Wird ein Zeuge Jehovas ins Krankenhaus eingeliefert, muss er damit rechnen, von einem Mitglied des sogenannten "Krankenhaus-Verbindungskomitees" besucht zu werden, das beharrlich darüber wacht, dass ihm ja keine Bluttransfusion verabreicht wird. Was ganz offensichtlich dazu gedacht ist, seine freie Entscheidung zu beeinflussen, liest sich jedoch für Außenstehende ganz anders.

"Selbstbestimmung, Medizin und Alternativen zu Bluttransfusionen - ein lebensrettendes Konzept" ist der scheinheilige Titel einer Infomappe, die von der Wachtturm-Gesellschaft in einer breit angelegten "Aufklärungsaktion" an Ärzte, Krankenhäuser und Medien verteilt wird. Darin wird das Krankenhaus-Verbindungskomitee verharmlosend als "globaler Hilfsdienst " bezeichnet, der "den Dialog und die Kooperation zwischen Patienten, die zur Glaubensgemeinschaft gehören, und Ärzten zu verbessern". Kein Wort davon, dass der Dialog nur darin besteht, die eigene Glaubensdoktrin zu verkaufen und als kooperativ nur der Arzt gilt, der keinen Widerstand leistet.

Eine Vorgehensweise, die genauso doppelzüngig ist, wie die Behauptung, jeder Zeuge Jehovas entscheide über die Blutfrage nach seinem eigenen, persönlichen Gewissen. Dass dieses Gewissen nicht immer mit der Wachtturm-Doktrin übereinstimmt, bestätigt unter anderem Dr. Muramoto in einem Artikel im Journal of Medical Ethics:

Zeugen Jehovas, die sich für eine Transfusion entscheiden, oder diese Entscheidung nicht öffentlich bereuen, werden normalerweise ausgeschlossen oder exkommuniziert. ... Berichte zeigen, dass weiterhin Druck ausgeübt wird und einige Zeugen daraufhin ihre frühere Entscheidung für eine Bluttransfusion widerrufen, nachdem sie von Kirchenältesten im Krankenhaus besucht wurden.