„Was haben Missionare und Heuschrecken gemeinsam?“ Als ich diese Überschrift in der Ausgabe Der Wachtturm vom 15. August 2008 auf der Seite 30 las, habe ich mich doch etwas gewundert. Es handelt sich hier um einen Bericht über die Abschlussfeier der Absolventen der 124. Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead.

Nicht etwa über die Beschreibung der Zeremonie habe ich mich gewundert, nicht über die begleitenden Worte, die anlässlich einer solchen Formalität in aller Regel gesprochen werden, und eben auch dort gesprochen wurden, nein, ich war überrascht darüber, mit welcher Dreistigkeit man dort wieder einmal Behauptungen nährte, dich sich erwiesenermaßen längst schon als Irrtümer erwiesen haben.

Klar, etwas zwischen den Zeilen muss man schon lesen, wenn man das hier Angesprochene wahrnehmbar aufspüren will, etwas dichter ran kommen muss der Leser auch in diesem Falle. Wir kennen das, wenn es sich um die so genannte „geistige Speise“ handelt, die der Sklave unentwegt als Grundwahrheit verteilt, hier wird gerne mal kaschiert, weil es anders bedauerlicherweise nicht passt. Zur Sache. Gleich im zweiten Absatz heißt es, ich zitiere es:

Stephen Lett, der zur leitenden Körperschaft gehört, hielt als Programmvorsitzender gleich den ersten Vortrag „Eifrig voran mit Jehovas ‚Heuschrecken'“. In Offenbarung 9:1-4 wird die kleine Schar gesalbter Christen, die 1919 erneut für Jehova aktiv wurde, mit einem Heuschreckenschwarm verglichen, der plötzlich in Aktion trat. Bruder Lett machte den Studenten noch einmal bewusst, dass sie als „andere Schafe“ sich diesem „Heuschreckenschwarm“ angeschlossen haben und gemeinsam mit ihm ausziehen (Joh. 10:16).

Dieses Mitglied der leitenden Körperschaft, unbestritten ein oberster Repräsentant der WTG, bringt also flink fromm und frei, unumwunden wie geradlinig, auch diesen Teil der prophetischen Offenbarungsbotschaft mit seiner Organisation, beziehungsweise mit den dort missionierenden Menschen in Verbindung! Darüber habe ich mich sehr gewundert. Nicht etwa der abstruse Versuch seitens des Sklaven aus Brooklyn, den Inhalt biblischer Prophetie mit der unmittelbaren Gegenwart zu verknüpfen machte mich stutzig, das trifft es nicht; das und nur das übt ja jene Führungsebene ununterbrochen und mit stets den gleichen Misserfolgen, nein, die Unverfrorenheit war es, die absolute Impertinenz, mit der jener Sklave ausstaffiert sein muss, um überhaupt noch das Thema „Heuschrecken der Offenbarung“ ansprechen zu können!

Wieweit muss sich ein Mensch von der Realität entfernt haben, bis es ihm seine Phantasie vorgaukelt, dass er (weiterhin) eine solche Brücke erstellen kann? Es kann doch dem Sklaven nicht verborgen geblieben sein, dass sich auch seine diesbezüglichen Auslegungen als spekulative Irrtümlichkeiten erwiesen haben und zwar Hand in Hand und in ihrer Gesamtheit geschlossen. Das sollte sich doch inzwischen herumgesprochen haben, bis hin zu dem Bruder Lett.

Vielleicht schreitet jenes Mitglied der Brooklyner leitenden Körperschaft einmal mehr in die Bibliothek des Hauses, und setzt sich dort dann, mit der Ausgabe Der Wachtturm vom 15. Dezember des Jahres 1988 in der Hand, in eine ruhige Ecke. Möglichst ungestört sollte er dann den Artikel der da lautet „Botschaften von Engeln für unsere Tage“,  Trompetenstöße: Gottes Urteilssprüche“ Absatz 12 lesend zur Kenntnis nehmen, um dort dann eine Stellungnahme aus dem Kreise seiner Vorgänger zu erfahren:

