In dem Werk Einsichten über die heilige Schrift, Band 2 Seite 1274f wird erklärt, was Zeugen Jehovas unter „In der Wahrheit wandeln“ verstehen. Mit den ersten Sätzen wird wahrscheinlich jeder Christ einverstanden sein:
Wer Gottes Gunst erlangen möchte, muß in seiner Wahrheit wandeln und ihm in Wahrheit dienen (Jos 24:14; 1Sa 12:24; Ps 25:4, 5; 26:3-6; 43:3; 86:11; Jes 38:3). Das würde einschließen, Gottes Erfordernissen zu entsprechen und ihm in Treue und Aufrichtigkeit zu dienen.
In den zitierten Versen aus den hebräischen Schriften (=altes Testament) werden Beispiele von Personen gegeben, die sich von Gott leiten lassen wollten. Auch werden einige Beispiele für „Erfordernisse“ genannt: fremde Götter entfernen, Unwahrheit ablehnen, Übeltäter hassen, den bösen Menschen meiden. Die Wachtturm-Gesellschaft weiß diese Liste mit vielen weiteren Punkten zu ergänzen und auch detailiert zu erklären, was jeder von ihnen bedeutet.
Jesus Christus sagte zu einer Samariterin: „Die Stunde [kommt], und sie ist jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater mit Geist und Wahrheit anbeten werden; denn in der Tat, der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist ein GEIST, und die ihn anbeten, müssen ihn mit Geist und Wahrheit anbeten“ (Joh 4:23, 24). Diese Anbetung kann nicht auf Einbildung beruhen, sondern muß mit den Tatsachen übereinstimmen und mit dem, was Gott über sich und seine Vorsätze in seinem Wort geoffenbart hat, im Einklang sein.
Nicht nur den Zeugen Jehovas wird vorgeworfen, falsche Erwartungen bzgl. der Erfüllung biblischer Prophezeiungen gehegt zu haben. Das haben wahrscheinlich auch schon die Christen im ersten Jahrhundert getan, wenn sie fragten: „Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Königreich wieder her?“ (Apostelgeschichte 1:6). Doch sei die Frage erlaubt, wie damit umgegangen wird, also wem die Schuld etwaiger Fehlentscheidungen gegeben wird. Eine weitere Frage wäre, wieso eigentlich Glaubensdinge unbedingt mit der Wissenschaft in Einklang gebracht werden müssen. Oftmals wird nämlich recht selektiv zitiert oder gar nur mit Mutmaßungen argumentiert. Kann da berechtigterweise behauptet werden, es würde „mit den Tatsachen übereinstimmen“?
Das Christentum ist der „Weg der Wahrheit“ (2Pe 2:2), und diejenigen, die anderen helfen, die Interessen des Christentums zu fördern, werden zu „Mitarbeitern in der Wahrheit“ (3Jo 8). Die Gesamtheit der christlichen Lehren, die später ein Teil des geschriebenen Wortes Gottes wurden, bildet die „Wahrheit“ oder die „Wahrheit der guten Botschaft“. Für die Rettung einer Person ist es unbedingt erforderlich, daß sie an dieser Wahrheit festhält oder in ihr ‘wandelt’ (Rö 2:8; 2Ko 4:2; Eph 1:13; 1Ti 2:4; 2Ti 4:4; Tit 1:1, 14; Heb 10:26; 2Jo 1-4; 3Jo 3, 4).
Paulus schrieb: „Aber selbst wenn wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als gute Botschaft verkündigen sollte außer dem, was wir euch als gute Botschaft verkündigt haben, er sei verflucht.“. Zeugen Jehovas verkünden, 1914 sei das Königreich Gottes aufgerichtet. Doch auf welchem Fundament steht diese Behauptung? Ihre Rechnung beruht im wesentlichen auf der Annahme, Jerusalem sei 607 v.Chr. zerstört worden, wobei sie der anerkannten Wissenschaft widersprechen. Kann daher nicht von einer anderen „guten Botschaft“ gesprochen werden
„Für die Rettung einer Person ist es...“ - bis auf wenige Sonderfälle - erforderlich, ein Zeuge Jehovas zu sein (Der Wachtturm vom 1. März 2007, Seite 31).
Im Falle derer, die einen rechten Wandel führen, legt die Wahrheit — die Übereinstimmung ihrer Lebensweise mit Gottes Wort und die tatsächlichen Ergebnisse ihres Wandels — darüber Zeugnis ab, daß sie nachahmenswerte Beispiele sind (3Jo 11, 12). Wer hingegen von den Grundlehren des Christentums abweicht, indem er entweder einen unanständigen Lebenswandel führt oder für eine falsche Lehre eintritt, ‘wandelt’ nicht länger in der Wahrheit.
Welches Zeugnis legt die Führung der Zeugen Jehovas ab? Ist es nicht vielmehr so, daß „Wasser gepredigt, aber Wein getrunken“ wird? Z.b. ist Nähe zu „Babylon“ beim normalen Zeugen Jehovas „falsch“, gilt anscheinend aber nicht unbedingt für die Leitung. Diese Liste ließe sich weiter ergänzen um die Themen NGO, Reisen der „Leitenden Körperschaft“ oder auch die Darstellung der eigenen Rolle unter dem Nationalsozialismus. Interessant auch, wie der Begriff „falsche Lehre“ für jeweils andere Glaubensgemeinschaften angewandt wird, bei eigenen Lehränderungen jedoch beschönigend von „neuem Licht“ die Rede ist - selbst wenn es manchmal eine Rückkehr zu früheren Aussagen ist.
So verhielt es sich mit denen, die behaupteten, die Beschneidung sei zur Errettung nötig. Ihre Lehre widersprach der christlichen Wahrheit, und wer diese Lehre annahm, hörte auf, der Wahrheit zu gehorchen oder darin zu wandeln (Gal 2:3-5; 5:2-7). Desgleichen wurde der Apostel Petrus, als er einen Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden machte und somit verkehrt handelte, vom Apostel Paulus dafür zurechtgewiesen, daß er nicht in Übereinstimmung mit der „Wahrheit der guten Botschaft“ ‘wandelte’ (Gal 2:14).
Was genau „in Übereinstimmung mit der `Wahrheit der guten Botschaft´“ ist, sprengt natürlich den Rahmen eines kurzen Kommentars. Doch ist jeder Christ eingeladen - ja gewissermaßen seinem Herrn verpflichtet - seinen Glauben zu prüfen und die Gemeinschaft, der er sich angeschlossen hat, im Einklang mit den Ergebnissen und dem aufgestellten Anspruch zu messen:
Hört auf zu richten, damit ihr nicht gerichtet werdet; denn mit dem Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird man euch messen. (Matthäus 7:1,2)