12:12) so daß ein unmittelbares Eingreifen Jesu Christi als König zum Wohle der gesamten Schöpfung unbedingt nötig wird.

Wie sollte außerdem Sprüche 27:11 heute zu verstehen sein, wenn doch der Ankläger unserer Brüder schon jetzt (laut Lehrmeinung der WTG 1914) hinab geschleudert wurde und keinen Zugang zum Herrschaftsbereich Gottes mehr hat. (Offb. 12: 9 Wachturm vom 1.4.2004 Seite 10 Abschn. 3). Wie sollte Satan dann Gott verhöhnen?

Ist es außerdem logisch anzunehmen, daß Satan immer noch Krieg mit den übriggebliebenen ihres Samens führt (Offb. 12: 17 wird hier als anhaltende Tätigkeit geschildert) wenn doch in einem immer größer werdenden Teil der Welt (Europa, Amerika...) Religionsfreiheit zu den verfassungsmäßigen Grundrechten gehört? Selbst Jehovas Zeugen machen doch des öfteren Gebrauch von ihrem gesetzlichen Recht und sind ihrem Gott sicherlich dankbar für gewisse Freiheiten, die in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts noch nicht selbstverständlich waren.

Vermutlich sind einige Höhepunkte und spezielle Entwicklungen aus Offenbarung Kapitel 12 erst noch in Zukunft zu erwarten.

Königreich für Predigtwerk erforderlich?

Um das Predigtwerk auf Erden zu leiten, bedarf es nicht unbedingt des Königreiches. Denn Jesus hatte schon nach seiner Auferstehung gewisse Machtbefugnisse über seine Jünger (Matt. 28:18 Apg. 1:8) und war nach seiner Himmelfahrt sowieso König über die Christenversammlung (Kol. 1:13 ). Dieser Zustand, der damals gute Ergebnisse im Verkündigen erzielt hat, kann genauso heute wirken. Zur Bestätigung diene die Apostelgeschichte, die das schnelle Wachstum der damaligen Christenversammlung aufzeigt.

Fazit

Viele Hinweise lassen also erkennen, dass die Aufrichtung des Königreiches im Himmel in der letzten Phase der Zeit des Endes erfolgt. Dann werden auf der Erde spürbare Veränderungen in schneller Abfolge vor sich gehen (Matt. 24:29-36 und 25:31-34),die dort aufgeführten Himmelserscheinungen könnten dann sicher von allen wahrgenommen werden, auch von den Königen der Erde (siehe wiederum Psalm 2), weiterhin wird deutlich: „das Königreich der Welt ist [wirklich] das Königreich unseres Herrn und seines Christus geworden...” (Offb.11:15). Somit bekommt auch die Generationsfrage (Matt. 24:34) eine ganz neue Interpretation.

Selbstverständlich sind Tag und Stunde nicht bestimmbar, was durch Apostelgeschichte 1:6 bestätigt wird.