Früher, als die Literatur der Wachtturm-Gesellschaft noch gutes Geld kostete, fehlte es nicht an Hinweisen, daß jeder Zeuge Jehovas eine komplette Bibliothek zu Hause haben sollte. Doch das Blatt hat sich gewendet.

Heute gehen auch die kostspieligeren Bücher nicht mehr gegen Bares über den Counter, sondern werden "kostenlos abgegeben". Doch die WTG wäre nicht das, was sie ist, wenn sie nicht sofort ein Kontrollsystem einrichten würde, der dafür sorgt, daß ja nicht zu viel "kostenlos" vertrieben wird.

Weil die WTG sich und Ihre Brüder kennt, hat sie ein System von Spitzeln aufgebaut. Früher als die Literatur bezahlt wurde konnte man nicht genug bestellen. Aufforderungen wie: „Sieh Zuhause mal nach, ob dir das ein oder andere Buch in deiner Bibliothek noch fehlt!", waren nicht selten. Es hieß auch immer: „Jedes Familienmitglied sollte seine eigenen Bücher und Zeitschriften haben."

Es wäre vorteilhaft, wenn sie (die Kinder) in den Zusammenkünften ihre eigene Bibel, ihr eigenes Liederbuch und ihre eigenen Studienhilfsmittel haben.

Unser Königreichsdienst vom Juli 1989, S.1

Das ist zwar erst ein paar Jahre her, aber so ändern sich eben die Zeiten. Ein paar Jahre später erschien folgendes Zitat:

Wenn jede Familie, die der Schule (Predigtdienstschule) bewohnt, ein Exemplar des Verkündiger-Buches mitbringt, können die Familienmitglieder der Unterrichtsrede besser folgen und aus den Zeichnungen und Fotos in dem Buch Nutzen ziehen.

Unser Königreichsdienst vom Dezember 1994, S.7

Man stelle sich ein vier- oder fünfköpfige Familie vor, die nebeneinander im Königreichssaal sitzen und in ein Buch schauen. Da man das Buch Zuhause sowieso nicht in die Hand nimmt, reicht eins komplett. Der Unterschied vom Königreichsdienst 7/89 zum Königreichsdienst 12/94, ist der, daß bis September 1991 sämtliche Literatur bezahlt wurde. 1994 war man auf freiwillige Spenden angewiesen, die scheinbar nicht so üppig flossen.

Um sicher zu gehen, daß niemand unbezahlte Literatur mitnimmt, hat die WTG 1998 den Leitfaden zur Bestellung von Wachtturm-Veröffentlichungen herausgegeben. Davon gibt es in jeder Versammlung nur 2 Exemplare. Eins hat der Literaturdiener, das andere müssen sich der Dienstaufseher, der Sekretär und der Vorsitzführende Aufseher teilen. In diesem Leitfaden kann man folgendes lesen:

Sie (Dienstaufseher, Sekretär und Literaturdiener) sind verpflichtet darauf zu achten, daß die Bestellungen von teuren Artikeln auch den Bedürfnissen derer entsprechen, die sie bestellen, und daß die Interessen der Gesellschaft in verantwortungsbewußter Weise gewahrt werden. Dabei sollten genaue Aufzeichnungen geführt werden...

Jeder, der mit der Literatur zu tun hat, sollte alles tun, damit sie nicht verschwendet wird. Jedes Glied der Versammlung sollte bei der Menge der Literatur, die für den eigenen Gebrauch oder den der Familie bestellt wird, Vorsicht walten lassen. Einzelnen muß möglicherweise geholfen werden, dies zu verstehen, und befähigte Brüder sollten sich frei fühlen, ihnen zu helfen.

Alle Bestellungen sorgfältig prüfen

Weiß der Verkündiger was er bestellt? Achtet auf ungewöhnliche Bestellmengen von Literatur. Achtet unbedingt darauf, daß ein Verkündiger denselben Artikel nicht schon einmal bestellt hat.

Über Bestellte Artikel genau Buch führen

Der Literaturdiener sollte sorgfältige Aufzeichnungen darüber führen, wer bestimmte Artikel bestellt hat, wieviel und wann...

Da man dem Literaturdiener allein nicht trauen kann ist eine Kontrolle durch den Sekretär vorgesehen...

Der Sekretär wird das gesamte Formular (die Bestellung des Literaturdieners) sorgfältig prüfen und besonders auf die Zahl der Artikel auf besonderen Wunsch achten...

Prüfe zusammen mit dem Literaturdiener nach, ob die bestellten Artikel den tatsächlichen Bedürfnissen der Versammlung entsprechen.

Da die WTG auch dem Sekretär nicht vertraut handelt sie wie folgt:

Wenn eine Versammlung außergewöhnlich viele Artikel auf besonderen Wunsch bestellt, werden wir die Bestellung reduzieren.

Der Leitfaden zur Bestellung von Wachtturm-Veröffentlichungen ist etwas Neues. Früher waren die Anweisungen für  Literaturdiener und Älteste in die Liste der Wachtturm-Veröffentlichungen integriert. Da es sich nicht immer vermeiden ließ, daß auch „normale" Verkündiger diese Liste in die Hand bekamen, und weil man Verschiedenes jetzt schärfer formulieren wollte, hat man diese Anweisungen herausgenommen und gesondert publiziert.

Es fördert ja nicht gerade das Vertrauen, wenn man weiß, daß jede Bestellung erst einmal in Frage gezogen wird, ob man sie überhaupt braucht bzw. ob sie einem zusteht.

Außerdem wird Buch geführt, wer bestellt, wieviel und wann. Es wird nicht gesagt wie lange die Daten gespeichert werden sollen.

Ist dieses 3-fache Kontrollsystem eine Anwendung des Bibeltextes aus Prediger 4:12 „...und eine dreifache Schnur kann nicht so schnell entzweigerissen werden."?