Vermutlich hat sich jeder christlich orientierte Mensch, der dem in den Schulen und Kirchen angebotenen Religionsunterricht mehr oder weniger aufmerksam gefolgt ist, längst daran gewöhnt, dass die der Bibel entnommenen Geschichten höchst unterschiedliche Interpretationen erfahren.
Auch wundert sich wohl niemand mehr über die Tatsache, dass die in diesen Erzählungen genannten Persönlichkeiten ebenso different verstanden werden können. Letzteres trifft genauso auf die in der "Heiligen Schrift" erwähnte "Tier- und Pflanzenwelt" zu, auch sie wird aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet, und ergo entsprechend wahrgenommen und gesehen.
Dessen ungeachtet vertragen sich die besagten voneinander abweichenden Verständnisse in ihrer Gesamtheit eigentlich recht passabel - die Menschen, Tiere und Pflanzen der Bibelwelt finden immer irgendwo einen Platz auf den breit gesäten Bühnen biblischer Frömmigkeit. Ist auch dem Symbolisieren und Metaphorisieren, dem Interpretieren und Mutmaßen kaum eine erkennbare Grenze gesetzt, so gibt es - so scheint es - einen imaginären Punkt, der die auseinander strebenden Gedankenebenen letztlich doch zu einem Gesamtprodukt verschmelzen läßt; grob jedenfalls.
"Ausnahmen bestätigen die Regel", so lehrt uns die Erfahrung, und ein kritischer Blick auf die Publikationen der Organisation der Wachtturm- Bibel und Traktatgesellschaft läßt sofort erkennen, dass diese alte Volksweisheit tatsächlich ihre Berechtigung hat. Das, was innerhalb dieser brüderlichen Gesellschaft gelehrt und gelernt- ja "studiert" wird, wie es die Zeugen der WTG nennen, das sprengt jeden Rahmen, katapultiert jede der gewohnten Ansichten klar ins Abseits. Das allein bedeutet nichts. Eine Meinung, die sich stark konträr zu den anderen stellt, muß nicht zwangsweise negativ bewertet werden. Allerdings, immer dann, wenn ein „Näher Hinsehen“ offenbart, dass sich das, was eine Religionsgemeinschaft als eine "Wahrheit" anbietet, ausnahmslos als Trugschluß erweist, immer dann ist die besagte Kirche auf die Ebene der Unglaubwürdigkeit gerutscht. Das ist hinsichtlich der WTG ohne einen relevanten Zweifel der Fall! Hierzu bieten sich viele Beispiele an. Die Liste der Irrtümer - hier tragisch und dort eher humoristisch - ist beeindruckend lang. Hier nun möchte ich aus der besagten Auflistung eine Interpretation der WTG hervorheben, eine sogenannte "Wahrheit", die dort "studiert" wurde, die sich gleichermaßen in den Rubriken "Sciencefiction" und "Trugschluss" wohl fühlen kann.
"Die Heuschrecken" aus der Offenbarung des Johannes!
Sind denn die Heuschrecken der WT-Gesellschaft, de facto die Heuschrecken der Offenbarung? Wird diese prophetische Botschaft der Offenbarung, vom „Sklaven der WTG“ richtig gedeutet? Diesbezüglich ist eine gewisse Skepsis - davon darf man wohl ausgehen - nicht unangebracht. Was die Wachtturm- Bibel und Traktatgesellschaft aus diesem - zugegeben sehr symbolträchtigen - Insekt gemacht hat, wie jene amerikanische Gesellschaft es verstanden hat, diese kleinen Akteure der Apokalypse in unsere Gegenwart zu schleudern, das ist schon beispiellos! Der treue Sklave hat, aus seinem subjektiven Verständnis heraus, den Tierchen einen Auftrag zugeteilt, der sowohl seine surreale Phantasie, als auch seinen unerschütterlichen Glauben an sich selbst unter Beweis stellt. „Die Heuschrecken der Gesellschaft“ - wenn ich sie vorübergehend mal so nennen darf -, sie haben das Völkchen der Zeugen Jehovas ganz schön auf Trab gehalten. Aus einem nahezu unversiegbaren Einfallsreichtum heraus, über Jahrzehnte abgedruckt und veröffentlicht in ihren Büchern und Zeitschriften, hat die Führungsebene der WTG Sinndeutungen und Prognosen an die geschlossenen Reihen der Gläubigen gereicht, die nicht gänzlich in Vergessenheit geraten sollten, ja die ich hier doch noch einmal kurz Revue passieren lassen möchte...
