Seit einigen Wochen kursiert in Zeugen-Jehovas-Kreisen weltweit ein Rundschreiben, das aus dem Kreise reformwilliger Zeugen Jehovas stammt, die schonungslos auf die Missstände im Inneren der Organisation hinweisen.

Die Verfasser nennen Ross und Reiter und fordern offen dazu auf, sich von einer anscheinend bis ins Mark korrupt gewordenen Organisation zu distanzieren. Übereinstimmende Erfahrungen von Zeugen Jehovas aus vielen Teilen der Welt und heftige Diskussionen in Internet-Newsgroups belegen, dass die von vielen erlebte Realität mit der hier geschilderten Situation übereinstimmt.


"Information für alle Zeugen Jehovas

Durch diesen S.O.S-Brief soll jedermann, Freunde und Angehörige, die gleichfalls Zeugen Jehovas sind, sowie die Medien, wissen, daß einige der besten Glieder der leitenden Körperschaft wirkliche Reformen herbeiwünschen, aber behindert werden durch Reformgegner und mächtige, heimlichtuerische "Pinehase", die sich widersetzen, weil sie fürchten, daß ihre Taten ans Licht kommen. Das ist zum Teil der Grund für diesen Brief.

Reformgegner können so sehen, daß die Dinge sowieso ans Licht kommen. So sollten sie lieber auf den fahrenden Zug aufspringen. Der Artikel Hüte dich vor falschen Lehrern (September 1997) und Rundschreiben haben von Fällen fortwährenden sexuellen Mißbrauchs wie beispielweise durch den britischen Dienstamtgehilfen Dennis Atwell Kenntnis genommen. Jerry Bergmans Bericht Warum Jehovas Zeugen die Gemeinschaft verlassen zeigt, daßauf Betreiben der Weltzentrale im Jahre 1980 E. Chitty, Glied der leitenden Körperschaft, erst dann sein Amt zur Verfügung stellte, als eine homosexuelle Affäre mit einem neunzehnjährigen Bethelmitarbeiter, der vor Scham in den Tod sprang, in weitem Umkreis bekannt wurde. Traurigerweise sind auch andere Mitglieder der leitenden Körperschaft und Kreisaufseher (KA) als Homosexuelle entfernt worden.

In Artikeln von verbissenen Antireformern wurde versucht, dies abzustreiten, doch die Bücher des Ex-Angehörigen der leitenden Körperschaft, Raymond Franz, haben beiläufig berichtet, daß in der Weltzentrale Bandaufnahmen und Nachspionieren, audiovisuelle Aufzeichnungen über Ex-Zeugen und das Führen umfangreicher Unterlagen über Zeugen und Exzeugen an der Tagesordnung sind; und der frühere Bezirks- oder Zonenaufseher W. Schnell hat schon vor langem die Überwachung direkt von Person zu Person und Akten darüber dokumentiert. Es gibt so viele Spione im Bethel, daß sie schon Betheljacks genannt werden. Mit der heutigen Technik kann jemand auf Distanz über die Telefonleitung hören, was im Schlafzimmer eines weiter weg stehenden Hauses gesagt wird, selbst wenn der Hörer aufgelegt ist, und Brüder und Schwestern haben sich beklagt, die Pinehase und ihre Gesinnungsgenossen hätten ihnen schon am nächsten Tag Dinge aus ihrem Privatleben gesagt. Höchst unweise, aber einige der in Manipulationen geübten Pinehase haben vielleicht sogar vorgegeben, Außenstehende zu sein, und Dinge getan, die anderenfalls reformwillige Älteste in Aufregung versetzten, um sie verzweifelt in der Herde der Reformgegner zu halten.

Wenn man Bergmans 1997 erschienenes Buch Theokratische Kriegsführung (TK) liest, erkennt man, daß alle KA und die meisten Ältesten TK-Taktiken angewandt haben --gegenüber Mitgliedern, von denen 78% nicht wissen, daß dies Falschdarstellung und Irreführung ist, um Mitglieder und Nichtmitglieder zu "disziplinieren" -- darunter alle, die im Verdacht stehen, Abweichler zu sein, oder die als solche beschrieben werden. (Siehe Einsichten über die Heilige Schrift, Band II, Seite 236, rechte Spalte). Der Ex-KA Nelson bezeichnete TK als Teil seines Lebens. Das Disziplinieren schließt auch "Gestikulieren" ein (mit der Hand/ dem Finger berühren/stoßen: Ps.144:1, 44:5, 140:11; Jes.25:10-11; Pr.19:25), wodurch Älteste mit Hintergedanken schon Fummeleien maskiert haben.

