Es ist noch gar nicht so lange her, da weigerten sich viele Zeugen Jehovas standhaft, einen Hot Dog zu essen, weil darin angeblich Blutplasma enthalten sei. Gleichzeitig kursierten die wildesten Gerüchte, welche Produkte "wahre Christen" ebenfalls meiden sollten, weil zu ihrer Herstellung Bestandteile des Blutes verwendet werden.

Ganz anders die heutige Situation: Jehovas Zeugen lehnen zwar weiterhin ab, sich im Ernstfall eine Bluttransfusion geben zu lassen. Aber wer die Literatur aus dem Wachtturm-Verlag aufmerksam verfolgt, merkt schnell, dass man in der Weltzentrale der Zeugen Jehovas zielstrebig daran arbeitet, dem Thema Blut die Brisanz zu nehmen.

BlutbestandteileWar früher das Blut mit all seinen Bestandteilen, außer dem Wasser, für einen Zeugen Jehovas tabu, so hat sich die Situation im Laufe der Jahre grundlegend geändert. Kaum bemerkt vom durchschnittlichen Wachtturm-Leser hat nämlich die Wachtturm-Gesellschaft einen Blut-Bestandteil nach dem anderen "freigegeben". Zuerst das Globulin, dann die Gerinnungsfaktoren, danach die Plasma-Proteine und im Juni 2000 schließlich auch das Hämoglobin.

Mit anderen Worten, ein Zeuge Jehovas darf mittlerweile 97-98% aller Blutbestandteile zu sich nehmen. Eine Tatsache, die den meisten Zeugen Jehovas unbekannt sein dürfte. Und mit der die offizielle Doktrin ad absurdum geführt wird, nach der sich Zeugen Jehovas des Blutes enthalten, weil die Bibel dies verbiete. Mit anderen Worten: es deutet alles darauf hin, dass die Wachtturm-Gesellschaft heute nur noch ein Rückzugsgefecht führt, mit dem das Ziel verfolgt wird, einen möglichst weichen Ausstieg aus dem generellen Bluttransfusions-Verbot zu erreichen.

Vermutlich wird der gemeine Zeuge Jehovas schon in wenigen Jahren im Brustton der Überzeugung abstreiten, dass es jemals so etwas wie ein "Verbot" von Bluttransfusionen gegeben hat (schließlich behauptet er ja heute schon, das sei eine rein persönliche Gewissensentscheidung). Und im Wachtturm des Jahres 2008 wird dann vielleicht zu lesen sein, dass früher "einige" den treuen und verständigen Sklaven missverstanden hatten und weit übers Ziel hinaus geschossen sind.