Netzwerk Sektenausstieg e.V.

Was doch alles im Namen Gottes gemacht und getrieben wird. Welch eine Gotteslästerung. Welch eine teuflische Organisation, die Menschen zu seelischen Krüppeln macht.

Ich glaube mehr und mehr, daß die Ältesten seelenlose Monster sind, ohne Gefühl, nur machtbesessen. Mein Produzent (ich mag ihn immer weniger als Vater bezeichnen) ist ein ebenso gefühl- und seelenloses Monster. Und auch mein "Vater" ist in seiner Sexualität nicht sauber. Aber das kann und möchte ich lieber nicht erzählen, denn es hat direkt mit mir zu tun!

Ich verkrafte das alles noch nicht. Meine Mutter hat ihn, den großen Versammlungsdiener, immer gedeckt. Sie war nie für mich da, hat sich in meiner ganzen Kindheit niemals schützend vor mich gestellt. Umso länger und öfter hielt er Ansprachen und Vorträge über die Liebe. Und zu Hause hat er uns mit einem mehrfach zusammengelegten Elektrokabel geschlagen, nur weil wir Kinder zum Beispiel beim Vorbereiten des Wachtturms nicht mit dem Lineal unterstrichen haben, sondern einfach etwas krumm.

Mich überkommt immer wieder eine mörderische Wut, ein solch großer Haß auf diese scheinheiligen, verlogenen zeugen, daß ich alles nur rausschreien möchte.

Mein Vater sagte schon als Kind zu mir, immer wenn ich ihm widersprochen habe, ich sei von Dämonen besessen. Ich bekam kein Lob, keine Anerkennung z.B. bei guten Schulnoten. Ich mußte demütig gehalten werden, denn es durfte schließlich nicht sein, daß ich mich als einzige Tochter über meine zwei Brüder "erhebe", hieß es.

Heute bin ich aus der Sekte draußen, habe kein Selbstbewußtsein, kein Selbstvertrauen, dafür aber umso mehr Minderwertigkeitsgefühle. Es macht mir z.B. Angst, nur einen VHS-Kurs zu besuchen. Sicher fühle ich mich nur allein in meiner Wohnung. Aber das muß sich ändern. Ich brauche Menschen in meinem Leben. Aber ich merke auch, daß ich kleine Schritte machen muß.

Die ZJs stehen in der Öffentlichkeit immer noch als die Saubermänner der Welt da - mit ihrem festgefrorenes Dauergrinsen, stets frisch rasiert, mit weißem Hemd, Krawatte und Anzug. VIel zu viele labile Menschen fallen darauf herein. Es müßte viel mehr Informations- und Aufklärungsarbeit gemacht werden. Die ZJs haben immer noch ein viel zu gutes Image.

Nächstes Jahr gehe ich für 8 Wochen in eine psychosomatische Klinik. Dem Himmel sei Dank, daß die Krankenkasse das bezahlt, ebenso die ambulante Therapie. Aber es dauert, bis man das alles, diesen ganzen Wahnsinn, den man hautnah erleben mußte, aufgearbeitet hat.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man Nicht-Zeugen-Jehovas, also ganz normalen Menschen, das alles gar nicht erklären kann. So habe ich alles in mich reingefressen, hatte schwerste Depressionen. Heute bin ich - dank dem liebevollen System der WTG - Frührentnerin. Und das soll die Organisation Gottes auf Erden sein. Eine Organisation, die Frauen zu demütigen seelischen Krüppeln macht und aus Männern machtgeile Herrscher.

Und nach außen demonstriert man die glückliche, vorbildliche Familie.

B., den 27.10.1996