Eine eidesstattliche Erklärung in Bonham [Texas] im Jahre 1986 räumte ein, daß die Gesellschaft hierarchisch organisiert und strukturiert ist, was unsere leitende Körperschaft vor dem Gesetz ebenso schuldig an Mißbrauchsfällen auf Versammlungsebene werden läßt, wie es der Katholizismus im Falle seiner Priester ist! Auch wenn sie behaupten, sie täten etwas, haben KA regelmäßig die Beschwerden der Geschwister ignoriert, um die "theokratische" Einrichtung hochzuhalten. Viele gute Älteste würden Wahlen auf Versammlungsebene gutheißen, mit denen umstrittene Kampagnen unterbunden würden, oder ein Rotationssystem, nachdem Personen "nach mehreren Jahren" aus ihren Ämtern ausscheiden, damit solche Mißbrauchsfälle nachgeprüft werden können.

Im Jahre 1997 traten aufgebrachte Krankenhausverbindungskomiteemitglieder, die sich selbst Gemeinschaft von Jehovas Zeugen zur Reform der Blutfrage nannten, für eine Rechtsverfolgung der Reformgegner ein, weil in den 1990er Jahren pro Jahr etwa 1.500 Zeugen jährlich [wegen der WTG-Haltung in dieser Frage] starben. Reformgegner wissen, daß das Blutverbot aus 1.Mose 9:4 in Apostelgeschichte 15:20 fortgeführt wird, doch 1.Samuel 14:32-35 zeigt, daß Jehova der gesamten Armee Sauls vergab, die in einem Notfall nicht ausgeblutetes Fleisch aß. Trotz der Argumente der Reformbefürworter in der leitenden Körperschaft hatten die Reformgegner falsch vorhergesagt, daß das Königreich 1975 auf die Erde käme, und gleichfalls 70-80 Jahre nach 1914 eine deutliche Ernüchterung auf das Jahr 1994 folgend verursacht. Allein 1997 wurden 135.623 Personen untätig. Einige Spendenbeiträge haben sich dramatisch verringert, und doch gibt es im Stanley Theater weiterhin einen millionendollarschweren Kronleuchter, im Patterson gibt es Luxusappartements, und die Henschels machten Urlaub auf Malta.

Deutschland verweigerte uns und den Scientologen die Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts, mit der finanzielle Vorteile verbunden sind, weil Reformgegner öffentliche Wohltaten wie die Erziehung und Ausbildung unserer Jugendlichen gefährden und sie davon abschneiden. Reformgegner sagen zwar, eine Ausbildung bis zum Ende der High School sei in Ordnung, aber in den USA ließen sie KA von der Bühne herab eine weiterführende Ausbildung brandmarken. Es gibt viele Mehrkinderfamilien, die durch das Wahrheitsbuch Zeugen Jehovas geworden sind, doch Reformgegner sind gegen materielle Hilfe für diesen Personenkreis wie auch für Ältere eingestellt, obwohl die Bethelmitarbeiter und auch die Reformgegner in der leitenden Körperschaft Gesundheitsfürsorge erhalten.

Immer mehr Personen schließen sich der Dawn Bible Students Association an, die zu 90% das lehrt, was auch wir lehren, die aber TV und Radio für die Suche nach Mitgliedern benutzt. Andere gehen lieber zu den größeren Siebten-Tags-Adventisten oder bilden nicht wachtturmabhängige, unabhängige, aber miteinander zusammenarbeitende Zeugen-Jehovas-Gruppen mit Namen wie Freie Christen, Vereinigung von Jehovas Zeugen, Nazarene Saints usw., die zwar unabhängig bleiben, aber doch zusammenarbeiten, um nicht wie die Pinehase aus der Richtung zu geraten.

Mit vermehrtem Rückgang in Europa und den USA halten einige einfach Bibellesegruppen mit Angehörigen und Freunden ab, um wachsam zu bleiben. Abgesehen von der Konkurrenz aus Bibelforschern und Adventisten suchen andere Gruppen wie auch einige KatholikenNutzen aus den immer größer werdenden Problemen aufgrund der durch die Reformgegner handlungsunfähig gewordenen Führung.

