„Das Radio gehört Jehova!“ „Die ‚Freiheitsstatue’ beginnt zu sinken!“ „Der Sternschnuppenregen erfüllt die Weissagung des Herrn!“ „Gemäß der Heiligen Schrift befindet sich Jehova im Norden!“ „Hier sprach der Engel von der Doppeltweltmacht!“ „Bibelchronologie weist auf den Herbst des Jahres 1975!“

Bei dieser kleinen Zitatensammlung handelt es sich nicht etwa um die Pointen einer vom tosenden Applaus begleiteten Kabarettsitzung, nein, es handelt sich tatsächlich um die Bemühungen einiger Menschen, die jeweiligen Realitäten der Gegenwart, mit den in der Bibel aufgeführten Prophezeiungen zu verknüpfen, um Schlussfolgerungen einiger selbsternannter Gottesbeauftragter, die nunmehr ihre vermeintliche „Erleuchtung“ preisgeben.

„Literatur ist gedruckter Unsinn!“ lässt uns der schwedische Dichter J. A. Strindberg wissen, und bis dato hatte ich seinen Ausspruch in der Schublade „sarkastische Formulierungen“ unter „intelligente Vorurteile“ abgelegt. Aber, vielleicht tue ich dem Manne ja Unrecht, vielleicht hatte dieser Mensch ja geahnt, denn er beendete ja bereits im Jahre 1912 sein irdisches Dasein, dass die Organisation der WTG, bzw. deren Initiatoren, unter der Überschrift „Literatur“, dem aufhorchenden Menschengeschlecht sogenannte Gegebenheiten kundtun wird, die, bei aller Nachsicht, letztlich allein als „Lächerlichkeiten“, als Unsinn bezeichnet werden können.

Nein, im Ernst, dem besagten Poeten blieb, aller Wahrscheinlichkeit zumindest, eine nennenswerte Konfrontation mit jener amerikanischen Gesellschaft erspart, die ersten literarischen Gehversuche dieser Vereinigung konnte er vermutlich nicht zensieren. Letztgenannte Gehversuche allerdings sind es, die mich motiviert haben, hier nun nachfolgend, auf einige, Besonderheiten hinzuweisen, die mir, mit Blick auf das Schriftgut der WTG, eine beachtliche Bewunderung abgerungnen haben. (Das Wort „Bewunderung“ darf vorübergehend gerne durch das Wort „Verwunderung“ ersetzt werden.)

Das was die Organisation der WTG so alles „ab“ den 70-er Jahren in Heft- Broschüren- und Buchform veröffentlicht hat, ist relativ schnell zu rekonstruieren, nicht zuletzt unter Zuhilfenahme der seitens jener Institution herausgegebenen Library-CD. Weitaus schwieriger ist der Einblick in den Lesestoff, der „vor“ dieser Zeit in die Hände interessierter Personen gelegt wurde. Hier nun ist der an der Aussagen-Historie der WTG interessierte Beobachter auf den privaten Bibliotheken-Fundus angewiesen, auf „die“ Hefte, Broschüren und Bücher eben, die so langsam zwischen den Regalen und Kommoden der sogenannten Insider verstauben. Da Letztgenannte sich allerdings zumeist aus dem Kreise der Noch-Zeugen- Jehovas rekrutieren, liegt es in der Natur der Sache, dass die besagten Werke eher unveröffentlicht bleiben. Die WTG hat nun wirklich keinen Grund, ihre „Altlasten“ (die damals als Wahrheiten angepriesenen Trugschlüsse) noch einmal die Bühne der Realität betreten zu lassen, wirklich nicht den geringsten Grund.

Ja, und da ich tatsächlich noch so einiges an „alter WTG-Literatur“ besitze, blättere ich hin und wieder lesend zwischen den Zeilen längst vergangener WTG-Zeiten. Nicht etwa, dass ich die Verfasser jener Botschaften abermals bei ihren „Spiegelfechtereien“ ertappen will, nein, das trifft es nicht, vielmehr liegt es in meiner Absicht, sie nicht entwischen zu lassen. Sie sollen sich gefälligst mit ihren Luftbildern identifizieren. Diesbezüglich legt mir die betitelte Lektüre eine deutliche Spur...

Anbei, wenn man denn so ganz nebenbei lesend erfährt, ganz zwangsweise erfasst, was die Persönlichkeiten, auf deren Gedankenbasis letztendlich die Lehren der WTG ruhen, so alles unter der Betitelung „Neues Licht“ von sich gegeben haben...

