„Was nicht geht, das wird geschoben!“ - so lautet eine alte Redewendung, und diese Weisheit, hier aus des Volkes Munde, findet tatsächlich auf breiter Ebene eine Bestätigung.

Mit einem Blick auf die Bemühungen der Organisation der Wachtturm Bibel- und Traktat- Gesellschaft, Gelder für „Das Werk“ zu sammeln, wird uns das besagte geflügelte Wort einmal mehr wieder in Erinnerung gerufen. „Was nicht geht, das wird geschoben!“ - nach diesem, hier allerdings eher versteckten Motto, so kann man sagen, erinnert die WTG in regelmäßigen Abständen an die Tatsache, dass die „Organisation“, für ihr weltweites Wirken, anhaltend Kapital benötigt.

Nun kann das ja durchaus sein, jegliches Räderwerk will geschmiert werden, das ist nichts Neues. Barschaft ist und bleibt eben nicht selten der Nährboden einer jeden Ideenumsetzung. Sehr auffallend ist aber, dass gerade diese Religionsgemeinschaft, die ununterbrochen darauf hinweist, dass der Materialismus eine der wirksamsten „Fallen Satans“ ist, ganz offensichtlich von einem unübersehbaren Drang zum Besitztum geprägt ist.

Zu diesem Schluss gelangt der aufmerksame Leser der seitens der WTG herausgegebenen Literatur ganz zwangsweise, wie ich meine, und dazu muss er nicht einmal zwischen den Zeilen forschen. Nein, die nachdrücklichen Appelle, die unüberhörbaren Aufforderungen zur „Spende“, sind an Eindeutigkeit - ich vermeide hier Dreistigkeit zu schreiben – kaum noch zu überbieten.

Klar, bezüglich der Erforderlichkeit Spendenaufrufe zu realisieren, kann man geteilter Meinung sein; und dennoch sehe ich, dass an dieser Stelle, und gerade an dieser Stelle, die Pietät gefordert ist. Der besagte Respekt - die taktvolle Behutsamkeit, muss hier allerdings einer Aufdringlichkeit Platz machen, die doch bemerkenswert ist.

Einige Zitate aus der Zeitschrift „Der Wachtturm“, das bekannte Aushängeschild der Zeugen Jehovas, und hier Auszüge aus den Ausgaben der Jahre von 1987 bis 1999, können vielleicht verdeutlichen, wovon ich spreche.

Aus freiem Entschluß gegebene Geldspenden können direkt an das Zweigbüro der Gesellschaft in dem Land, in dem der Spender wohnt, gesandt werden. Auch Eigentum, wie zum Beispiel Grundstücke, Schmuck oder andere Wertgegenstände, kann gespendet werden. Bei Spenden sollte immer ein kurzer Brief gesandt werden, in dem erklärt wird, daß es sich um eine Spende ohne Vorbehalt handelt.

Geld kann der Gesellschaft unter dem Vorbehalt zur Verfügung gestellt werden, daß es im Fall des persönlichen Bedarfs dem Spender zu Lebzeiten zurückgezahlt wird. Dadurch werden Kosten und die mit der Anerkennung der Gültigkeit von Testamenten verbundene Unsicherheit vermieden, und es wird sichergestellt, daß das Geld im Todesfall tatsächlich bei der Gesellschaft verbleibt.

Die Gesellschaft kann als Begünstigter einer Lebensversicherung eingesetzt werden. In jedem Fall sollte die Gesellschaft davon unterrichtet werden.

Eigentum oder Geld kann der Gesellschaft durch ein rechtsgültig ausgefertigtes Testament vererbt werden. Eine Kopie des Testaments sollte an die Gesellschaft gesandt werden. Weitere Informationen und Rat in dieser Angelegenheit kann man erhalten, wenn man an das jeweilige Zweigbüro der Gesellschaft schreibt. Die Gesellschaft hat für solche Zahlungen auch vorgedruckte Überweisungsformulare für ihr Postgirokonto, die auf Anforderung zugesandt werden.

Der Wachtturm 1. Dezember 1987, „Sind deine Gaben ein Opfer?“

Mit dieser genannten Botschaft aus dem Jahre 1987, hat sich die amerikanische Führungsebene auch in den folgenden Jahren - zwar jeweils unter einer anderen Überschrift aber mit beharrlich homogenem Wortlaut - an ihre Anhängerschaft gerichtet. Jene Appelle sind unter „Wie einige für das Königreichswerk spenden“ von den Stichworten „Schenkungen“, „Bedingte Schenkungen“, „Versicherungen“ und „Testamente“ umrahmt:

1988 „Wie werden wir es Jehova vergelten?“

1989 „Die Echtheit der Liebe prüfen“

1990 „Wie Jehova seinem Werk Gedeihen schenkt“

1991 „Wie können wir Jehovas Wohltaten vergelten?“

Ab dem Jahre 1991 wurde dann die gewohnte Standardformulierung mit der Unterüberschrift „Spenden für das Königreichswerk“ und darunter mit folgender Aufforderung ergänzend abgerundet:

Viele legen Geld beiseite oder planen eine bestimmte Summe ein, die sie in die Spendenkästen mit der Aufschrift „Freiwillige Spenden an die Gesellschaft zur Förderung des Königreichswerks“ einwerfen. Die Versammlungen übersenden diese Spenden monatlich an die Gesellschaft.

1991 „Wie können wir Jehovas Wohltaten vergelten?“

1992 „Wir hausieren nicht mit dem Wort Gottes“

1993 „Der Geber ‚jeder guten Gabe’“

1994 „Wie einige für das Königreichswerk spenden“

1995 „Woher kommt das Geld?“

1996 „Warum Jehova etwas geben?“

1997 „Ehre Jehova mit deinen wertvollen Dingen“

1998 „Gott liebt einen fröhlichen Geber“

1999 „Wenn Freigebigkeit überströmt“

Die Tatsache, dass ich hier die Jahre 1987 bis 1999 einblende, zeugt nicht etwa davon, dass die „Motivierung zur Spendenbereitschaft“ sich auf diesen Zeitraum begrenzt. Nein, die diesbezüglichen Einsätze der Wachtturm Bibel- und Traktat- Gesellschaft gab es bereits vorher, und sie sind bis dato aktuell; und durchgehend dreht es sich um Grundeigentum und Wertpapiere, um Lebensversicherungen und Sparkonten, um Schmuck und um andere Wertgegenstände – eben immer um Geld!

Ja, „Gott liebt einen fröhlichen Geber!“ und daran wird gerne so um die Jahreswende erinnert. Dann (mit dem Weihnachtsgeld in den Händen?) können wir unsere „Echtheit der Liebe“ prüfen, können unsere „Freigebigkeit überströmen lassen“. Wie können wir sonst noch so unkompliziert Jehova mit unseren „wertvollen Dingen“ Ehre erweisen.

...Grundstücke, Schmuck oder andere Wertgegenstände...

...Spende ohne Vorbehalt...

...es wird sichergestellt, dass das Geld im Todesfall tatsächlich bei der Gesellschaft verbleibt...

Die Gesellschaft hat für solche Zahlungen auch vorgedruckte Überweisungsformulare für ihr Postgirokonto, die auf Anforderung zugesandt werden...