Dieser S.O.S.-Brief [Anm.d.Übersetzers: S.O.S. steht hier für Save Our Society; Rettet die (Wachtturm)-Gesellschaft] ist unbedingt notwendig! Einige von uns sind in starken Versammlungen, aber viele leiden in Versammlungen, die von den "Vorschlägen" (im Grunde genommen Befehlen) reformgegnerisch eingestellter Kreisaufseher heimgesucht werden. Unter deren Früchten sind abnehmender Versammlungsbesuch, obwohl höhere Zahlen angegeben werden, als es der Realität entspricht; Älteste, die gezwungen werden, jemanden schnell auszuschließen, aber ihn nur schwer wieder aufzunehmen; gelegentlich werden Ansprachen oder ganze Zusammenkünfte abgesagt; weniger Hirtentätigkeit, die den Verkündigern persönlich zugute kommt.

Die Gemeinschaft von Jehovas Zeugen für Reformen (Association of Jehovah's Witnesses for Reform) informiert darüber, daß die Reformgegner, ohne im Wachtturm alle Mitglieder darüber zu informieren, ob es stimmt oder nicht, der Europäischen Menschenrechtskommission schriftlich mitteilten, daß wir keine Kinder taufen oder Mitglieder bestrafen, die sich Bluttransfusionen geben lassen (die Gemeinschaft belegt dies auf seinen Internet-Sites durch Links zu den entsprechenden Dokumentationen). Für den Fall, daß die Reformgegner weiter unsere Organisation zerstören, autorisieren wir jeden Leser dieser Ausführungen, unmittelbar am Wiederaufbau mitzuhelfen, indem er dieses einfache und wirkungsvolle Traktat verteilt. Ihr könnt die neue, überdauernde Organisation so nennen und im Telefonbuch aufführen lassen, wie Ihr wollt, aber wir schlagen den schon vorgegebenen Namen vor. Habt das Vertrauen und bleibt im Gebet, daß Jehovas Geist zur rechten Zeit alle zerstreuten Gruppen wieder zusammenführen wird, unabhängig von der Entfernung oder geringeren Unterschieden wie dem Namen, denn wir bleiben in der Liebe, in der Wahrheit und im Geiste vereint:

Wir als Tätige Christen erkennen Christus als unseren alleinigen Führer an (Matth. 23:10) und betonen die Notwendigkeit, hinauszugehen und Jünger zu machen (Matth. 28:19), des Vaters heiligen Namen Jehova -- oder im Hebräischen: JHWH -- zu ehren (Psalm 83:19), Liebe zu zeigen und den Bedürftigen beizustehen (Gal. 5:22, 2:10) sowie persönliche Ansichten und Entscheidungen zuzulassen (Römer 14), die nicht die Grundlehren der Annahme Christi, der Taufe und der Beachtung des Abendmahls berühren. Wir lehren weiterhin, daß die Toten ohne Bewußtsein schlafen, bis sie auferweckt werden (Matth. 9:24, Pred. 9:5); wir lehren die irdische Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten (Apostelgesch. 24:15), die unmittelbare himmlische Auferstehung anderer (Offenb. 7:14, 19), während die Mildgesinnten die Erde ererben (Matth. 5:5, Pr. 1:4); wir ermuntern alle Freunde (Röm. 16:1), in Nachahmung des allertreuesten und verständigsten Sklaven Jehovas, nämlich Christi (Matth. 24:45), zu dienen; alle angesehenen älteren Familienglieder einzuladen, unter uns zu dienen und als unsere geistigen Ältesten anerkannt zu werden; sich von reuelosen Antichristen zurückzuziehen, aber mit wirklich reuevollen Übertretern zu reden und sie wieder willkommen zu heißen (1.Kor. 5:13); keine formellen Richter zu haben, außer daß jemand einen weisen Freund darum bittet, beispielsweise Differenzen in weltlichen geschäftlichen Angelegenheiten zu beurteilen, damit solche Dinge nicht vor weltlichen Gerichten enden (1.Kor. 6:5); Jehovas Königreich auf Erden organisieren helfen -- und zwar als Zusammenschluß (nicht Hierarchie) zusammenarbeitender (im wesentlichen) Hausversammlungen (1.Petr. 2:17). Wir bitten Euch, in Zustimmung zu dem oben Gesagten 2-12 Freunde oder Angehörige einzuladen und sich in einer Wohnung zu treffen, um die Bibel zu lesen (Röm. 16:5), zu beten, ein gemeinsames Mahl oder einen Imbiß zu sich zu nehmen und jedesmal auch Freiwillige unter den Anwesenden zu bitten, dieses Blatt weiterzuverteilen, um andere einzuladen oder den Grundstock zu weiteren Zusammenkünften zu legen. Mögen sich alle geistig frei fühlen, dieses Blatt zu versenden, per e-mail zu verschicken oder es zu übersetzen."