Mal handelt es sich, wie bereits gesagt, um Lächerlichkeiten, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, dann wieder um fade Falschinterpretationen hervorgehobener Bibelberichte; und dennoch haben all diese Auffälligkeiten eine Gemeinsamkeit: es handelt sich stets um die von Hand geschnitzten Verzettelungen einiger weniger Menschen, die dann mit ihrem Ergebnis die Weichen für Millionen anderer Menschen stellten, und das über Jahrzehnte.

Hier nun also, nachfolgend, eine überschaubare Essenz, ein von mir ausgesuchter Extrakt, aus dem reichhaltigen Ideen-Fundus der „Wachtturm Bibel und Traktatgesellschaft“. Auszugsweise zitiere ich aus der Literatur, die ab dem Jahre 1919 und bis zum Ende der 60er Jahre veröffentlicht wurde.

1919, „Schriftstudien Band 4“, „Der Krieg von Harmagedon“, Untertitel: „Eine Handleitung für Bibelforscher“, Verfasser Charles T. Russel, allgemeine Ausgabenzahl 469.000, erste Auflage 1897.

...und passend versinnbildlicht sind in dem Geschenk des großen französischen Künstlers Bartholdi, das wir am Eingang des New Yorker Hafens finden – der Statue „Freiheit erleuchtet die Welt“. Es ist jedoch bemerkenswert, dass die Statue seit einiger Zeit zu sinken begonnnen hat und sich neigt und somit veranschaulicht, wie auch die dermaligen freiheitlichen Institutionen und der wohltuende Einfluss auf andere Völker im allmählichen Sinken begriffen sind, die Freiheit selber aber auch die ganze Ordnung der Dinge in der Union sowie aller Länder demnächst ins Meer der Anarchie stürzen werden.

Seite 259, „Unseres Herrn große Prophezeiung“, „Verfinsterung von Sonne und Mond“, Abs. 2

Die Schrift macht keinen Unterschied zwischen Fixsternen und Sternschnuppen. Darum sind wir berechtigt, in dem Sternschnuppenregen vom 13. November 1833 die wörtliche Erfüllung der Weissagung des Herrn zu sehen. Während die Zahl der jährlich auf die Erde fallenden Meteore auf 400.000 geschätzt wird, wird die Zahl der in jener Nacht gefallenen Meteore auf viele Millionen angesetzt. Beobachtet wurde dieser Sternschnuppenregen in ganz Nordamerika, Mexiko und auf den Antillen.

Seite 259, „Unseres Herrn große Prophezeiung“, „Fallen der Sterne“, Abs.1

Die Erscheinung wiederholte sich in beschränktem Maße im Jahre 1866, diejenige des Jahres 1833 scheint aber ein Zeichen haben darstellen sollen, und in Verbindung mit den vorhergehenden Zeichen hatte sie augenscheinlich viel zu tun mit dem ersten Wecken der Jungfrauen, die dem Bräutigam entgegengehen sollen, welches im nächsten Kapitel prophezeit ist. (Matt. 25, 1–5)

Seite 260, „Unseres Herrn große Prophezeiung“, „Fallen der Sterne“, Abs.3

1930, „Licht Band 1“, Untertitel „Eine Darlegung wahrnehmbarer Tatsachen in Erfüllung der Offenbarung, die Gott Jesus Christus gab, um sie seinen Knechten kundzutun“, Kommentare von J. F. Rutherford, 1. Auflage, 1.200.000 Exemplare.

Der Zeitabschnitt, worin die Prophezeiung der Offenbarung sich erfüllt, scheint ungefähr 1879 anzufangen und bis zur Zeit der vollen Wirksamkeit des Königreiches zu dauern. Es war ungefähr um das Jahr 1879, als die zweite Gegenwart des Herrn wahrgenommen zu werden anfing und diese und andre Wahrheiten im „Wachtturm“ zu erscheinen begannen, welche Zeitschrift seither das Mittel gewesen ist, denen, die den Herrn lieben, die Wahrheit mitzuteilen. Alle, die Gott über alles lieben, glauben, dass „Der Wachtturm“ damals in der Kraft und durch die Gnade des Herrn begann und bis heute weitergeführt worden ist.

Seite 12, Abs.2 bis Seite 13, „Offenbarung“

Das Radio gehört Jehova. (Psalm 89:11) Er hat es für seinen Zweck ins Dasein gerufen. Satans Vertreter jedoch suchen es gänzlich in ihre Hände zu bekommen, aber Gott wird zu seiner Zeit sowohl in diesem Stück als auch in andren Dingen seine Übermacht offenbaren.

