Die Anzeichen verdichten sich. Schon 1994 gingen Meldungen durch die Presse, nach denen die Anwälte der führenden Sekten auf dem internationalen Markt eng zusammenarbeiten, um ihre Interessen gegen Regierungen und Öffentlichkeit durchzusetzen. Darin wurden auch die Zeugen Jehovas am Rande erwähnt.

Im Zusammenhang mit den Holocaust-Veranstaltungen der WTG in zahlreichen NS-Gedenkstätten in ganz Deutschland mehren sich erneut die Anzeichen, daß Wachtturm und Scientology offfensichtlich keine Berührungsängste haben.

Anläßlich der Veranstaltungsreihe der WTG mit dem Thema "Geschichte und Gegenwart – Zeugen Jehovas in Deutschland" trat auch eine Frau Dr. Gabriele Yonan auf. Sie wurde als Religionswissenschaftlerin an der Freien Universität Berlin vorgestellt und hielt ein ausführliches Referat mit dem Titel "Eine Analyse der Dokumentation "Standhaft trotz Verfolgung" aus religionswissenschaftlicher Sicht", das sich von Anfang bis Ende als flammende Lobeshymmne auf die Zeugen Jehovas herausstellte.

Doch damit nicht genug. Frau Dr. Yonan gab auch einige sehr aufschlußreiche Äußerungen von sich, die sich in einem Report des Mitarbeiters des Informationsdienstes der Zeugen Jehovas, Martin Jahn, zur Veranstaltung in Wewelsburg wie folgt anhören:

Die Hysterie um Scientology ist ihrer Meinung nach nur ein Vorwand, um den Kirchenfeind Nr. 1 mundtot zu machen: Jehovas Zeugen. Aus demselben Grund sei auch die Enquete-Kommission des deutschen Bundestages zur Sektenproblematik ins Leben gerufen worden. Frau Dr. Yonan äußerte den Gedanken, was die Kirchen wohl sagen würden, wenn eine Dokumentation über die Rolle der Kirche im Nationalsozialismus erstellt und veröffentlicht würde. Sie sagte sinngemäß: 'Wenn Jehovas Zeugen das machen würden, dann wäre es natürlich wieder "Propaganda" - aber ich zum Beispiel könnte ja diese Dokumentation erstellen.

Jahns Bericht ging übrigens nur an einen eMail-Verteiler des Informationsdienstes, Region Sachsen, bevor ihne die WTG hastig aus dem Verkehr zog. Vermutlich war man in Selters schnell darauf gestoßen, auf welch brisante Zusammenhänge der übereifrige Mitarbeiter hingewiesen hatte. Doch es gibt mehrere Zeugen aus dem Kreis von ZJ-Gegnern, die bei der Veranstaltung zugegen waren und diese Aussagen bestätigen.

Wobei sich einige gewichtige Fragen ergeben: Wer ist eigentlich diese Dr. Gabriele Yonan? Wie kommt sie dazu, so vehement Stellung für die Zeugen Jehovas zu beziehen? Weshalb bezeichnet sie die Zeugen Jehovas als "Kirchenfeind Nr. 1" und bringt sie im gleichen Satz in Zusammenhang mit Scientology? Und warum wurde sie überhaupt von der WTG eingeladen, auf ihrer Veranstaltungsreihe zu sprechen?

Die Antwort kommt aus einer Ecke, aus der man sie eigentlich nicht vermutet hätte:

In der Scientology-Zeitschrift Freiheit war zu lesen, daß Frau Dr. Jonan auch auf einer Demonstration für Scientology teilgenommen und bei dieser Gelegenheit auch eine Deklaration für Scientology unterschrieben hat:

Unter den Anwesenden, die ihre Unterstützung zum Ausdruck brachten, war auch Dr. Gabriele Yonan, eine bekannte Religionswissenschaftlerin der Freien Universität Berlin. Sie gehört zu der wachsenden Zahl von deutschen Wissenschaftlern, die es ablehnen, vor der Wahrheit die Augen zu verschließen. Sie marschierte mit an der Spitze des Zuges, in dem 17 Länder sichtbar mit ihren jeweiligen Länderflaggen vertreten waren...

Doch damit noch nicht genug der Zusammenhänge. In der gleichen Ausgabe von Freiheit werden nämlich interressanterweise auch die Zeugen Jehovas erwähnt:

Kaum war die Überwachung der Scientology-Kirche beschlossen, forderte der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche in Hessen, Kurt-Helmuth Eimuth, auch gleich die Einstufung der Zeugen Jehovas als "verfassungsfeindliche Organsiation" - so geschehen am 9.Juni 1997 bei einer Anhörung der CSU in Bayern. Also nochmals rund 150000 "Verfassungsfeinde", die nur deshalb welche sind, weil die Berliner Sektion der Zeugen Jehovas ein Verfahren als Körperschaft des öffentlichen Rechts betreibt. Und diese Anerkennung gilt es zu verhindern. Noch im Juni wurde der Antrag der Zeugen Jehovas gerichtlich abgeschmettert. Da sie Wahlen ablehnten, stünden sie im Widerspruch zum konstituiven Demokratieprinzip.

Auf der einen Seite setzt Scientology über ihr Propagandaorgan Freiheit die Zeugen Jehovas auf die gleiche Ebene wie Scientology. Auf der anderen Seite lädt die Wachtturm-Gesellschaft eine Scientology-Befürworterin zu ihren Veranstaltungen ein, wo sie dann ein Referat hält, das in völlig unwissenschaftlicher Einseitigkeitfür diese Sekte Stellung bezieht.

Es fällt zumindest schwer, hier noch an Zufälle zu glauben.