Ein Beispiel:
Lassen wir zunächst die Bibel zu Worte kommen:
Und der fünfte Engel blies seine Trompete. Und ich sah einen Stern, der vom Himmel zur Erde gefallen war, und der Schlüssel zum Schlund des Abgrunds wurde ihm gegeben. Und er öffnete den Schlund des Abgrunds, und Rauch stieg aus dem Schlund empor wie der Rauch eines großen Ofens, und die Sonne, ebenso die Luft, wurde durch den Rauch aus dem Schlund verfinstert. Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken heraus auf die Erde; und es wurde ihnen Gewalt gegeben, dieselbe Gewalt, wie die Skorpione der Erde [sie] haben. Und es wurde ihnen gesagt, keine Pflanzen der Erde noch irgend etwas Grünes, noch irgendeinen Baum zu beschädigen, sondern nur die Menschen, die das Siegel Gottes nicht an ihrer Stirn haben.
Und es wurde den [Heuschrecken] gewährt, sie nicht zu töten, sondern daß sie fünf Monate lang gequält werden sollten, und die Qual, die über sie [kam], war wie eine Qual durch einen Skorpion, wenn er einen Menschen schlägt. Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, werden ihn aber keineswegs finden, und sie werden zu sterben begehren, aber der Tod flieht fortwährend vor ihnen.
Und die Gestalten der Heuschrecken glichen zur Schlacht gerüsteten Pferden; und auf ihren Köpfen [war etwas,] was Kronen gleich Gold zu sein schienen, und ihre Gesichter [waren] wie Menschengesichter, 8 aber sie hatten Haar wie Frauenhaar. Und ihre Zähne waren wie die von Löwen; 9 und sie hatten Brustpanzer gleich eisernen Brustpanzern. Und das Geräusch ihrer Flügel [war] wie das Geräusch von Wagen vieler Pferde, die in die Schlacht laufen. Auch haben sie Schwänze und Stacheln wie Skorpione; und in ihren Schwänzen ist ihre Gewalt, die Menschen fünf Monate lang zu verletzen. Sie haben über sich einen König, den Engel des Abgrunds. Auf hebräisch ist sein Name Abaddọn, auf griechisch aber hat er den Namen Apollỵon.
Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift (von der Wachtturm-Bibel-und Traktatgesellschaft), Offenbarung Kapitel 9, die Verse 1-11
So zu entnehmen der von den Zeugen Jehovas favorisierten Bibel. Was nun hat der sogenannte „Treue und verständige Sklave“ hier heraus komponiert, und an seine Zuhörer weitergereicht?
Alle nachfolgenden Zitate aus: „Der Wachtturm“, 01.03.1970, „Die letzten Wehe für die Feinde des Friedens mit Gott“, „Die quälende Heuschreckenplage“, Absatz 32 bis 34)
Wir lesen:
Im Jahre 1919 kam der Überrest der gesalbten Zeugen Jehovas unter dem Befehl seines Königs Jesus Christus wie ein Heuschreckenschwarm aus seinem abgrundähnlichen Zustand der Einschränkung hervor, glühend vor gottgefälligem Eifer, wie aus einem Ofen.
Der „Heuschreckenschwarm“, der aus dem Rauch aufsteigt, ist demnach der wiederbelebte „Überrest“, der von dem Jahre „1919“ an voller Tatendrang strotze! Auserwählte Menschen letztendlich, die sich aus der weltweiten Bruderschaft der Zeugen Jehovas rekrutiert.
Diese symbolischen Heuschrecken versuchten nicht, die Pflanzen der Erde zu verzehren; ihr Angriffsziel waren Menschen. Welche Menschen? „Nur jene Menschen, die das Siegel Gottes nicht an ihren Stirnen haben.“ Sie durften diese Menschen aber nicht töten; sie sollten sie lediglich fünf Monate (die Lebensdauer der buchstäblichen Heuschrecken, die besonders während der Sommerszeit auftreten) quälen. Diese symbolischen Heuschrecken waren in Wirklichkeit diejenigen, die versiegelt waren mit dem ‘Siegel Gottes an ihren Stirnen’, denn sie waren der Überrest der geistigen Israeliten, der 144.000, die nach der Beschreibung des Johannes in Offenbarung 7:1-8 auf diese Weise versiegelt worden waren.
Diese „Heuschrecken“, denen gewährt wurde die „Menschen“ zwar nicht zu töten aber immerhin fünf Monate lang zu quälen, waren demzufolge der „Überrest der 144.000“! Ergo die besagten Auserwählten.
Wie Frauen mit langem Haar sich ihrem Mann unterordnen, so ordnen sich auch diese symbolischen Heuschrecken ihrem König, Jesus Christus, mit dem sie vermählt werden sollen, unter.
