Seit ihrem letzten Reinfall im Jahre 1975 hat sich die Wachtturm-Gesellschaft nicht mehr getraut, einen erneuten Termin für das Ende dieses "Systems der Dinge" zu nennen. Doch anscheinend wird es immer schwieriger, die Erwartungshaltung der Schäfchen aufrecht zu erhalten.

Der Wachtturm vom 15. Dezember 2003 wagt daher wieder einen neuen Vorstoß, vergleicht unsere "Zeit des Endes" mit der Zeit Noahs vor der Flut und spekuliert erneut mit Jahreszahlen. Mit dem Ergebnis, dass das Ende jetzt offenbar für 2034 angepeilt wird.

Kommt das Ende 2034?

Ein Artikel im Wachtturm legt diese Schlussfolgerung nahe

Im Wachtturm vom 15. Dezember 2003 scheint der Boden für eine neue Endzeitberechnung bereitet zu werden. Im Absatz 6 und 7 des Studienartikels werden deutliche Parallelen (im ganzen Artikel insgesamt fünf) zwischen den „letzten [Tagen] des gegenwärtigen Systems der Dinge“ und den Tagen Noahs gezogen. Dort heißt es auf der S. 15 unter dem Unterthema „Warnung vor Dingen, die noch nicht zu sehen waren“:

6 In den Tagen Noahs erklärte Jehova: „Mein Geist soll nicht auf unabsehbare Zeit dem Menschen gegenüber walten, da er ja Fleisch ist. Somit sollen sich seine Tage auf hundertzwanzig Jahre belaufen“ (1. Mose 6:3). Mit diesem göttlichen Erlass begann 2490 v.u.Z. das Ende jener gottlosen Welt. Stellen wir uns vor, was das für die damals Lebenden bedeutete! Nur noch 120 Jahre, und Jehova würde „die Sintflut der Wasser über die Erde [bringen], um alles Fleisch, in dem die Lebenskraft wirksam ist, unter den Himmeln zu verderben“ (1. Mose 6:17).

7 Noah wurde Jahrzehnte im voraus vor der Katastrophe gewarnt, und er nutzte die Zeit weise, indem er sich darauf vorbereitete, sie zu überleben. Der Apostel Paulus schrieb: „Durch Glauben bekundete Noah Gottesfurcht, nachdem er eine göttliche Warnung vor Dingen erhalten hatte, die noch nicht zu sehen waren, und errichtete eine Arche zur Rettung seiner Hausgemeinschaft“ (Hebräer 11:7). Wie steht es mit uns? Seit 1914 die letzten Tage des gegenwärtigen Systems der Dinge begannen, sind jetzt schon fast 90 Jahre vergangen. Wir leben unbestreitbar in der „Zeit des Endes“ (Daniel 12:4). Wie sollten wir auf Warnungen reagieren, die wir erhalten haben? „Wer ... den Willen Gottes tut, bleibt immerdar, heißt es in der Bibel (1. Johannes 2:17). Deshalb ist es höchste Zeit, den Willen Jehovas in dem deutlichen Bewusstsein zu tun, dass die Zeit drängt.

Wer nicht fähig ist, zwischen den Zeilen zu lesen, wird wahrscheinlich nicht zur Schlussfolgerung kommen, dass hier auf ein neues Datum für das Ende der Welt spekuliert wird. Wenn dem jedoch nicht so wäre, müsste man sich fragen, warum der Wachtturm Wert darauf legt, mit Nachdruck darauf aufmerksam zu machen, dass seit 1914, dem Beginn der „letzten Tage“, 90 Jahre vergangen sind! Meine Schlussfolgerung, dass der Wachtturm nichts anders meinen kann, als dass nur noch 30 Jahre bis zum Ende der Welt verbleiben, wird auch durch den Absatz 21, S. 19 untermauert, wo es unter anderem heißt:

21 [..] Die Parallelen zwischen den Tagen Noahs und unserer Zeit sollten uns immer deutlicher bewusst machen, wie bedeutsam die heutigen Ereignisse sind. Sie sollten uns gewissermaßen in Alarmbereitschaft versetzen für den Moment, wo Jesus wie ein Dieb kommt, um das Urteil an den Bösen zu vollstrecken.

Bis die 120 Jahre voll sind, müssen noch 30 Jahre vergehen – lang genug, um die Anhänger abermals bei der Stange zu halten und eine neue „Hoffnung“ zu geben. Das Spekulieren mit Zahlen und Endzeitberechnungen ist Nahrung für jede Sekte. Um ihre Daseinsberechtigung immer wieder zu beweisen, müssen sie in ihren Anhängern eine gewisse Naherwartung aufrechterhalten. Ich denke, dass dies hiermit erneut gelingen könnte.

Dabei ist dies die gleiche Vorgehensweise, wie damals mit dem „Schlüsseljahr“ 1975. Damals wurde auch nicht wörtlich davon gesprochen, dass 1975 Harmagedon vor der Tür stehen würde. Aber das dies der Zeitpunkt des Endes wäre, wurde damit suggeriert, indem von 6000 Jahre Menschheitsgeschichte auf eben jenes Jahr geschlossen wurde. Genauso wird nun eine Analogie zwischen dem Zeitraum von 120 Jahren (also von 2490 v.u.Z. bis 2370 v.u.Z.) und dem Zeitraum seit 1914 hergestellt.

Es bleibt abzuwarten, wie diese „neue Erkenntnis“ in zukünftigen Wachtturm-Artikeln und Veröffentlichungen weiterentwickelt wird. Vor allen Dingen dürfte es interessant sein zu beobachten, wie diese neue Entwicklung von den Anhängern aufgenommen wird. Es bleibt also spannend!