So, liebe Infolinker,

da meine Liebste heute Abend ausgeflogen ist, hatte ich etwas Langeweile. Also habe ich einen lehrreichen Artikel geschrieben, der euch sicher helfen wird, die richtige Einstellung zum Garderobendienst zu finden.

Worüber ich beim Schreiben nachdenken mußte: Ist es nicht erschreckend, welch absoluten Quatsch man mit Wachtturm-Argumenten biblisch begründen kann? Warum ist mir das bloß nicht viel früher klar geworden?

Junge Leute fragen sich: „Ist der Garderobendienst für einen Christen das Richtige?“

„Ich ärgere mich sehr und fühle mich gar nicht wohl in meiner Haut, wenn ich auf dem Kongress nicht am Garderobendienst teilnehmen kann“. (Klothilde*)

Der Garderobendienst erfreut sich auf vielen Kongressen zunehmender Beliebtheit. Er kann ein schöner Zeitvertreib sein, um die Kongresspausen zu überbrücken, bis das erbauende Programm weitergeht. Verwandte und Glaubensbrüder sehen einen und umgekehrt. Es bereitet vielen jungen Brüdern Freude, ihren Glaubensbrüdern die Mäntel abzunehmen, um sie auf einen Haken zu hängen.

Vielleicht hast du auch schon einmal Garderobendienst gemacht oder hast vor, diesen Dienst auf dem nächsten Kongress auszuführen. Wenn ja, dann solltest du an folgendes Sprichwort denken: „Jedes Ding hat zwei Seiten.“ Klar, der Garderobendienst kann Spaß machen. Aber es lohnt sich, auch an die Kehrseite der Medaille zu denken. Bevor du dich für diesen Dienst entscheidest, solltest du über die Nachteile Bescheid wissen.

Warum so reizvoll?

Warum finden wir den Garderobendienst so interessant? Ganz klar, Menschen tragen Kleidung. Anders ausgedrückt, Menschen interessieren sich für die Kleidung anderer Menschen. Es ist ganz natürlich, dass du den Wunsch verspürst, auf Kongressen möglichst viele Jacken und Mäntel zu sehen.

Ist das schlimm? Nicht unbedingt. Ziemlich oft erfährt man gerade beim Durchstöbern eines Mantels, wer heiratet, wer gerade ein Baby bekommen hat oder wer krank ist, also durchaus nützliche Informationen.

Die Schattenseite

Wenn du auf dem Kongress den Garderobendienst ausführst, musst du früher zum Kongressgelände kommen, als die anderen Delegierten. Das hat zur Folge, dass du morgens zu einer Zeit unterwegs bist, zu der erst wenige Menschen auf der Straße sind. Damit verpasst du die Gelegenheit, dass möglichst viele Menschen auf dem Weg zur Kongress-Stätte deine Plakette sehen können. Wie viel wunderbares Zeugnis könntest du auf deinem Weg zu Kongress geben, wenn du nur eine Stunde später losfahren würdest?

Die Kongresspause ist lang genug, um nach einer kleinen Erfrischung in der Umgebung der Kongress-Stätte Zeugnis zu geben. Kannst du Jehova genauso wirkungsvoll preisen, wenn du Jacken aufhängst?

Agathe* berichtet:

„Früher, als ich auf dem Kongress noch den Garderobendienst ausführte, kam ich oft erst einige Minuten nach Beginn des Kongressprogramms zu meinem Platz, da einige Brüder aus mangelnder Wertschätzung zu spät zum Kongress kamen. Aber auch ihre Jacken mussten ja aufgehängt werden. Oft habe ich so die segensreiche Betrachtung des Tagestextes verpasst. Heute mache ich keinen Garderobendienst mehr und kann viel besseren Nutzen aus dem Kongressprogramm ziehen. Mein Verhältnis zu Jehova ist dadurch viel tiefer geworden.

Der Standpunkt der Bibel

Finden sich in der Bibel irgendwelche Hinweise darauf, dass der Garderobendienst Gott wohlgefällig ist? Die Bibel berichtet nicht darüber, dass Menschen, die Jehova dienten jemals so etwas wie den Garderobendienst durchgeführt hätten. Sie berichtet aber von dem Garderobendienst eines Heiden und fanatischen Gegners der ersten Christen. Im Zusammenhang mit seinem Garderobendienst wurden grausame Handlungen begangen. Beachte den Bericht aus Apostelgeschichte 7:57 – 8:1a:

Darauf schrien sie mit lauter Stimme und hielten sich mit den Händen die Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn los. Und nachdem sie ihn aus der Stadt hinausgetrieben hatten, begannen sie ihn mit Steinen zu bewerfen. Und die Zeugen legten ihre äußeren Kleider zu den Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus genannt wurde. Und sie fuhren fort, Stẹphanus zu steinigen, während er flehte und sprach: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf.“ Darauf beugte er seine Knie und rief mit lauter Stimme: „Jehova, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!“ Und nachdem er dies gesagt hatte, entschlief er [im Tod]. Saulus seinerseits stimmte seiner Ermordung zu.

Wahre Christen sind heute zwar nicht übermäßig in Sorge, was den Ursprung eines jeden Dienstes oder seine mögliche Beziehung zur Verfolgung der ersten Christen betrifft. Allerdings möchten sie deutliche Hinweise nicht außer Acht lassen, die in Gottes Wort enthalten sind. Dazu zählt der Umstand, dass der einzige im Bibelbericht erwähnte Garderobendienst von einem Feind der Christenversammlung ausgeführt wurde und mit Grausamkeiten in Verbindung stand. In der Heiligen Schrift wird also der Garderobendienst eindeutig in ein negatives Licht gerückt — ein Umstand, den aufrichtige Christen nicht unberücksichtigt lassen.

Grundsätzlich ist es eine Privatangelegenheit, ob Christen Jacken oder Mäntel tragen möchten. Es gibt jedoch gute Gründe, warum reife Christen keinen Garderobendienst durchführen.

*Einige Namen wurden von der Redaktion geändert