Seite 323, „Tätigkeit in Zion“, „Das ewige Evangelium“, Abs.1

Die Bemühungen für den Bau der ersten Radiostation zur Verbreitung der Wahrheit über Gottes Königreich begannen 1922. Diese Station wurde am 24. Februar 1924 eröffnet und hat seitdem die Königreichsbotschaft regelmäßig ausgesendet Im April 1922 wurde ein Vortrag über das Thema „Millionen jetzt Lebender werden niemals sterben“ vor einer großen Zuhörerschaft in dem Metropolitan – Opernhaus in Philadelphia gehalten, und dieser Vortrag wurde gleichzeitig durch eine Radiostation der Stadt ausgesendet.

Seite 323, „Tätigkeit in Zion“, „Das ewige Evangelium“, Abs.2

Wunderbar und erleuchtend sind die Bücher Richter Rutherfords. Ein jedes nimmt seine Beweise aus Gottes Wort der Wahrheit, der Bibel. Der Verfasser legt die Tatsachen in logischer Form vor, ohne sich schlangenhaft um den Kern der Dinge herum zu winden. Klar und treffend beweist er, was er sagt. Nachstehend die Titel seiner Bücher, alle gut gebunden:...

Kurz und logisch schreibt Richter Rutherford in jeder seiner 64seitigen Broschüren. Jedes dieser Hefte hat einen mehrfarbigen Umschlag; und ihr Inhalt besteht aus einer Fülle zusammengetragenen Beweismaterials für all die dort gemachten Ausführungen.

Entnommen aus: Hinweise auf weitere Literatur, am Schluss des Buches, nach der Seite 353

1948, „Gott bleibt wahrhaftig“.

Jeder so ausgesandte Diener Gottes ist in erster Linie von Jehova Gott ordiniert oder bevollmächtigt... Christus Jesus wurde in gleicher Weise zur Zeit seiner Taufe im Jordan ordiniert... Indes versieht die gesetzlich eingetragene Diener-Körperschaft der Zeugen Jehovas jeden Diener Gottes mit einer Beglaubigung. Darin wird bezeugt, dass der Betreffende zum predigen in gebührender Weise ermächtigt und im Einklang mit den Bestimmungen der Organisation, die sich auf die Bibel stützen, regelrecht ordiniert worden ist.

Kapitel 17: „Wer sind Jehovas Zeugen?“, „Ordination“, Abs.13, Seiten 233/234

1958, „Auch du kannst Harmagedon überleben und in Gottes neue Welt gelangen“.

Gegen Ende seines Vortrages betonte der Redner diese ‚Hoffnung auf ein Überleben mit folgenden Worten: „Wir haben schon gesagt, dass die große Mehrheit der Untertanen des Königs der neuen Welt Menschen sein werden, die dann durch die Auferstehung aus den Toten zum Leben auf Erden wiederhergestellt sind. Warum nur die „große Mehrheit“ und nicht alle? Weil es heute eine große Menge Menschen guten Willens gibt, die die Weltkatastrophe von Harmagedon überleben und in die Welt der neuen Himmel und der neuen Erde eingehen werden, ohne in das Grab zu sinken oder später je zu sterben und das Dasein verlieren zu müssen. Das bedeutet, dass Harmagedon so nahe gekommen ist, dass die jetzt lebende Generation davon betroffen wird.“

Kapitel: „Verkündiger der guten Botschaft“, Abs.7, Seite 11

1960, „Dein Wille geschehe auf Erden“.

In dieser Welt möchte der kommunistische König des Nordens die dominierende Stellung gewinnen. Er behauptet jetzt, er könne ohne einen allgemeinen Krieg die Weltherrschaft an sich bringen, und zwar durch einen ideologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Feldzug.

Wie weit der König des Nordens gekommen sein wird, wenn seine „Zeit des Endes“ da ist, wird allein die Zukunft lehren. Aber die Voraussage zeigt, dass er die Herrschaft über die Schätze von Gold, Silber und all die kostbaren Dinge dieser vergeschäftlichen, materialistischen Welt, das Öl inbegriffen, erlangen wird.

Da die Berichte in Wirklichkeit von Jehova und durch seinen regierenden König, Jesus Christus, ausgehen, ist es, gemäß der Schrift, richtig, zu sagen, dass die Berichte aus dem Norden und dem Osten kommen. Gemäß der Heiligen Schrift befindet sich Jehova, Gott, relativ im Norden.

Zitate aus dem Kapitel 11: „Die bestimmte Zeit des Endes“, Seite 302, Abs.65; Seite 303, Abs.67; Seite 305, Abs.71

1965, „Babylon die Grosse ist gefallen Gottes Königreich herrscht“.

Die biblische Prophetie und die Weltgeschichte beweisen, dass hier der Engel von der Doppeltweltmacht Anglo-Amerika sprach, die als Verbündete im ersten Weltkrieg kämpften.

Kapitel 26: „Das Gericht über die große Hure“, Seite 594, Abs.1

1967, „Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes“.