Das lange Haar versinnbildlicht also - so die Auskunft des „Sklaven“ der WTG - den uneingeschränkten Gehorsam des „Überrestes“ gegenüber Jesus Christus!
Wer sind denn „jene Menschen, die das Siegel Gottes nicht an ihren Stirnen haben“? Alle nichtversiegelten Menschen, auch die „große Volksmenge“, die der Apostel Johannes im Tempel Gottes sah und die in Offenbarung 7:9-17 beschrieben wird? Nein, nur diejenigen, von denen man aufgrund ihres religiösen Bekenntnisses und ihrer Zugehörigkeit zur Christenheit annehmen würde, daß sie das ‘Siegel Gottes an ihren Stirnen’ hätten. Zu denen, die besonders beanspruchen, geistige Israeliten zu sein und mit Gott durch Christus, den Mittler, im neuen Bund zu stehen, gehören die Geistlichkeit der Christenheit, ferner Berufspolitiker, gewinnsüchtige Geschäftsleute und große Militaristen, die als Kirchenmitglieder von der Geistlichkeit am meisten geehrt und geachtet werden. Die Handlungsweise „jener Menschen“ beweist, daß sie nicht die Früchte des Geistes Gottes hervorbringen, des Geistes, durch den man das Siegel, das anzeigt, daß man Gott gehört, gewissermaßen auf die Stirn aufgedrückt bekommt, so daß jedermann es sehen kann. (Gal. 5:19-23; 2. Kor. 1:22)
Die Menschen, die das Siegel Gottes nicht an der Stirn tragen, das erklärte Angriffsziel des Überrestes, sind somit Geistliche, Politiker, Geschäftsleute und Militaristen. Eine klare Auslese also, die uns hier seitens der Wachtturm- Bibel und Traktatgesellschaft vorgelegt wird.
Diese Menschen werden von den symbolischen Heuschrecken gequält; sie werden durch die Gerichtsbotschaft aus Gottes inspiriertem Wort schmerzhaft gestochen, wie wenn sie vom giftigen Schwanz eines Skorpions geschlagen würden. Diese Gerichtsbotschaft befaßt sich besonders mit der internationalen Organisation für Weltfrieden und Sicherheit, die die Geistlichkeit als „politischen Ausdruck des Königreiches Gottes auf Erden“ hingestellt hat, die aber die symbolischen Heuschrecken durch ihre quälende Botschaft als unzulänglichen menschlichen Ersatz für Gottes messianisches Königreich bloßgestellt haben, der zum Scheitern verurteilt ist und der durch Gottes wahres Königreich vernichtet werden wird.
Das organisierte Quälen der besagten Menschenauswahl wird - so die WTG - mittels der Gerichtsbotschaft Gottes realisiert. Im Fokus sind hier speziell die „Vereinten Nationen“, die der „Überrest“ bereits als unbefriedigend, zu Fall kommend, und der Vernichtung geweiht enthüllt hat.
Diese nichtversiegelten Menschen der Christenheit möchten der religiösen Qual, die die symbolischen Heuschrecken über sie bringen, entgehen. Sie möchten lieber sterben, als diese Qual noch länger ertragen zu müssen. Aber die „Heuschrecken“ dürfen diese nichtversiegelten Menschen nicht „töten“; darum leben sie weiter. Auch die symbolischen Heuschrecken leben weiter und setzen ihr quälendes Werk fort, denn es ist ihnen gewährt worden, dieses Werk „fünf Monate lang“ (die Lebensdauer einer buchstäblichen Heuschrecke) durchzuführen, das heißt die Zeit ihres Lebens bis zum Krieg von Har-Magedon.
Der erlösende Tod, dieser derart gepeinigten Menschen, findet - auch das ist nun endlich kein Geheimnis mehr - in „Harmagedon“ statt.
Zusammenfassung:
Der „Überrest“ steigt – da er keine Einschränkungen mehr erfährt - im Jahre 1919 voller Tatendrang, als „Heuschreckenschwarm“, aus der Versenkung hervor, und quält, auf Befehl von Jesus Christus, zwar auch die Geistlichen, Politiker, Geschäftsleute und Militaristen, aber in erster Linie die „Vereinten Nationen“.
Die vorbehaltlose Bravheit, dieser Auserwählten Zeugen Jehovas, gegenüber ihrem Befehlshabers Jesus Christus, symbolisiert tatsächlich „langes Frauenhaar“.
Die Quälereien, um die es hier hauptsächlich geht, die werden durch die „Botschaften der WTG“ realisiert: Drohungen, per unzähliges Buch- und Zeitschriftenmaterial, sowie nie enden wollende Ansprachen auf Kongressen und anderweitigen Zusammenkünften.