Der fünfte Engel bläst seine Trompete. Schau! Ein „Stern“, der Herr Jesus Christus, öffnet den rauchenden Schlund des Abgrunds, und ein Schwarm von Heuschrecken steigt daraus empor. Dies stellt auf eindrucksvolle Weise dar, wie Jesus im Jahre 1919 Gottes gesalbte Zeugen aus der Untätigkeit befreit hat. Mit göttlicher Befugnis verwüsten sie die Weiden der Geistlichkeit, indem sie deren Irrlehren und Heuchelei „fünf Monate“ lang, die normale Lebensdauer einer Heuschrecke, aufdecken. Das ist eine Bestätigung dafür, daß die neuzeitliche „Heuschrecken“generation „auf keinen Fall vergehen wird“, bis Jehova und Christus die Nationen vollständig gerichtet haben werden. Der Heuschreckenschwarm hat bei den Menschen bereits Milliarden von biblischen Veröffentlichungen mit feurigen Gerichtsbotschaften zurückgelassen, die wie Skorpionschwänze stechen. Johannes sagt: „Das eine Wehe ist vorbei. Siehe! Zwei weitere Wehe kommen nach diesen Dingen“

Ganz abgesehen von der Tatsache, dass sich bereits in diesem kleinen Abschnitt gleich mehrere unüberwindlich in sich und miteinander verknotete Fehlinterpretationen tummeln, ganz abgesehen davon sollte sich Bruder Lett doch zumindest die Stelle selber laut und deutlich vorlesen, die im obigen Absatz bereits vorsorglich gekennzeichnet ist! Zumindest könnte es dem besseren Verständnis dienlich sein. Oder?

Wie wir alle mittlerweile bemerkt haben, ist die dort angezeigte „neuzeitliche Heuschrecken-Generation“ bereits vergangen. Eindeutig ist das der Fall! Wer wolle das ernsthaft in Abrede stellen. Hier reichen zur Beweisführung die Finger einer Hand und der Intellekt eines Kindes im Vorschulalter. Ergo sollte die WTG mit: „Das ist eine Bestätigung dafür, dass die neuzeitliche Heuschreckengeneration auf keinen Fall vergehen wird!“ besser nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten. Aber was soll’s, irgend ein Kamel frisst hier nun leider genau das Gras ab, das dichtwüchsig über eine Tatsachenbehauptung gewachsen ist, die sich ebenfalls als ein Trugschluss erwiesen hat.

Last but not least: Würde ich nun dem Bruder Lett gegenübersitzen, in Brooklyn, in einer ruhigen Leseecke der Bibliothek der WTG, dann würde er, wie ich vermute, nun über seine randlose Lesebrille hinweg in meine Richtung schauen, und sanftmütig, wie nun einmal die Zeugen der WTG sind, darauf hinweisen, dass er und seine Mitsklaven, auch bezüglich dieser Prophezeiung, bereits ein neues „Licht“ erfahren haben. „Klar“, würde ich ihm dann antworten, „klar, das ist mir wohl bekannt“, würde ich dem Manne entgegnen, „aber es zeugt weder von hoher Intelligenz noch von hinlänglich Anstand, wenn man die treue Fangemeinde, hier die Bruderschaft schafähnlicher Menschen, immer und immer wieder auf ein weiteres, entscheidendes Eigentor hinweist, das der favorisierte Sklaven-Verein vor Jahren tatsächlich und ganz unzweideutig geschossen hat!“

Zurück zu Abschlussfeier der Absolventen der 124. Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead. Was gab das Mitglied der leitenden Körperschaft, Bruder Stephen Lett, den Missionaren mit auf den Weg? Der Wachtturm-Artikel verrät es uns im letzten Satz des letzten Absatzes:

Er riet den Missionaren dringend, es den Heuschrecken gleichzutun, sich also voller Elan unbeirrt für Jehova einzusetzen und immer eifrig, loyal und gehorsam zu bleiben.

Nun ja, wenn sich jene Missionare dann den frisch erteilten Rat von Bruder Lett tatsächlich auf die Fahne schreiben, wovon auszugehen ist, und dabei den etwas älteren Hinweis des Sklaven aus dem Jahre 1988 nicht vergessen

Mit göttlicher Befugnis verwüsten sie die Weiden der Geistlichkeit, indem sie deren Irrlehren und Heuchelei... aufdecken.

ja dann werden eingedenk dieser Tatsache auch diese Menschen irgendwann einmal erkennen müssen, dass auch sie keine Weiden der Geistlichkeit verwüstet haben. Dessen ungeachtet können sie bezüglich Irrlehren und Heuchelei innerhalb ihrer eigenen Führungsebene deutlich erfolgreicher sein.