Gemäß dieser zuverlässigen Bibelchronologie werden 6.000 Jahre, von der Zeit der Erschaffung des Menschen an, mit dem Jahre 1975 enden, und die siebente Periode von eintausend Jahren Menschheitsgeschichte beginnt im Herbst des Jahres 1975 u.Z.

Wie passend es für Jehova Gott sein würde, diese kommende siebente Periode von tausend Jahren zu einer Sabbatperiode der Ruhe und Befreiung zu machen, zu einem großen Jubeljahrsabbat, um Freiheit auf der ganzen Erde allen ihren Bewohnern auszurufen. Das würde für die Menschheit äußerst zeitgemäß sein. Es würde auch von Gott aus sehr zeitgemäß sein...

Kapitel 1: „Warum die menschliche Schöpfung noch frei gemacht werden wird“, Seite 30, Abs. 41; Seite 30/31, Abs. 43

1968, „Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß“.

Es gibt noch einige andere Fälle, in denen es sich zwar nicht um wiederholtes Sündigen handelt, die aber dennoch dem Komitee mitgeteilt werden sollten, so zum Beispiel Fälle von unsittlichem Verhalten auf sexuellem Gebiet, in die zwei oder mehr Personen verwickelt sind, es mögen Erwachsene oder Gott hingegebene und getaufte Minderjährige sein...

Diese qualifizierten Brüder haben den Wunsch, diejenigen, die zufolge von Unvollkommenheit gestrauchelt sind, aber aufrichtig bereuen, wieder zu geistiger Gesundheit zu verhelfen...

Eine Sache gilt nur als erwiesen, wenn sie von zwei oder drei Zeugen bestätigt wird.... Das dürfen keine Personen sein, die lediglich wiederholen, was sie von jemand anders gehört haben; sie müssen die Dinge, die sie bezeugen, selbst gesehen haben. Es wird nichts unternommen, wenn nur ein Zeuge da ist...

Kapitel 10: „Die Versammlung rein erhalten“, Seite 175; Abs.4, Seite 176, Abs.1; Seite 177, Abs.2

An dieser Stelle klappe ich die sichtlich eingestaubten Bücher der WTG zu und stelle die von mir hervorgeholten Altbestände der Organisation zurück an ihren Platz. Aus meiner Sicht der Dinge heraus kamen sie, und zwar ohne mein Dazutun, bis dato ausreichend zu Worte - haben weiß Gott genug Verwirrung gestiftet.

Wenn ich meine kleine Zitatensammlung hier nun beende, dann bedeutet das nicht etwa, dass es an weiteren Beispielen mangelt, nein, die besagte Literatur der Organisation der WTG hat sich bis dato stets als ein schier unerschöpflicher Quell erwiesen, in dem sich jene Kuriositäten in nahezu unbegrenzter Anzahl tummeln. Den Vorwurf etwa, dass ich eine Aussagenverfälschung hervorrufe, weil ich die zitierten Satzstellungen je aus dem Zusammenhang reiße, mache ich mir nicht; auch wenn man die Sätze zusammen mit ihrem Umfeld betrachtet, ergeben sie meines Erachtens nach keinen anderen Sinn, als den von mir angedeuteten – nämlich keinen.

Die Organisation der WTG weiß also was für Jehova „passend“ ist, und nicht allein, dass sie das Jahr des lang ersehnten Gerichtsstages benennen möchte, sie kann sogar auf die Jahreszeit - auf den „Herbst“ verweisen! Das „beweist“ ja schließlich die zuverlässige Chronologie der Bibel! Der WTG konnte auch nicht verheimlicht werden, dass Gott sich im „Norden“ aufhält, nein, und ebenso wenig, dass er das „Radio“ sein Eigentum nennt! Die WTG tröstet Millionen von Seelen – sagt ihnen, dass sie „keinesfalls“ sterben brauchen! Ihre ordinierten Diener geben diese wunderbare Hoffnung an die Menschheit weiter, und zwar immer im Einklang mit den „Bestimmungen der Organisation - Wunderbar! Die Tage des althergebrachten Systems der Dinge sind gezählt, jawohl, das zeigt uns nicht zuletzt das Absinken der „Freiheitsstatue“ an! Der Herr zeigt der WTG sogar über die „Sternschnuppen“ wo es lang geht! Die Jungfrauen gehen dem Bräutigam entgegen! Wunderbar erleuchtend ergänzt sich das Puzzle - „logisch klar und treffend“ -, wie es uns die Herren „Russel und Rutherford“ bereits prophezeiten! All das ist frei von jeglichem Zweifel - „zweifellos“ -, wie es die WTG so gerne formuliert!