Die dergestalt gepeinigte Menschheit, wird dann in Harmagedon eine entgültige Vernichtung erfahren. (Letztere Aktion sollte zuletzt im Jahre 1975 stattfinden, wie es mehrfach seitens der WTG angedeutet wurde)
Nun könnte man vielleicht denken, dass die WTG ihre - immerhin aus dem Jahre 1970 stammende - Prognose in den nachfolgenden Jahren zurückgenommen hätte, das war aber nicht der Fall. Gut, dass 1975 nichts von Gott vernichtet wurde, dass Harmagedon ausblieb, das hat selbst der Sklave zur Kenntnis genommen, eher klammheimlich allerdings, aber wer damals aufmerksam die Veröffentlichungen verfolgt hat, die weiterhin aus dieser Richtung kamen, der durfte sich schon etwas verwundert zeigen. Hier nur ein Beispiel:
Der fünfte Engel bläst seine Trompete. Schau! Ein „Stern“, der Herr Jesus Christus, öffnet den rauchenden Schlund des Abgrunds, und ein Schwarm von Heuschrecken steigt daraus empor. Dies stellt auf eindrucksvolle Weise dar, wie Jesus im Jahre 1919 Gottes gesalbte Zeugen aus der Untätigkeit befreit hat. Mit göttlicher Befugnis verwüsten sie die Weiden der Geistlichkeit, indem sie deren Irrlehren und Heuchelei „fünf Monate“ lang, die normale Lebensdauer einer Heuschrecke, aufdecken. Das ist eine Bestätigung dafür, daß die neuzeitliche „Heuschrecken“generation „auf keinen Fall vergehen wird“, bis Jehova und Christus die Nationen vollständig gerichtet haben werden. Der Heuschreckenschwarm hat bei den Menschen bereits Milliarden von biblischen Veröffentlichungen mit feurigen Gerichtsbotschaften zurückgelassen, die wie Skorpionschwänze stechen. Johannes sagt: „Das eine Wehe ist vorbei. Siehe! Zwei weitere Wehe kommen nach diesen Dingen.“
Der Wachtturm 15.12.1988 „Botschaften von Engeln für unsere Tage“, „Trompetenstöße: Gottes Urteilssprüche“ Absatz 12
Resümee:
Die Heuschrecken aus der Offenbarung des Johannes, haben mit den Heuschrecken der Wachtturm- Bibel und Traktatgesellschaft nichts zu tun. Die Bemühungen jener Organisation, eine derartige Verknüpfung herzustellen, waren nutzlos. Auch dieser Versuch, die jeweiligen Realitäten unserer Gegenwart, mit den in der Bibel aufgeführten Prophezeiungen zu verknüpfen, ist kläglich gescheitert. So gesellten sich auch diese Schlussfolgerungen - diese vermeintlichen von Gott kommenden „Erleuchtungen des Sklaven“, zwangsweise zu den anderen Trugschlüssen. Die kleine Bande selbsternannter Gottesbeauftragter, die unermüdlich ihre vermeintlichen Erleuchtungen redend wie druckend unter die Menschen presst, die hat der Welt auch hier ein Gastspiel auf der Bühne der Scharlatane geliefert. Eine Inszenierung zwar ohne jeglichen Bezug zur Wahrheit, dafür aber mit einem relativ hohen Unterhaltungswert...
Einerseits hat die Organisation der „Vereinten Nationen“ (mit der die WTG - wie wir heute wissen - relativ gut kooperiert hat) die „Heuschrecken“ der Organisation der WTG noch nicht einmal wahrgenommen, nicht einmal das, andererseits fand sie weder im Jahre 1975 noch in einem anderweitigen „Harmagedon der Sklavenklasse“ ihren Untergang.
In dem Zusammenhang ist auch eine kurze aber doch prägnante Anmerkung - entnommen aus dem letztgenannten Wachtturm-Zitat - erwähnenswert, da sie uns eine geradlinige Brücke zu einer weiteren Irrtümlichkeit des Sklaven weist:
... „fünf Monate“ lang - die normale Lebensdauer einer Heuschrecke... Das ist eine Bestätigung dafür, daß die neuzeitliche „Heuschrecken“generation „auf keinen Fall vergehen wird“, bis Jehova und Christus die Nationen vollständig gerichtet haben werden.
Die Ansammlung - in sich - hoffnungslos verknoteter Falschvorhersagen der WTG, die sich allein gegenseitig zu beweisen- ja zu rechtfertigen versucht, die hat nunmehr eine Dimension erreicht, der mit der Bezeichnung „sterbenskrank“ noch ein relativ gutes Zeugnis ausgestellt wird.